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Fonds-News KW 38 | 16.09.2025
Frankreichs Schuldenkrise – eine Herausforderung für die Eurozone und die Märkte
Frankreich, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone, steht vor einer fiskalischen und politischen Krise: 2024 betrug die Staatsverschuldung rund 3,3 Billionen Euro, was einer Schuldenquote von rund 113 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) entspricht. Das Land überholt damit Italien in absoluten Zahlen und setzt sich an die Spitze der EU-Schuldenstaaten. Das Haushaltsdefizit lag 2024 bei rund 5,8 %, weit über dem Maastricht-Grenzwert von 3 %, und die politische Instabilität verschärft die Lage zusätzlich. Die Ratingagentur Fitch hat angesichts der Probleme zuletzt das Rating auf A+ herabgestuft – mit stabilem Ausblick. Doch nicht nur Frankreich glänzt mit Schulden, auch in vielen anderen Ländern der Welt steigt die Verschuldung – inklusive Österreich. Die Märkte lassen sich davon bisher aber nur wenig beeindrucken.
Politische Krise als Brandbeschleuniger
Die Regierungskrise in Paris – ausgelöst durch den Rücktritt von Premierminister François Bayrou nach einer gescheiterten Vertrauensabstimmung – hat das Vertrauen der Märkte weiter beeinträchtigt, da zu erwarten ist, dass die Umsetzung dringend notwendiger Reformen zur Haushaltskonsolidierung und zur Wiederherstellung der fiskalischen Glaubwürdigkeit weiter verzögert wird. Die Folge ist ein wachsender Reformstau, der sich direkt auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und die Wahrnehmung Frankreichs auf den internationalen Finanzmärkten auswirkt. Die Unsicherheit über die politische Zukunft Frankreichs hat das Potenzial die Volatilität zu erhöhen.
Märkte geraten noch nicht in Panik
Die Auswirkungen auf den Anleihenmarkt sind noch überschaubar. Die Risikoprämien für französische Staatsanleihen haben sich angesichts der Regierungskrise zwar etwas ausgeweitet, erreichten aber noch kein besorgniserregendes Niveau. Sie sind bereits in den letzten Jahren angestiegen und liegen derzeit (Stand 12.09.2025) sogar noch unter den jüngsten Höchstständen. Dennoch ist eine weitere Erhöhung nicht auszuschließen. Im 10-jährigen Bereich liegen Frankreichs Renditen allerdings inzwischen nahezu gleichauf mit Italien, das einstige Sorgenkind Griechenland hat inzwischen sogar schon eine niedrige Rendite. Das zeigt, wie stark das Vertrauen in die französische Bonität gesunken ist. Ratingagenturen wie Fitch, Moody‘s und S&P beobachten die Entwicklung mit Sorge. Fitch hat jüngst die Bonität von Frankreich auf A+ herabgesetzt. Auch wenn die Märkte dies schon erwartet hatten und es daher nicht unmittelbar zu einem Anstieg kam, könnte eine solche Maßnahme die Refinanzierungskosten weiter erhöhen und eine Negativspirale auslösen: steigende Zinsen, sinkende Investitionen, wachsendes Haushaltsdefizit.
Auch die Aktienmärkte zeigen bisher kaum Reaktionen. Sie rechnen offenbar mit einem beherzten Eingreifen der EZB, sollte sich die finanzielle Lage weiter zuspitzen. Ex EZB-Chef Mario Draghis „Whatever it takes“ hat die Eurozone schon einmal gerettet und die Aktienmärkte beruhigt. Die Märkte scheinen dies in Zukunft ebenfalls zu erwarten und preisen dies entsprechend ein. Dennoch kann die Unsicherheit über die politische Zukunft Frankreichs – etwa mögliche Neuwahlen oder ein Rücktritt Macrons – die Volatilität an den Märkten erhöhen.
EZB in Wartestellung
Die Europäische Zentralbank hat die Leitzinsen zuletzt stabil gehalten und signalisiert eine abwartende Haltung. Zwar steht das Transmission Protection Instrument (TPI - ein Anleihenkaufprogramm seitens der Notenbank) bereit um „ungeordnete Marktdynamiken“ zu bekämpfen, doch ein gezielter Eingriff zugunsten Frankreichs wäre politisch heikel und rechtlich umstritten. Die Märkte setzen dennoch auf das berühmte „Whatever it takes“ als psychologischen Stabilisator. Doch die Dimension der aktuellen Krise übersteigt die damalige Situation – das Volumen der benötigten Hilfspakete könnte die Grenzen des machbaren sprengen. Frankreich ist kein Randstaat wie Griechenland 2010, sondern eine zentrale Säule der Eurozone. Ein wirtschaftliches Taumeln Frankreichs könnte weitreichende Folgen für die gesamte Währungsunion haben.
Schulden als weltweites Problem – auch Österreich reiht sich ein
Frankreich ist aber kein Einzelfall. Weltweit kämpfen Staaten mit steigender Verschuldung. Beispielsweise sind die USA, die größte Volkswirtschaft der Welt, mit rund 35 Billionen US-Dollar Schulden (rund 121 % des BIP) unter Druck. Die politische Polarisierung erschwert dort eine nachhaltige Haushaltspolitik. Japan hat eine Schuldenquote von rund 237 % des BIP, bleibt aber dank niedriger Zinsen und einer starken Inlandsfinanzierung derzeit stabil. Mit einer Schuldenquote von rund 62 % steht Deutschland vergleichsweise solide da, doch auch hier wächst der Druck durch EU-Hilfen, geopolitische Herausforderungen und steigende Sozialausgaben (Stand 2024).
Auch Österreich sieht sich mit einer besorgniserregenden Entwicklung seiner Staatsfinanzen konfrontiert. Der öffentliche Schuldenstand ist im ersten Quartal 2025 auf 412,6 Milliarden Euro gestiegen. Die Schuldenquote liegt nun bei 84,9 % des BIP, deutlich über der Maastricht-Grenze von 60 %. Die EU-Kommission hat bereits ein Defizitverfahren gegen Österreich empfohlen. Trotz eines angekündigten Sparpakets, das vor allem Steuererhöhungen umfasst, rechnet die Regierung mit einem Haushaltsdefizit von 4,5 % für das laufende Jahr. Die Zinslast für die österreichischen Staatsschulden beträgt mittlerweile über 8 Milliarden Euro jährlich, was den fiskalischen Spielraum zunehmend einschränkt. Die Auswirkungen auf die Finanzmärkte sind bislang moderat, da Österreich weiterhin als kreditwürdig gilt. Dennoch wächst die Sorge, dass eine anhaltende Schuldenexpansion – insbesondere im Zusammenspiel mit steigenden Zinsen –zu einem Vertrauensverlust führen könnte. Die Kapitalmärkte beobachten die Entwicklung aufmerksam, insbesondere im Hinblick auf die politische Stabilität und die Umsetzung der angekündigten Konsolidierungsmaßnahmen.
Schuldenthema bleibt Risiko
Insgesamt wird die globale Schuldenproblematik zunehmend zu einem Risiko für die Finanzmärkte. Die Volatilität könnte sich weiter erhöhen, der Druck nach oben auf lange Staatsanleihen könnte anhalten. Investor:innen suchen nach sicheren Häfen, doch diese werden rar. Die Gefahr einer globalen Schuldenkrise wächst – insbesondere, wenn große Volkswirtschaften wie Frankreich ins Wanken geraten. Frankreichs Schuldenkrise ist nicht nur ein nationales Problem, sie hat auch das Potenzial die Stabilität der gesamten Eurozone zu bedrohen und eine neue Finanzkrise auszulösen. Allerdings scheint die Ansteckungsgefahr im Unterschied zur Eurokrise geringer. Die Peripheriestaaten haben deutliche Fortschritte gemacht, allen voran Spanien. Das Wirtschaftswachstum ist gut und die Staatshaushalte widerstandsfähiger. Zudem wird anhaltend damit gerechnet, dass die europäische Notenbank alles tun wird, um die Märkte zu stabilisieren, und sie hat auch schon entsprechende Instrumente dafür. Dennoch werden auch die Staaten an ihrer Haushaltspolitik arbeiten müssen, um künftigen Krisen entgegenzuwirken.
Neben den handels- und geopolitischen Konflikten sollten Anleger:innen auch die Schuldenentwicklung nicht aus den Augen verlieren. Sie birgt ebenfalls das Potenzial, die Volatilität zu erhöhen. Eine breite Diversifikation, wie wir sie in den Fonds der Steiermärkischen Sparkasse haben, ist unserer Ansicht nach daher anhaltend angeraten. Auch Gold kann in einem solchen Umfeld einen Beitrag leisten. Für weitere Informationen steht Ihnen auch Ihre Kundenbetreuer:in gerne zur Verfügung!
TP
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