Lehrlingsausbildung als Erfolgsfaktor

 

18.04.2024

Bei den Weinviertler Wirtschaftsgesprächen, die am 25. April im Stadtsaal Mistelbach stattfinden, diskutieren Expert:innen die aktuellen Herausforderungen des modernen Arbeitsmarktes und mögliche Lösungsansätze, die dazu beitragen können, dem Fachkräftemangel nachhaltig entgegenzuwirken. Dazu haben wir im Vorfeld mit Jürgen Kraft, Geschäftsführer SkillsAustria, gesprochen.

Die Knappheit an Fachkräften und Arbeitskräften ist eine allgegenwärtige Herausforderung, die Unternehmen jeder Branche betrifft. In diesem Kontext bietet die Lehrlingsausbildung eine bedeutende Möglichkeit, junge Talente zu identifizieren, zu entwickeln und langfristig an das Unternehmen zu binden. Eine qualifizierte Ausbildung sichert nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, sondern spielt auch eine entscheidende Rolle in der Wirtschaft.

SkillsAustria ist ein gemeinnütziger Verein und agiert als österreichisches Kompetenzzentrum für Talenteförderung in der Berufsbildung, für -

„Es ist entscheidend, junge Menschen so anzunehmen, wie sie sind, und ihre individuellen Stärken zu erkennen“, sagt Jürgen Kraft, Geschäftsführer SkillsAustria. Foto: SkillsAustria/Florian Wieser

wettbewerbe, -motivation und -orientierung. SkillsAustria organisiert die österreichischen Staatsmeisterschaften der Berufe AustrianSkills. Deren Sieger:innen repräsentieren als Team Austria die Kompetenz und Perfektion junger österreichischer Fachkräfte bei internationalen Berufswettbewerben EuroSkills und WorldSkills.

Das Thema Fachkräftemangel betrifft viele heimische Unternehmen. Welche Rolle spielt dabei die Berufsbildung in Österreich und wie beurteilen Sie die Qualität des österreichischen Berufsbildungssystems im internationalen Vergleich?

Die Sicherung qualifizierter Fachkräfte und die Bewältigung des Fachkräftemangels sind zentrale Anliegen in der heutigen Geschäftswelt. In diesem Zusammenhang möchte ich insbesondere auf die Wahrnehmung unseres Berufsbildungssystems in Österreich hinweisen, um das wir international oft beneidet werden. Es ist wichtig zu erkennen, dass wir über ein hoch angesehenes Bildungssystem verfügen, das uns privilegierte Möglichkeiten bietet.

Persönlich erlebe ich täglich die hohe Qualität unserer Fachkräfte, sei es durch die Arbeit mit hoch motivierten Jugendlichen oder durch die Beobachtung von talentierten Fachkräften bei den Staatsmeisterschaften. Diese Erfahrungen zeigen deutlich, dass die gängigen Vorurteile über die Jugend oft nicht der Realität entsprechen. Es ist entscheidend, junge Menschen so anzunehmen, wie sie sind, und ihre individuellen Stärken zu erkennen. Unternehmen können erheblichen Mehrwert aus der Förderung und Ausbildung junger Talente schöpfen und somit aktiv zur Bewältigung des Fachkräftemangels beitragen.

Welche konkreten Schritte können Unternehmen setzen, um den Herausforderungen des Fachkräftemangels zu begegnen?

Die akute Fachkräftesituation ist eine Realität, die nicht ignoriert werden kann. Wir können aber beobachten, dass viele unserer Partner und Unternehmen in Österreich, die in der Vergangenheit Teilnehmer:innen zu den AustrianSkills und internationalen Wettbewerben entsandt haben, nun eine deutliche Verbesserung in ihrer Rekrutierung erfahren.

Es geht letztendlich darum, dass Unternehmen gezielte Maßnahmen zur Imagepflege der Lehrausbildung ergreifen, um auf die Herausforderungen des Fachkräftemangels zu reagieren. Das kann mit Aktionen und Werbestrategien erreicht werden, wie beispielsweise durch die Organisation eines Tages der offenen Tür, bei denen Einblicke in den Beruf und die Tätigkeiten gewährt werden. Es ist aber auch wichtig, Eltern zu überzeugen, dass eine Lehre nicht negativ behaftet ist, sondern vielmehr eine hervorragende Möglichkeit bietet, eine solide berufliche Basis aufzubauen.

Ein wichtiger Punkt ist auch der IT-Fachkräftemangel. Wie wichtig sind Digital-Skills?

Ohne Digital-Skills funktionieren viele Berufe heute nicht mehr. Nehmen wir zum Beispiel KFZ-Techniker:innen: Man benötigt nicht mehr nur die mechanischen Fähigkeiten und technisches Verständnis. Jetzt werden auch Diagnosesysteme benötigt, für die digitale Fähigkeiten erforderlich sind. Es ist also unbestreitbar, dass digitale Fähigkeiten immer wichtiger werden, aber ich denke auch, dass ein gesundes Gleichgewicht wichtig ist. Es ist großartig, wenn man perfekt Pläne lesen und zeichnen kann, aber es sind immer noch die traditionellen Fähigkeiten erforderlich, um beispielsweise als Maurer:in eine Mauer aufzustellen. Eine ausgewogene Mischung ist daher entscheidend. Wenn wir genauer hinschauen, erkennen wir, dass es genau diese Mischung ist, die die Wirtschaft benötigt. Sie benötigt sowohl Digital-Skills als auch Green-Skills sowie eine Vielzahl anderer Kompetenzen, die heute in den Schulen verstärkt gefördert werden.

Gleichzeitig ist auch praktische Erfahrung von großer Bedeutung. Es liegt an uns, den Mittelweg zu finden. In diesem Zusammenhang kann ich aus meiner Erfahrung im österreichischen Bildungs- und Berufsschulsystem sowie in der Privatwirtschaft sagen, dass wir in Österreich auf einem guten, bewährten Weg sind. Unsere Lehrpläne zielen bereits auf diese Mischung ab. Es gibt Möglichkeiten für alle Richtungen, man muss sie nur effektiv vermitteln, damit Jugendliche Unterstützung dabei erhalten, ihren eigenen Weg zu finden und ihren Beruf zur Leidenschaft zu machen.