Containerschiff

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Fonds-News KW 32 | 05.08.2025

Weltwirtschaft trotzt Zöllen

Laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) haben sich die globalen Wachstumsperspektiven im Vergleich zum Frühjahr aufgehellt. Auch die Eurozone dürfte stärker wachsen als zunächst erwartet, doch die Entwicklungen sind von Land zu Land sehr unterschiedlich. Zudem ist es im aktuellen Umfeld schwierig, verlässliche Prognosen zu erstellen. Insbesondere die US-Zollpolitik stellt einen großen Unsicherheitsfaktor dar.

Die Weltwirtschaft zeigt sich widerstandsfähiger als erwartet

Laut dem jüngst veröffentlichten Update des IWF zeigt sich die Weltwirtschaft im heurigen Jahr widerstandsfähiger als zu Jahresbeginn erwartet. Der IWF hat in seiner Juli-Prognose die globalen Wachstumsaussichten für 2025 leicht nach oben korrigiert. Das globale Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll demnach um rund 3 % wachsen, eine Anhebung von 0,2 Prozentpunkten gegenüber der April-Schätzung. Für das Jahr 2026 wird ein Wachstum von rund 3,1 % erwartet. Trotz dieser jüngsten Anhebung der Prognosen liegen die Schätzungen aber immer noch unter dem Wachstum von rund 3,3 % im Jahr 2024 laut IWF.

Die jüngste Anhebung ist vor allem auf die unerwartet starke Handelsaktivität im ersten Halbjahr, die durch sogenannte Vorzieheffekte ausgelöst wurde, zurückzuführen. US-Unternehmen tätigten vermehrt Importe, um möglichen Zollerhöhungen zuvorzukommen. Davon profitierten Unternehmen weltweit. Diese Effekte dürften aber nur temporär sein und im weiteren Jahresverlauf nachlassen, da die Lager bereits gut gefüllt sind. Auch der Zollschock hat sich weniger stark ausgewirkt als zunächst befürchtet. Dies ist insbesondere auf die angekündigten Zollpausen und den im Raum stehenden Zollabkommen mit diversen Ländern, die die ursprünglich angedrohten Zollsätze tendenziell etwas senken, zurückzuführen.

Die regionalen Wachstumsperspektiven zeigen sich sehr unterschiedlich

In den USA wird ein BIP-Wachstum von rund 1,9 % prognostiziert, aufgrund der Zollabkommen etwas höher als noch im Frühjahr. Dies bedeutet zwar eine deutliche Abschwächung seit dem Vorjahr (+2,8%), eine Rezession scheint jedoch nicht in Sicht. Dies dürfte auch zur Entscheidung der Fed im Juli, die Zinsen unverändert zu belassen, beigetragen haben. Ein weiterer Grund dürften die anhaltend erhöhte Inflation und die gestiegenen Inflationserwartungen aufgrund der US-Zollpolitik sein. Zölle verteuern Importe, was die Produktionskosten vieler Güter steigen lässt. Unternehmen wiederum könnten die höheren Kosten an Verbraucher weitergeben. Um einem Ausufern der Inflation wie zum Beispiel 2022, wo in der Spitze sogar rund 9 % erreicht wurden, entgegenzuwirken, behält die US-Notenbank derzeit ihr erhöhtes Zinsniveau noch bei.

Die Wachstumslokomotiven finden sich unter den Schwellenländern. Hierzu zählen insbesondere Indien (+ 6,4 %), Argentinien (+ 5,5 %) oder China (+ 4,8 %). Chinas Aussichten haben sich deutlich verbessert, da es den Exportrückgang in die USA durch Exporte in andere Länder kompensieren konnte. Auch die Vorzieheffekte, die deutliche Senkung der US-Zölle im Rahmen der Zollverhandlungen und die gezielten Stimulusmaßnahmen der chinesischen Regierung, insbesondere in Bezug auf Infrastrukturinvestitionen und Technologieförderung um externe Schocks abzufedern, haben sich unterstützend ausgewirkt.

In der Eurozone wurde die Prognose um 0,2 % erhöht, mit rund 1 % bleibt das Wachstum aber verhalten. Die EZB bleibt angesichts der ungewissen Zollauswirkungen abwartend und hat den Einlagenzins zuletzt unverändert bei 2 % belassen. Deutschlands Wachstum schneidet mit nur 0,1 % besonders schwach ab – trotz des milliardenschweren Verteidigungs- und Infrastrukturpaketes. Wachstumstreiber der Eurozone sind Länder wie Irland (+ 2,3 %) und Spanien (+ 2,5 %) – einstige Sorgenkinder der EU. Österreich zeigt sich mit einem prognostizierten Wachstum von rund 1,1 % im Mittelfeld. Die österreichische Wirtschaft profitiert von einer stabilen Inlandsnachfrage, leidet jedoch unter der Exportabhängigkeit gegenüber Deutschland und den USA.

US-Zollpolitik als großes Risiko

Die neue US-Handelspolitik zielt auf eine Reindustrialisierung und Reduktion der Importabhängigkeit ab. Gleichzeitig soll die US-Steuerreform „Big Beautiful Bill“ unterstützend wirken, sie dürfte aber auch zu einem Anstieg des US-Haushaltsdefizits führen. Zölle sind ein Mittel, um die heimische Produktion zu stärken und den Anstieg der Schulden auszugleichen, was aber vermutlich nur zum Teil gelingen wird. Seit Jahresbeginn hat die US-Regierung deshalb eine Reihe neuer Zölle eingeführt. Der erwartete effektive US-Zollsatz ist zuletzt aufgrund der angekündigten Zollpausen und Abkommen wieder etwas gesunken, liegt aber immer noch bei rund 17,3 %. 2024 lag der durchschnittliche Zollsatz auf alle Importe in die Vereinigten Staaten einschließlich der EU laut Statista noch bei rund 2,5 %.

Bilaterale Zollabkommen können internationalen Handel schwächen

Die USA haben zuletzt mehrere bilaterale Zollabkommen geschlossen bzw. sind in Verhandlungen hierzu. Kurzfristig sollte dies die Handelsbeziehungen stabilisieren, zumal in den meisten Fällen eine Einigung auf einen niedrigeren Zollsatz als ursprünglich angedroht möglich scheint. Dies begünstigte auch die Wachstumsaussichten. Bilaterale Handelsabkommen können aber zu einer Fragmentierung des Welthandles führen, was diesen auf Dauer schwächen könnte.

Nach der Androhung von Zöllen von 30 % sieht das Ende Juli angekündigte Abkommen mit der EU einen Basiszollsatz von 15 % auf die meisten EU-Produkte vor. Ein drohender Handelskrieg wurde vorerst abgewendet, alle Details und Gegenleistungen sind jedoch noch nicht ausgehandelt. So stehen Zölle von 50 % auf Stahl und Aluminium, millionenschwere Energieimporte aus den USA, Marktzugangserleichterungen für US-Unternehmen und Investitionen in den USA im Raum. Das Abkommen mit Großbritannien sichert nur weitgehend den Status quo und dürfte so auch kaum für zusätzlichen Wachstumsimpulse sorgen. Der Deal mit Japan sieht Zollbefreiungen für Hightech- und Pharmaexporte vor und stärkt Japans Rolle als strategischer Partner der USA im asiatisch-pazifischen Raum, was das Wachstum fördern sollte. Mit China wird intensiv an einem Zollabkommen verhandelt und zuletzt wurde auch ein Deal mit Südkorea angekündigt. Der Schweiz wurden zuletzt hingegen Zölle von 39 % angekündigt.

Ein fragiles Gleichgewicht

2025 zeigte die Weltwirtschaft bisher eine überraschende Stärke. Trotzdem ist die Lage unsicher. Strukturelle Probleme wie zum Beispiel der zunehmende Protektionismus, geopolitische Spannungen, weniger stabile Lieferketten, eine Fragmentierung des Welthandels und eine hohe Staatsverschuldung können sich dämpfend auf das Wirtschaftswachstum auswirken. Damit sich die Weltwirtschaft wirklich erholt, braucht es aber entsprechend dem IWF einen fairen und verlässlichen Handel, gute Zusammenarbeit zwischen Ländern und grundlegende Reformen.

Die Finanzmärkte reagierten auf die jüngsten Handelsabkommen wenig euphorisch. Die Auswirkungen der neuen Zölle sind im Detail noch nicht abschätzbar und teils auch noch nicht final ausgehandelt. In den USA wird aber bereits ein inflationsbedingter Reallohnverlust erwartet, der mittelfristig den Konsum dämpfen könnte. Auch die Zentralbanken stehen vor einem geldpolitischen Dilemma: Einerseits müssen sie eine möglicherweise wieder steigende Inflation bekämpfen, andererseits gegebenenfalls die Konjunktur stützen. Sollte Trump seine Meinung wieder ändern und die Zölle wieder anheben, könnten sich die Wachstumsaussichten ebenfalls rasch wieder eintrüben. Trotz der aktuellen Zoll-Deals bleibt die US-Zollpolitik daher ein zentrales Risiko für die weitere Weltwirtschaftsentwicklung und damit auch für die Märkte. Das Umfeld bleibt herausfordernd!

In den Fonds der Steiermärkischen Sparkasse mit variabler Aktienquote bleiben wir angesichts der noch anhaltenden Unsicherheiten vorerst weiterhin neutral ausgerichtet. Insgesamt setzen wir auf eine breite Diversifikation in unterschiedlichen Ländern und Regionen, um Risiken zu streuen und globale Potenziale nützen zu können. Für weitere Informationen steht Ihnen auch Ihre Kundenbetreuer:in gerne zur Verfügung!

TP

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