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Fonds-News KW 4 | 21.01.2025

Von Washington nach Davos

Die Auguren

Die feierliche Einführung in das Amt des US-Präsidenten, die am Montag dieser Woche über die Bühne gegangen ist, möge keine bösen oder negativen Vorzeichen mit sich bringen, denn das Wort Inauguration leitet sich vom lateinischen augurium, was so viel wie „Vorzeichen“ bzw. die Deutung von Vorzeichen bedeutet, ab. Im alten Rom wurde der Vogelflug von den Auguren gedeutet, um die Zukunft vorauszusagen. Heute blicken wir wohl auf die US-Anleihen- und Aktienmärkte und auf den US-Dollar.

Die Antrittsrede

Die Inauguration Address und somit die Antrittsrede ist normalerweise die Gelegenheit, die amerikanische Bevölkerung – und sei es auch nur für einen Tag – zu einen und eine optimistische Vision der Zukunft Amerikas zu vermitteln. Von Donald Trump wird erwartet, die „era of national success“ auszurufen, also eine Ära der US-amerikanischen Staaten, die von nationalem Erfolg geprägt sein sollte.

Grundsätzlich soll die Antrittsrede den uramerikanischen Zukunftsglauben an ein (noch) besseres Morgen zelebrieren, soll eine glänzende Zukunft beschwören, die freilich erst nach Überwindung der gegenwärtigen Probleme über das Land kommen kann. Der Präsident der USA ist speziell an seinem ersten Tag im Amt als oberster Psychologe der Nation gefordert.

Wohl kein anderer hat diese Rolle so perfekt ausgefüllt wie Franklin Delano Roosevelt, der 1933 mitten in der Wirtschaftskrise, der Great Depression, dem amerikanischen Volk zurief: „Das Einzige, was wir fürchten müssen, ist die Furcht selbst.“

Ebenso in die Geschichte eingegangen ist die Antrittsrede des jungen John Fitzgerald Kennedy 1961: “Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann, fragt, was ihr für euer Land tun könnt.“

Der 47. Präsident der USA

Donald Trump hat in seiner zweiten Amtszeit mehr Legitimität, mehr Erfahrung und die Rückendeckung eines konservativ dominierten obersten US-Gerichts, Supreme Court. Falls Donald Trump die Fehler seiner ersten Amtszeit von 2017 bis 2021 vermeiden will, braucht es weniger Chaos und mehr Einigkeit unter den Republikanern. Die Breite seiner Wählerkoalition ist jedoch vielfältig gestaltet – sie reicht von Amerikas Arbeiterklasse, Immigranten der ersten Generation über Libertäre und Evangelikale bis zu einem exzentrisch wirkenden Elon Musk und dessen kryptoenthusiastischen Followern. Es wird wohl eine herausfordernde Aufgabe für Donald Trump, all die Anliegen unter einen (Zauber-)Hut zu bringen.

Immigranten

Trumps harter Immigrationskurs – ein Eckpfeiler seines Wahlprogramms – ist vorerst wahrscheinlich auf Executive Orders, also präsidentielle Verordnungen, beschränkt: etwa mit erneuten Einreiseverboten, Erschwerung des Familiennachzugs und temporären Visabeschränkungen. Für ein neues Immigrationsgesetz, was im Kongress 2018 und zuletzt 2024 gescheitert ist, braucht es überparteilichen Konsens. Dabei sind sich nicht einmal die Republikaner einig, wie die längst überfällige Revision des US-Einwanderungssystems im Detail wirklich aussehen soll.

Steuerpakt

Donald Trump hat im Wahlkampf unter anderem das Ende der Steuern auf Trinkgelder, auf Leistungen der Sozialversicherung sowie für Auslandsamerikaner versprochen. Er muss sich zuerst aber die Verlängerung des Steuerpakets von 2017 sichern – seines womöglich größten Gesetzeserfolgs der ersten Amtszeit. Die Frist dafür ist Ende 2025 gesetzt.

Kann es noch mehr an Steuererleichterungen geben? Wohl kaum mit Blick auf das immens hohe US-Haushaltsdefizit. Sonst droht wohl der nächste Budget-Shutdown wie kurz vor Weihnachten 2024. Die von Elon Musk und Vivek Ramaswamy geleitete neue Effizienzbehörde (Doge) wird wohl nach Einsparungen Ausschau halten müssen. Das könnte ohne empfindliche Einschnitte in Programmen wie Social Security und Medicare schwierig werden.

Importzölle, Medicare und Inflation Reduction Act

Wo das Geld mittelfristig nicht herkommen wird, ist von Trumps geplanten Importzöllen. Da sind sich die meisten Ökonomen einig. Das Budgetbüro des Kongresses errechnet etwa bei 10 % Zoll auf alle Importe, sowie 60 % Sonderzoll auf chinesische Produkte einen negativen Effekt von circa 0,60 % auf das BIP, das Bruttoinlandsprodukt. Einen langen Handelskrieg können sich die Amerikaner schlichtweg nicht leisten. Etwaige Handelsabkommen sollten schnellstmöglich im Rahmen des Zoll-Machtpokers abgeschlossen werden. Mittelfristig führt hoher Zollschutz dazu, dass Firmen in den USA produzieren, die weltweit nicht mehr zu den besten zählen. Sie beschäftigen Arbeitskräfte und Kapital, die effizienter eingesetzt werden könnten. Das würde Amerikas Wirtschaft und Produktivität nicht stärken, sondern eher schwächen. Eine protektionistische Handelspolitik schwächt zudem den Wettbewerb. Wenn große Konzerne statt in Innovation in Lobbying investieren, um vor Konkurrenz geschützt zu werden, flaut die Innovationsgeschwindigkeit der Wirtschaft ab. Zudem steigt die Gefahr, dass staatliche Mittel in eine ineffiziente Industriepolitik fließen, die regierungsnahen Großkonzernen hilft, statt wissenschaftliche und technologische Durchbrüche zu erleichtern. Chinas eindrücklicher Aufstieg zur Tech-Großmacht erklärt sich nicht zuletzt durch von der Regierung geförderten, extrem starken Wettbewerbsdruck, dem chinesische Tech-Firmen ausgesetzt sind.

Auch eine Rückführung des Gesundheitsgesetzes, Medicare, wird alles andere als einfach zu bewerkstelligen sein. Das zeigte etwa der Versuch der Republikaner im Jahr 2017 das Gesundheitsgesetz Obamacare abzuschaffen.

Und selbst beim angekündigten Rückbau von Bidens Inflation Reduction Act – ein weiteres erklärtes Sparziel – muss Trump womöglich vorsichtig vorgehen. Bidens Förderung hat schlussendlich in einigen Bundesstaaten über die Ansiedlung von Fabriken Jobs geschaffen, Bundesstaaten, wie Michigan, Arizona und Georgia, die auch für die Republikaner wichtig sind.

Die im Vergleich zur EU laxere Regulierung und die stärkere Unterstützung des Tech-Sektors erklären einen guten Teil der höheren Produktivität der US-Wirtschaft. Nun erwartet auch die Krypto-Branche einen anhaltenden Aufwind unter Trump. Der breite Einsatz künstlicher Intelligenz, die Digitalisierung von Währungen und Wertschriften als Token oder smarte Kontrakte auf der Blockchain haben alle das Potenzial, die Wirtschaft fundamental zu verändern und deren Produktivität zu erhöhen. Doch die neuen Technologien bringen auch die Gefahr unerwünschter Machtkonzentration und des Missbrauchs mit sich. Sollte es mangels Regulierung zu großen Manipulationen und Betrugsfällen kommen, könnte dies die betroffenen Branchen in den USA auch zurückwerfen. China und Europa könnten dann wieder einen Vorteil daraus generieren.

Im Kapitol

Die Verlegung der Amtseinführung nach drinnen ins Kapitol bedeutet für Donald Trump weniger Prunk, keine Parade und vor allem keine Gelegenheit, sich mit den Rekord-Zuschauerzahlen von Barack Obama zu messen. Die Amtseinführung des amerikanischen Präsidenten findet traditionell unter freiem Himmel statt. Doch am Montag sanken die Temperaturen in Washington D.C. unter den Gefrierpunkt. Wegen dieser eisigen Kälte verlegte man die Zeremonie in die Rotunde des Kapitols. Donald Trump wollte wohl ähnlich Tragisches vermeiden, wie es William Henry Harrison im Frühjahr 1841 passierte. Harrison sprach einerseits am Tage seiner Amtseinführung länger als jeder andere neue Präsident, andererseits hielt er die Rede in kühler Witterung und hatte auf das Tragen eines Mantels als 68jähriger verzichtet. Harrison verstarb nach nur einmonatiger Präsidentschaft an einer Lungenentzündung.

Das letzte Mal, das eine Amtseinführung in der Rotunde des Kapitols stattfand, war jene von Ronald Reagan im Jahr 1985, auch aufgrund eisiger Kälte.

„Maga“

„Make America Great Again“ – “Maga” – mehr als ein Slogan? Wird Donald Trumps zweite Amtszeit für die wirtschaftliche und politische Stärke der Vereinigten Staaten und des Rests der Welt tatsächlich vieles verändern?

Der Gradmesser für Trumps Erfolg wird auf alle Fälle die Börsenentwicklung bleiben.

Betrachtet man die Börsenreaktion der wichtigsten beiden amerikanischen Aktienindizes am Tag der Wahl (Anmerkung: der Montag, 20.1.2025 war mit dem Martin Luther King Gedenktag ein börsenfreier Tag) und am Tag danach, so blieb diese im Durchschnitt der vergangenen 15 Präsidentschaftswahlen seit 1968 erstaunlich unbekümmert. Anfängliche Gewinne wurden am Folgetag oft wieder zunichte gemacht. Bei der ersten Amtseinführung von Donald Trump und seiner Wiederwahl verlief es jedoch anders, und die Börsen reagierten stärker positiv.

Die amerikanische Wirtschaft befindet sich zum Ende von Bidens Präsidentschaft in deutlich besserer Verfassung als die europäische. Der Internationale Währungsfonds, IWF, hat seine kürzlich veröffentlichte Wachstumsprognose für das laufende Jahr für die USA um 0,5 Prozentpunkte auf 2,7 Prozent angehoben. Gleichzeitig wurde jene für den Euroraum um 0,2 Prozentpunkte gesenkt auf magere + 1,0 Prozent.

Die positive Einstellung der Märkte basiert auf der Erwartung, dass Trump mit tieferen Unternehmenssteuern, Bürokratieabbau und Deregulierung sowie einem technologiefreundlichen Umfeld dafür sorgen wird, dass der wirtschaftliche Aufschwung anhält und die Unternehmensgewinne noch weiter in die Höhe treiben wird.

Davos und das 55. Weltwirtschaftsforum

Von Washington D.C. geht es diese Woche noch im Eiltempo in die Berge von Graubünden. Regierungsvertreter, CEOs und Gesandte internationaler Organisationen aus 120 Ländern tauschen sich traditionell beim WEF, Weltwirtschaftsforum, aus. Auch in diesem Jahr dürften die Kriege in der Ukraine und Nahost die Debatte prägen.

Der große Abwesende wird Donald Trump sein. Es ist wohl die zeitliche Überschneidung mit seiner Amtseinführung in den USA als Präsident. Am Donnerstag dieser Woche wird er jedoch digital am WEF teilnehmen.

Das Hauptthema in Davos wird dieses Jahr „Zusammenarbeit im intelligenten Zeitalter“ sein. Die geopolitischen Themen werden jedoch auch wieder im Fokus stehen. Zentral wird es darum gehen, Vertrauen wiederherzustellen vor dem Hintergrund von Kriegen, Krisen und politischem Wandel. Wachstum muss neu gedacht werden. Wie kann man Wachstum neu gestalten? Welche Innovationen sind wichtig?

Es geht auch darum, dass in Menschen investiert werden soll. Die Anforderungen an Arbeitskräfte verändern sich durch die KI, Künstliche Intelligenz, und eben durch den technologischen Fortschritt. Den Planeten zu bewahren, wird nachhaltig auch ein Thema sein. Es wird auch heuer ein Klimaschwerpunkt gesetzt werden. Wie funktioniert nachhaltige Energieversorgung?

Und es werden Industrien im intelligenten Zeitalter im Fokus stehen. Wie können Unternehmen ihre Strategien an die großen technologischen Veränderungen anpassen? Es geht somit unter anderem um KI-Infrastruktur und die Chip-Industrie.

Die Börsenparty könnte weitergehen

Es sind vielfältige Themen, die von Washington D.C. bis Davos im Fokus stehen und die einen Einfluss auf die Börsenentwicklung auch in diesem Jahr haben werden. Die Aktienparty könnte, wie in den letzten Jahren, weitergehen. Es ist nur zu hoffen, dass mehr Partyteilnehmer dabei sein werden als bislang. Investiert zu sein in breit diversifizierten Basisprodukten, wie in den Avantgarde- und TOP-Fonds, bedeutet auch, bei der Börsenparty mit dabei zu sein und nicht nur ein Zuschauer oder Zaungast sein zu müssen.

CEB

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