„Wachstum ist ein Vertrauensbeweis unserer Kunden“ 

Die Sparkasse der Stadt Kitzbühel schließt ihr Geschäftsjahr 2021 mit einer Rekord-Bilanzsumme von 1,129 Mrd. Euro ab. Im Vergleich zu 2020 entspricht das einer Steigerung um 5,3 Prozent. Die Fortsetzung des dynamischen Wachstums spiegelt sich auch in den verwalteten Kundengeldern (Spareinlagen, Wertpapiere, etc.) wider, die mit plus 13 Prozent einen besonders kräftigen Zuwachs verzeichneten.

Im Interview erläutern die Vorstandsmitglieder Franz Stöckl (Vorsitzender), Petra Schmidberger und MMag. Thomas Hechenberger, MBA die Hintergründe und nehmen Stellung zu Themen wie Digitalisierung, Gründergeist, Inflation, Finanzbildung, Mitarbeiter:innensuche und Unternehmenskultur.

2021 stand im Zeichen von Corona. Warum gab es – trotz widriger Umstände - ein derart starkes Wachstum?
Franz Stöckl: Das Geschäftsjahr war tatsächlich sehr erfolgreich, aber auch sehr herausfordernd. Wir konnten in allen Geschäftsbereichen sehr gute Ergebnisse erzielen. Das ist auch ein Vertrauensbeweis unserer Kund:innen. Dieser schlägt sich auch in den Ergebnissen der Kund:innenbefragung 2021 nieder, die historische Bestwerte ergab und klar über jenen der Branche liegt. Eine andere Voraussetzung ist, dass auch das wirtschaftliche Umfeld in der Region ein sehr gutes ist. Unsere Erfahrung zeigt, dass unser Marktgebiet in Summe sehr gut durch die COVID-Krise gekommen ist.

Die Sparkasse ist eine bedeutende Arbeitgeberin in Kitzbühel und der gesamten Region. Sie beschäftigen über 150 Mitarbeiter:innen. Auch bei Ihnen werden neue Kräfte gesucht. Was tun Sie, um Menschen für sich zu gewinnen?
Petra Schmidberger:
Ein erfolgreiches Unternehmen braucht qualifizierte Mitarbeiter:innen. Vor allem junge Talente waren selten so umkämpft am Arbeitsmarkt wie heute. Alle Benefits anzuführen, die wir bieten, würde jetzt einige Zeit dauern. Heute werden flache Hierarchien, eine angemessene Work-Life-Balance und vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten vorausgesetzt. Vorrangige Entscheidungskriterien für die jüngere Generationsind zudem eine moderne Unternehmenskultur, Teamgeist, flexible Arbeitszeitmodelle mit Homeoffice-Lösungen, Innovationsfähigkeit des Unternehmens, eine sinnstiftende Tätigkeit, berufliche Perspektiven und ein spannendes und dynamisches Umfeld. Wir tun einiges, um mit zielgerichtetem Personalmarketing als attraktive Arbeitgeberin wahrgenommen zu werden.

Die Inflation ist rasant gestiegen, die Teuerung überall spürbar. Wie sollen Sparer darauf reagieren?
Thomas Hechenberger:
Die derzeit sehr hohe Inflation ist ein echtes Problem und meiner Einschätzung nach kein vorübergehendes Phänomen. Die gestiegenen Preise für Energie, Sprit, Dienstleistungen, Gastronomie, Hotellerie und Lebensmittel spüren wir alle. Wir raten unseren Sparkund:innen daher – wie schon in den letzten Jahren der Niederzinsphase – in besser verzinste Alternativen zu gehen, um eine Abwertung des Geldvermögens bestmöglich abwenden zu können.
Besonders schmerzhaft sind auch stark erhöhte Baukosten aufgrund der Rohstoffknappheit. Diese führt dazu, dass junge Einheimische ihr Bauvorhaben verschieben müssen. Sollte sich die Lage nicht entspannen, wird es für viele schwierig, den Traum vom Eigenheim zu verwirklichen. Wenn die EZB nicht mit Zinserhöhungen reagiert, dann werden wir auch weiterhin mit einer jährlichen Teuerung von drei bis vier Prozent rechnen müssen.

Apropos Eigenheim: Es kommen neue Auflagen für Kreditnehmer. Wie sehen diese aus?
Thomas Hechenberger:
Ab Mitte 2022 treten Verschärfungen der Bankenaufsicht für die Wohnkreditvergabe in Kraft, die wir umsetzen müssen. Erforderlich ist für neue Kreditnehmer:innen ein Eigenmittelanteil von mindestens 20 % und eine Kreditrate von maximal 40 % des monatlichen Einkommens. In Kombination mit den stark gestiegenen Baukosten sehe ich das sehr problematisch, speziell in unserer Region.

Die Coronakrise hat die Digitalisierung in vielen Lebensbereichen beschleunigt. Wie sieht eine Regionalbank wie die Sparkasse Kitzbühel diese rasante Entwicklung?
Franz Stöckl: Tatsächlich haben die letzten beiden Jahre dazu geführt, dass Kund:innen unsere digitalen Leistungen noch mehr nutzen. Allen voran das digitale Banking George für Überweisungen, Kontoinformationen, Wertpapierkäufe, Produktabschlüsse oder simpler, auch die Änderung von Kartenlimits. Es ist aber klar zu erkennen, dass das vertrauliche, persönliche Gespräch mit unseren Kundenbetreuer:innen weiterhin einen hohen Stellenwert besitzt.

Österreicher:innen lieben Bargeld. Laut einer Studie sprechen sich 65 Prozent für „die Erhaltung von Bargeld in seiner derzeitigen Form“ aus. Wie sieht das die Sparkasse?
Franz Stöckl: Speziell in Österreich gibt es eine große Leidenschaft zum Bargeld. Damit verbunden ist ein Gefühl der Sicherheit und Freiheit. Österreichs Sparkassen setzen sich stark für Bargeld ein, auch wenn die Bargeld-Abwicklung höhere Kosten für eine Bank verursacht. Wir werden sicher nicht gegen Kundenbedürfnisse agieren. Wir werden weiterhin Kassenschalter geöffnet haben und Bankomaten betreiben, um die Bargeldversorgung abzusichern.

Der Gründergeist boomt. 321 Unternehmen wurden im Jahr 2021 im Bezirk Kitzbühel neu gegründet. Würden Sie Menschen den Sprung in die berufliche Selbstständigkeit raten?
Thomas Hechenberger: Die Entscheidung muss natürlich jede/r selbst treffen. Wir können Menschen jedoch Mut machen, an ihre Ideen zu glauben und sie dabei unterstützen. Zum Beispiel mit dem Projekt START.N. Dieses neuartige Startup-Center beim Tennisstadion bietet flexible und vor allem leistbare Büroräume sowie Co-Working inmitten anderer Jungunternehmer:innen. Gemeinsam mit unseren Partnern Regio Tech, Wirtschaftskammer Kitzbühel, unserem Investor Gregor Gebhardt und mit voller Unterstützung der Stadtgemeinde Kitzbühel konnten wir das Projekt in weniger als einem Jahr umsetzen. Als Bank begleiten wir Neugründer:innen in der Region mit einem vielseitigen Gesamtpaket, bestehend aus zielgerichteten Beratungsleistungen bis hin zu einem eigens entwickelten Kontoprodukt für die Startphase.

Laut einer österreichischen Studie schätzt mehr als die Hälfte der Menschen ihr Finanzwissen als schlecht oder eher schlecht ein.  Was kann eine Bank wie die Sparkasse Kitzbühel dazu beitragen, das finanzielle Wissen bei Menschen zu fördern?
Petra Schmidberger:
Wichtig ist, bereits Kindern und Jugendlichen den richtigen Umgang mit Geld näher zu bringen. Sowohl im Schulunterricht als auch zu Hause. Die Eltern haben hier eine starke Vorbildwirkung. Zahlen der Schuldnerberatung zeigen, dass es bereits viele junge Menschen gibt, die verschuldet sind. Wir unterstützen Schulen in der Region z.B. mit themenbezogenen Vorträgen, angepasst auf das Alter der Schüler:innen. Mit dem Schul-Planspiel Ecomania können wir ökonomische Grundlagen und wirtschaftliche Zusammenhänge erfassbar machen. Dabei schlüpfen Schüler:innen dann in die Rolle von Finanzminister, Gewerkschaft, Unternehmer, usw. und versuchen, den Wohlstand im Land zu erhöhen. Auch bieten wir digital eine Vielzahl praktischer Unterrichtsmaterialien, die von Expert:innen gemeinsam mit Bildungseinrichtungen erstellt wurden.

Die Sparkasse tritt nicht nur in Kitzbühel als Förderer und Sponsor in Erscheinung. Was versprechen Sie sich davon?
Franz Stöckl:
Das gehört zur Sparkassen-DNA und wurde bereits in unseren Gründungsstatuten verankert. Wir leben den Gemeinwohlgedanken aus Überzeugung. Unterstützt wird eine Vielzahl an Projekten, soziale und kommunale Anliegen und Vereine. Letztes Jahr haben wir mehr als EUR 240.000,- dafür verwendet. Besonders am Herzen liegt uns die Förderung der Jugend. Wir sehen, dass es in unserer Region auch Bedarf an sonstiger Hilfestellung gibt. Eigens dafür haben unsere Mitarbeiter:innen vor Jahren einen Soforthilfe-Fonds gegründet, der im Einzelfall ebenfalls schnelle Hilfe ermöglicht. Für dieses Engagement darf ich mich bei dieser Gelegenheit herzlich bedanken.

Pandemie, Konflikte, Klimawandel - wir leben in turbulenten Zeiten. Wenn Sie nach vorne blicken, was stimmt Sie optimistisch?

Franz Stöckl:
Geschäftlich ist es die Nähe zu unseren Kund:innen und Kunden. Trotz starker digitaler Ausrichtung sind wir mit unserem dichten Filialnetz auch persönlich jederzeit erreichbar. Engagierte und gut ausgebildete Mitarbeiter:innen sind die Brücke zu unseren Kund:innen und Kunden. Persönlich hoffe ich auf ein baldiges Ende des Krieges in der Ukraine. All das Leid muss schnellstens beendet werden. Gemeinsam mit sozialen Einrichtungen helfen wir Flüchtlingen vor Ort. Der österreichische und europäische Finanzmarkt ist sehr gut aufgestellt und wird alle wirtschaftlichen Verwerfungen gut bewältigen.

Petra Schmidberger: Nähe schafft Vertrauen. Und Vertrauen bleibt auch in Zukunft eine tragende Säule unseres Erfolges. Der Verbund der österreichischen Sparkassen mit der Erste-Bank garantiert obendrein ein höchstes Maß an Stabilität und Sicherheit, was gerade in schwierigen Zeiten wie diesen ein großes Plus ist.

Thomas Hechenberger: Wir Menschen haben schon viele Krisen überstanden und wir werden auch die aktuellen Herausforderungen meistern. Ich gebe auch die Hoffnung nicht auf, dass wir aus dieser Situation heraus etwas lernen und wir uns als Gesellschaft und Gemeinschaft weiterentwickeln.

Dr. Klaus Winkler
Vorsitzender des Sparkassenrates

Zum Geschäftsjahr 2021:
Innovation und die langfristig ausgerichtete Geschäftspolitik sind die Grundpfeiler des Erfolgs der Sparkasse der Stadt Kitzbühel. Der eingeschlagene Weg und starke Kundennähe hat das Unternehmen auch sehr gut durch das schwierige Jahr 2021 getragen.

Zur gesellschaftlichen Verantwortung:
Wirtschaftlich erfolgreiches Handeln und soziales Engagement sind kein Widerspruch. Die heimische Sparkasse wurde 1899 durch die Stadtgemeinde gegründet und ist heute ein modernes, selbstständiges Unternehmen. Im Gegensatz zu Privatbanken oder börsennotierten Instituten geht es bei ihr nicht um Gewinnmaximierung. Der Grundgedanke bei der Gründung ist heute aktueller denn je: Es geht darum, finanzielle Unabhängigkeit und damit die Grundlage für Wohlstand der heimischen Bevölkerung zu schaffen.