Innsbruck, 13. Juli 2023

 

Wohnbaustudie 2023: Der Wunsch nach Eigentum ist weiter ungebrochen

  • 73 Prozent der Tiroler:innen wollen in Eigentum leben
  • 88 Prozent mit derzeitiger Wohnsituation zufrieden
  • Steigende Energie- und Wohnkosten sind großes Thema
  • 8 von 10 zweifeln an Leistbarkeit

Ob die Pandemie, die das Büro in die eigenen vier Wände brachte, oder die Energiekrise, die die Wohnkosten für alle spürbar teurer machte – kaum ein Bereich ist so von den Krisen der letzten Jahre betroffen wie das Wohnen. Eine aktuelle, repräsentative INTEGRAL-Studie im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen sowie s REAL zeichnet ein Stimmungsbild, wie die Tiroler:innen ihre Wohnsituation selbst wahrnehmen und wie sie ihre Zukunft planen.

„Die eigenen vier Wände – im Idealfall im Eigentum – bilden seit Generationen eines der brennendsten Themen für die Tiroler Bevölkerung. Trotz aktueller Heraus­forderung sind wir überzeugt, dass die Verwirklichung des eigenen Wohntraums nach wie vor möglich ist. Von der Immobiliensuche bis hin zur passenden Finanzierung samt Fördermöglichkeiten und Absicherungsvarianten stehen unsere Wohnbauspezialist:innen mit Rat und Tat zur Seite. Es braucht hier aber von allen Akteur:innen am Markt ein klares Bekenntnis, den Aufbau von Eigentum noch mehr zu fördern und die aktuell geltenden Regelungen weiter anzupassen“, so Martin Modersbacher, Leiter Privater Wohnbau Tiroler Sparkasse.

Die überwiegende Mehrheit (88 %) der in Tirol Lebenden ist mit der eigenen Wohnsituation zufrieden. „Wohnen stellt einen wichtigen Faktor für die Lebensqualität dar. Umso erfreulicher ist es, dass die Tiroler:innen mit ihrer Wohnsituation großteils zufrieden sind. Ausschlaggebend für die Zufriedenheit sind die Lage, die Größe der Wohneinheit, eigene Außenflächen sowie die Wohngegend – für alle bleibt aber auch die Leistbarkeit ein Thema“, gibt Ingmar Schwabl, Geschäftsführer s REAL Immobilien Tirol, einen Einblick. Im Vergleich mit Gesamtösterreich zeigt sich, dass die Zufriedenheit insgesamt, aber auch mit einzelnen Aspekten des Wohnens und der Umgebung in Tirol etwas höher ist (österreichweit 81 %).

Ingmar Schwabl, Geschäftsführer s REAL (links) und Martin Modersbacher, Leiter Privater Wohnbau Tiroler Sparkasse präsentieren die Wohnbaustudie 2023.

Ingmar Schwabl, Geschäftsführer s REAL Immobilien Tirol (links) und Martin Modersbacher, Leiter Privater Wohnbau Tiroler Sparkasse präsentieren die Wohnbaustudie 2023.
Fotonachweis: Tiroler Sparkasse, Abdruck honorarfrei

Wohn- und Energiekosten als Unzufriedenheitsfaktoren

Trotz aller Zufriedenheit stehen zwei Themen bei den Tiroler:innen klar im Fokus: Wohnkosten und Energieeffizienz. So würden sich 61 Prozent der Befragten eine Verbesserung bei den Energie- und 47 Prozent bei den Wohnkosten wünschen. Die durchschnittlichen monatlichen Wohnkosten liegen in Tirol mit 706 Euro über dem Durchschnitt (österreichweit 647 Euro). Gegenüber 2016 haben sie sich um etwa 150 Euro erhöht. Leicht gestiegen ist in den letzten sieben Jahren auch der Anteil am Haushaltseinkommen (von 31 % auf 33 %). Zusätzlich ist aber vielen Tiroler:innen das Thema Nachhaltigkeit wichtig: 65 Prozent wollen bei der Energie- oder Heizform nach­bessern, 56 Prozent in die Nachhaltigkeit ihres Wohngebäudes investieren. Ein Grund für den großen Nachholbedarf ist das Alter vieler Wohnimmobilien in Österreich. Die Mehrheit der Tiroler:innen (63 %) gibt an, in Gebäuden zu leben, die zwischen 15 und 60 Jahre alt sind.

Die Tiroler:innen sind aber gewillt, etwas dagegen zu tun. So haben knapp 30 Prozent in den näch­sten Jahren eine thermische Sanierung vor und rund ein Fünftel der Hausbesitzer:innen plant einen Heizungswechsel. Bei den zukünftig geplanten Heizformen stehen die Wärme­pumpe mit 44 Prozent (aktuell 9 %), Pellets beziehungsweise Holz mit 26 Prozent (aktuell 30 %) und Fern­wärme mit 18 Prozent (aktuell 11 %) bei den Tiroler:innen hoch im Kurs. „Die Bedeutung der Energie­effizienz hat inzwischen einen viel höheren Stellenwert. Der Neubaumarkt reagiert bereits darauf und setzt vermehrt auf Wärmepumpen und Klimazertifikate. Alte Immobilien müssen in puncto Technik, Heizsystem und Nachhaltigkeit nachrüsten“, so Ingmar Schwabl weiter.

Tiroler:innen wünschen sich Eigentum

Nach ihrer bevorzugten Wohnform gefragt, geben 73 Prozent der Tiroler:innen an, Eigentum der Miete vorzuziehen. Zum Vergleich: Aktuell wohnen laut Studie 59 Prozent in Eigentum. Eine Erklärung, wo­her der Wunsch vieler Tiroler:innen nach Eigentum kommt, liegt darin, dass der Großteil die Vorteile einer eigenen Immobilie erkannt hat. Die Einstellung gegenüber Eigentum ist in Tirol generell positiver als im Österreichschnitt. So stimmen 95 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass „Immobilien eine wertbeständige Anlage für die Zukunft sind“ (österreichweit 91 %). 80 Prozent meinen, damit „eine Sorge weniger zu haben, wenn die Wohnung oder das Haus abbezahlt ist“ (österreichweit 80 %) und 87 Prozent „zahlen lieber die Kreditrate als Miete, damit das Haus oder die Wohnung irgendwann ihnen gehört“ (österreichweit 76 %). „Eigentum bietet nicht nur Unab­hän­gigkeit, es ist auf lange Sicht auch eine wesentliche Vorsorgekomponente. Und speziell in der Pension erweitert ein abbezahltes Eigenheim den finanziellen Spielraum und leistet damit einen essenziellen Beitrag zur Prävention von Altersarmut“, betont Martin Modersbacher, Leiter Privater Wohnbau Tiroler Sparkasse.

Finanzierung – quo vadis?

Bleibt die Frage nach der Finanzierung. Die gestaltet sich in Zeiten steigender Zinsen und heraus­fordernder Regulatorik oftmals schwierig. Und dann sind da noch die weitersteigenden Immobilienpreise. Auch die Tiroler:innen zweifeln: 82 Prozent denken, dass sich „Häuser oder Eigen­tumswohnungen nur Besserverdienende leisten können“. Auch die durchschnittlichen Mieten und Betriebskosten stiegen laut Statistik Austria mit Ende 2022 um 7 Prozent im Vergleich zum Vor­jahr, während im Juli weitere Erhöhungen folgen. „Sofern man die notwendige finanzielle Basis hat, sollte man sich die Frage stellen, ob nicht Kreditrate statt Miete mehr Sinn macht. Mit fallenden Zinsen ist so bald nicht zu rechnen, die Mieten steigen währenddessen weiter – mit einem Fixzinskredit zieht man langfristig die Kostenbremse“, unterstreicht Martin Moders­bacher.

Energiekrise, Inflation und konjunkturelle Abkühlung haben in Kombination mit zunehmender Regulatorik in Form der KIM-Verordnung dazu geführt, dass sich das Wachstum der Wohn­kredite am Gesamtmarkt zuletzt verlangsamte. Aber der Bedarf an Finanzierungen besteht weiter: Laut Umfrage wollen 30 Prozent von jenen, die in den nächsten Jahren einen Umzug planen, ihr neues Zuhause mit Kredit oder Darlehen finanzieren. Martin Modersbacher dazu: „Die wirt­schaftlichen, aber auch regulatorischen Rahmenbedingungen sind momentan natürlich alles andere als einfach. Die Tiroler:innen wollen aber Eigentum aufbauen und wir wollen sie mit Finanzierungen dabei unterstützen. Hier sind alle Beteiligten am Markt gefordert – Stichwort KIM-Verord­nung – um weitere Erleichterungen für Kreditnehmer:innen umzusetzen.“

Zur Umfrage:

Wohnstudie 2023 im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen sowie s REAL: Das Markt­forschungs­institut INTEGRAL hat 232 in Tirol lebende Personen (repräsentativ für die Bevölkerung in Tirol zwischen 18 und 75 Jahren) mittels Online-Interviews zu ihrer aktuellen Wohnsituation sowie ihrer zukünftig gewünschten Art zu Wohnen gefragt. Die Gesamt­stich­probe umfasste 1.823 in Österreich lebende Personen. Die Befragung fand von 1. bis 13. März 2023 statt.

Pressekontakt

Linda Feichtner, MA

Presse und Kommunikation

presse@tirolersparkasse.at