Finanzielle Unabhängigkeit für Frauen: Zukunftsforscherin Carina Stöttner im Interview

Wie sieht eine Zukunft aus, in der Frauen finanziell unabhängig sind? Diese Frage begleitet viele – und sie verdient neue Antworten. Die Zukunftsforscherin Carina Stöttner spricht über Geld als Werkzeug für Freiheit, über neue Wege zu Sicherheit und die Bedeutung von Finanzbildung. Ihr Appell: Frauen brauchen faire Strukturen – und den Mut, früh Verantwortung für ihr Vermögen zu übernehmen. 
Ein Gespräch über Geld, Macht und die Zukunft, die Frauen selbst gestalten können.

Frau Stöttner, wenn Sie an Ihre eigene finanzielle Zukunft denken: Was sehen Sie zuerst? Ein Konto, ein Gefühl oder eine Zahl? 

Carina Stöttner: Zuerst Gefühle: Sicherheit und gleichzeitig Freiheit. Als Unternehmerin bewege ich mich ständig zwischen Risiko und Absicherung: Ich investiere in Ideen, gehe unternehmerische Wagnisse ein, brauche aber gleichzeitig Rücklagen, auf die ich im Ernstfall und im Alter zählen kann. Gerade als weibliche Selbstständige war es mir wichtig, diese Sicherheit früh aufzubauen. So konnte ich mich mit einem klaren Kopf um langfristige Zukunftspläne wie Familie oder Wohnungseigentum kümmern.

Welche Rolle spielt die finanzielle Unabhängigkeit? 

Finanzielle Unabhängigkeit ist wichtig, um nicht nur länger, sondern auch besser zu leben. Denn finanziell unabhängig zu sein, bedeutet oft, mehr in Prävention zu investieren und sich mehr Freizeit leisten zu können. Diese Freizeit füllt man dann idealerweise mit der Zubereitung von frischem Essen, viel Sport und Bewegung oder sozialen Kontakten. Alles Dinge, die sich nicht nur auf die Länge des Lebens, sondern auch auf die Zufriedenheit auswirken.

Was bedeutet Sicherheit heute für Menschen? Und hat das noch mit Geld auf dem Konto zu tun? 

Das Verständnis von Sicherheit hat sich in den letzten 100 Jahren immer wieder verändert. Früher war Sicherheit stark an Besitz geknüpft: an das eigene Haus, das Sparkonto oder den festen Job. Heute stehen wir vor ganz neuen Herausforderungen. Krisen, technologische Umbrüche und soziale Ungleichheiten verändern unseren Alltag und unser Sicherheitsgefühl. Sicherheit bedeutet künftig nicht mehr vor allem Besitz, sondern Zugang. Zugang zu Versorgung, zu digitalen Systemen, zu Teilhabe. Zugang ist die neue Art von Sicherheit und damit die zentrale soziale Frage unserer Zeit.

Stichwort Digitalisierung: Wird dadurch der Zugang zu Finanzbildung gerechter oder abgehobener? 

Die Digitalisierung macht vieles einfacher. Dazu gehört auch der Zugang zu Informationen über Geld, Investitionen und Vorsorge. In Sekunden lassen sich heute Begriffe wie ETF, Zinseszinseffekt oder Kryptowährungen abfragen. YouTube-Videos erklären die Börse in fünf Minuten. TikTok-Influencer:innen geben Alltagstipps zu Geldanlagen. Theoretisch ist Finanzbildung heute für alle verfügbar.

Aber: Nur, weil die Themen verfügbar sind, werden sie nicht automatisch auch verstanden. Denn wo die einen auf hochwertige Inhalte zugreifen können, weil sie studiert haben, kritisch denken oder einfach bessere digitale Fähigkeiten haben, konsumieren andere vor allem das, was ihnen ein Algorithmus vorschlägt. Das ist dann oft nicht die gewünschte Aufklärung, sondern Spekulation. Digitalisierung eröffnet also Chancen, aber sie beseitigt nicht automatisch Unterschiede. Im Gegenteil: Wer Vorwissen, Sprachkompetenz und Medienkritik mitbringt, kann sich heute besser denn je finanziell weiterbilden. Wer das nicht hat, läuft Gefahr, auf falsche Versprechen hereinzufallen. Deshalb braucht es auch in Zukunft vertrauenswürdige Anlaufstellen für Finanzbildung. Die Aufgabe von Banken ist es also zukünftig auch, hier vertrauenswürdige Ansprechpartner:innen zu sein.

Wie sieht es speziell bei Frauen aus: Investieren sie heute bewusster in ihre Zukunft? 

Hoffentlich. Mit mehr Frauen im Arbeitsmarkt und somit finanzieller Freiheit kommt hoffentlich auch mehr Interesse an Themen wie Investieren. Ich sehe zumindest ein wachsendes öffentliches Bewusstsein dafür. Und Plattformen wie she invests oder smarte Finanzapps leisten einen wichtigen Beitrag, um Einstiegshürden zu senken.

Das Finanzbildungsprogramm für Frauen she invests hat das Ziel, Frauen zu inspirieren und zu befähigen, sich mit den eigenen Finanzen zu beschäftigen. Jetzt informieren!

she invests ist kostenlos für alle Frauen zugänglich, unabhängig davon, ob sie Kundinnen sind oder nicht. Es ist für alle etwas dabei: Die Online-Events sind zeitlich flexibel, da alle Aufzeichnungen jederzeit auf unserer Website verfügbar sind. Die Live-Events wiederum stärken die Community und das Empowerment. Zusätzlich gibt es auch Video-Kurse, die besonders von jungen Frauen genutzt werden, da sie kürzer sind als die Webinare. Und zu guter Letzt gibt es den monatlichen Newsletter, der inspirierende Geschichten von Frauen erzählt und über aktuelle Trends und Themen informiert.

Das Finanzbildungsprogramm für Frauen she invests hat das Ziel, Frauen zu inspirieren und zu befähigen, sich mit den eigenen Finanzen zu beschäftigen. Jetzt informieren!

she invests ist kostenlos für alle Frauen zugänglich, unabhängig davon, ob sie Kundinnen sind oder nicht. Es ist für alle etwas dabei: Die Online-Events sind zeitlich flexibel, da alle Aufzeichnungen jederzeit auf unserer Website verfügbar sind. Die Live-Events wiederum stärken die Community und das Empowerment. Zusätzlich gibt es auch Video-Kurse, die besonders von jungen Frauen genutzt werden, da sie kürzer sind als die Webinare. Und zu guter Letzt gibt es den monatlichen Newsletter, der inspirierende Geschichten von Frauen erzählt und über aktuelle Trends und Themen informiert.

Was hindert Frauen heute noch daran, sich finanziell unabhängiger aufzustellen?

Das größte Hindernis, das ich sehe, ist der Karrierekiller Kind. Es geht weniger darum, dass die Frau einmal ein oder zwei Jahre zu Hause bleibt. Es geht vielmehr darum, dass das oft in einem Alter geschieht, in dem in vielen Unternehmen Karriere-Aufstiege passieren – und Frauen dann außen vorgelassen werden. Wenn Männer genauso häufig in Elternzeit gehen würden, würde sich das Karriere-Risiko aufteilen: Dann tragen plötzlich beide Geschlechter dasselbe „Risiko“ bei Personalentscheidungen. Und Frauen wären wieder im Rennen.

Hat sich auch das Rollenverständnis verändert, wenn es um Geld, Vorsorge und Vermögen geht? 

Lange Zeit war das Thema Geld für Frauen mit Zurückhaltung oder sogar Unsicherheit besetzt. Das hat kulturelle, soziale und historische Gründe. Gleichzeitig wurde finanzielle Kompetenz in der öffentlichen Darstellung oft Männern zugeschrieben. Die Zukunft liegt darin, diese Lücke zu schließen: Frauen nicht nur zur Eigenverantwortung zu ermutigen, sondern gleichzeitig die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass finanzielle Selbstbestimmung auch wirklich möglich wird.

Was bringt die Zukunft? Reden wir darüber beim Financial Health Check

Was bringt die Zukunft? Reden wir darüber beim Financial Health Check

Was raten Sie Frauen ganz konkret, die sich ihrer finanziellen Zukunft widmen wollen? 

Vor allem eine zentrale Botschaft: Der Finanzmarkt ist komplex, ja. Aber es ist keine Lösung, sich deshalb nicht damit zu beschäftigen. Wir beschäftigen uns ja auch mit Ernährung oder Gesundheit, obwohl das ebenfalls komplexe Themen sind. Es braucht daher Angebote auf Augenhöhe, Austauschformate, in denen keine Frage zu blöd ist, und einfache Tools, die einen Einstieg erleichtern. Kurz gesagt: Finanzen sind kein Experten-Thema, sondern ein Alltagsthema. Und je früher Frauen anfangen, desto mehr wachsen Selbstbewusstsein, Sicherheit und damit echte Unabhängigkeit.

Zukunft und Finanzen der Frau – 3 Tipps von Carina Stöttner

  1. Den Wandel im Blick behalten: Nicht von der Vergangenheit auf die Zukunft schließen: Nur weil eine Anlage in den letzten 20 Jahren erfolgreich war, bedeutet das nicht, dass sie auch in den kommenden Jahrzehnten sicher ist. Stell dir die Frage: Welche Rahmenbedingungen könnten sich ändern: politisch, wirtschaftlich, technologisch?
  2. Frühzeitig selbst planen – unabhängig von Partnerschaften.
    Wer sich früh um die eigene finanzielle Zukunft kümmert, schafft Sicherheit – ganz gleich, wie sich das Leben entwickelt.
  3. Familiengründung? Finanzen gemeinsam denken.
    Wer Kinder plant, sollte früh mit dem Partner oder der Partnerin über faire finanzielle Ausgleichsmodelle sprechen – für mehr Gleichberechtigung und Planungssicherheit.

Zukunft und Finanzen der Frau – 3 Tipps von Carina Stöttner

  1. Den Wandel im Blick behalten: Nicht von der Vergangenheit auf die Zukunft schließen: Nur weil eine Anlage in den letzten 20 Jahren erfolgreich war, bedeutet das nicht, dass sie auch in den kommenden Jahrzehnten sicher ist. Stell dir die Frage: Welche Rahmenbedingungen könnten sich ändern: politisch, wirtschaftlich, technologisch?
  2. Frühzeitig selbst planen – unabhängig von Partnerschaften.
    Wer sich früh um die eigene finanzielle Zukunft kümmert, schafft Sicherheit – ganz gleich, wie sich das Leben entwickelt.
  3. Familiengründung? Finanzen gemeinsam denken.
    Wer Kinder plant, sollte früh mit dem Partner oder der Partnerin über faire finanzielle Ausgleichsmodelle sprechen – für mehr Gleichberechtigung und Planungssicherheit.

Zur Person 

Carina Stöttner ist Zukunftsforscherin und Unternehmerin. Sie hat mit 27 Jahren den Berliner Think Tank Themis Foresight mitgegründet, der Unternehmen bei der strategischen Zukunftsplanung unterstützt. Heute beschäftigt sie sich mit gesellschaftlichem Wandel, technologischen Trends und der Frage, wie wir morgen leben, arbeiten und wirtschaften werden. Beim she invests Live-Event im Juni 2025 begeisterte sie mit einer Keynote und nahm an der Podiumsdiskussion „Deine Zukunft, dein Geld“ teil.
Hier geht’s zur Nachlese.  

Das Interview entstand im Rahmen dieser Zusammenarbeit. 

Stand Juli 2025

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