Der Kaffeebecher to go, and go, and go
28.08.2024
Vor etwas mehr als fünf Jahren gründete Christian Chytil myCoffeeCup, ein Unternehmen, dass sich nicht weniger vorgenommen hat, als den Einweg-Kaffeebecher abzulösen. Wie es dazu kam und wie es heute um myCoffeeCup steht, erzählt er im Interview.
Wie kam es zu der Idee für myCoffeeCup?
myCoffeeCup wurde 2019 gegründet, um Abfall aus Einwegverpackungen, insbesondere im Take-Away-Bereich, zu reduzieren. Ein Einweg-Kaffeebecher wird nur wenige Minuten genutzt und landet dann im Müll. Angesichts des hohen Energie- und Ressourcenaufwands für die Herstellung ist das nicht nachhaltig. myCoffeeCup bietet mit seinem Mehrwegbecher-Pfand-System eine umweltfreundliche Lösung. Die in Österreich produzierten, BPA-freien Mehrwegbecher bestehen aus recycelbarem PP-Kunststoff und sind so langlebig, dass jeder Becher mindestens 700 Einwegbecher ersetzt.
War die Skepsis am Anfang bei Gastronom:innen und Konsument:innen groß?
Christian Chytil gründete myCoffeCup um eine nachhaltige Alternative zum Einwegbecher anzubieten. Künftig will er sein Netzwerk auf 1.000 Partner:innen in ganz Österreich ausbauen.
Bei Gastronom:innen ist die Bereitschaft, auf Mehrweg-Lösungen umzusteigen, eng mit konkreten Vorteilen verbunden. Es reicht nicht umweltfreundlich zu sein, ein Service muss auch kosteneffizient und bequem sein, um die Skepsis zu überwinden.
Entscheidend ist aber die Akzeptanz und das Verhalten der Konsument:innen. Während das Bewusstsein für Umweltthemen wächst, ist es dennoch eine Herausforderung, Konsument:innen dauerhaft von Mehrwegprodukten zu überzeugen. Bequemlichkeit und Preis spielen hier eine wichtige Rolle. Aber Veränderungen bei Konsument:innen sind möglich: Vor 20 Jahren waren etwa Mehrwegbecher in der Event-Szene undenkbar, heute sind sie fixer Bestandteil von jedem Konzert und Festival. Wenn wir den Menschen einfache und günstige Mehrweg-Alternativen bieten, die mehr Sinn machen als Einwegprodukte, sind wir auf dem richtigen Weg.
Gibt es Berechnungen welche positiven Auswirkungen Ihr System jährlich hat?
Jährlich können wir durch unser Mehrwegsystem rund 3.250.000 Liter Wasser, 42 Tonnen Papier - was etwa 98 Bäumen entspricht - und 55 Tonnen Abfall einsparen. Diese Zahlen zeigen deutlich, wie effektiv unser System dabei hilft, die Umweltbelastung durch Einwegbecher zu reduzieren.
1,3 Millionen wiederverwendbare myCoffeeCups sind im Umlauf und sparen so jährlich 3,25 Millionen Liter Wasser, 55 Tonnen Abfall und 42 Tonnen Papier ein. Foto: Paul Wimmer
“Verschwinden" viele Ihrer Becher?
Wir haben mehr als 1,3 Millionen Mehrwegbecher im Umlauf. Ein sehr kleiner Anteil davon wird nicht zurückgegeben, was in der Natur eines Pfandsystems liegt. Insgesamt bleibt der Verlust im überschaubaren Rahmen, dafür sorgt auch das Pfand, dass für jeden Becher eingehoben wird. Wir arbeiten kontinuierlich daran, Rückgabeanreize zu stärken, um die Kreislaufwirtschaft weiter zu optimieren. Interessanterweise nutzen viele Menschen unsere Becher im Alltag, was zeigt, dass sie auch außerhalb unseres Systems als nachhaltige Alternative geschätzt werden.
Was sind die nächsten Schritte für myCoffeeCup?
Unsere Ziele sind eindeutig formuliert: Wir streben den Ausbau unseres Partnernetzwerks an, um noch mehr Betriebe für die myCoffeeCup-Bewegung zu gewinnen. Mit unserem bestehenden Partnernetzwerk haben wir bereits 307 Rückgabestationen eingerichtet, ergänzt durch vier Automaten, die jederzeit genutzt werden können. Neu hinzugekommen sind Automatenlösungen, die speziell für Betriebskantinen in Unternehmen entwickelt wurden. Dafür haben wir eigene Pfandbecher und Rückgabesysteme geschaffen. Da Betriebskantinen häufig Orte des Austauschs und Verweilens sind, entsteht hier oft ein hohes Abfallaufkommen. Dieses Problem gehen wir gezielt an und möchten österreichische Betriebskantinen dabei unterstützen, ihren Abfall zu reduzieren. Wir wollen eine breite Mehrwegbewegung aus 1.000 Partner:innen in ganz Österreich schaffen. Unser Ziel ist, dass jedes Kaffeehaus im Land Mehrwegbecher anbietet. Einwegbecher stellen eine unnötige Ressourcenverschwendung dar, die angesichts internationaler Rohstoffknappheit nicht mehr zeitgemäß ist.
Was waren die wichtigsten Erfolge in den 5 Jahren myCoffeeCup?
Einer der größten Erfolge war der erfolgreiche Testpilot mit der Stadt Wien und der Aufbau eines funktionierenden Mehrwegbechersystems in einer Millionenstadt. Der österreichweite Rollout und die zunehmende Beliebtheit von Mehrweg, sowohl in städtischen als auch in ländlichen Gebieten, haben uns gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.