10 Finanz-Fragen, die wir unseren Eltern vor ihrem Tod stellen sollten

An den Tod denkt zu Lebzeiten niemand gern. Und doch ist nichts so sicher, wie dass dieser Moment eines Tages kommt – und uns alle betrifft. Nach einer Krankheit, ganz plötzlich oder aufgrund hohen Alters: Sterben die eigenen Eltern, ist die Trauer besonders groß.  

Neben der emotionalen Herausforderung, den Tod eines Elternteils zu verarbeiten, tauchen plötzlich auch viele organisatorische Fragen auf: Wer muss nun informiert werden? Wie soll die Bestattung ablaufen? Welche Kosten kommen eventuell auf mich zu? Welche Sparbücher und Konten gibt es und wie wird das Erbe abgewickelt? In der Trauerphase fällt es vielen verständlicherweise schwer, sich mit diesen Formalitäten und rechtlichen Angelegenheiten zu befassen. 
 

Wichtige Finanzfragen vor dem Tod der Eltern frühzeitig ansprechen

Zumindest hinsichtlich der Finanzen nach dem Tod kann man sich aber frühzeitig vorbereiten. Gespräche im Familienkreis können helfen, das Tabu-Thema Tod anzustoßen. So kann man bereits zu Lebzeiten der Eltern erfahren, was ihnen persönlich wichtig ist und vor allem wo wichtige Dokumente oder Wertgegenstände verwahrt sind. Setzt sich die Familie frühzeitig mit dem Tod auseinander, hat das mehrere Vorteile: 

  • Man erfährt aus erster Hand, welche Wünsche die Eltern nach ihrem Tod wirklich haben. Spekulationen wird kein Raum gelassen. Das gibt beiden Seiten Sicherheit. 
  • Man kann ein offenes Gespräch führen, nachfragen, sich Notizen machen. Eine Art Anleitung ist entlastend und gibt Halt. 
  • Im Falle des Ablebens ist man besser vorbereitet und erspart sich – und weiteren trauernden Angehörigen – mühsames Suchen nach Dokumenten, Spekulieren und lange Wartezeiten. 
  • Die Eltern können alle ihnen wichtige Informationen bei ihren Kindern deponieren. Was nach ihrem Tod immer noch nicht bekannt – und beispielsweise gut versteckt ist –, ist auch nicht Teil der Erbmasse.
  • Klarheit zu Lebzeiten beugt späteren Unsicherheiten und gegebenenfalls auch langjährigen Konflikten im Familienkreis vor. 
     

„Mama, hast du eigentlich ein Testament?“ "Papa, wie ist das bei dir?"

Aber wie fängt man mit seinen Eltern ein Gespräch über den Tod an? Es kann sich für beide Seiten mitunter seltsam anfühlen.

Unser Gesprächsleitfaden mit den wichtigsten Finanz-Fragen kann helfen. Wichtig: Das ist keine vollständige oder abschließende Liste. Sie dient als Unterstützung und Orientierung rund um die wichtigen Finanz-Fragen, die üblicherweise nach einem Todesfall im Raum stehen. Selbstverständlich können Testament und Erbfolge im Einzelfall unterschiedlich ausfallen. 

Wie spricht man mit den Eltern über das Erbe? Am besten mit einer Tasse Tee, Stift und Papier zusammensetzen – und los geht’s:  
 

Mama, Papa: Ich habe gerade selbst über das Thema nachgedacht, ein Testament zu machen. Und ich habe mich gefragt: Wie steht ihr generell zu diesem Thema? Wenn es für euch OK wäre, würde ich gerne ein paar Fragen rund um das Thema mit euch durchgehen. 

1. Hast du eigentlich Vorkehrungen getroffen, für den Fall, dass du eines Tages nicht mehr selbst entscheiden kannst?

  • Wer kann im Notfall über deine Bankkonten verfügen: Wer ist zeichnungsberechtigt, gibt es Mitinhaber:innen?
  • Gibt es jemanden, dem du die Vorsorgevollmacht für Notfälle oder bereits jetzt eine Spezialvollmacht für bestimmte Angelegenheiten geben möchtest?  

2. Wer soll in deinem Todesfall unbedingt verständigt werden?

  • Wer sind die wichtigsten organisatorischen Ansprechpartner:innen, die informiert werden sollten? Zum Beispiel die betraute Notar:in, die persönliche Bankbetreuung, persönliche Ärzt:innen, Rechtsanwält:innen der Familie etc.
  • Gibt es Familienangehörige, Bekannte und Freund:innen, die jedenfalls verständigt werden sollen?

3. Wie möchtest du eigentlich bestattet werden?

  • Hast du eine Bestattungsvorsorge oder ein anderes Bank- oder Versicherungsprodukt, mit dem die Bestattung bezahlt werden soll?
  • Welche Art der Bestattung wäre dir am liebsten und wo?
  • Gibt es jemanden, den du bei deinem Abschied nicht dabeihaben möchtest? 
  • Welche Musik soll spielen? 

4. Hast du ein Testament?  

  • Wenn ja, wo finde ich dieses nach deinem Ableben?
  • Hast du es selbst geschrieben oder vor einer Notar:in? Falls selbst: Hast du überprüfen lassen, ob es alle formalen Voraussetzungen erfüllt, damit es dann auch gültig ist? Hierbei unterstützen Notar:innen oder spezialisierte Rechtsanwält:innen. 

5. Welche Versicherungen hast du? 

  • Wo verwahrst du Polizzen zu deinen Versicherungen?
  • Hast du eine Versicherung, die für Bestattungskosten vorgesehen ist?
  • Besitzt du eine Lebensversicherung mit Bezugsrecht eines anderen, damit das Kapital nicht im Rahmen der Verlassenschaft gesperrt wird?

6. Hast du deine Vermögenswerte aufgeschlüsselt? 

  • Hast du Schulden oder laufende Kredite bspw. für eine Immobilie, ein Fahrzeug, ein Elektrogerät? 
  • Gibt es eine Liste deines Vermögens – Bargeld, Sparbücher, Gold aber eben auch vom anderen Eigentum?
  • Gibt es ein Versteck mit Sparbüchern, Bargeld etc., von dem keiner weiß?
  • Welches Eigentum besitzt du und wo bewahrst du die Kaufverträge auf?

7. Welche Konten und Depots hast du bei welcher Bank? 

  • Hast du ein Safe- oder ein Bankschließfach? Wo verwahrst du den Schlüssel dazu?
  • Hast du Sparbücher mit Losungswort? Ist das Geld auf einem Sparbuch für die Begräbniskosten vorgesehen? Hast du das Sparbuch bereits auf die Person um-identifiziert, die es dann bezahlen soll?
  • Wer hat Zugriff auf dein Konto bzw. dein Depot? 

8. Wo finde ich wichtige Dokumente?  

  • Hast du eine Mappe mit deinen wichtigsten Dokumenten und wo bewahrst du sie auf?
  • Hast du laufende Verpflichtungen, wie zum Beispiel ein Fitness-Center-Abo oder einen Vertrag bei einem Mobilfunkbetreiber oder Daueraufträge für Spenden, die gekündigt werden müssen?

9. Hast du einen digitalen Nachlass?

  • Gibt es eine Liste mit deinen digitalen Accounts und Bezahl-Abos wie beispielsweise Finanzonline, PayPal, Netflix, etc?
  • Hast du auch eine Liste mit Passwörtern für diese Accounts, damit sie schnellstmöglich deaktiviert oder gekündigt werden können und keine weiteren Kosten entstehen?

10. Hast du darüber hinaus Wünsche?

Fazit

Zum Glück lässt sich vieles vor dem Tod besprechen. Das ist der erste Schritt. Zumindest beim Regeln von Testament und Nachlass hat man dann Halt. Beim tatsächlichen Prozedere nach dem Tod ist es in der Praxis jedoch auch hilfreich, wenn sich Hinterbliebene Unterstützung bei der Bank, einer Notar:in oder einem Rechtsbeistand und/oder beim Bestattungsunternehmen holen. 

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