Unternehmensnachfolge: Was es zu beachten gilt
25.06.2024
Unternehmensnachfolgen stellen einen bedeutenden Meilenstein im Lebenszyklus eines Unternehmens dar. Erfolgreiche Übergaben gewährleisten Kontinuität bei Produktion und Dienstleistungen, sichern Arbeitsplätze, tragen zur Innovationsfähigkeit und Dynamisierung der heimischen Wirtschaft bei und helfen die Unternehmerlandschaft in Österreich aufrecht zu erhalten.
Um eine geregelte und sichere Nachfolge in einem Unternehmen zu gewährleisten, sind fast ebenso viele Aspekte zu beachten wie bei einer Unternehmensgründung. Das Nachfolgegeschehen ist insgesamt betrachtet ein sehr komplexer Prozess. Dabei handelt es sich jedoch nicht nur um einen betriebswirtschaftlichen Vorgang mit rechtlichen und steuerlichen Fragen, sondern in der Regel auch um ein emotional besonders herausforderndes Ereignis.
Zur genauen Planung des Übergabeprozesses sollte ein konkreter Übergabeplan erstellt werden. Es empfiehlt sich auch, im Vorfeld genaue Berechnungen zur Ermittlung des Unternehmenswertes anzustellen. Dafür kann auch eine externe Unterstützung durch Steuer- oder Unternehmensberatungen beziehungsweise natürlich Banken hinzugezogen werden. Die Entwicklung einer guten Übergabestrategie benötigt jedoch Zeit und sollte nicht in letzter Minute als Schnellschuss erfolgen. Folgende drei Aspekte sind für eine saubere rund professionelle Übergabe essenziell:
Wirtschaftliche Aspekte der Übergabe
Hier gilt es zuallererst zu unterscheiden, ob die Übergabe innerhalb oder außerhalb der Familie erfolgt. Wenn die Übergabe außerhalb der Familie erfolgt, ist es ratsam, die Interessenten genau kennenlernen, um herauszufinden, ob sie in der Lage ist, den Betrieb langfristig weiterzuführen.
Um einen für beide Seiten einen fairen Preis zu ermitteln, ist eine möglichst detaillierte Unternehmensbewertung entscheidend. Der Wert eines Unternehmens leitet sich einerseits aus dem Sachwert und andererseits den damit zukünftig erzielbaren Gewinnen ab. Diese werden auf Basis der letzten Jahresabschlüsse sowie aufgrund von Planungsrechnungen ermittelt. Insbesondere der Geschäftsgang der letzten drei Jahre ist entscheidend für den Verkaufspreis. Davon abgezogen werden laufende Kosten wie Personal, Büroaufwände aber auch Fuhrparkkosten.
Entscheidend ist auch eine Bewertung etwaiger Patente und natürlich des Kundenstocks, der Übernahmewert so manchen so manchen Unternehmens hat sich fast ausschließlich auf die Kundinnen und Kunden reduziert. Last but not least muss aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten auch noch die Übergabeform entschieden werden. Von Pacht, über Ratenzahlung bis hin zur Schenkung ist hier alles möglich. Ein Besuch beim Bankberater ist auch für diese Entscheidung zu empfehlen.
Steuerliche Aspekte der Übergabe
Eine Betriebsübergabe kann für die Übergeber:in erhebliche Einkommensteuerbelastungen hervorrufen. Die Höhe der Steuern hängt stark vom Übergabemodell ab, für das sich die Unternehmer:in entscheidet.
Beim Verkauf des gesamten Betriebs, eines Teilbetriebs oder auch eines Anteils muss der steuerliche Veräußerungsgewinn ermittelt werden. Der Veräußerungsgewinn ist definiert als Differenz zwischen dem Verkaufspreis und dem Buchwert des Betriebsvermögens zum Zeitpunkt des Verkaufs nach Abzug der Veräußerungskosten. Zu den Veräußerungskosten zählen beispielsweise Beratungskosten, Vertragskosten, Notar und Grundbuchgebühren. Veräußerungs- und Aufgabegewinne sind steuerpflichtig.
Es besteht jedoch die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Steuervergünstigungen zu wählen. Der Veräußerungsgewinn stellt mit anderen Worten die stillen Reserven und den Firmenwert des Betriebs dar. Nimmt der Veräußerungsgewinn einen negativen Wert an, spricht man von einem Veräußerungsverlust. Der Veräußerungsgewinn wird in dem Jahr ermittelt, in dem die Veräußerung verwirklicht wurde. Nicht entscheidend ist, wann der Kaufpreis bezahlt oder der Kaufvertrag abgeschlossen wurde.
Rechtliche Aspekte der Übergabe
Bei einem Unternehmensübergang stellen sich wichtige Fragen der Haftung und des rechtlichen Schicksals der Verbindlichkeiten. Beim Unternehmensübergang werden alle Verträge automatisch von den neuen Eigentümern übernommen. Dritte müssen darüber innerhalb von drei Monaten verständigt werden und können in dieser Zeit widersprechen. Der Eintritt in die Rechtsverhältnisse ist jedoch nicht zwingend. Nachfolger:in und Übergeber:in können jederzeit vereinbaren, dass bestimmte Verträge aufgelöst werden. Sollen bestehende Verbindlichkeiten nicht übernommen werden, muss die Haftung hierfür ausdrücklich ausgeschlossen werden.
Bei der Übernahme eines Betriebs sind zahlreiche arbeitsrechtliche Vorschriften zu beachten. Laut Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz (AVRAG) sind Nachfolger:innnen etwa verpflichtet, die bestehenden Dienstverhältnisse 1:1 zu übernehmen.
Befindet sich das übernommene Unternehmen in gemieteten oder gepachteten Räumlichkeiten, ist zu klären, ob und wenn ja, welche Teile des Mietrechtsgesetzes (MRG) zur Anwendung kommen. Grundsätzlich genießen die neuen Eigentümer:innen bei Geschäftsraummietverträgen im Fall der Unternehmensübergabe Kündigungsschutz. Der Eintritt in den Mietvertrag erfolgt automatisch und bedarf keiner Ausfertigung eines neuen Mietvertrags.
Finanzierungsfragen im Rahmen einer Übergabe
In verschiedenen voneinander unabhängigen Umfragen hat sich herausgestellt, dass der fehlende Zugang zu notwendigen Finanzmitteln eines der wesentlichen Hindernisse für eine erfolgreiche Firmenübernahme in Österreich darstellt. Mit den Vorschriften durch Basel II wird zwar die Transparenz und Objektivität im Kreditvergabeprozess erhöht, gleichzeitig steigen auch die Anforderungen an Banken und Unternehmen.
Ein offenes und vertrauensvolles Kommunikationsklima auf Augenhöhe mit dem Bankbetreuer ist das A und O. Die Expertinnen und Experten der Erste Bank pflegen individuelles und aktives Kommunikationsmanagement, indem sie sich laufend über die betrieblichen Vorgänge informieren, diese Informationen dokumentieren und aktuelle halten. Nicht zuletzt diese Informationen und natürlich die persönlichen Einschätzungen der Kundinnen und Kunden fließen in den Ratingprozess ein und bilden die Grundlage für eine Kreditentscheidung. So kann gewährleistet werden, dass eine Unternehmensnachfolge – unabhängig davon, ob Käufer oder Verkäufer - reibungslos und mit Risikominimierung von statten gehen kann.
Martha Schultz, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und FiW Bundesvorsitzende eröffnete die Veranstaltung.
beschäftigen sich mit Veranlagungen. Diese Zahlen verdeutlichen den Handlungsbedarf und die Bedeutung des Themas finanzielle Gesundheit.
Sabine Hönigsberger, Leiterin Firmenkunden Erste Bank Oesterreich, unterstrich die Bedeutung finanzieller Gesundheit für Unternehmerinnen: „Vor zwei Jahren haben wir damit begonnen, uns intensiv mit der finanziellen Gesundheit von Frauen als Privatpersonen zu beschäftigen. Wir sind überzeugt, dass es viele Bereiche gibt, in denen wir als Bank Unterstützung bieten und einen positiven Beitrag leisten können.“ Die Erste Bank werde weiterhin Workshops und Veranstaltungen zu Themen wie Geschäftsplanung und Treasury anbieten, um Unternehmerinnen nachhaltig zu unterstützen und zu stärken.
Innovationsberaterin und Coach Yvonne Pirkner ermutigte Unternehmerinnen eine Wachstumsmentalität zu fördern, um Innovation und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
Growth Mindest: Hindernisse und Konventionen überwinden
Innovationsberaterin und Coach Yvonne Pirkner stellte in ihrer Keynote den „Growth Mindset“ vor, der sich auf die Denkweise von Frauen und ihre finanzielle Gesundheit konzentrierte. Sie ermutigte die Teilnehmerinnen, in ihren Unternehmen, aber auch privat, eine Wachstumsmentalität zu fördern, um Innovation und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Yvonne Pirkner stellte fünf Strategien vor, die sofort umgesetzt werden können: proaktives Wachstum, Umdenken in der Organisation, geplante Langeweile, Fragen stellen und Aufbau eines starken Netzwerks.
Bernadette Hawel, FiW Bundesgeschäftsführerin, eröffnete die anschließende Podiumsdiskussion mit einem Zitat von Melinda Gates: „Eine Frau mit einer Stimme ist per Definition eine starke Frau. Die Suche nach dieser Stimme kann jedoch sehr schwierig sein“, und erklärte weiter: „Jede Frau hat das Potenzial, die Herrin ihrer Finanzen zu sein und die Hauptrolle in ihrem Leben zu spielen. Leider stehen sich Frauen oft selbst im Weg und stehen vor Herausforderungen, wenn es darum geht, ihre Stimme zu finden“.
Gerda Holzinger-Burgstaller, CEO der Erste Bank, griff das Thema Growth Mindset auf: „Wenn man über ein Growth Mindset spricht, geht es darum, mutige Entscheidungen zu treffen und voranzugehen. Die Veränderung beginnt bei sich selbst.“ Ein Growth Mindset erfordere, von der Reaktion zur Aktion zu gelangen. Schon in jungen Jahren sollte man beginnen, finanzielle Vorsorge zu treffen, denn das ist die Basis für einen langfristeigen finanziellen Polster und ein selbstbestimmtes Leben. „Man kann nicht darauf warten, dass sich andere um die eigenen finanziellen Angelegenheiten kümmern“, so Gerda Holzinger-Burgstaller.
Martina Ernst, Verhandlungsexpertin bei SalaryNegotiations, unterstrich, dass man sich nicht zwischen Arbeitszufriedenheit und finanzieller Freiheit entscheiden müsse: „Mit der richtigen Einstellung ist beides möglich. Menschen sollten ihren eigenen Wert selbstbewusst zum Ausdruck bringen.“ Obwohl Verhandlungen oft einschüchternd wirken würden, geht es dabei um langfristige Partnerschaften und Win-Win-Situationen, die auf Zusammenarbeit statt Konfrontation basieren. Netzwerke, Mentoren und Coaches können hierbei eine wertvolle Unterstützung bieten, so Martina Ernst.
Renate Meßner, Geschäftsführerin von SynerGIS Informationssysteme Österreich, beleuchtete die Herausforderungen und Chancen im Zusammenhang mit Risiken und Investitionen. Sie betonte, dass Wachstum oft das Verlassen der Komfortzone erfordert. Für Meßner ist wichtig, sich bewusst für eine positive Herangehensweise zu entscheiden und die Vorteile erfolgreicher Investitionen vor Augen zu führen, wie beispielsweise eine verbesserte Zukunft für die Familie.
Unternehmen wir Zukunft – Female Edition
Die Veranstaltung bot den Teilnehmerinnen eine Gelegenheit zum Austausch und zur Vernetzung. Erste Bank und Sparkasse plant dieses Jahr weitere Veranstaltungen, um die finanzielle Bildung und Unabhängigkeit von Frauen in der Wirtschaft zu stärken.
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