Business Talk: Fehlerkultur als Schlüssel zu Innovation und Wachstum

07.08.2024

Im Business Talk der Erste Bank und Sparkasse am 6. August standen Fehler im Mittelpunkt. Fehler sind oft die Grundlage für Innovation und Verbesserung. Eine positive Fehlerkultur fördert eine Atmosphäre, in der Mitarbeiter:innen ermutigt werden, Risiken einzugehen, kreativ zu denken und aus ihren Fehlern zu lernen, anstatt Angst vor Fehltritten zu haben. Wir haben mit Yvonne Pirkner, Innovationsberaterin und Keynote-Speakerin des Business Talks, über Fehler als Helfer gesprochen. 

Was bedeutet Ihrer Meinung nach eine positive Fehlerkultur im beruflichen Kontext?

Durch einfache Umstellung der Buchstaben wird aus Fehler das Wort Helfer. Fehlerkultur ist letztlich also eine Helferkultur. Als Kinder waren wir eigentlich die absoluten Fehler-Experten, weil wir uns keine Sorgen darüber gemacht haben, Fehler zu begehen. Im Gegenteil: Fehler wurden nicht einmal wahrgenommen, und es hieß

Yvonne Pirkner, Innovationsberaterin und Keynote-Speakerin

lediglich: „Okay, mach es noch einmal.“ Erst mit dem Eintritt in das Schulsystem beginnt eine Umprogrammierung. Wir werden durch Zeugnisse gelehrt, dass Fehler etwas Negatives sind, und die Idee, dass man aus Fehlern lernen und dadurch vorankommen kann, wird zunehmend verdrängt.

Diese Einstellung hat erhebliche Auswirkungen auf das Arbeitsleben. Viele Mitarbeiter:innen haben Angst, Fehler zu melden, weil sie noch immer vom „Zeugnis-Denken“ geprägt sind. Sie fürchten, im Mitarbeiter:innengespräch oder bei Beförderungen durch Fehler negativ bewertet zu werden. Das Wort „Fehler“ ist dabei stark negativ konnotiert, obwohl es das überhaupt nicht sein müsste. Vielmehr sollten wir den Helfer in den Vordergrund stellen und die Perspektive ändern: Fehler als Chancen zur Verbesserung und zum Lernen sehen.

Welche Herausforderungen sehen Sie in der Fehlerkultur von Unternehmen, und wie kann man diese überwinden?

Es erfordert einiges an Mut, Fehler offen einzugestehen, da die größte Herausforderung darin besteht, dass Fehler oft personalisiert werden, anstatt sie als Problem von Prozessen zu betrachten. Ein häufiges Problem ist die Tendenz, Fehler zu vertuschen. Dabei wird oft angenommen, dass Fehler stets in einem bestimmten Prozess verankert sind und zu einem späteren Zeitpunkt erneut auftreten, möglicherweise durch eine andere Person. Doch sobald wir die Fehler von den beteiligten Personen lösen und uns fragen, warum und weshalb sie geschehen sind, öffnet sich eine völlig neue Denkweise. Indem wir den Fokus auf die Analyse der zugrunde liegenden Prozesse verlagern, schaffen wir eine konstruktive Fehlerkultur. Diese Kultur fördert nicht nur das Verständnis für Fehlerursachen, sondern auch die kontinuierliche Verbesserung von Abläufen und Systemen.

"Sobald wir Fehler von den beteiligten Personen lösen und uns fragen, warum und weshalb sie geschehen sind, öffnet sich eine völlig neue Denkweise."

Können Sie feststellen, dass sich die Unternehmenskultur in dieser Hinsicht verändert?

Prinzipiell verändert sich etwas, weil es sich ändern muss. Insbesondere weil die nächste Generation ins Berufsleben eintritt und Employer Branding dabei eine immer wichtigere Rolle spielt. Aktuell stehen alle Unternehmen vor demselben Problem: Sie suchen verzweifelt nach den gleichen Talenten. Wenn Mitarbeiter:innen jedoch feststellen, dass die in der Werbung versprochenen Werte – wie Offenheit und die Bereitschaft, auch Quereinsteiger einzustellen – nicht eingehalten werden, verlassen sie das Unternehmen schnell wieder.

Dies verdeutlicht, warum es dringend notwendig ist, dass sich auch in unseren Unternehmen etwas ändert. Es gilt, authentische Arbeitgebermarken zu schaffen, die die tatsächlichen Werte und die Unternehmenskultur widerspiegeln. Nur so kann es gelingen, die richtigen Talente langfristig zu binden.

Welche Schritte können Unternehmen konkret setzen?

Die Gestaltung einer positiven Fehlerkultur ist primär eine Aufgabe der Führungskräfte. Sie müssen mit gutem Beispiel vorangehen. Führungskräfte sollten Mut zur Offenheit beweisen und signalisieren, dass Fehler ein natürlicher Bestandteil menschlicher Arbeit sind. Wenn Fehler passieren, ist es entscheidend, dass Führungskräfte ruhig bleiben und gemeinsam mit dem Team nach Lösungen suchen. Eine solche Haltung stärkt das Vertrauen und fördert eine Lernkultur.

Fehlerkultur ist nicht nur eine Frage der äußeren Rahmenbedingungen, sondern beginnt in unseren Köpfen. Die zentrale Botschaft lautet: Fehler passieren, und das ist in Ordnung. Entscheidend ist, dass wir diese Fehler beheben und aus ihnen lernen. Ein einmaliger Fehler ist nachvollziehbar, doch wiederholte Fehler, die nicht thematisiert oder reflektiert werden, sind vermeidbar und zeugen von mangelnder Auseinandersetzung mit dem Problem.

Unternehmen wir Zukunft - Female Edition

Beim Business Talk widmete sich Moderatorin Stefania Krainer, Teamleitung Financial Analyst bei Erste Bank mit Innovationsberaterin Yvonne Pirkner und Nadina Ruedl, Gründerin der Pflanzerei, dem Thema Fehlerkultur. Die Veranstaltung bot den Teilnehmer:innen die Gelegenheit zum Austausch und zur Vernetzung.

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