AUSSTELLUNG
140 Jahre Sparkasse Kufstein – Werte für Generationen
Sparkasse Kufstein, Tiroler Sparkasse von 1877, Oberer Stadtplatz 1, 6330 Kufstein, erstes und zweites Obergeschoss, während der Öffnungszeit: Montag – Mittwoch, Freitag 8.00 bis 16.00 Uhr und Donnerstag 8.00 bis 18.00 Uhr.

1907 – Das neue Gebäude der Sparkasse Kufstein am Oberen Stadtplatz 1
...dass es schon 1822 fast eine Sparkasse im Unterinntal gegeben hätte. Drei Jahre nach der Gründung der Ersten österreichischen Spar-Casse in Wien öffnete die zweite Sparkasse in Innsbruck ihre Pforten. Ihr Gründer war der Tiroler Landesgouverneur Graf Chottek. Er wollte zugleich auch im Unterinntal und in Südtirol Sparkassen gründen, scheiterte aber dort am Widerstand der Behörden und der Bürger. So musste Kufstein noch mehr als ein halbes Jahrhundert auf ein regionales Geldinstitut warten.
…dass Nord-Tirol selbst nach der Gründung der Sparkasse in Kufstein nur drei Sparkassen besaß. Auf jede entfielen damit 80.000 Tiroler Bürger. In Niederösterreich gab es im Jahr 1877 hingegen schon 55 Sparkassen. Jede war damit durchschnittlich für 20.000 Niederösterreicher zuständig. Andere regionale Geldinstitute gab es damals noch nicht.
...dass die Sparkasse Kufstein nicht als Gemeindesparkasse (wie später Rattenberg), sondern als Vereinssparkasse gegründet wurde. Während bei Gemeindesparkassen die Gemeinde das Gründungskapital aufbrachte und die Haftung für das Institut übernahm, haben bei der Sparkasse Kufstein 30 Bürger und eine Bürgerin das Gründungskapital eingezahlt.
…dass die von den Gründern gezeichneten Anteilscheine in Höhe von insgesamt 25.000 Gulden mit 4 % Zins zuzüglich 2 % Dividende zwar gut verzinst waren, aber durchaus als Risikokapital angesehen werden konnten.
...dass schon Anfang Februar 1878 (also im dritten Monat des Bestehens der Sparkasse) die Stadtgemeinde um ein Darlehen in Höhe von 25.000 Gulden für die Finanzierung von wichtigen Infrastrukturvorhaben anfragte - also in der Höhe des ursprünglichen Gründungskapitals. Das Darlehen wurde nach Verpfändung sämtlicher städtischer Realitäten und Gründe auch genehmigt.
…dass der Bericht über das erste Geschäftsjahr (vom 3.12.1877 bis 31.12.1878) am 31. Jänner 1879 vorgelegt und mit einem Überschuss von 4.713 Gulden verabschiedet wurde. Bereits nach einem Geschäftsjahr hatte der Einlagenstand 100.000 Gulden (heute wären das 1,2 Millionen Euro) überschritten.
…dass die Sparkasse Kufstein bis 1890 das einzige Geldinstitut im Bezirk war. Zwischen 1890 und 1914 begannen 24 Raiffeisen(Spar- und Darlehens)kassen und 4 weitere Banken im Bezirk mit ihrem Geschäftsbetrieb, darunter die zweite Sparkasse in Rattenberg. 1914 entfielen im Bezirk Kufstein nur mehr 1.300 Einwohner auf ein Geldinstitut.
…dass die Sparkasse Kufstein im Jahr 1891, also schon 14 Jahre nach ihrer Gründung in der Lage war, ihren Gründern die für den Garantiefonds zur Verfügung gestellte Summe von 25.000 Gulden zurückzuzahlen.
…dass die Sparkasse Kufstein in den 1890igern für rund 100 Tiroler Spar- und Darlehenskassen eine Art „Zentralbank“ war. Diese deponierten überschüssiges Geld bei der Sparkasse und nahmen bei Liquiditätsengpässen Zwischendarlehen auf.
…dass die Einwohner von Kufstein fleißige Sparer waren. Bereits am Ende des 19. Jahrhunderts lagen auf einem Sparkassenbuch mit durchschnittlich 1.276 Kronen (heute wären das rund 8.000 Euro!) um 10 % mehr als auf einem damals durchschnittlichen österreichischen Sparkassenbuch. Es gab rund 10.000 Sparer bei der Sparkasse, von denen aber ein Drittel nur maximal 200 Kronen auf ihrem Sparbuch deponiert hatte.
…dass am 12. Dezember 1903 das sog. Stadtbäckenhaus am Oberen Stadtplatz um 61.000 Kronen für die Errichtung eines gemischt zu nutzenden Gebäudes mit Sparkasse,
k.k. Postamt, Geschäften, Büros und Wohnungen angekauft wurde.
…dass im Frühjahr 1904 zum Stadtbäckenhaus dazu das ehemalige Gebäude der Stadtwache (die Stadtbäckenhaus-Anbauten der Gemischtwarenhandlung Christian Schwaiger, des Friseurladens Fritzer und des Büros der Zementfabrik Kraft) um 40.000 Kronen erworben wurde.
…dass für die Planung des Sparkassen- und Postgebäudes am Oberen Stadtplatz im August 1904 die damals überaus renommierten Architekten Anton Bachmann, Hessemer & Schmidt sowie Fritz Jummerspach, Professor a.d. techn. Hochschule, alle drei aus München, aber auch Anton Weber aus Wien und Wenzel Bürger aus Chemnitz gegen ein Ehrenhonorar von 600 Kronen eingeladen wurden und dass deren Pläne bereits im Dezember 1904 zur Einsichtnahme vorlagen.
…dass von 1905-1907 nicht nach den prämierten Plänen, sondern nach dem Plan des Chemnitzer Architekten Wenzel Bürger gebaut wurde. Er hatte zwar nur den Ehrenpreis der Jury bekommen, bei der Bevölkerung aber die größte Zustimmung geerntet.
…dass die Baukosten für das Sparkassengebäude insgesamt über 500.000 Kronen betrugen und dass trotzdem ein Gesamtbetrag von 17.250 Kronen aus den Überschüssen des Jahres 1906 verteilt auf etwa 20 Institutionen gespendet wurde, z.B. 5000 Kronen für Straßenbauten der Stadt Kufstein, 2000 Kronen für den Waisenhausfonds uva. Schon bald zählte das Gebäude zu den schönsten Sparkassen-Häusern Österreichs und wurde seither in vielen Broschüren und Filmen des Sparkassensektors stolz präsentiert.
…dass der Anschaffungswert/Buchwert des Hauptanstaltsgebäudes zum 31.12.1907 genau 502.432 Kronen ausmachte und davon 232.000 Kronen für Baukosten und etwa 230.000 Kronen für Servitutsablösen verwendet wurden. Die Maß Bier am Oktoberfest 1907 kostete 24 Pfennig – für eine österreichische Krone bekam man 4 Maß (1 Mark – 1,17 Kronen) – das Sparkassengebäude kostete damals also soviel wie 2 Millionen Maß Bier auf der Münchner Wiesn.
…dass trotz der Baukosten und Spendentätigkeit im Jahr 1907 es dennoch gelang, per 31.12.1907 den „Allgemeinen Reservefonds“ der Sparkasse Kufstein von 834.439 Kronen um 66.103 Kronen auf über 900.000 Kronen zu steigern.
…dass die Sparkasse Kufstein auf Anregung des damaligen Stadtpfarrers Dr. Adamer im Einvernehmen mit der Direktion der Volksschule zum 1. April 1915 die erste Schulsparkasse ins Leben rief. Ziel war es, gerade in der Kriegszeit Kinder „zur Sparsamkeit anzueifern“. Dabei half auch die Stadtgemeinde mit, die Kosten aufzubringen. Zum Jahresende 1915 hatten bereits 628 Schülerinnen und Schüler 4.620 Kronen eingezahlt, 14 Schulkinder führten Behebungen im Gesamtbetrag von 158 Kronen durch. An Zinsen und Prämienzuschuss wurden von der Sparkasse 176 Kronen bezahlt. Damit wies die Schulsparkasse zum 31.12.1915 einen Stand von 4.638 Kronen aus.
…dass die Blüte des Schulsparens und der Wirtschaftserziehung in den Schulen aber erst in den Jahrzehnten nach 1955 erfolgte, wobei damals mit dem „Sparefroh“ ein Symbol des Sparens entstand, das seit mehr als 60 Jahren hohe Bekanntheits- und Beliebtheitswerte besitzt. Aus dieser Aufgabe hat sich das Finanztraining der Schülerinnen und Schüler entwickelt, das von den Schulen der Region rege in Anspruch genommen wird.
…dass der Weltspartag von den Sparkassen 1925 eingeführt wurde und damit einer der ältesten nationalen „Feiertage“ ist. Besonders in den 70er- und 80er-Jahren gab es in den Sparkassen einen regelrechten „Rummel“ um die Weltspartags-Attraktionen und jährlich neue Rekorde bei den Spareinlagen. Dies wurde in der „Zeit im Bild“ manchmal sogar als erste Meldung verlautbart. Noch heute wird von der Sparkasse Kufstein der Weltspartag und die Weltsparwoche hochgehalten.
…dass die Sparkassen über ihr regionales Sponsoring-Engagement hinaus seit mehr als 40 Jahren die Schülerligen für Fußballer und Volleyballerinnen finanzieren. Damit bieten sie 12- bis 14jährigen Kindern einen österreichweiten Bewerb an, bei dem nach Bezirks- und Landesmeisterschaften in einem mehrtägigen Turnier ein Bundessieger ermittelt wird. Die Bundesmeisterschaft der Volleyballerinnen fand 2007 in Kufstein statt. Die Sparkasse-Schülerliga ist bis heute der größte Schulsportbewerb Europas.
…dass die Tiroler Sparkassen in den letzten Jahrzehnten ihre Eigenständigkeit erhalten konnten. Während in Österreich die Zahl der Sparkassen von 1980 bis heute von 160 auf 47 zurückgegangen ist (meist durch regionale Fusionen), blieb die Zahl der Sparkassen in Tirol seither konstant bei acht. Damit wird die Nähe zum Kunden gesichert.
…dass die Sparkasse Kufstein mit Rechtsanwalt Dr. Hansjörg Zink den dienstältesten aller Sparkassenpräsidenten besaß. Dr. Zink trat sein Amt 1968 an und übte dieses bis 2010 aus. In diesen Jahrzehnten erfolgte der Aufschwung der kleinen Regionalsparkasse zum zehntgrößten Sparkasseninstitut Österreichs.
…dass die Sparkasse Kufstein eine der erfolgreichsten Sparkassen Österreichs ist und im März 2017 das achte Jahr in Folge mit dem Sparkassen-Award in Gold ausgezeichnet wurde.
…dass die Sparkasse Kufstein eine der wenigen Sparkassen Österreichs ist, die seit der Gründung im Jahr 1877 als eigentümerloses Institut organisiert ist. Ohne Aktionäre oder Genossenschafter ist es ihr möglich, einen adäquaten Teil ihrer Erträge als „Bürger-Rendite“ der Allgemeinheit zu widmen. Deshalb unterstützt sie in Wahrnehmung ihrer gesellschaftlichen Verantwortung jedes Jahr zahlreiche Projekte und Initiativen. Sie sichert damit über ihren Beitrag als finanzieller Nahversorger, Steuerzahler und Arbeitgeber hinaus einen erheblichen „Mehrwert“ für die Region.