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Fonds-News KW 29 | 15.07.2025
Der amerikanische Traum – er lebt!
Doch wie sieht die aktuelle Lage aus – Zollstreit inklusive?
Der amerikanische Traum
Der amerikanische Traum ist auch ein universeller Traum, der vor Kurzem, am 4. Juli, als Nationalfeiertag in den USA gefeiert wurde und beflügelt die USA auch heute noch. Denn dieser amerikanische Traum geht zurück auf das Abschütteln der Kolonialherrschaft, auf die menschenverbindende Deklaration von Gleichheit und Unabhängigkeit sowie den unveräußerlichen Rechten auf ein Leben in Freiheit und das Streben nach Glück. Der Erfolg der amerikanischen Wirtschaft und der Börsen geht auf all das zurück.
Wenngleich der Traum den Fakten manchmal hinterherhinkt, so stößt die Tatsache, dass die USA über mehr Millionär:innen und Milliardär:innen als irgendein anderes Land verfügen, weltweit immer noch auf viel Bewunderung und Inspiration. Allein im letzten Jahr schuf die US-Wirtschaft gemäß dem Global Wealth Report 2025 von der UBS rund 379.000 neue Millionär:innen – mehr als 1.000 pro Tag. Auch diese Errungenschaft zählt zu den prägenden Merkmalen der erfolgreichsten Wirtschaft und Börse der Welt.
Wall Street heute: zwischen Bangen und Hoffen
Das Ringen zwischen Bangen und Hoffen, zwischen Bären und Bullen ist geradezu existenziell für Börsen. Auch heute ist die Skepsis unter Investor:innen hoch. Aus einer konträren Perspektive ist das „bullish“. Denn bekanntlich entstehen Bullenmärkte in der Angst und enden in der Euphorie.
Bullenmärkte im S&P500 dauerten im Durchschnitt 6,6 Jahre mit einer durchschnittlichen Gesamtrendite von circa + 18 % pro Jahr. Der kürzeste Bullenmarkt endete 1973 mit der ersten Erdölkrise nach nur zweieinhalb Jahren. Der zum aktuellen Bullenmarkt vielleicht vergleichbarste Vorgänger dauerte zwischen Dezember 1987 und März 2000 rund zwölf Jahre. Er wies zwei Parallelen zu heute auf: einen Anstieg der Produktivität (ausgelöst durch Internet, Technologie und Telekommunikation) und die Entstehung einer neuen Weltordnung mit dem Fall der Sowjetunion 1990, die heute mit umgekehrten Vorzeichen einen globalen Anstieg der Sicherheitsausgaben fördert.
Aktueller Bullenmarkt
Der aktuelle Bullenmarkt begann am 11. Oktober 2022, also vor rund zweieinhalb Jahren. Dessen ungeachtet befürchten viele „Bären“ eine Stagflation in den USA. Inflationssorgen und die jüngste Abwärtsrevision des US-Wirtschaftswachstums oder die Verlangsamung der Konsumausgaben, steigende Arbeitslosenzahlen und die hohen US-Nominalzinsen stehen dabei im Vordergrund.
Auch US-Präsident Donald Trump zählt zu den Kritikern der hohen US-Leitzinsen. Er publizierte erst jüngst dazu einen offenen Brief an Jerome Powell, den Präsidenten der US-Notenbank Fed. Details zu diesem Konflikt sind dem letzten Wertpapier-Newsletter der vorigen Woche zu entnehmen.
Aus Anleger:innen-Perspektive scheinen uns die Kritik und die Sorgen der „Bären“ jedoch übertrieben. Es wird übersehen, dass der sinkende US-Dollar eine ähnliche Wirkung wie sinkende Zinsen hat. Zinsen sind auch Einkommen, und somit stiegen die privaten Zinserträge von US-Privathaushalten (gemäß Daten der Fed) stärker als die steigende Schuldenbelastung durch höhere Zinsen.
Der Rückgang der privaten Konsumausgaben resultiert auch daraus, dass viele Amerikaner:innen große Konsumausgaben in den Vormonaten vorzogen um den neuen Zöllen zu entgehen.
Und obwohl sich die 36 Billionen US-Staatsschulden seit dem Jahr 2002 versechsfacht haben, und sich der jährliche US-Schuldendienst in den letzten fünf Jahren fast verdoppelt hat, notieren die US-10-Jahres-Renditen nur rund einen Prozentpunkt tiefer als zu Beginn des Jahres 2002.
Was erklärt nun die scheinbare Schwerelosigkeit wachsender Schulden und Defizite? Ein unscheinbares Ventil ist der Wechselkurs. Das erste Halbjahr 2025 war das schwächste für den US-Dollar-Index seit 1973. Dazu passt der lakonische Kommentar des US-Finanzministers John Connally im Rahmen einer G6-Veranstaltung im Jahr 1971: „Der Dollar ist unsere Währung, aber ihr Problem.“
Ist die Wall Street zu teuer?
Wer weiß das schon? Bewertungen sind relativ – eine Frage der Perspektive. Meist bewegen sie die Börsen weniger als Psychologie oder Emotionen. Sinkende Zinsen, wachsende Gewinne oder ein schwacher US-Dollar könnten die Bewertungen noch höher treiben, sofern die Börsen weiter steigen. Dass die Wall Street oft teurer ist als andere Börsen hat auch mit dem immer wieder gefeierten „American Dream“ zu tun. Denn das sprichwörtliche Land der unbegrenzten Möglichkeiten inspiriert dazu, die Grenzen des Möglichen stetig zu verschieben. Der Pionier- und Innovationsgeist, Wirtschaftsliberalismus und die Währung, der US-Dollar, sowie die strukturellen Erfolgsfaktoren finden ihren Niederschlag in unübertroffenem Gewinnwachstum und Börsenerfolgen.
Anleger:innen-Stimmung
Wall Streets Bullenmarkt hat seine Mauer der Skepsis noch nicht überwunden. Bis dahin sind Anleger:innen wohl gut beraten, strategisch investiert zu bleiben. „The Market Risk Barometer“ der NZZ, Neue Zürcher Zeitung, steigt weiter. Es nähert sich damit allmählich der „roten Zone“, die die Börsen anfällig für Enttäuschungen macht. Solche Enttäuschungen dürften derzeit nur noch schwer verdaut werden. Belastend wirkten vor allem der Anstieg der Kreditrisikoprämien und die abnehmende Dynamik der zyklischen versus der defensiven Sektoren, obschon die Zykliker weiterhin die Nase vorne habe. Diese Woche stehen die beginnende Quartalsberichterstattung und die US-Inflationsraten im Fokus. In den USA berichten die Großbanken Citigroup, JPMorgan, Wells Fargo, Bank of America, Morgan Stanley und Goldman Sachs. Im Halbleitersektor richten sich die Augen der Analyst:innen und Anleger:innen auf ASML und TSMC. Die US-Konsumentenpreise (Consumer Price Index, CPI) für Juni stehen ebenso im Fokus. Erwartet wird ein leichter Anstieg der Gesamtinflation von 2,4 % auf 2,6 % im Vergleich zum Vorjahr.
Der Handelskonflikt ist zurück
Während die ursprüngliche Deadline für den Abschluss von bilateralen Handelsabkommen mit den USA am 9. Juli ergebnislos verstrich, sorgten die von US-Präsident Donald Trump medienwirksam versendeten Briefe an wichtige Handelspartner mit ihren teils horrenden Zollsätzen für Stirnrunzeln.
Obschon der Kurs des Schwergewichts Nvidia jüngst auf ein neues Höchst gestiegen ist – der Chipkonzern ist das erste kotierte Unternehmen, das eine Marktkapitalisierung von mehr als 4 Billionen US-Dollar erreicht hat – verzeichneten die beiden US-Leitbarometer S&P500 und Nasdaq 100 leichte Einbußen.
Noch keinen gröberen Einfluss hatten die angedrohten Zölle auf europäische und chinesische Aktien, die zumindest bis letzte Woche zulegen konnten und damit den von MSCI berechneten Weltaktienindex geschlagen haben.
Zollkonflikt mit den USA
Die EU legt eine neue Liste für Gegenzölle vor. So heftig die Ankündigung von Seiten der USA war, so ruhig war vorerst die Reaktion. Donald Trumps Ankündigung vom Samstag, Einfuhren aus der EU und Mexiko ab Anfang August mit einem Zoll von 30 Prozent zu belasten, brachte die Finanzmärkte kaum aus der Ruhe, wenngleich sie sich schwächer als zuvor zeigten. Diese Aussagen von Donald Trump zerstörten jedoch aufkeimende Hoffnungen auf eine baldige Vereinbarung zur Entschärfung des Handelskonflikts. Es ist aber auch nicht das erste Mal, dass Trump den Zollstreit eskalieren lässt.
Vor dem Hintergrund des brüchigen Waffenstillstands im Zollkrieg zwischen China und den USA zeigte sich Zuversicht in Fernost, abgebildet in den neu veröffentlichten Handelsdaten. Chinas Handel hat sich im Juni stärker als erwartet erholt. Chinesische Aktien legten nach Maßgabe des CSI-300-Index zu Wochenbeginn leicht zu.
Auch der Devisenmarkt zeigt sich (noch) gelassen. Er reagiert kaum auf Trumps jüngste Zolldrohungen. So hat sich der Euro nach einem kurzzeitigen Taucher sowohl gegenüber dem Schweizer Franken als auch dem US-Dollar nur in sehr engen Bandbreiten bewegt. Kräftigere Bewegungen gab es bei den Kryptowährungen. So kletterte der Wert des Bitcoins erstmals über die Marke von 120.000 Dollar. Kurstreibend wirken hier Spekulationen, dass in den USA die Regeln für den Handel mit Bitcoins gelockert werden könnten.
Wie reagiert nun die EU
Die EU packt angesichts der Eskalation des Zollkonflikts durch Donald Trump ihre Druckmittel aus. Sie bereitet zusätzliche Gegenzölle auf Importe aus den USA im Wert von 72 Milliarden vor. Der zuständige EU-Kommissar Maros Sefcovic kündigte dies nach einem Handelsministertreffen in Brüssel an.
Es geht um eine Liste mit Industrie- und Agrarerzeugnissen aus den USA, die von neuen Zöllen der EU betroffen sein sollen, falls die europäischen Bemühungen für eine gütliche Einigung scheitern sollten.
Die Umsetzung der Trump-Pläne hätte laut Sefcovic drastische Auswirkungen auf den transatlantischen Handel. „Ein Zollsatz von 30 Prozent käme einem faktischen Handelsverbot gleich“, meinte Sefcovic. Der EU-Handelskommissar betonte jedoch, dass er den Dialog mit den USA fortsetzen werde, um bis zum 1. August zu einer Verhandlungslösung zu kommen. EU-Gegenzölle sollte es auch geben für den Fall, dass die USA die vor Monaten eingeführten neuen Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte nicht wieder aufheben würden.
Als besonders verwundbar in einem Handelskrieg gilt die stark exportorientierte deutsche Wirtschaft.
Wie geht es weiter an den Märkten?
Es ist mit anhaltend höherer Volatilität und somit Schwankungsintensität an den Börsen zu rechnen. Das sind ideale Voraussetzungen für einen Ansparplan – Investmentplan – und setzt eine breit diversifizierte, global ausgerichtete Basisveranlagung voraus, garniert mit individualisierten Spezialisierungen.
CEB
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