Vorarlberg: Vorsorgeboom durch Corona-Krise

Die Corona-Pandemie hat Österreich auch nach zwei Jahren noch fest im Griff und neben den gesundheitlichen Folgen auch Auswirkungen auf die finanzielle Situation vieler Vorarlberger:innen. Dennoch wollen viele mehr fürs Alter vorsorgen. Das ergab eine Umfrage von IMAS International im Auftrag von Erste Bank, Sparkassen und Wiener Städtische.

Befragt man die Vorarlberger:innen, wie ihre generellen Erwartungen für die kommenden zwölf Monate aussehen, zeigt sich nur mehr als ein Drittel (38 %) zuversichtlich, der Rest aber skeptisch (30 %) oder sogar besorgt (27 %). Auch in Zusammenhang mit den wirtschaftlichen Entwicklungen und einer damit verbundenen möglichen Veränderung der persönlichen Lebensqualität erwarten lediglich 14 Prozent eine Verbesserung. 31 Prozent gehen davon aus, dass alles gleichbleibt. 56 Prozent befürchten eine Verschlechterung. Rund ein Drittel der Befragten (31 %) gibt deshalb an, die Vorsorgestrategie durch Corona verändert zu haben. Der Großteil von ihnen (76 %) möchte in Zukunft sogar noch mehr für Vorsorge ausgeben. Am wichtigsten ist dabei den Vorarlbergerinnen und Vorarlbergern finanzielle Reserven für Notfälle (68 %) und eine Pensionsvorsorge (67 %) zu schaffen. 66 Prozent sorgen mit einem Sicherheitspolster für den Krankheitsfall vor.

Corona zeigt Einfluss auf Vorsorgeverhalten
So ist auch der durchschnittliche Betrag für private Pensions- und Gesundheitsvorsorge österreichweit auf einen Spitzenwert von 226 Euro gestiegen (2020: 161 Euro).  „Vor diesem Hintergrund wundert es nicht, dass die Bedeutung der privaten finanziellen Vorsorge ein All-Time-High erreicht hat und mit durchschnittlich 226 Euro pro Monat für Pensions- und Gesundheitsvorsorge in Österreich noch nie höher war. Persönlich glaube ich, dass hier die Pandemie – neben all den negativen Aspekten – einen positiven Einfluss auf das Vorsorgebewusstsein vieler Menschen hat. Jetzt kommt es darauf an, Taten folgen zu lassen“, sagt Manfred Bartalszky, Vorstand der Wiener Städtischen und verantwortlich für den Bankenvertrieb Marke s Versicherung.

Was ist Vorsorge?
Spontan befragt, verstehen 93 Prozent der Befragten unter diesem Begriff, über ausreichend finanzielle Mittel verfügen zu können. 89 Prozent nennen hier konkret die finanzielle Absicherung im Alter und 87 Prozent sehen die Sicherheit für Notfälle als zentrales Motiv für private Vorsorge. Was den Zeitpunkt anbelangt, an dem man mit dem Ansparprozess beginnen sollte, hat man im Ländle sehr realistische Vorstellungen. „Fragt man die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger, wann sie sich zum ersten Mal mit dem Thema auseinandergesetzt haben, nennen rund zwei Drittel (62 %) das Lebensalter zwischen 16 und 35 Jahren. 81 Prozent sind auch der Überzeugung, dass dies genau das richtige Lebensalter ist, sich über Vorsorge zu informieren und ein konkretes Produkt abzuschließen“, meint Bartalszky. Der Anstoß zur Auseinandersetzung sollte nach Meinung von knapp zwei Dritteln (60 %) aus der eigenen Familie, für jeden Zweiten von der Ausbildungsstätte und für 40 Prozent von Seiten der Bank bzw. der Versicherung kommen.

Anlage-Klassiker weiterhin gefragt
Bei der privaten Vorsorge stehen zwar immer noch die Sicherheit und Flexibilität im Vordergrund. Dennoch hat das Thema „Rendite und Zinsen“ an Bedeutung gewonnen. Bei den Produkten greift man immer noch gerne zu den Klassikern, die aber etwas an Attraktivität eingebüßt haben: So sind Sparbuch (55 %; gegenüber 2020: -10 PP), Bausparvertrag (44 %; -2 PP) und Lebensversicherung (43 %; +4 PP) bei den Vorarlberger:innen immer noch am beliebtesten. Danach punkten aber bereits Immobilien (24 %; +11 PP), Wertpapiere (22 %; +3 PP), Fondssparpläne (21 %; ±0 PP) sowie Gold (18 %; +8 PP).

Bemerkenswert: Auch das Thema der nachhaltigen Veranlagung gewinnt mehr und mehr an Bedeutung. So geben bereits sechs von zehn Befragte (62 %) an, dass ihnen Nachhaltigkeit bei der persönlichen Vorsorge bzw. Veranlagung wichtig ist. Auf die Frage, ob nachhaltige Finanzprodukte in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden, gehen gar 64 Prozent der Befragten ganz klar davon aus. Lediglich 8 Prozent glauben das nicht.

 

Manfred Bartalsky, Vorstand Wiener Städtische (Foto: Ian Ehm)

Manfred Bartalsky, Vorstand Wiener Städtische (Foto: Ian Ehm)