Strukturierte Unternehmensnachfolge für eine erfolgreiche Zukunft

19.07.2024

Unternehmensnachfolgen sind, wie Unternehmensneugründungen, ein natürlicher Bestandteil des Unternehmenslebenszyklus. Wie herausfordernd dieser Prozess sein kann, zeigt das Beispiel des heimischen Vorzeigebetriebs ELRA. Wir haben dazu mit den drei Geschäftsführern ein Interview geführt.

Unternehmensnachfolgen stellen nicht nur einen betriebswirtschaftlichen Vorgang dar, sondern sind häufig auch emotional besonders herausfordernd. Als ein führender Anbieter in Österreich entwickelt ELRA seit mehr als 45 Jahren weltweit maßgeschneiderte Antriebslösungen. Von den Prototypen und individuellen Sonderlösungen bis hin zu kompletten Baugruppen realisiert ELRA bestmögliche Lösungen für ihre Kunden. Seit der Gründung im Jahr 1978 durch Ing. Walter Rauch, steht ELRA für hochwertige Präzisionsarbeit.

Das ELRA-Gebäude gilt als Vorzeigeprojekt für nachhaltiges Bauen und ist zu fast 40% energieautark.

Seit dem Jahr 2008 liegen die Agenden der Geschäftsführung federführend in der Hand von Frau Susanne Duacsek. Ab diesem Zeitpunkt wurden behutsam die ersten Schritte zur Umstrukturierung gesetzt, die nach dem Ausscheiden von Hr. Ing Walter Rauch im Jahr 2022 umgesetzt wurden. Mit Christian Duacsek als ausgebildeter Finanzexperte und den bereits seit vielen Jahren im Unternehmen tätigen technischen Leiter Rudolf Wolf ist die Geschäftsführung durch zwei junge Kräfte verstärkt worden. Die klare Abgrenzung der Aufgabenbereiche führte zur signifikanten Erhöhung der operativen Schlagkraft im Unternehmen.

„Wir setzen somit unsere Tradition als Familienunternehmen in dritter Generation erfolgreich fort. Ich bin stolz die Firmenagenden künftig an zwei junge, engagierte Nachfolger übergeben zu können, die mit modernen und innovativen Ideen überzeugen", so Susanne Duacsek. Die erfahrene Managerin setzte diesen Schritt, auch gerade deshalb, weil die Übernahme des Unternehmens von ihrem Vater Walter Rauch keine einfache war und sie den Übergang zur nächsten Generation „sanft und schrittweise gestalten“ will.

Das Führungsteam von ELRA hat die Nachfolge klar geregelt. v.l.n.r.: Christian Duacsek, Susanne Duacsek, Rudolf Wolf

Wie ist die Betriebsnachfolge von Ihrem Vater erfolgt?

Susanne Duacsek: Im Jahr 2022 mussten wir zur Sicherung der Firmenstruktur ein Management-Buyout durchführen und haben das Unternehmen im August 2022 übernommen. Dies war keine klassische Übergabe, sondern ein tatsächlicher Unternehmenskauf. Dabei wurde durch externe Berater eine umfassende Unternehmensbewertung durchgeführt und basierend auf diesen Ergebnissen das Unternehmen erworben.

Da der Zeitpunkt der Übergabe spät erfolgte, ist es wichtig, bereits jetzt den nächsten Transformationsprozess einzuleiten. Aktuell werde ich mich sukzessive aus der operativen Geschäftstätigkeit zurückziehen. Meine langjährige Erfahrung, die ich bei ELRA gesammelt habe, stehen natürlich auch künftig weiterhin zur Verfügung. Einen sanften und schrittweisen Übergang zu gestalten, ist meiner Ansicht nach, der einzige nachhaltige Weg, um die Zukunft der ELRA GmbH abzusichern. Plötzliche Veränderungen sind für Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten nicht gut. Es ist entscheidend, dass Kunden und Partner Vertrauen in die Zukunft des Unternehmens haben.

Wie sieht die derzeitige Geschäftsstruktur aus?

Christian Duacsek: Unsere aktuelle Gesellschaftsstruktur ist bereits so angelegt, dass die Übergabe strukturiert erfolgt. Mit einem Anteilsverhältnis von 60 Prozent bei meiner Mutter und jeweils 20 Prozent bei mir und Herrn Wolf gibt es keinen abrupten Übergang. Ich habe mich in der Ausbildung intensiv mit dem Thema Unternehmensnachfolge beschäftigt und erkannt, dass in der Vergangenheit Fehler gemacht wurden, die es künftig zu vermeiden gilt. Auf den vier Eckpfeilern Qualität, Innovation, Produktivität und finanzielle Stabilität muss unser Hauptaugenmerk liegen. Gerade durch die Übergabe wird uns die Gelegenheit gegeben diese Schwerpunkte verstärkt zu verfolgen.

Was waren die größten Herausforderungen, die Sie im Rahmen der Unternehmensnachfolge überwinden mussten?

Rudolf Wolf: Es sind im Rahmen der Übernahme viele Aspekte aufgetaucht, die uns anfangs nicht bewusst waren. Unser damaliger Geschäftsführer war bereits in hohem Alter, was bei Kunden bereits Bedenken hervorrief, neue Aufträge zu vergeben, solange die Nachfolge nicht geregelt war. Dies wurde uns erst später klar. Glücklicherweise haben wir schnell eine Lösung für die ELRA GmbH gefunden.

Susanne Duacsek: So eine Übernahme kostet natürlich auch Energie und Geld. Deshalb hängt jetzt nicht alles von einer Person ab, sondern in unserem Fall von drei Personen. Durch die geteilten Verantwortungen und interne neuen Kontrollmechanismen, sowie Kommunikationswege konnten das betriebliche Risikomanagement weiter optimiert werden. Wenn früher ein Geschäftsführer gleichzeitig auch 99-prozentiger Eigentümer war und das Unternehmen in Turbulenzen kam, fehlte die entsprechenden Schlüsselpersonen, die auch Entscheidungen treffen durften. Das Zeitalter der „Einsamen Entscheidungen“ in der Geschäftsführung ist bei ELRA vorbei. Flache Strukturen und intensive Kommunikation sind die Erfolgsfaktoren für die Geschäftsleitung.

Welche Learnings haben Sie aus dem Prozess gezogen und was empfehlen Sie Unternehmer:innen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden?

Christian Duacsek: Es ist wichtig, keine Angst davor zu haben, dass die nächste Generation Fehler machen wird. Entscheidend ist, loszulassen und die Verantwortung zu übergeben, im Bewusstsein, dass sich nicht alles wie bisher weiterentwickeln wird. Fehler sind unvermeidlich, aber gleichzeitig entsteht auch viel Positives. Dieser Generationenkonflikt ist normal. Frühzeitig zu beginnen und offen sowie transparent zu kommunizieren, ist unerlässlich. Zudem kann es hilfreich sein, externe Berater hinzuzuziehen. Es zeigt allen Beteiligten – den Kunden und den Kollegen – ein starkes Commitment, wenn die Führungskräfte bereit sind, mit ihren Privatvermögen für das Unternehmen gerade zu stehen. Dies zeigt, dass sie auch langfristig mit vollem Engagement dabei sein werden.

Welche Rolle spielte bei dem Übernahmeprozess die Erste Bank?

Susanne Duacsek: Die Unterstützung durch die Erste Bank, insbesondere im Übernahmeprozess, war herausragend. Dank ihrer umfassenden Hilfe und Expertise konnten wir unseren heutigen Erfolg überhaupt erst erreichen. Sie hat uns die finanziell nachhaltigsten Optionen für die Unternehmensübernahme bereitgestellt. Wir sind ja seit vielen Jahren Kunde und schätzen die zuverlässige und professionelle Betreuung. Wir fühlen uns dort bestens aufgehoben.