Nur keine Mogelpackung
Das Wort „nachhaltig“ alleine macht Fonds nicht automatisch grün. Es lohnt sich, genauer hinzuschauen und zu analysieren. Denn Nachhaltigkeit am Kapitalmarkt hat viele Facetten.
Der Klimawandel ist ein omnipräsentes Thema und bereitet Menschen auf der ganzen Welt ernsthafte Sorgen. Es geht darum, unseren Lebensraum nachhaltiger zu gestalten, ressourcenschonender zu agieren, die Einhaltung von Arbeitsvorschriften zu überwachen sowie saubere Lieferketten zu etablieren. Diese Ziele sind unter anderem auch wesentliche Bestandteile, wenn es um die Klassifizierung von nachhaltigen Fonds geht.
Nachhaltiges Wirtschaften hat für Kunden im Finanzbereich einen hohen Stellenwert. Damit man in diesem Zusammenhang den Überblick behält, hat die Europäische Union (EU) eine Taxonomie zur Einstufung von Fonds geschaffen. Die Klassifizierung erfolgt in Artikeln, die beschreiben, wie „grün“ ein Fonds tatsächlich ist. So sind zum Beispiel Artikel-6-Anlageprodukte nicht mit Nachhaltigkeitszielen versehen. Auf der anderen Seite steht die Artikel-9-Produktpalette, die neben konkreten Nachhaltigkeitszielen auch die Wirksamkeit zur Erreichung nachweisen muss.
ESG im Fokus
Wenn man von ESG spricht, bezieht man sich auf drei wesentliche Kernthemen, die den Schwerpunkt eines nachhaltigen Fonds bilden. ESG steht für Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung). „Wenn ein Fonds im Zusammenhang mit ESG genannt wird, dann schaut es nach einer nachhaltig und sauber klingenden Form der Geldanlage aus“, so Bernhard Wutte, Leiter Vermögensmanagement der KREMSER BANK. „Allerdings kann der erste Eindruck täuschen.“ Worauf sich der Kapitalmarktexperte bezieht, ist das sogenannte Greenwashing. „Wenn sich Anleger für ein nachhaltiges Investment entscheiden und damit in ökologische oder humanitäre Projekte investieren wollen, ist es besonders schlimm, wenn Fonds ESG oder Nachhaltigkeit im Namen haben, aber es inhaltlich nicht erfüllen. Schlussendlich geht es um den Schutz der Anleger“, so Wutte.
Greenwashing
Ein Blick in den Duden, und die Begrifflichkeit ist rasch erklärt. Bei Greenwashing handelt es sich um den Versuch (von Firmen, Institutionen), sich durch Geldspenden für ökologische Projekte, PR-Maßnahmen o. Ä. als besonders umweltbewusst und umweltfreundlich darzustellen. „Wenn also ein Fonds Greenwashing betreibt, bedeutet das, dass er sich grüner darstellt, als er tatsächlich ist. Entgegen den Angaben der Fonds-Verkaufsprospekte werden EGS-Faktoren in der praktischen Ausgestaltung eines Fonds nur wenig berücksichtigt“, erklärt Wutte den Tatbestand. „Auch wenn ein Anlegertrend zu Investitionen in nicht fossile Brennstoffe geht und konkrete Umweltschutzthemen präsenter werden, bleibt es dennoch ein Spannungsfeld zwischen gutem Gewissen und Rendite der Geldanlage“, bringt Wutte die Tatsache auf den Punkt, dass eine grüne Geldanlage unter dem Strich keine Geldvernichtungsmaschine sein darf.
Damit man diesem Phänomen im Fondsmanagement der KREMSER BANK gleich von Anfang entgegenwirkt, hat man einen speziellen strategischen Ansatz für Analysetätigkeiten aufgesetzt. „Wir betrachten ESG-Strategien im Kontext langfristiger Wertschöpfung, dabei starten wir im Zuge unserer Analysen von hinten – also bei der Unternehmensführung, beim G“, erklärt Wutte.
Warum „G“ wichtig ist
Unter einer guten Unternehmensführung im Sinne des ESG versteht man ein entsprechendes unternehmerisches Leitbild mit einer eigenen Unternehmenskultur. Unternehmen, die sich ehrlich mit dem Thema einer guten Governance auseinandersetzen, sind nachweislich in Krisenzeiten deutlich stabiler. Infolge ihres Bemühens und der Etablierung entsprechender interner Strukturen werden Krisen von vornherein vermieden oder können zumindest gut ausgeglichen werden. Wenn Themen wie soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz, Gendergerechtigkeit, faire Gehälter, Lieferketten etc. im Vorfeld klar definiert und geregelt sind, schafft das Vertrauen. „Eine gute Unternehmensführung mit ihren klaren, zielgerichteten Strukturen und einer transparenten Aufgaben- und Kontrollverteilung stellt für unsere Analysephase die Grundlage für alle weiteren ESG-Aspekte dar. Daher stellen wir das G im Zuge unseres strategischen Ansatzes an erste Stelle. Darauf bauen wir dann die weiteren ESG-Komponenten auf und prüfen weiter, ob ein Unternehmen überhaupt noch Wachstumspotenzial im Bereich Umwelt oder Soziales hat“, so Wutte.
Potenzial im „E“
Diese Kategorie befasst sich mit den konkreten Auswirkungen von Unternehmen auf die Umwelt und den Maßnahmen, die dazu beitragen, die Klimaziele zu erreichen. Dabei werden Aspekte wie Emissionen und Klima, Materialien und Ressourcennutzung, Energie und Wasser sowie der Lebenszyklus und die Lieferkette berücksichtigt. „Wir bewerten investitionswürdige Unternehmen nicht ausschließlich nach dem, was sie schon erreicht haben, sondern blicken lieber auf Ziele und Entwicklungs- oder Einsparungspotenziale in diesem Segment. Nur wer zum Beispiel seinen CO2-Fußabdruck reduzieren kann oder mit Technologien dazu beitragen kann, dass es auf globaler Ebene funktioniert, hat für uns auch Zukunftspotenzial. Gleiches gilt auch für Ressourceneffizienz, Naturschutz, Biodiversität, Wasser- und Luftqualität“, fasst Wutte zusammen.
Diese detaillierte Analysephase von Investmentchancen findet laufend beim im Haus gemanagten Fonds Pro Invest Care Anwendung. Dieser Fonds aus der KREMSER BANK-Fondsfamilie nutzt nämlich vorranging die vielfältigen Investmentmöglichkeiten mit nachhaltiger Ausrichtung an den internationalen Aktienmärkten. Wie die Ausgestaltung des Fonds ist und welche Anlageperspektiven sich dahinter verbergen, darüber informieren die KREMSER BANK-Kundenbetreuer:innen gerne in persönlichen Anlagegesprächen.