Wie leistbar ist Wohnen in Vorarlberg

Studienpräsentation der Vorarlberger Sparkassen

Steigende Immobilienpreise, eine schnell wachsende Bevölkerung und ein unterdurchschnittlich ausgeprägter gemeinnütziger Wohnbausektor machen Wohnen im Ländle zu einer teuren Angelegenheit. Mehr als zwei Drittel der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger sind deshalb überzeugt, dass Wohnen heutzutage nicht mehr leistbar ist. Die tatsächliche monatliche Durchschnittsmiete übersteigt mit 9 Euro sogar die durchschnittliche vorstellbare Preisobergrenze um mehr als 40 Prozent. „Mittlerweile gehen wir davon aus, dass die Niedrigzinsphase die nächsten Jahre anhält. Wer aktuell teuer in Miete wohnt, sollte deshalb unbedingt prüfen, ob nicht die Anschaffung von kreditfinanziertem Wohneigentums auf die Dauer günstiger kommt“, kommentiert Mag. Martin Jäger, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bregenz, die Ergebnisse der jüngsten INTEGRAL-Studie im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen.

Die Fakten1: In einem durchschnittlichen Vorarlberger Haushalt leben 2,32 Personen auf 99,4 m². Rund 58 % der Hauptsitzwohnungen im Ländle sind Eigentumswohnungen oder -häuser. Durchschnittlich verdienen Herr und Frau Vorarlberger 23.102 Euro netto pro Jahr. Mit 9 Euro pro Quadratmeter liegt der Vorarlberger Mietpreis inklusive Betriebskosten nur knapp unter dem von Österreich-Spitzenreiter Salzburg (9,30 EUR/m²). Ähnlich präsentiert sich die Lage beim Wohneigentum. Für den Kauf einer Eigentumswohnung muss man in Vorarlberg mit durchschnittlich 3.846 Euro pro Quadratmeter rechnen. In Ballungszentren wie Dornbirn kostet der Quadratmeter zum Teil sogar mehr als 5.000 Euro.

Vergleich der maximal vorstellbaren Mietobergrenze mit den tatsächlichen Mieten inkl. Betriebskosten pro Bundesland

Hochpreisland Vorarlberg

Diese Preise sind weit davon entfernt von dem, was man im Ländle als „erschwinglich“ empfindet. So ergab die Studie, dass ein durchschnittlicher Mietpreis von 6,30 Euro pro Quadratmetern als leistbar erachtet würde. Während die Befragten mit Maturaabschluss sich immerhin 7,50 Euro pro Quadratmeter vorstellen könnten, liegt die Schmerzgrenze bei 1-Personen-Haushalten bzw. Haushalten mit Kindern sogar nur bei 5,50 Euro. Der Unterschied zwischen der maximal vorstellbaren Mietpreisobergrenze und tatsächlichen Mieten ist in keinem österreichischen Bundesland so groß wie im Ländle. Es darf deshalb auch nicht wundern, dass 91 Prozent der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger den Eindruck haben, dass die Mieten stärker als ihr Einkommen wachsen. „Schaffa, schaffa, Hüsle baua - in Vorarlberg gilt ja vor allem Wohneigentum als erstrebenswertestes Ziel. Gleichzeitig müssen mehr leistbare Mietangebote geschaffen werden. Das ist besonders für Kleinverdienende und junge Familien wichtig. Vor allem dem gemeinnützigen Wohnbausektor kommt hier eine entscheidende Rolle zu“, plädiert Mag. Jäger. Das sehen auch 57 Prozent der Befragten, die gemeinnützigen Wohnbau als wichtig erachten.

Durchschnittlich 20 Prozent1 des verfügbaren Einkommens gibt man in Vorarlberg fürs Wohnen aus. Nur in der Bundeshauptstadt muss man noch mehr dafür berappen (25 %). Der Blick nach Europa2 zeigt, dass man hierzulande damit in der Preis-Oberliga spielt. Zwar muss man in Malta (7,8 %), Estland (14,2 %) und Italien (16,2 %) im Verhältnis deutlich weniger fürs Wohnen ausgeben. Im benachbarten Deutschland liegt die Quote schon bei 26,3 Prozent des verfügbaren Einkommens, in Griechenland gar bei 40,9 Prozent. Viel Optimismus zeigen die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger auch nicht, wenn es darum geht, wie sie die Leistbarkeit von Wohnen im Jahr 2030 einschätzen: Nur ein Prozent ist der Überzeugung, dass Wohnen gut leistbar sein wird.83 Prozent hingegen erwarten, dass die Wohnkosten in Zukunft einen viel zu hohen Teil ihres Einkommens verschlingen werden

Warum Wohnen in Vorarlberg so teuer ist, hat viele Gründe.

Der Wohnungsmarkt in Vorarlberg

Die Preisbildung am Wohn- bzw. Immobilienmarkt ist sehr komplex. „Zum einen wächst in Vorarlberg die Nachfrage nach Wohnraum durch einen überdurchschnittlich hohen Bevölkerungszuwachs – bedingt vor allem durch Zuzug aus Europa1. Gleichzeitig steigen die Ansprüche der Wohnraumsuchenden hinsichtlich Quantität und Qualität stark. Außerdem gewinnt Betongold als Anlageobjekt immer mehr an Attraktivität. Zum anderen nimmt die Verfügbarkeit von Baugrund vor allem in den Ballungszentren ab. Grundstücke kommen häufig erst gar nicht in den Verkauf, sondern werden gleich in der Familie weitergegeben. Nicht selten steht Wohnraum aus Angst vor möglichen Komplikationen beim Vermieten leer“, berichtet der Vorstandsvorsitzende.

 

Beim aktuell niedrigen Zinsniveau lohnt es sich zu prüfen, ob nicht Wohneigentum langfristig günstiger kommt als Miete.

„Diese Faktoren machen Wohnen in Vorarlberg zu einer teuren Angelegenheit“, so Mag. Jäger: „Vor allem für junge Erwachsenen, die bereits konkrete Vorstellungen von ihrem Leben haben und die über ein geregeltes Einkommen verfügen, lohnt sich Wohneigentum und kann sogar günstiger kommen als Miete (siehe Rechenbeispiel). Auf lange Sicht bringen die eigenen vier Wände neben Selbstbestimmung und Sicherheit vor allem ein entscheidendes Moment für die Altersvorsorge“. Und auch die Studie schlägt in dieselbe Kerbe: 65 Prozent der befragten Vorarlbergerinnen und Vorarlberger stellen sich ihren Lebensabend am liebsten unabhängig im eigenen Haus bzw. der eigenen Wohnung vor. „Für alle, die die Realisierung ihres Traums vom Wohneigentum angehen wollen, empfehlen wir unseren Wohnkreditrechner, den wir auch bei Beratungsgesprächen in der Sparkasse einsetzen“, empfiehlt Mag. Martin Jäger. Das intuitiv zu bedienende Online-Tool verschafft einen umfassenden Überblick über mögliche Projektkosten und rechnet aus, inwieweit ein Projekt zum Haushaltsbudget passt.

> Hier geht's zum Wohnkreditrechner

„Die Vorarlberger Sparkassen stehen gerne für Finanzierungsvorhaben für private und öffentliche Bauvorhaben zur Verfügung und können so einen wichtigen Beitrag zur Wohnraumschaffung leisten“, so der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Bregenz. Insbesondere private Bauherren sollten aber darauf achten, dass Kreditraten langfristig leistbar sind und genügend Spielraum im Haushaltsbudget bleibt. Ein Eigenmittelanteil von mindestens 20 Prozent sorgt für eine solide Finanzierungsbasis.

> Download Wohnstudie Vorarlberg 2019

____________________________
Quellen: (1) Statistik Austria, (2) Eurostat