Innsbruck, 10. September 2021
Acht Tipps zur Gelderziehung
Schuleintritt ist idealer Zeitpunkt für das erste Taschengeld
Eine frühe Gelderziehung und umfassende Finanzbildung sind in unserer Konsumgesellschaft wichtiger denn je. „Eltern sollten ihren Kindern bereits in frühen Jahren beibringen und vorleben, wie man mit Geld verantwortungsvoll umgeht“, sagt Walter Hörtnagl, Obmann des Sparkassen-Landesverbands Tirol und Vorarlberg. Taschengeld ist eine gute Möglichkeit, um Kindern den richtigen Umgang mit Geld beizubringen.
Doch wieviel ist für welches Alter geeignet?
„Es gibt eine einfache Formel: Bei Kindern empfehlen wir 30 bis 50 Cent multipliziert mit dem Lebensjahr des Kindes pro Woche. Bei Jugendlichen sind es 2 bis 3,60 Euro mal dem Alter des Teenagers pro Monat“, empfiehlt Philip List, Leiter des Erste Financial Life Park. Rechnet man die niedrigsten Werte mit der jeweiligen Bevölkerungsanzahl der Sechs- bis 19-Jährigen hoch, erhält man einen Betrag von rund 315 Millionen Euro pro Jahr, die als Taschengeld in Kinderhände fließen. „Diese Hochrechnung muss man allerdings nüchtern betrachten, denn nicht jedes Kind bekommt wöchentlich oder monatlich Taschengeld. Dennoch lässt diese Summe aufhorchen. Denn wie Kinder damit umgehen und was sie damit machen, wird vor allem von den Eltern beeinflusst. Diese müssen ihre Sprösslinge im Umgang mit Geld schulen“, so List.
8 Tipps zum richtigen Umgang mit Taschengeld
Tipp 1: Altersgerechte Vermittlung
In den ersten Lebensjahren steht das Verstehen von Geldbeträgen und das Sparen auf einen besonderen Wunsch im Mittelpunkt. Ab dem sechsten Lebensjahr sollten Sinn und Ziel des Sparens, das Einschätzen von Bedürfnissen und Geldbeträgen sowie kritisches Konsumdenken vermittelt werden. Ab dem Teenageralter steht unter anderem der Zusammenhang von Geld und Arbeitsleistung, aber auch der selbstständige Umgang mit den eigenen Euros am Plan.
Tipp 2: Zum Sparen animieren
Die Fähigkeit „längerfristig zu sparen“ ist eine wichtige Voraussetzung, um größere finanzielle Ziele erreichen zu können. Kinder, die das Sparen und somit ihre Bedürfnisse aufschieben lernen, sind später erfolgreicher bei der Budgetplanung. Den Sinn des Sparens – also Geld beiseitezulegen, um für schlechte Zeiten vorgesorgt zu haben beziehungsweise sich einen Wunsch erfüllen zu können – sollte spätestens im Vorschulalter vermittelt werden.
Tipp 3: Wert von Dingen begreifbar machen
Kinder haben oft viele materielle Wünsche. Wie viel das begehrte Gut kostet bzw. wert ist, lernen sie am besten durch erlebnisorientierte Vermittlung. Durch das Erzählen einer Spargeschichte, einfache Übungen, Spiele oder Visualisierungen kann der Wert von Dingen begreifbar gemacht werden. Ein Beispiel: Das Kind zeichnet das Wunsch-Stofftier auf Papier auf. Mit einer 1-Euro-Münze als Schablone malt es genauso viele Euro-Kreise, wie das begehrte Gut kostet. Sobald das Kind Geld geschenkt bekommt, kann es dieses in eine Sparbüchse werfen und dementsprechend viele 1-Euro-Kreise in der Zeichnung ausmalen. So lernt es, wie viel sein Wunsch wert ist und übt gleichzeitig, das Bedürfnis aufzuschieben.
Tipp 4: Taschengeld für sorgsamen Umgang mit Geld
Taschengeld ist ein geeignetes Mittel, um dem Kind den Umgang mit Geld näher zu bringen. Der Nachwuchs muss selbst entscheiden, was er sich leisten kann und was nicht. Dafür trägt er auch die Verantwortung. Starten kann man beispielsweise mit Schuleintritt. Die vom Nachwuchs gerne geforderte Erhöhung des Taschengeldes, kann ebenso mit dem Schulstart einher gehen. Die ersten Jahre sollte das Kind das Taschengeld in bar ausbezahlt bekommen, ab dem zehnten Lebensjahr kann der Betrag auch auf ein Jugendkonto überwiesen werden. Internetbanking hilft zum Beispiel, den Weg des Geldes leichter nachzuverfolgen.
Tipp 5: Kontobewegungen besprechen
Regelmäßige Kontoauszüge sind wichtig, um den Überblick über die Geldflüsse zu behalten. Eltern sollten mit ihren Kindern üben, eine Kontoübersicht korrekt zu lesen. „Im FLiP (Erste Financial Life Park) sehen wir immer wieder, dass Jugendliche wenig Überblick über ihre Finanzen haben. Die Lebenskosten werden auch oft falsch eingeordnet. Besprechen Sie mit ihrem Kind die eigenen Einnahmen und Ausgaben. Dadurch lernt es, dass beispielsweise die Ausgaben für Miete, Energie und Versicherungen den Großteil der monatlichen Kosten ausmachen“, so Philip List, Leiter des Erste Financial Life Park (FLiP).
Tipp 6: Über Geld sprechen
„Eltern sollten mit ihren Kindern über Geld sprechen und ihr eigenes wirtschaftliches Denken und Handeln erklären“, rät List. Ebenso wichtige Aspekte sind, wie sie den Umgang mit Geld vorleben und wie zum Beispiel zu Hause mit dem monatlich zur Verfügung stehenden Budget, Krediten, Ratenkäufen, Internet und Handy umgegangen wird.
Schuldenfallen sollten thematisiert werden. „Erklären sie ihren Kindern, dass sie sich nur dann etwas kaufen können, wenn sie das Geld dafür haben“, so der Experte. Mit Jugendlichen sollten die Erziehungsberechtigten außerdem über Verträge sprechen und erklären, dass genaues Lesen und Verstehen die Voraussetzungen schlechthin sind, um einen Kauf oder eine Verpflichtung einzugehen.
Tipp 7: Bewusstseinsschaffung von Leistung und Verdienst
Von berufstätigen Eltern bekommen Kinder die Verbindung von „Job und Verdienst“ bereits früh mit. Eine stärkere Gewichtung bekommt das Thema aber oft erst durch selbst verdientes Geld. Autonomie, Stolz auf die eigene Leistung und Selbstwertgefühl sind wichtige Erfahrungen, die beim ersten Job in den Vordergrund rücken. Der wesentliche Aspekt jedoch ist das Erkennen des Zusammenhangs von persönlichem Einsatz und erwirtschaftetem Geldbetrag. Die Jugendlichen erleben, wie viel persönliche Energie in dem erarbeiteten Geld steckt. Eine wichtige Erkenntnis, die dazu beiträgt, den Wert des eigenen Geldes schätzen zu lernen.
Tipp 8: Interesse für Wirtschafts- und Finanzthemen wecken
Der Wunsch ständig die neusten Trends der Technik und Mode zu besitzen, aber auch In-App-Käufe lassen viele junge Menschen in die Konsumfalle tappen: Knapp 25 Prozent aller Verschuldeten sind unter 30 Jahre alt. Eine frühe Gelderziehung und umfassende Finanzbildung sind deshalb wichtig. Eltern, das familiäre Umfeld an sich, Schulen und Institutionen sind hier gefordert. „Wissen ist die Basis für Entscheidungen schlechthin und führt zu einem verantwortungsvollen Umgang in Sachen Finanzen“, Walter Hörtnagl, Obmann des Sparkassen-Landesverbands Tirol und Vorarlberg, abschließend.
Der Erste Financial Life Park, kurz das „FLiP“, ist eine weltweit einzigartige Einrichtung mit dem Ziel, die finanziellen Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen zu verbessern. Eingerichtet am Erste Campus in Wien ist das FLiP ein Ort der innovativen Vermittlung von finanziellem Wissen, wo die Bedeutung der Finanzen für die persönliche Lebensplanung erlebbar wird. Damit fördert das FLiP die finanzielle Eigenverantwortung, betreibt Vorsorge gegen individuelle Überschuldung und trägt damit letztlich auch zur Armutsprävention bei. Das Angebot des FLiP ist integrativ und öffnet einen barrierefreien, mehrsprachigen Zugang zu Finanzbildung für alle Schultypen und für alle Bildungsschichten. Es ist eine unabhängige Einrichtung ohne Marketing- oder Verkaufsauftrag. Die Objektivität seiner Inhalte wird durch einen wissenschaftlichen Experten-Beirat von WU Wien, Stanford University, Österreichischer Schuldnerberatung und OECD gesichert. Mit dem interaktiven Bildungsbus FLiP2Go bringt das FLiP Finanzwissen nun auch in die Bundesländer.