#glaubandich CHALLENGE 2024: Countdown zum großen Finale

27.03.2024

Österreichs größter Startup-Wettbewerb, die #glaubandich CHALLENGE 2024, geht in die heiße Phase. Am 3. April 2024 pitchen die elf Finalist:innen in am Erste Campus in Wien um den Titel "Bestes Startup Österreichs". Jurorin Birgit Polster verrät im Interview, worauf es bei der Präsentation der Ideen ankommt.

Welche Bewertungskriterien fließen in die Entscheidungen der Juror:innen bei einem Startup-Wettbewerb ein?

Jeder Juror und jede Jurorin bringt eine individuelle Perspektive in die Bewertung eines Startups ein. Einige haben die Sichtweise von Investoren im Blick, während andere die Wettbewerbsfähigkeit des Produkts auf dem Markt analysieren. Mein Fokus liegt dabei primär auf dem Gesamtkonzept, einschließlich potenzieller Verkaufschancen, der aktuellen Marktsituation, bestehender Konkurrenz und ähnlicher Produkte. Ein entscheidender gemeinsamer Nenner ist aber, dass wir uns intensiv mit den handelnden Personen befassen, denn rund 80 Prozent des Erfolgs hängen von den Personen im Hintergrund ab.

Birgit Polster, Jurorin der #glaubandich CHALLENGE und Erste Bank Expertin für Gründungsthemen

Welche Punkte sind noch zu berücksichtigen?

Natürlich spielt auch der Entwicklungsstand eine wichtige Rolle. Es liegt ein signifikanter Unterschied darin, ob die Gründer:innen ein vollkommen neues Produkt am Markt etablieren, noch keine Kund:innen haben, oder ob sie bereits ein etabliertes Unternehmen mit einem funktionierenden Online-Shop und einem Proof of Concept vorweisen können.

Ein wichtiger Punkt für mich ist auch, wie Gründer:innen mit Feedback umgehen. Es kann vorkommen, dass die Idee zwar sehr gut ist, aber das Team selbst nicht überzeugt. Wir bewerten also das Gesamtpaket: Wie gut sind sie vorbereitet, wie engagiert zeigen sie sich und ähnliche Aspekte.

Was sind denn die größten Herausforderungen, die sich Startups gegenübersehen?

Wir berücksichtigen natürlich auch Aspekte wie Nachhaltigkeit, die heutzutage eigentlich als State of the art gelten sollten. Fehlt ein Bezug zu ESG-Kriterien im Projekt, wird es schwierig bis unmöglich, weiterzukommen. Heutzutage achten alle Geldgeber darauf, ob Gründer sich Gedanken über Nachhaltigkeit und verantwortungsvolles Wirtschaften gemacht haben.

Birgit Polster als Jurorin bei dem City Pitch "Food & Beverage" am Erste Campus in Wien

Wie sind die Startups hier aufgestellt? Ist dieser Punkt in den Köpfen der Gründer:innen?

Ja, ich denke, dass sich junge Gründer:innen und Startups hier um ein Vielfaches leichter tun als bestehende Unternehmen, die ihre Strukturen und Prozesse umstellen müssen. Ein junges Unternehmen, insbesondere ein Startup, ist es gewohnt, schnell zu reagieren und sich rasch an neue Gegebenheiten anzupassen. Aufgrund ihrer grundlegenden Flexibilität und ihrer fortlaufenden Beteiligung an Veränderungsprozessen fällt es Startups leichter, solche Anpassungen einzuplanen.

Worauf sollten Startups von Beginn an achten?

Nun, damit kommen wir wieder zu den Personen im Hintergrund, denn auch die Teamkonstellation bei Startups spielt eine wichtige Rolle. Eine One-(Wo)Man-Show wird sich langfristig nicht halten können, da eine einzelne Person nicht alle Bereiche abdecken kann, die für langfristigen Erfolg und die Bewältigung der Anforderungen an ein Startup erforderlich sind. 

Das ideale Team besteht aus drei Personen, von denen jede/r einen festen Aufgabenbereich hat. Zum Beispiel Vertrieb, Marketing und Finanzen. Für eine einzelne Person wäre dies eine überwältigende Aufgabe, daher ist es entscheidend, von Anfang an die richtigen Personen an Bord zu holen. 

Gibt es Bereiche oder Themen, bei denen Startups derzeit besonders aktiv sind?

Der Trend geht derzeit stark in Richtung Klima und Nachhaltigkeit. Es stellt sich jedoch die Frage der Henne-Ei-Situation: Fördern die Startups diesen Trend oder reagieren sie auf bereits bestehende Förderprogramme? Solche Initiativen steuern mit ihren spezifischen Zielsetzungen die Entwicklung des Startup-Ökosystems mit und durch die Bereitstellung von Fördergeldern werden bestimmte Themenbereiche attraktiver für Startups, was zu einem Anstieg der Gründungen in diesen Bereichen führt. 

Können Sie noch einige Tipps für angehende Gründer:innen geben?

Oft sehen wir, dass junge Startups sich zu Beginn stark auf ihr Produkt konzentrieren. Sie achten auf die Entwicklung und den Markteintritt und das unangenehme Thema Geld wird dabei oft vernachlässigt. Es kommt der Zeitpunkt, an dem man sich bewusst wird, dass man auch jemanden benötigt, der diese Schritte finanziert. Aus unserer Sicht, speziell aus der Perspektive von Banken und Gründerzentren, ist es äußerst wichtig, dies von Anfang an zu berücksichtigen und genau zu planen. Man muss analysieren, welche Schritte in der Entwicklung anstehen, welche Kosten damit verbunden sind und wer diese finanzieren kann. Kann ich es selbst tragen, benötige ich Fördermittel oder einen Investor, oder bin ich bereits so weit, dass ich mich an eine Bank wenden kann? Die Bank benötigt schließlich einen klaren Proof of Concept.

Wo können sich Startups dazu informieren?

Förderstellen, Banken und Investoren verfügen über jahrzehntelange Erfahrung in verschiedenen Bereichen, die für Startups relevant sind. Die Unternehmen sollten daher aktiv Feedback von diesen Akteuren einholen und dieses in ihre Entwicklung einbeziehen. Auf diese Weise können Fehler vermieden werden, die andere bereits gemacht haben, und man spart sich unnötige Schritte und Rückschläge. Ich empfehle dringend, nicht isoliert zu arbeiten, sondern von den Erfahrungen anderer zu lernen, um die Ideen zu verbessern und weiterzuentwickeln.