
Gold - Ein glänzender Anker in stürmischen Zeiten?
InvestStory 30. Apr. 2025, Kurt Prattes
Größer könnte der Gegensatz kaum ausfallen – auf der einen Seite US-Präsident Donald Trump, der als „The Great Disruptor“ laut polternd die weltweiten Märkte auf Achterbahnfahrt schickt; auf der anderen Seite der leise, distinguierte Aufstieg des Goldes, das zunächst von wenig Medienecho begleitet, ein Allzeithoch nach dem anderen markierte. Am 14. März durchbrach Gold erstmalig die glatte Marke von 3.000 USD – in den darauffolgenden Wochen zog die Notierung ohne nennenswerte Konsolidierung bis auf 3.500 USD an, ehe erste Gewinnmitnahmen einsetzten. Aufgrund der Schwäche des US-Dollar, fiel der Anstieg der Feinunze Gold in EUR gerechnet allerdings geringer aus.
Vielleicht ein Grund, warum zwar Medienresonanz aufkam, aber keine rechte Feierstimmung. Wer angesichts der historischen Marke eine euphorisierte Käuferschaft, lange Schlangen vor Edelmetallshops und allerorts Gespräche zum Thema Gold erwartet hätte – wie es im August 2011 der Fall war,1 als Gold sich auf den Weg Richtung 2.000 USD aufmachte – sah sich getäuscht. Ebensowenig wie auch das erstmalige Überschreiten der 3.000 EUR-Marke am 22. April 2025. Vielleicht lag es auch daran, dass mit einem über 60 Punkte ausschlagenden Volatilitäts-Index VIX, eskalierenden Ankündigungen von Handelszöllen und Turbulenzen am Anleihemarkt zu viele Themen auf dem Tisch lagen, die mit Gold um Aufmerksamkeit konkurrierten. Wie fällt unter diesen Gesichtspunkten ein Gesamtfazit zur aktuellen Situation aus – gerade auch im Hinblick auf Gold?
Schwierige Gemengelage
Die allgemeine Börsenregel, dass bei fallendem Aktienmarkt die Anleger:innen den sicheren Hafen der US-Staatsanleihen aufsuchen, die Kurse dementsprechend steigen und die Renditen fallen, scheint unter Trump in die Brüche gegangen zu sein. Unisono gingen im Gefolge der jüngsten Zollandrohungen Aktienkurse, US-Dollar und Anleihemarkt in die Knie. Dementsprechend beunruhigt zeigte sich Paul Diggle, Chefökonom des britischen Vermögensverwalters Aberdeen: "Fallende Aktienkurse, ein schwächerer US-Dollar und zugleich steigende Anleiherenditen stellen eine toxische Kombination dar. In jedem anderen Land würde man dies vermutlich als Staatskrise bezeichnen."2 Eine Einschätzung, die angesichts eines scheinbar entfesselten Goldpreises, zusätzliche Rückendeckung erhält. Die in der Vergangenheit bewährte Krisenwährung Gold, die als echtes Pfund das fehlende Ausfallrisiko der Gegenpartei in die Waagschale werfen kann, konnte mit dem Überschreiten der 3.500 USD-Marke kurzfristig seinen Jahresgewinn auf über 33 Prozent ausbauen.3 Dies ist zwar beeindruckend, stellt aber lediglich eine kurze Momentaufnahme dar, zumal Volatilität auch bei Gold ein Thema ist und das Rückschlagpotential bei einem so dynamischen Anstieg gegeben ist. Welche makroökonomischen Faktoren haben überhaupt zur gegenwärtigen Goldstory beigetragen?
„Sell America“?
Aufgrund der chaotischen Zollpolitik sowie der Eskalationsspiralen, welche sich die USA mit China liefert, haben sich Anleger:innen „im großen Umfang von Dollar-Wertpapieren“ getrennt, was im gleichen Atemzug den Kurs der Weltleitwährung unter Druck gesetzt hat.4 Am sogenannten „Liberation Day“, den Trump am 2. April ausrief, fiel der US-Dollar im Vergleich zum Euro zeitweise auf den niedrigsten Stand seit sechs Monaten. Aktuell summiert sich das Minus auf Jahressicht auf rund 11 Prozent, George Saravelos, Leiter der Devisenforschung bei der Deutschen Bank, spricht von der Gefahr einer „breiten Vertrauenskrise“, welche der US-Dollar zu bestehen habe.5 Zumal das Risiko einer „sich selbst verstärkenden Kapitalflucht aus US-Vermögenswerten“ nicht von der Hand zu weisen sei. Hinzu kommen noch verbale Äußerungen und Forderungen Trumps in Richtung Notenbankchef Jerome Powell, welche auch nicht unbedingt dazu beitragen, das Vertrauen in die Unabhängigkeit der FED und deren Zinspolitik zu festigen. Was ein „Sell America“-Szenario für US-Staatsanleihen bedeutet, ließ sich ansatzweise im Umfeld der jüngsten Zolleskalation vom 9. April 2025 erahnen. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe stieg zeitweise auf fast 4,50 Prozent, die Rendite der dreißigjährigen Anleihen zeitweise sogar über 5 Prozent.6 „Der Ausverkauf könnte ein Hinweis sein, dass US-Treasuries nicht mehr als sicherer Hafen im globalen Rentenmarkt gelten“, äußerte sich Ben Wiltshire, Stratege bei Citigroup.
Hohe Staatsverschuldung
Der Anstieg der Renditen stellt Trump und seinen Finanzminister Bessent vor größere Probleme, nicht nur aufgrund der ohnehin schon hohen Staatsverschuldung von knapp 37 Billionen USD. In 2025 steht ein hoher Refinanzierungsbedarf an – eine immense Herausforderung, wie auch Finanzexperte Daniel Stelter in seiner Handelsblatt-Kolumne betont: „Insgesamt müssen die USA in diesem Jahr den eindrucksvollen Betrag von 9.200 Milliarden US-Dollar am Kapitalmarkt besorgen, und ein – auch nur teilweiser – Käuferstreik der Ausländer könnte eine Spirale auslösen: Höhere Zinsen führen zu höheren Defiziten und höhere Defizite zu höheren Zinsen.“7 Damit legt er gleichzeitig den Finger in eine von Trumps schmerzhaftesten Wunden. Japan ist mit einem Wert von rund 1,1 Billionen USD zwar immer noch der größte staatliche Auslandsgläubiger, an zweiter Stelle rangiert aber bereits China, die US-Staatsanleihen im Gesamtwert von über 750 Milliarden USD halten.8
Dementsprechend zweischneidig ist der Handelskrieg zwischen den USA und China zu bewerten, der über Zölle ausgefochten wird. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin, bringt diesen Aspekt auf den Punkt: „Wenn der chinesische Staat sagen würde, wir verkaufen jetzt einen großen Teil dieser amerikanischen Staatsanleihen, dann würden auch andere Staatsanleihen in den USA generell massiv an Wert verlieren. Die Zinsen würden durch die Decke schießen, der amerikanische Staat müsste sehr viel mehr Zinsen auf seine Schulden zahlen. Auch Unternehmen müssten deutlich mehr Zinsen auf Kredite zahlen. Und das könnte die amerikanische Wirtschaft in die Rezession treiben und damit Arbeitsplätze zerstören und viel Wohlstand kosten. Und das ist die Waffe, die China hat.“9 Dies wäre zwar auch für China mit hohen materiellen Verlusten verbunden, ausschließen sollte man in diesen turbulenten Zeiten aber nichts, zumal auch geopolitische Überlegungen eine Rolle spielen dürften.
Entfesselte Goldnotierungen
Was einen – um den Bogen zu schließen – eben direkt zu Gold führt, auf das sich Anleger:innen im Umfeld von Krisen, Kriegen, Unruhen und Crash-Szenarien bevorzugt besinnen. Anhand der vielen neuen Allzeithochs, die das goldene Edelmetall in den letzten Wochen gemacht hat, scheint das „Fieberthermometer der Weltwirtschaft“ nicht von einer leichten, temporären Frühjahrserkältung auszugehen. Die Expert:innen des Erste Group Research sehen bis Mitte 2025 sogar einen Anstieg des Goldpreises bis auf 3.640 USD und ein Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht.10 Zu den Käufern sollten weiterhin Zentralbanken gehören, die nach neuesten Zahlen allein in 2024 ihre Goldreserven um beachtliche 1.086 Tonnen aufgestockt haben. Damit war 2024 das Jahr mit den höchsten Käufen seit Beginn der Aufzeichungen 1950 und übertraf sogar das bisherige Rekordjahr 2022.11 Aber auch das Interesse der Privatinvestor:innen an Gold-ETFs scheint sich zu konsolidieren. Nach neun Monaten in Folge mit Abflüssen bei den börsengehandelten Goldfonds konnte im dritten Quartal 2024 die Trendwende beobachtet werden, die sich auch 2025 zu manifestieren scheint. So meldet der SPDR Gold Shares – seines Zeichens größter Gold-ETF – per 16. April 2025 physische Bestände von insgesamt 957,17 Tonnen. Damit wurden innerhalb einer Woche zusätzlich 20,08 Tonnen Gold eingebucht.12
Und auch bei den Fondsmanagern hat sich scheinbar der Wind gedreht. Laut der jüngsten Umfrage der Bank of America (BofA), die am 15. April 2025 veröffentlicht wurde, sind 49 Prozent der befragten Fondsmanager der Ansicht, dass Investments in steigende Goldpreise derzeit die gefragteste Handelsaktivität am Markt sind. In den letzten 2 Jahren kam es bei der monatlichen Erhebung lediglich zweimal vor, dass die Fondsmanager die „Magnificent Seven" nicht als den gefragtesten Handel an der Wall Street ansahen.13 Ob die Entwicklung weg von US-Tech hin zu Gold eine kurzfristige Randnotiz bleibt oder sich zum längerfristigen Trend manifestiert, bleibt indes noch abzuwarten. Die Zuversicht bei den Fondsmanagern der BofA-Umfrage nimmt indes zu – waren es im März noch 23 Prozent, die Gold für das beste Investment („best performing asset“) in 2025 hielten, stieg dieser Wert im April auf 42 Prozent. Wie schnell sich der Wind dreht, lässt sich exemplarisch an der Assetklasse Aktienmarkt Weltweit („Global equities“) ablesen. Im März noch Spitzenreiter mit einem Zuspruch von 39 Prozent, rangiert diese im April nur mehr auf Platz 4 mit gerade einmal 11 Prozent. Insofern ein weiterer Beleg, dass viel Bewegung und Unsicherheit im Markt ist.
Fazit
Es kommt nicht von ungefähr, dass der VIX-Index so massiv ausgeschlagen hat – hohe weltweite Schuldenlast, unberechenbare Situation bei den Handelszöllen, schwacher US-Dollar und ein angeschlagener US-Staatsanleihenmarkt sind nur einige Aspekte, welche die Unsicherheit in die Höhe schnellen lassen. Hinzu kommt die Sorge, dass auf lange Sicht ein Paradigmenwechsel hin zu China stattfinden könnte und die USA mit ihrem US-Dollar als Weltleitwährung an Bedeutung verliert. Weitere Variablen wie Inflation oder Fed- bzw. EZB-Zinsentscheidungen, auf die bis dato nicht explizit verwiesen wurden, verkomplizieren die ohnehin schon schwierige Rechnung zusätzlich. In Summe lässt sich festhalten, dass Märkte und Anleger:innen lernen müssen mit dieser neuen, volatileren Gesamtsituation umzugehen. Nicht zuletzt auch Goldinvestor:innen. Wer aufgrund der stark gestiegenen Goldpreise dementsprechend defensiver bei Gold agieren möchte, könnte daher die neue Gold Garant Anleihe interessant finden. Für Anleger:innen die lieber anhand von Goldmünzen oder Goldbarren an der Entwicklung des glitzernden Edelmetalls partizipieren möchten, bietet der s Goldsparplan der Erste Bank und Sparkasse eine interessante Möglichkeit, um nicht mit einer Einmalanlage alles auf eine Karte zu setzen.
Bitte beachten Sie, dass eine Veranlagung in Gold oder Wertpapiere neben Chancen auch Risiken birgt.
1Quelle: Spiegel; Stand: 23. August. 2011
2Quelle: Tagesschau; Stand: 10. April 2025
3Quelle: Wirtschaftswoche; Stand: 16. April 2025
4Quelle: Handelsblatt; Stand: 11. April 2025
5Quelle: Finanzen.net; Stand: 11. April 2025
6Quelle: ManagerMagazin; Stand: 9. April 2025
7Quelle: Handelsblatt; Stand: 21. April 2025
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Stand: April 2025