Klara möchte Frauen dazu inspirieren, ihren Weg in die finanzielle Unabhängigkeit zu gehen

Klara Maria Gerstl ist 20 Jahre alt und arbeitet seit ihrem Schulabschluss als Kundenbetreuerin bei der Erste Bank. Neben ihrem Job macht sie berufsbegleitend ihren Bachelor. In ihrer Freizeit spielt sie leidenschaftlich gerne Rugby und genieße es, sich in der Natur zu bewegen. Ihr Herzensthema? Finanzbildung von Frauen. 

Klara, woher kommst du?
Ich bin in Wien aufgewachsen. Ich bin ein Großstadtmensch und komme aus einer Großfamilie. Ich habe drei Geschwister und meine Mutter hat 16 Geschwister - Großfamilie ist ein Teil von mir. Ich habe gelernt, aufeinander zu schauen, Rücksicht zu nehmen. Zu schauen: Wie geht es gerade den anderen? 

Warum ist dir das Thema Finanzbildung bei Frauen so wichtig?
Ich bin in einer liebevollen Familie, mit einer damals klassischen Rollenverteilung aufgewachsen. Mein Vater hat das Geld verdient, die Wohnung gekauft, einen Kredit aufgenommen. Ich habe mich damals gefragt: Was passiert, wenn einer nicht mehr da ist? Wenn irgendetwas schief gehen sollte? Wenn man getrennte Wege geht? Man hofft es nicht, aber was passiert, wenn doch? Das hat mich sehr geprägt. 

Wann hast du gemerkt, dass Du als Frau finanziell unabhängig sein willst? 

Ich war 14 Jahre alt und es gab eine Krise zwischen meinen Eltern. Da habe ich gemerkt: ich will als Frau finanziell unabhängig sein. Ich will nicht so leben, wie alle in meinem Umfeld leben. Die Frau bleibt zu Hause, geht in Karenz, der Mann wird befördert, verdient entscheidend mehr Geld. Das muss sich doch irgendwann ändern. Meine finanzielle Unabhängigkeit war mir sehr wichtig. 

Frauen, Männer und Finanzen: Wie hast du das erlebt?
Ich habe meine Ausbildung auf einer Wirtschafts- und Tourismusschule gemacht und es war ganz klar, dass es eine Teilung gibt: Tourismus ist die Welt der Frauen und Wirtschaft ist die Welt der Männer. Das war ganz eindeutig. 

Du bist eine Frau? Dann ist das Wirtschaftsthema für dich nebensächlich. Du bist ein Mann? Dann gehörst du in die Wirtschaft. 

Ich habe damals auch ein Praktikum in der Tourismusbranche gemacht und gesehen: die ganzen Führungspositionen sind von Männern besetzt und die ganze Arbeit wird von Frauen gemacht. Da habe ich gedacht: Das muss sich ändern!  

Wie bist du zur Finanzbranche gekommen? 
Meine Cousins haben mich ermutigt, mich bei einer Bank zu bewerben. Ich bin so bei der Erste Bank gelandet und habe schnell gemerkt: Das ist es, was mich interessiert! 
 

Was muss sich ändern? 
Finanzielle Bildung kommt in der Schule nicht vor. Und das sollte sich ändern. Und muss gefördert werden. Finanzbildung sollte so früh wie möglich beginnen und Teil des Lehrplans sein. Fragen wie: Was heißt es, wenn ich Teilzeit arbeite? Was heißt es, wenn ich ein Kind bekomme? 

Dann das Thema Gender Pay Gap: Bei einem immer noch vorherrschenden traditionellen Familienmodell ist mein Vorschlag, dass der Vater in die Pensionskasse der Frau einbezahlen muss, wenn diese in Teilzeit ist, wenn sie auf die Kinder aufpasst. Das wäre eine super Lösung, um zu verhindern, dass Frauen in Armut geraten. Es gibt die Möglichkeit, aber sie ist freiwillig und wenige wissen überhaupt davon. 

Es ist auch noch immer nicht Standard, das jede Frau in Österreich ihr eigenes Konto hat. Es sollte möglich sein, dass jede Frau ihr eigenes Konto hat und über ihr Geld verfügen kann. 

Und zuletzt: Es braucht auch mehr weibliche Vorbilder in der Finanzbranche. Die Finanzwelt ist immer noch so männlich und weibliche Sichtbarkeit so wichtig, um sich selbst in diesen Vorbildern sehen zu können. Damit könnte man sehr viel bewirken. 
 

Wieso braucht es Frauenförderung? 
Es gibt immer noch zu wenig Aufklärung, wenn es um den Gender Pay Gap und den Gender Pension Gap geht. Dazu kommt, dass vieles unbewusst abläuft und wir uns alle mit unseren Vorurteilen auseinandersetzen müssen. Daher braucht es Initiativen, die sich mit diesen Themen beschäftigen. 

Deshalb finde ich es super, dass bei der Erste Group eine Frauenquote beachtet wird. Und das Frauen in Führungspositionen kommen. Das ist mir sehr wichtig. 
 

Du bist Botschafterin der Finanzbildungsinitiative she invests. Was ist dir an dieser Arbeit wichtig? 
Ich war sehr froh, als ich auf she invests gestoßen bin. Mich hat das Thema schon immer interessiert. Inzwischen bin ich Botschafterin von she invests für die Filialen der Erste Bank. Ich versuche, mehr aufzuklären und versuche auch die Mitarbeiter:innen zu bewegen, diese Themen mit ihren Kundinnen zu besprechen, ihre Kundinnen zu Webinaren einzuladen. Ich will einen Unterschied machen. 

Es gibt sehr viele Kundinnen, die zu uns kommen und einen Kredit brauchen, weil sie sich ihr Leben nicht mehr leisten können. Und ich glaube, es ist wichtig, unsere Kundinnen aufzuklären, damit sie gar nicht erst in diese Situation kommen.  

Was ist dein Motto?
Es ist nie zu spät. Egal, was man verändern möchte, es ist nie zu spät. Wenn du noch eine tolle Reise machen möchtest, dann mach die Reise. Aber auch auf das Thema Finanzen bezogen: Fang an, zu sparen, mach eine Veränderung. Es ist nie zu spät. Lieber fange ich heute an als gar nicht. 

Wo gehst du hin? 
Ich will ein Vorbild sein, für Frauen, die finanziell unabhängig sein wollen. Es ist ja immer noch so, dass das Thema Finanzen immer noch so gesehen wird, als ginge es nur Männer in Anzügen etwas an. Und ich möchte zeigen, dass es auch anders geht. Dass es nicht nur Männer etwas angeht, sondern auch Frauen. Ich möchte Veränderung bewirken, auch bei jungen Frauen. 

Danke liebe Klara für das nette Gespräch.