Die Überraschung ist gelungen. Nach dem starken Börsenjahr 2023 waren die Prognosen für 2024 eher schlecht.1 Nicht nur die geopolitischen Krisenherde gaben Anlass zur Sorge. Anfang des Jahres erwarteten einige Beobachter:innen eine baldige Rezession in den USA.2 Auch später kamen immer wieder Spekulationen über einen möglichen Abschwung auf. Doch am Ende lief es viel besser als erwartet. Das galt besonders für die USA, wo die Wirtschaft im Jahr 2024 um 2,9 Prozent wuchs. Die befürchtete harte Landung wurde vermieden. Traditionelle Indikatoren signalisierten zwar eine Schrumpfung, doch die Expansion setzte sich fort, angetrieben durch den dominanten Dienstleistungssektor und starke Verbraucherausgaben.3

US-Markt prescht erneut voraus

Vor allem der Boom beim Thema Künstliche Intelligenz trieb die Bewertungen vieler US-Technologieaktien weiter an. Auch in der Breite stiegen die Kurs/Gewinn-Verhältnisse.4 Im Zuge dessen erreichten viele Indizes neue Allzeithochs. Vor allem diejenigen, in denen US-Big-Tech-Werte vertreten sind. Zum ersten Mal seit 1998 legte der S&P 500 zwei Jahre in Folge mehr als 20 Prozent zu.5 Zum Jahresende befinden sich der S&P 500 und NASDAQ 100 mehr als 25 Prozent im Plus. Die Magnificent 7, zu denen Apple, NVIDIA, Microsoft, Alphabet, Amazon, Meta und Tesla gehören, lagen mit einem mittleren Anstieg von fast 70 Prozent an der Spitze. Überflieger NVIDIA legte sogar um 170 Prozent zu.6 Zwischenzeitlich war der Chipdesigner die nach Börsenwert wertvollste Firma der Welt.7

Zusammen kommen die Magnificent 7 auf einen Börsenwert von über 18 Billionen US-Dollar.7 Das ist mehr als ein Drittel des gesamten S&P 500.8 Und mehr als 10-mal so viel wie die 40 Unternehmen im deutschen DAX, der 2024 mit einem Plus von knapp 20 Prozent bester europäischer Index war.9 Dabei waren ähnlich wie in den USA auch in Deutschland wenige Top-Werte für die gute Performance verantwortlich. So legte der größte Wert SAP über 70 Prozent zu und sorgte schon allein für mehr als ein Drittel des Indexanstiegs.1 Zudem profitierten die großen, international tätigen Firmen von der Stärke des US-Dollars.2 Die DAX-Performance war aber nicht repräsentativ für die eher schwache Wirtschaft im Land. Denn die kriselnden Autobauer machten nur noch 8 Prozent des Index aus und Sorgenfall Bayer weniger als 1,5 Prozent. Hinzu kam, dass die deutsche Regierung vorzeitig platzte. Die wirkliche Lage war besser am MDAX oder SDAX abzulesen.10 Beide Indizes beendeten das Jahr knapp im roten Bereich. In den USA liefen kleine und mittlere Unternehmen dank ausbleibender Rezession dagegen besser.2

Entwicklungen ausgesuchter Indizes und Aktien

Hinweis: Die Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein zuverlässiger Indikator für zukünftige Entwicklungen.

Kurze, teils heftige Rücksetzer

Aufgrund der schwächeren Wirtschaft leitete die EZB die Zinswende nach unten vor der US-Notenbank Fed ein. Inzwischen gab es in der Eurozone vier und in den USA drei Zinssenkungen. Doch zuletzt stellte die Fed die Inflation wieder in den Fokus. Man erwartet, dass es mindestens bis 2027 dauert, bis das Ziel einer Preissteigerung von 2 Prozent erreicht ist. Die Notenbanker sehen deshalb für 2025 im Mittel nur halb so hohe Zinssenkungen wie noch im September, insgesamt 0,5 Prozentpunkte. Darauf reagierten die Märkte kurz vor Weihnachten mit einem Mini-Crash.11 Das verdeutlicht, wie schnell Bewegung in die Kurse kommen kann.

Schon Anfang August gerieten die Märkte weltweit unter Druck, nachdem die japanische Notenbank den Leitzins erhöht hatte. Das löste unerwartete Turbulenzen aus, die mit der Auflösung von Carry Trades in Verbindung standen. Der kurze, aber intensive Abverkauf beförderte den Volatilitätsindex VIX kurzzeitig auf den höchsten Stand seit Beginn der Coronakrise im März 2020. Doch so schnell, wie der Einbruch kam, war er auch wieder vorbei. Anleger:innen nutzten den Rücksetzer als Kaufgelegenheit.12

Auf Jahressicht liefen in Europa der Bank- und Versicherungssektor am besten, während Nahrungsmittel und Automobile underperformten.9 In den USA waren Technologie und Kommunikation die größten Gewinner. Die rote Laterne hielten dort Grundstoffe und Energie.13

Emerging Markets: Gemischtes Bild

Abseits der Industrieländer war die Kursentwicklung im Jahr 2024 ganz unterschiedlich. Viele Emerging Markets enttäuschten. In China belasteten nachlassendes Wachstum, die Krise am Immobilienmarkt und staatliche Eingriffe in den Privatsektor. Zwar löste Ende September das umfangreichste Konjunkturpaket seit der Finanzkrise eine Kursrallye aus. Doch eine Bestätigung der Trendwende bleibt abzuwarten. Auch in Lateinamerika wirkt das innenpolitische Umfeld schwierig. Dazu leidet Brasilien unter einer schwachen Rohstoffnachfrage. Und Mexiko fürchtet die von Trump angekündigten Zölle.10

In Argentinien legten die Kurse dagegen stark zu, auch umgerechnet in US-Dollar. Das Land hat unter dem umstrittenen Präsident Javier Milei entschlossene Reformen ergriffen. Die Inflation ist bereits stark zurückgegangen. Der Internationale Währungsfonds erwartet für 2025 ein Wachstum von 5 Prozent. Allerdings hat die Währung deutlich abgewertet. Die Risiken bleiben also hoch.14 Auch in Indien blieb der Aufwärtstrend intakt. Seit den Corona-Tiefs haben sich die Kurse auf Euro-Basis verdreifacht. Allerdings sind dadurch die Bewertungen gestiegen, sodass ein Teil des künftigen Potenzials bereits eingepreist sein könnte.10

Alle Augen auf Trump

Auch politisch war 2024 außergewöhnlich. Es war weltweit das größte Wahljahr der Geschichte. Doch nicht nur das. Erstmals überhaupt verlor jede Regierungspartei in den Industrieländern, die sich zur Wahl stellte, an Stimmen.15 Vor allem der deutliche Sieg von Donald Trump bei der US-Wahl im November sorgte für Bewegung an den Märkten. Der Republikaner wäre im Juli beinahe Opfer eines Attentats geworden.16 Nach der Wahl legten US-Aktien und der US-Dollar in der Breite zu. Zum Jahresende hin dominierte aber die Befürchtung, dass der Politikwechsel die Inflation wieder ankurbeln könnte.1 Schon zuvor lösten hohe Lohnabschlüsse bei Hafenarbeitern ähnliche Sorgen aus.17 Die Inflation war in den USA von 3,4 Prozent im Dezember 2023 auf 2,4 Prozent im September gefallen und stieg bis November wieder etwas auf 2,7 Prozent an.18 In der EU verlief die Entwicklung parallel. Von 3,4 Prozent im Dezember 2023 fiel die Teuerung auf ein Tief von 2,1 Prozent im September und stieg dann bis November auf 2,5 Prozent.19

Auch Bitcoin profitierte von der Trump-Wahl. Dabei wurde sogar die Marke von 100.000 US-Dollar geknackt, nachdem der Kurs bereits infolge der ETF-Zulassung gestiegen war. Allein im Jahr 2024 verdoppelte sich der Preis. Anfang Jänner 2023 notierte Bitcoin noch unter 17.000 US-Dollar.20 Auf dem langen Weg zu einer vielleicht relevanten Anlageklasse scheint die Kryptowährung im Jahr 2024 ein Stück vorangekommen zu sein.10

Weitere Rekorde

Auch Gold sowie einige Rohstoffe wie Kakao und Kaffee erreichten neue Hochs. Gold befand sich durchwegs in einem Aufwärtstrend und konnte über 27 Prozent zulegen. Es war die beste Performance seit 14 Jahren.21 In Euro gerechnet waren es sogar rund 35 Prozent, mehr als in jedem anderen Jahr seit Einführung der Gemeinschaftswährung.10 Der Anstieg dürfte auf die anhaltenden geopolitischen Krisen sowie die hohe Nachfrage verschiedener Notenbanken zurückzuführen sein, die das Edelmetall als entscheidende Komponente ihrer Reserven zukauften.22 Auch die grassierende Staatsverschuldung in vielen Industrieländern und der damit verbundene Vertrauensverlust in „Papiergeld“ könnte eine Rolle gespielt haben.10

Apropos Staatsverschuldung: Mit Staatsanleihen war in diesem Jahr kaum Geld zu verdienen. Es gab weniger Zinssenkungen als erwartet, sodass die Anleihekurse vor allem im längerfristigen Bereich kaum vom Fleck kamen.1 Expert:innen zufolge waren Corporate Bonds mit Investment-Grade-Rating noch am interessantesten, während Hochzinsanleihen beinahe auf Perfektion gepreist und deshalb weniger attraktiv erschienen.2

Hinweis: Die Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein zuverlässiger Indikator für zukünftige Entwicklungen.

Ausblick

Abzuwarten bleibt nun, ob die Wirtschaft den derzeitigen Erwartungen für das neue Jahr gerecht wird. Was für die Märkte zu erwarten ist und welche Chancen und Risiken sich bieten könnten, erfahren Sie in der kommenden Jänner-Ausgabe der Investment News.

Bitte beachten Sie, dass eine Veranlagung in Wertpapiere neben Chancen auch Risiken beinhaltet. 

1Quelle: DJE Kapital; Stand: 16. Dezember 2024
2Quelle: Deutsche Bank PERSPEKTIVEN To Go; Stand: 20. Dezember 2024
3Quelle: Morgan Stanley; Stand: 23. Dezember 2024
4Quelle: Morgan Stanley; Stand: 16. Dezember 2024
5Quelle: Macrotrends; Stand: 27. Dezember 2024
6Quelle: CNBC; Stand: 27. Dezember 2024
7Quelle: CompaniesMarketCap; Stand: 27. Dezember 2024
8Quelle: S&P Dow Jones Indices; Stand: 29. November 2024
9Quelle: Investment Center - Erste Bank und Sparkasse; Stand: 27. Dezember 2024
'10Quelle: Scalable Capital; Stand: 20. Dezember 2024
11Quelle: Institutional Money; Stand: 19. Dezember 2024

12Quelle: InvestStories - Erste Bank und Sparkasse; Stand: 29. August 2024
13Quelle: FinViz; Stand: 27. Dezember 2024
14Quelle: Deutsche Bank PERSPEKTIVEN To Go; Stand: 12. Dezember 2024
15Quelle: Guardian; Stand: 23. Dezember 2024
16Quelle: Tagesschau.de; Stand: 24. Juli 2024
17Quelle: ABC News; Stand: 4. Oktober 2024
18Quelle: U.S. Bureau of Labor Statistics; Stand: 28. Dezember 2024
19Quelle: Eurostat; Stand: 18. Dezember 2024
20Quelle: CoinMarketCap; Stand: 28. Dezember 2024
21Quelle: Cash Media Group; Stand: 19. August 2024
22Quelle: InvestStories - Erste Bank und Sparkasse; Stand: 28. November 2024

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Stand: Dezember 2024

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