Plötzlich allein: Finanziell vorbereitet auf Arbeitslosigkeit oder Scheidung
Was tun, wenn plötzlich das Einkommen wegfällt? Ob Jobverlust, eine Trennung, eine Scheidung oder ein Schicksalsschlag: Solche überraschenden Herausforderungen des Lebens können uns alle treffen. Es kann richtig schwierig sein, hier rational zu reagieren. Es gibt jedoch Wege, den Schock abzumildern. Mit einer passenden Vorbereitung lassen sich solche Situationen teilweise einfacher bewältigen.
Wie aus dem Nichts
„Und dann sagte er, dass er mich verlässt und schon morgen ausziehen möchte“, oder “Bei uns werden 500 Mitarbeiter:innen abgebaut.“ Solche Ansagen kommen oft aus dem Nichts und können uns im ersten Moment buchstäblich den Boden unter den Füßen wegreißen. Auch wenn die Dinge über viele Jahre hinweg gut gelaufen sind, ist leider keine:r von uns gegen plötzliche Wendungen im Leben gefeit.
Ruhe bewahren und klug handeln
Der Großteil der Menschen legt Wert auf Stabilität, Kontinuität und finanzielle Sicherheit. Das Tückische ist: Je mehr wir uns auf eine vermeintlich sichere Grundlage verlassen, desto härter treffen uns eine unerwartete Veränderung und damit verbundene finanzielle und organisatorische Herausforderungen.
Der erste Schritt in einer Krisensituation ist daher, sich emotional zu stabilisieren. Die Neuigkeiten verdauen und die Gedanken sortieren. Hat man eine Nacht darüber geschlafen, kann man sich mit mehr Ruhe der Bewältigung zuwenden. Auch Gespräche mit Freund:innen oder Familie können hilfreich sein.
Ausgenommen sind klarerweise Maßnahmen, die ein unmittelbares Eingreifen erforderlich machen. Dazu gehören zum Beispiel die Organisation von Rechtsbeistand oder finanzielle Angelegenheiten. Diese Maßnahmen sollten zeitnah in einem Termin mit den jeweiligen Expert:innen gesetzt werden.
Beziehung: Über Geld spricht man doch
Auch wenn Gespräche über Geld schwierig sein können: Entschließen wir uns, in einer Beziehung zusammenzuziehen, sollten gemeinsame und eigene Finanzen sowie Kredite und Eigentum gleich am Anfang besprochen werden. Dazu zählt auch die Planung zukünftiger Familienfinanzen.
Die Zeiten, in denen die Finanzen in der Partnerschaft allein beim Mann liegen, während sich die Frau allein um Haushalt und Familie kümmert, sind so gut wie vorbei. Das bedeutet im Gegenzug, dass sich beide Partner:innen regelmäßig mit den Familienfinanzen beschäftigen – und gleichberechtigt Bescheid wissen.
Tipp: In vielen Fällen verdienen Frauen heute immer noch weniger als Männer. Doch im Idealfall sind beide Partner:innen in einer Beziehung finanziell sicher aufgestellt und tragen gleichermaßen zum gemeinsamen Lebensunterhalt bei.
Bezahlt man zum Beispiel gemeinsam Kreditraten für ein Eigenheim, können Partner:innen bei einem Jobverlust einander „abfangen“ und den Verdienstentgang des anderen „abfedern“.
Tipp: In vielen Fällen verdienen Frauen heute immer noch weniger als Männer. Doch im Idealfall sind beide Partner:innen in einer Beziehung finanziell sicher aufgestellt und tragen gleichermaßen zum gemeinsamen Lebensunterhalt bei.
Bezahlt man zum Beispiel gemeinsam Kreditraten für ein Eigenheim, können Partner:innen bei einem Jobverlust einander „abfangen“ und den Verdienstentgang des anderen „abfedern“.
Wer entscheidet über unser Geld?
Geld-Themen sollten in einer Beziehung kein Tabu sein. Transparenz, das Aussprechen von Wünschen und klare Absprachen helfen dabei, Missverständnisse und Konflikte zu vermeiden. Dazu gehören zum Beispiel folgende Fragen:
- Wer trägt wie viel zum Haushaltseinkommen bei?
- Welches Geld gehört uns gemeinsam?
- Wie teilen wir unser Geld ein?
- Wie viel sparen wir an?
- Wie viel investieren wir?
- Worüber verfügen wir getrennt?
- Bei Kinderwunsch: Welche Partner:in geht in Karenz und für wie lange?
- Wie werden Care-Arbeit und finanzieller Einkommensentgang während der Karenz gerecht aufgeteilt?
- Wird eine Partner:in nach der Karenz nur Teilzeit arbeiten und wie lange?
Ein klarer Überblick über das im Haushalt vorhandene Geld und Vermögen ist für die finanzielle Gesundheit entscheidend. Gut geregelte Geldangelegenheiten lassen sich auch einfacher klären, falls unerwartete finanzielle Ereignisse eintreten.
Welche Einkünfte stehen uns zur Verfügung?
- Lohn
- Gehalt
- zwei Gehälter
- Gehalt und Karenzgeld
- Pension
- Unterhalt
- Alimente
- Arbeitslosengeld
- weitere
Wie hoch sind unsere monatlichen Fixkosten im gemeinsamen Haushalt?
- Miete
- Kreditrate
- Fahrzeuge (Versicherung, Leasing, Tanken, Parken, Reparaturen, Service)
- Gas & Strom
- Versicherungen
- Internet
- Mobiltelefonie
- Streamingdienste
- sonstige regelmäßige monatliche Abgaben
Wie hoch ist unser Vermögen?
- Erspartes
- weitere Rücklagen
- bestehende Investments
- sonstige Vermögenswerte?
Wie hoch sind unsere Schulden und bis wann werden wir sie tilgen?
- Kredit
- Kreditkarten
- Überziehungsrahmen
- sonstige Darlehen
Was davon wurde vor oder während einer Ehe begründet und gehört wem?
Für schwierige Zeiten vorbereitet sein
Früher war es keine Seltenheit, dass man über das gesamte Berufsleben hinweg im gleichen Unternehmen beschäftigt war. Das ist heute für die meisten Menschen anders. Karrierewege sind nun vielseitig und individuell. Der Verlust der Arbeitsstelle und Arbeitslosigkeit können uns viel einfacher treffen als früher. Wie kann man dieser Situation vorbeugen oder sie gut abfedern?
Weiterbildung und Karriereplanung
Am besten ist es, die eigene Karriere regelmäßig zu hinterfragen, den Arbeitsmarkt im Auge zu behalten und berufliche Ziele je nach Situation anzupassen. Bei der beruflichen Orientierung stellt man sich Fragen wie:
- Wie kann ich mich am besten regelmäßig weiterbilden, um meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhalten und zu sichern?
- Tausche ich mich regelmäßig mit meinem Netzwerk in der Branche aus, um von neuen Möglichkeiten zu erfahren und Unterstützung zu sichern?
- Beobachte ich regelmäßig Stellenangebote und habe Trends in meiner Branche im Auge, damit ich gegebenenfalls rechtzeitig auf Veränderungen reagieren kann?
- Könnte ich meine beruflichen Ziele gegebenenfalls ändern und in welche Branche würde ich wechseln?
Doppelt abgesichert ist besser
Ein Notgroschen ist Geld, das man für unerwartete Situationen zurücklegt. Auf den Betrag kann man zurückgreifen, wenn ein finanzieller Engpass auftritt. Lebt man in einer Beziehung, bauen am besten beide Partner:innen einen Notgroschen auf. Dazu zahlen beide von Anbeginn der Beziehung jeden Monat einen fixen Teil ihres Einkommens auf ein eigenes Sparkonto ein. Einerseits hat man dann zwei Töpfe an Notgroschen zur Verfügung.
Sollte es andererseits zu einer Trennung kommen, ist niemand komplett mittellos. Im besten Fall besteht so ein Geldpolster aus drei bis sechs Monatsgehältern, wenn möglich auch aus bis zu zwölf Monatsgehältern. Auf diesen Notgroschen sollte man im Notfall einfach zugreifen können. Das bedeutet, das Geld sollte zum Beispiel auf einem Sparkonto jederzeit verfügbar sein und nicht etwa gebunden in schwer verkäuflichen Anlageprodukten. Auch kleinere Beträge machen einen Unterschied, wenn das Einkommen plötzlich wegfällt.
Richtig reagieren im Ernstfall
Es ist passiert – man hat sich getrennt oder den Job verloren. Was muss man nun berücksichtigen?
Achtung: Gerade bei einer Trennung oder Scheidung kann man nicht einfach Hals über Kopf alles hinwerfen – auch wenn es verlockend ist. Eine Ehe ist eine rechtliche Verbindung zwischen zwei Menschen, daher sind auch bei einer Trennung und Scheidung Rechte und Pflichten im persönlichen und finanziellen Bereich genau geregelt. Unüberlegte Schritte können vor dem Scheidungsgericht schwerwiegende Konsequenzen und Nachteile mit sich bringen. Daher gilt bei Scheidung oder Trennung, sich so rasch wie möglich einen Rechtsbeistand zu organisieren und die nächsten Schritte zu besprechen.
Achtung: Gerade bei einer Trennung oder Scheidung kann man nicht einfach Hals über Kopf alles hinwerfen – auch wenn es verlockend ist. Eine Ehe ist eine rechtliche Verbindung zwischen zwei Menschen, daher sind auch bei einer Trennung und Scheidung Rechte und Pflichten im persönlichen und finanziellen Bereich genau geregelt. Unüberlegte Schritte können vor dem Scheidungsgericht schwerwiegende Konsequenzen und Nachteile mit sich bringen. Daher gilt bei Scheidung oder Trennung, sich so rasch wie möglich einen Rechtsbeistand zu organisieren und die nächsten Schritte zu besprechen.
Kosten optimieren
Nachdem man sich ein erstes Bild über die neue Situation nach Jobverlust oder Trennung gemacht hat, gilt es, Prioritäten zu setzen. Um welche Fixkosten muss man sich als Erstes kümmern? Dazu zählen zum Beispiel Kreditraten, Mietkosten und sonstige Kosten, die mit der eigenen existenziellen Grundlage und/oder mit hohen Zinssätzen verbunden sind. Kann man eventuell auch kurzfristig Fixkosten reduzieren? Dazu zählen Abonnements, Rechnung von Strom und Gas und ähnliche Kosten.
Bei einem Banktermin mit der persönlichen Betreuer:in können die Optionen betreffend Rückzahlung der Kreditraten, wie das etwaige Anpassen von Kreditraten, besprochen werden. Bei Scheidung und Trennung gilt es, so zeitnah wie möglich Unterstützung und für Partner:in und Kinder Anspruch auf Unterhalt zu klären. Am wichtigsten ist es, sicherzustellen, dass die Grundbedürfnisse von Kindern durchgehend auch in schwierigen Zeiten gedeckt sind.
Stichwort „Trennung“: Besteht eine Mitinhaberschaft oder Zugriffsberechtigung bei Bankkonten oder Depots? Wenn ja, sollte das rasch überprüft und angepasst werden.
Bei Arbeitslosigkeit sollten so bald wie möglich Anspruch auf Arbeitslosengeld und weitere staatliche Leistungen geklärt und Beratungen beim Arbeitsmarktservice genutzt werden. Früher geschaffene berufliche Netzwerke können nun beim Erkunden neuer Jobchancen eine Hilfe sein. Auch mit Familie und Freund:innen kann man besprechen, wie diese und deren eigene Netzwerke bei der Jobsuche unterstützen können.