
Stay-at-Home Girlfriend: Schön, brav und abhängig
Ist es dir schon einmal auf Social-Media untergekommen? Das Stay-at-Home Girlfriend mit einem Onlineauftritt irgendwo zwischen Hausfrau, Sport- und Beauty-Influencerin.
Als Erstes macht sie ihre Morgenroutine, aber gleich danach ihrem Mann einen Kaffee, kocht ihm Essen, backt parallel einen Kuchen. Am Nachmittag schmeißt sie schnell den Haushalt, geht shoppen und sieht nebenbei aus wie ein Supermodel.
Der TikTok-Trend der Stay-at-Home Girlfriend unter dem Hashtag #SAHG zeigt, wie unzählige junge Frauen den ganzen Tag damit verbringen, ihren Freund glücklich zu machen. Aber um welchen Preis?
#SAHG: Care statt Karriere
Das Rollenbild der Frau, die zuhause bleibt, ist bekanntlich nicht neu. Die Hausfrau bzw. Freundin, die sich nur um den Mann kümmert, trendet gerade wieder. Dabei wird das moderne Bewusstsein der Gesellschaft, Frauen sind gleichberechtigt und selbstständig, aus feministischer Perspektive untergraben und die finanzielle Abhängigkeit junger Frauen wird gefördert.
Aber was genau ist an den Stay-at-Home Girlfriends dran? Kochen, backen, den Haushalt schmeißen und dabei auch noch hübsch aussehen – wo ist das Problem? Schließlich gehören Werte, wie Sich-umeinander-Kümmern, zu einer Beziehung dazu.
Stay-at-Home Girlfriends entscheiden sich dafür, nicht zu arbeiten. Obwohl sie dazu fähig wären, gehen sie keinen Jobs nach, sammeln weder Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt, noch beziehen sie eigenes Gehalt und können ihr Leben eigenständig finanzieren. Sie machen „Care-Arbeit“ für ihren Freund statt eigene Karriere. Sie stellen ihr eigenes Leben hintan.
Hübsch verpackter Rückschritt
Welche sozialen Auswirkungen hat dieser Trend? Dieser Lifestyle macht Frauen von ihrem Partner abhängig. Denn er verdient allein das Geld – für beide. Auch, wenn es hier vermeintlich „nur“ ums Geld geht: Mit diesem Thema hängen zahlreiche andere Dynamiken in einer Beziehung zusammen, die eine gleichberechtigte Begegnung auf Augenhöhe, finanzielle Gesundheit sowie ein selbstbestimmtes Leben schwer vorstellbar machen.
Einnahmen, Erspartes, Selbstbestimmung der Frau? Sie weichen der Idee, zuhause zu bleiben und brav zu sein.
Die Realität hinter der Romantik
Wer sich für diesen Lebensweg entscheidet, sollte sich auch der möglichen Konsequenzen bewusst sein, die das Leben eines Stay-at-Home Girlfriends mit sich bringen könnte. 9 kritische Gedanken, die der #SAHG-Lifestyle mit sich bringt.
- Lifestyle-Konzepte wie der Stay-at-Home Girlfriend Trend bringen Frauen unbewusst in eine starke Abhängigkeit vom Partner und seinem Wohlwollen. Das macht sie im Ernstfall verletzlich – emotional und materiell.
- Geht die Beziehung in die Brüche, steht Frau ohne Job, Wohnung, ein regelmäßiges Einkommen und Erspartes da und dafür mit der herausfordernden Perspektive, von 0 anzufangen. Das ist ein großes Risiko.
- Carearbeit wie Kochen und Putzen wird beim #SAHG-Trend romantisiert. Die „Girlfriends“ vermitteln den Eindruck, Haushalt sei ihr Hobby. Dabei ist es richtige Arbeit, die genau als solche von der Gesellschaft auch anerkannt werden sollte.
- Gerade in den 20ern ist die eigene persönliche Entwicklung zentral – Ausbildung, Job, Freundschaften, die Welt entdecken: Ein #SAHG-Lifestyle kann diese Chancen ausbremsen.
- Eine Ausbildung sowie ein eigener Job sind wichtig für den Selbstwert und die Selbstwirksamkeit. Studien zufolge drückt die Tatsache, arbeitslos zu sein oder keiner Arbeit nachzugehen, aufs Gemüt und kann orientierungs- und antriebslos machen.
- In Österreich ist eine Selbstversicherung möglich, aber keiner Arbeit nachzugehen, bedeutet auch, keine Sozialversicherungsbeiträge in dem Maße einzuzahlen, wie wenn man einen eigenen Verdienst hätte. Lange Zeiten ohne Einkommen führen später also zu einer deutlich geringeren Pension. In Österreich ist aktuell schon jede 5. Frau ab 65 Jahren armutsgefährdet und es besteht ein großer Gender-Pension-Gap: Männer erhalten im Schnitt eine Alterspension, die um 40 % höher ist als jene von Frauen.
- Als Freundin hat man im Fall einer Trennung nicht die gleichen finanziellen Spielräume wie eine Ehefrau, bei der im Falle einer Trennung unter Umständen zumindest Alimente möglich wären. Sich als Freundin so auf den Freund zu verlassen, ist riskant.
Apropos Trennung: Diese ist in vielen Fällen gar nicht so einfach möglich, wenn man kein eigenes Geld hat. Oft haben die Frauen gar keinen Zugriff auf das Geld des Mannes und entsprechend können sie nicht mal ausziehen etc. - Hauptsächlich für den Freund da zu sein, bedeutet, sich selbst und das eigene Netzwerk an Familie und Freund:innen zu vernachlässigen. Dieser soziale Rückzug passiert häufig unbemerkt und leise.
- Finanzielle Gesundheit geht anders: Ist der Freund kein Millionär, könnten beide durch diesen Lebensstil finanzielle Einbußen erleiden. Denn sein Geld allein finanziert sie schließlich beide. Der Social Media-Trend liegt daher entweder nicht ganz an der Wahrheit – oder die Freunde zählen tatsächlich zu den Spitzenverdienern.
Abhängigkeit vom Partner
Lifestyle-Konzepte wie der Stay-at-Home Girlfriend Trend bringen Frauen unbewusst in eine starke Abhängigkeit vom Partner und seinem Wohlwollen. Das macht sie im Ernstfall verletzlich – emotional und materiell.
Großes Risiko
Geht die Beziehung in die Brüche, steht Frau ohne Job, Wohnung, ein regelmäßiges Einkommen und Erspartes da und dafür mit der herausfordernden Perspektive, von 0 anzufangen. Das ist ein großes Risiko.
Romantisierte Carearbeit
Carearbeit wie Kochen und Putzen wird beim #SAHG-Trend romantisiert. Die „Girlfriends“ vermitteln den Eindruck, Haushalt sei ihr Hobby. Dabei ist es richtige Arbeit, die genau als solche von der Gesellschaft auch anerkannt werden sollte.
Geringere Chancen
Gerade in den 20ern ist die eigene persönliche Entwicklung zentral – Ausbildung, Job, Freundschaften, die Welt entdecken: Ein #SAHG-Lifestyle kann diese Chancen ausbremsen.
Fehlende Selbstentwicklung
Eine Ausbildung sowie ein eigener Job sind wichtig für den Selbstwert und die Selbstwirksamkeit. Studien zufolge drückt die Tatsache, arbeitslos zu sein oder keiner Arbeit nachzugehen, aufs Gemüt und kann orientierungs- und antriebslos machen.
Gender-Pension-Gap
In Österreich ist eine Selbstversicherung möglich, aber keiner Arbeit nachzugehen, bedeutet auch, keine Sozialversicherungsbeiträge in dem Maße einzuzahlen, wie wenn man einen eigenen Verdienst hätte. Lange Zeiten ohne Einkommen führen später also zu einer deutlich geringeren Pension. In Österreich ist aktuell schon jede 5. Frau ab 65 Jahren armutsgefährdet und es besteht ein großer Gender-Pension-Gap: Männer erhalten im Schnitt eine Alterspension, die um 40 % höher ist als jene von Frauen
Trennung mit Folgen
Als Freundin hat man im Fall einer Trennung nicht die gleichen finanziellen Spielräume wie eine Ehefrau, bei der im Falle einer Trennung unter Umständen zumindest Alimente möglich wären. Sich als Freundin so auf den Freund zu verlassen, ist riskant.
Apropos Trennung: Diese ist in vielen Fällen gar nicht so einfach möglich, wenn man kein eigenes Geld hat. Oft haben die Frauen gar keinen Zugriff auf das Geld des Mannes und entsprechend können sie nicht mal ausziehen etc.
Vernachlässigung des eigenen Netzwerks
Hauptsächlich für den Freund da zu sein, bedeutet, sich selbst und das eigene Netzwerk an Familie und Freund:innen zu vernachlässigen. Dieser soziale Rückzug passiert häufig unbemerkt und leise.
Finanzielle Gesundheit geht anders!
Ist der Freund kein Millionär, könnten beide durch diesen Lebensstil finanzielle Einbußen erleiden. Denn sein Geld allein finanziert sie schließlich beide. Der Social Media-Trend liegt daher entweder nicht ganz an der Wahrheit – oder die Freunde zählen tatsächlich zu den Spitzenverdienern.
FAZIT
Trends im Internet kommen und gehen, aber muss man sie auch mitleben? Denke gut darüber nach, was das für dich und deine Zukunft bedeuten könnte. Denn die kurzfristigen Vorteile, die so ein Lebensstil möglicherweise mit sich bringt, könnten auf lange Sicht von Nachteilen eingeholt werden.
Stand September 2025