Sparkasse-Wohnbaustudie 2021: Wohnen im Eigentum und Zufriedenheit weiter hoch
- 55 Prozent der ÖsterreicherInnen wohnen im Eigentum, in Kärnten sind es sogar 72 Prozent
- 76 Prozent der Kärntner sind zufrieden mit der aktuellen Wohnsituation
- Zahl der Neukredite für Wohnraumfinanzierungen ist in der Sparkassengruppe 2020 weiter gestiegen
Im Rahmen einer repräsentativen Wohnstudie von IMAS International im Auftrag der Erste Bank, Sparkassen und Bausparkasse, die im Februar 2021 die aktuelle Wohnsituation der Österreicher abgefragt hat, gaben 39 Prozent aller MieterInnen an, in den nächsten Jahren Eigentum erwerben zu wollen.
Setzt man diesen Wert allerdings in Relation mit den Befragungsergebnissen von vor drei Jahren, zeichnet sich eine sinkende Tendenz ab: 2018 wollten noch 49 Prozent Eigentum erwerben, heute sind es um zehn Prozent weniger. Wohnbau-Experte Harald Tschitschnig von der Kärntner Sparkasse dazu: „Die Wohnstudie 2021 liefert hier eine klare Antwort für diesen deutlichen Rückgang: Fast die Hälfte (49 %) der Befragten gibt an, dass diese zwar gerne Eigentum erwerben möchte, sich dieses aber nicht leisten kann.“ Besonders davon betroffen ist die Altersgruppe der 18- bis 35-Jährigen, also genau jene Zielgruppe, die sich ersten Wohnraum schaffen möchte.
Wohnen wird immer teurer. Bereits seit der Finanzkrise 2008 wird vermehrt auf den „sicheren Hafen“ Immobilien gesetzt, aber das Angebot am Wohnungsmarkt ist nicht entsprechend mitgewachsen. Die Pandemie gibt diesem Trend in den vergangenen Monaten einen zusätzlichen Schub und die Experten der Österreichischen Nationalbank schätzen, dass sich österreichische Wohnimmobilien im Jahr 2020 um beachtliche sieben Prozent verteuert haben. 2019 betrug der durchschnittliche Preisanstieg nur 3,9 Prozent. Gleichzeitig sind die durchschnittlichen Einkommen der Österreicherinnen und Österreicher nicht gestiegen. Laut Deloitte Property Index mussten in Österreich 2020 für einen durchschnittlichen Wohnraum (70 m²) zehn durchschnittliche Bruttojahresgehälter bezahlt werden. 2019 waren es noch sechs durchschnittliche Bruttojahresgehälter. Harald Tschitschnig: „Wie sich dieser Markt weiterentwickelt, hängt stark vom weiteren Verlauf der Pandemie, der Zins- und Baustoffrohpreisentwicklung ab. Derzeit ist aber nicht davon auszugehen, dass sich die Dynamik am Immobilienmarkt wesentlich abschwächt und das zeigt auch Auswirkungen bei der aktuellen Wohnsituation der ÖsterreicherInnen.“
Mehrheit in Kärnten wohnt im Eigentum
Laut einer Eurostat-Statistik* leben rund 55 Prozent der Österreicher im Eigentum. In Kärnten sind es sogar 72 Prozent, was dem Durchschnitt der EU27-Länder entspricht. Große Unterschiede bei der Relation von Eigentum und Miete gibt es in Österreich vor allem zwischen Stadt und Land. Während am Land 72 Prozent der Personen in ihrem eigenen Heim wohnen, sind es in Wien nur 25 Prozent der Befragten.
Neben dem allgemeinen Stadt-Land-Gefälle spielt hier im Speziellen ebenso die traditionelle Versorgung mit gemeinnütziger bzw. geförderter Wohnung eine Rolle. Harald Tschitschnig: „Der niedrige Eigentumsanteil im urbanen Raum hängt unmittelbar mit der Preissituation zusammen. Überall dort, wo Immobilien noch günstig zu haben sind, wird gekauft und nicht gemietet.
76 Prozent sind zufrieden mit der Wohnsituation
Die Kärntnerinnen und Kärntner haben in den vergangenen Monaten sehr viel Zeit in den eigenen vier Wänden verbracht haben. 76 Prozent geben an, mit der eigenen Wohnsituation „sehr zufrieden“ zu sein.
Aber in den vergangenen Monaten spielte das Thema Wohnen nur eine untergeordnete Rolle. Die Themen Gesundheit und Jobsicherheit waren sicher die dominierenden Themen. Was sich aber deutlich zeigt, ist, dass Eigentümer wesentlich zufriedener mit ihrer Wohnsituation sind als Mieter. „Ein Unterschied in der Zufriedenheit zwischen Mieter und Eigentümer hat zwar schon immer bestanden, aber 2021 ist dieser weiter gestiegen“, so Harald Tschitschnig.
15 Prozent wollen mehr Platz
Aus der aktuellen Wohnstudie geht auch klar hervor, dass sich jeder siebente Befragte (15%) mehr Platz wünschen würde. Tschitschnig: „Gerade in Zeiten von Lockdowns, Homeoffice und Homeschooling konnte es in einer Wohnung sehr schnell eng werden.“ Besonders junge Erwachsene zwischen 18 und 35 Jahren, Mieter und Mehrpersonenhaushalte hätte derzeit das Bedürfnis nach mehr Wohnfläche.
Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen unverändert
Aufgrund der günstigen Konditionen für Wohnraumfinanzierungen konnte die Sparkassengruppe 2020 bei der Zahl der Neukredite für Wohnraumfinanzierungen im Vergleich zu 2019 weiter zulegen. „Vergangenes Jahr hat die Sparkassengruppe 28.700 Menschen ihren Wohntraum erfüllt. Das sind um 1.700 Finanzierungsabschlüsse mehr als noch 2019“, so Harald Tschitschnig. Dabei betrug die durchschnittliche Finanzierungshöhe 231.000 Euro. 2018 lag die Höhe noch bei 192.000 Euro. Das ist im Vergleich zum Jahr 2018 ein Anstieg um 20 Prozent. Im Schnitt hatten Wohnraumkredite eine Laufzeit von 25 Jahren bei einem Eigenmittelanteil von 20 Prozent. Aufgrund der günstigen Konditionen, waren auch 80 Prozent der Finanzierungen Fixzins-Kredite. Harald Tschitschnig: „Nicht immer ist der Fixzinssatzkredit die richtige Wahl. Vor allem für Kunden, die vorzeitige Rückzahlungen planen und damit die Kreditlaufzeit beträchtlich verkürzen, stellen Kredite mit variabler Verzinsung ein sehr interessantes Angebot dar.“
Rate oder Miete
Für alle Menschen, die aktuell arbeitslos oder in Kurzarbeit sind und somit Existenzängste haben, rückt das Thema Wohnwünsche situationsbedingt gerade in den Hintergrund. „Auf der anderen Seite sollten alle, die es sich leisten können, eine Investition ins Eigenheim überlegen. Stellt man die monatliche Miete der Kreditrate gegenüber und bedenkt dabei den Anlagewert bzw. die Wertsteigerung, ist eine detaillierte Betrachtung auf jeden Fall sinnvoll“, so Sparkasse-Experte Harald Tschitschnig. Die aktuelle durchschnittliche Nettomiete einer freifinanziert errichteten Wohnung in Wien beträgt EUR 12,66/m² (Quelle: Exploreal). Das macht bei einer Wohnungsgröße von 70m² 886 Euro monatliche Miete aus. Die Ratenrückzahlungen für eine Finanzierung von 230.000 Euro auf 25 Jahre beträgt 931 Euro.
Jetzt umschulden - Gute Gelegenheit vom Fremdwährungskredit in Euro zu switchen
Noch immer haben in Österreich laut OeNB private Haushalte Fremdwährungskredite mit einem Volumen von 11,2 Milliarden Euro. Zwar sank dieses Volumen 2020 um 15,5 Prozent oder 2,1 Milliarden Euro, aber das Gesamtvolumen ist noch immer stattlich. Tschitschnig: „Wer jetzt noch Fremdwährungskredite hält, sollte die aktuell günstigen Zinskonditionen für eine Umschuldung nutzen. Das verringert das Währungs- und Zinsrisiko, das in den nächsten Jahren wieder deutlich zunehmen wird.
* Quelle: https://ec.europa.eu/eurostat/cache/digpub/housing/bloc-1a.html
Zum Studiendesign:
In einer in der Zeit von 1. bis 23. Februar 2021 durchgeführten Telefon-Befragung wurde die Wohnsituation der österreichischen Bevölkerung ab 18 Jahren erhoben sowie deren Wünsche und Bedürfnisse zur Veränderung. Insgesamt wurden 1.350 Interviews in ganz Österreich durchgeführt. Pro Bundesland wurden 150 Personen befragt.
Rückfragen an: Philipp Heiser, Kärntner Sparkasse AG, Marketing & Communications, Bahnhofstraße 8, 9020 Klagenfurt, Tel. 050100/30677