Fonds-News KW 20 | 14.05.2024

Europa überrascht positiv

Europäische Aktien erleben ein Revival der Neunzigerjahre

Im vergangenen Jahr überraschten die europäischen Aktienmärkte viele Marktbeobachter:innen und Marktteilnehmer:innen im positiven Sinn, da sie sich von den Makroindikatoren abgekoppelt hatten und auf breiter Front weiter anstiegen, obwohl die Erwartungen an Zinssenkungen der Zentralbanken deutlich zurückgeschraubt wurden.

Ein Blick in die Vergangenheit: Im Jahr 1995 leitete der damalige Vorsitzende der amerikanischen Notenbank Fed, Alan Greenspan, eine geldpolitische Wende ein. Nach einer Phase steigender Zinssätze verkündete er, dass die Fed wahrscheinlich in der Lage sein würde, den Preisanstieg ohne große Schwierigkeiten einzudämmen. Monate danach stieg auch die damalige Deutsche Bundesbank von Zinserhöhungen auf künftige Zinssenkungen um. Die europäischen Aktien befanden sich bereits im Aufwind und folgten den US-Aktien nach oben. Die nachfolgende Periode sollte später auch als „perfekte weiche Landung“ bezeichnet werden. Das war nicht vorhergesehen.

Drehbuch von 1995 und das Bild heute

Das Drehbuch von 1995 könnte in der aktuellen Phase als Wegweiser für steigende europäische Aktienmärkte dienen. Auch Mitte der 1990er-Jahre war das Wirtschaftswachstum in Europa im Vergleich zu den USA schwach. Die technologische Innovation, relativ angespannte Arbeitsmärkte und eine US-Inflation auf vergleichbarem Niveau wie heute, sowie gemischte, jedoch insgesamt positive Wirtschaftsdaten waren damals auch ähnlich in den USA. Die Fed senkte die Zinsen zeitlich später und langsamer als von den Anleger:innen ursprünglich vorhergesehen.

Heute beflügeln die europäischen Aktienmärkte deren Bewertungen, die Hoffnung auf künftige Zinssenkungen, sich verbessernde Wirtschaftsdaten und eine allgemeine Verbesserung der Stimmung bei den Unternehmen. Ähnlich wie 1995 ist auch das Gesamtvolumen der Fusionen und Übernahmen in Europa im Jahresvergleich gegenüber den Zyklustiefs stark gestiegen.

Gewinnrevisionen

Die europäischen Gewinnrevisionen stehen – schaut man auf die makroökonomischen Frühindikatoren und die Bottom-up-Indikatoren – wohl am Anfang einer Erholung von den Tiefstständen. Diese Entwicklung sollte sich in der laufenden Berichtssaison und im weiteren Verlauf des Jahres fortsetzen.

Europäische Unternehmen profitieren von einer Reihe positiver Themen und Trends, wie Fortschritte im Bereich der Künstlichen Intelligenz oder auch Kapitalausschüttungen – einschließlich Aktienrückkäufe und Dividenden. Viele Firmen sind in der Lage, Margen- und Preisgewinne, die sie während der Covid-Phase erzielt haben, weitgehend zu halten. Exogene Schocks, geopolitisch basierend, stellen auch zukünftig ein Risiko dar, das den Höhenflug der europäischen Aktienmärkte stoppen könnte.

Globale Champions

Europäische Aktien sind jedoch keinesfalls mit der europäischen Wirtschaft gleichzusetzen, denn mehr als 60 % der nach Marktkapitalisierung gewichteten Erträge des MSCI Europe Index stammen aus Regionen außerhalb Europas, insbesondere aus den USA mit circa 25 %.

Und wie geht es den USA?

Die Berichtssaison für das erste Quartal 2024 befindet sich in der Endphase. Mehr als 90 % der 500 größten Unternehmen in den USA haben bereits ihre Quartalszahlen präsentiert. Insgesamt ist die Entwicklung des Gewinn-Wachstums erfreulich. Trotz vieler positiver Überraschungen war jedoch die Aufwärtsbewegung in den Aktienkursen gering, während negative Überraschungen zu teilweise starken Kursrückgängen führten. Das zeigt, dass die Gewinnerwartungen der Investoren mittlerweile hoch sind.

Besonders deutlich waren die Gewinne in den Sektoren Technologie, Kommunikationsdienstleistungen und Nicht-Basiskonsum, also zyklischer Konsum. Die sogenannten „Magnificent Seven“ sind alle in diesen angeführten Sektoren angesiedelt. Die starke Rallye im Vorfeld zu den Gewinn-Überraschungen einiger Unternehmen dürfte wohl ausschlaggebend dafür sein, dass es keine weiteren starken Kursanstiege mehr gab. Vor allem bei den Wachstumswerten, den Growth-Titeln, war das positive Kurs-Momentum bereits ausgereizt und verhinderte so weitere Kurssprünge nach oben.

Anleger:innen-Stimmung

Die Inflationsdaten stehen weiterhin im Fokus. Für die Märkte ist und bleibt entscheidend, was die wichtigste Notenbank, die amerikanische Fed, macht. Die Inflation zeigt sich in den USA hartnäckiger als erwartet. Die Marktteilnehmer:innen hoffen dennoch auf eine bis zwei Zinssenkungen in diesem Jahr.

Sobald die Inflationsdaten eine Entspannung anzeigen, würden wohl baldige Zinssenkungen sehr wahrscheinlich werden, denn auch die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung haben erst letzte Woche den höchsten Stand seit acht Monaten erklommen.

Die Welt des Investierens – was bedeutet Risiko?

In der Finanztheorie und in der praktischen Anwendung im Bankwesen wird Risiko in der Regel mit dem statistischen Begriff der Volatilität gleichgesetzt. Diese steht für die Schwankungsbreite eines Preises um seinen über einen bestimmten Zeitraum gemessenen Mittelwert.

Je längerfristig Anleger:innen investiert sind, desto sinnvoller erscheint folgender Risikobegriff: die Gefahr, auf einer Anlage einen permanenten Kapitalverlust zu erleiden. Temporäre Einbußen sind somit ausgenommen. Hinter einem andauernden Kapitalverlust stehen das Bilanz-, das Bewertungs-, das Geschäfts- und das Emotionsrisiko.

Letzteres, das Emotionsrisiko, können Anleger:innen am besten in den Griff bekommen, indem sie sich ihres eigenen Anlagehorizonts, ihrer laufenden Liquiditätsbedürfnisse und ihrer eigenen Risikotoleranz bewusst sind. Kurzfristige Schwankungen irritieren dann nicht.

Einige Prinzipien für die Aktienanlage

Als Anleger:in sollte man wie eine Eigentümer:in denken. Schlussendlich kauft man nicht nur ein abstraktes Wertpapier, sondern einen Anteil an einem Unternehmen. Der Preis der Aktie ist selbstredend auch nicht gleich der Wert. Finanzmärkte sind von Massenpsychologie beeinflusst, und daher schwankt der Preis einer Aktie an der Börse viel stärker als der eigentliche Wert des Unternehmens.

Geduld ist ein wesentlicher Faktor beim Anlegen. Keinesfalls sollten Anleger:innen in Hyperaktivität verfallen, noch der Illusion, das perfekte Timing an den Märkten zu erwischen. Es gilt, eine persönliche Anlagestrategie zu definieren und gemäß dieser dann zu agieren und auch daran festzuhalten. Gier ist einer der größten Feinde für den Anleger.

An der Börse wird ein Thema in der Regel erst dann zu einer Story, wenn es einer breiten Anlegerschaft bekannt und damit meist auch entsprechend hoch bewertet ist. Erinnern wir uns an den Hype um „disruptive Technologien“ oder an Batterietechnologien Robotik, Wasser oder Solarenergie. Das heißt nicht grundsätzlich, dass diese oder andere Themen per se schlechte Investments sind. Doch in der Regel sind sie dann schlechte Investments, wenn sie an den Börsen als Story gefeiert werden und die Bewertung keine Rolle mehr spielt. In diesem Zusammenhang bleibt es spannend, wie sich der Hype um die Künstliche Intelligenz weiter darstellen wird.

Demut beim Anlegen? Ja, denn die Crux der Finanzmärkte ist es, dass sie die Zukunft in die Gegenwart einpreisen. Das führt oft dazu, dass viele Marktteilnehmer:innen versuchen, möglichst viel über die Zukunft zu wissen und zu prognostizieren. Viele Dinge lassen sich jedoch schlichtweg nicht prognostizieren. Die Zukunft ist und bleibt eben ungewiss. Es gilt, die Historie und die Gegenwart zu verstehen. Und wie kann ich das erreichen? Durch Lesen und Lernen.

CEB

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