Foto: Florian Lettner und Wolfgang Damm, Founder Fretello
Text: Mag. Johannes Pracher, Startrampe

Was ist eigentlich Geschäftsmodellinnovation?

Wie wir seit der ersten Ausgabe wissen, zeichnet Start-ups entweder ein innovatives Produkt und/oder ein innovatives Geschäftsmodell aus. Was ist jetzt eigentlich ein innovatives Geschäftsmodell und wie entsteht es?

Neue Geschäftsmodelle entstehen nicht am Reißbrett. Die Geschäftsmodell-Entwicklung erfolgt bei Start-ups meist nach dem „Trial and Error“-Prinzip. Das bedeutet: Design - Prototyp - Test. Dabei erfordern Geschäftsmodellinnovationen nicht zwangsläufig die Entwicklung völlig neuer Konzepte. Laut einer Studie der Universität St. Gallen sind 90 Prozent aller Geschäftsmodellinnovationen Neukombinationen aus Teilen „alter“ oder „anderer“ Geschäftsmodelle. Innovation ist daher meist eine Kombination bereits bestehender Ideen. Wichtig zu wissen ist, dass eine Geschäftsmodellinnovation nicht unbedingt in Verbindung mit einer neuen Technologie oder einem neuen Produkt stehen muss.

Eines der erfolgreichsten Tools zur Entwicklung eines innovativen Geschäftsmodells ist das Business Model Canvas. Das Konzept stützt sich auf neun grundlegende Bausteine und hilft, die Idee zu visualisieren:

  • Kundensegmente: Personen oder Organisationen, die erreicht werden sollen.
  • Wertangebote: Produkte/ Dienstleistungen, die für ein Kundensegment ein Problem lösen oder ein Bedürfnis erfüllen und somit Mehrwert schaffen.
  • Kanäle: Verkaufskanäle, über die das Unternehmen seine Kunden erreicht und anspricht
  • Kundenbeziehungen: Die unterschiedlichen Beziehungen des Unternehmens zu seinen Kunden (Kundenakquise, Kundenpflege, Verkaufssteigerung).
  • Einnahmequellen: Einkünfte, die ein Unternehmen aus den verschiedenen Kundensegmenten bezieht.
  • Schlüsselressourcen: Elementare Ressourcen, die zum Funktionieren des Geschäftsmodells benötigt werden.
  • Schlüsselaktivitäten: Die wichtigsten Prozesse des Geschäftsmodells, welche die zuvor beschriebenen Schlüsselressourcen bereitstellen.
  • Schlüsselpartnerschaften: Die wichtigsten Partner des Geschäftsmodells (Lieferanten, strategische Allianzen und Partnerschaften).
  • Kostenstruktur: Die wichtigsten der anfallenden Kosten.

Das folgende Beispiel zeigt, wie eine Geschäftsmodellinnovation in der Praxis aussehen kann.

Gitarre spielen lernen mit Fretello
Nicht jeder hat die Möglichkeit an einer Musikschule ein Instrument zu erlernen. Daher versuchen 70 Prozent aller Gitarristen sich das Gitarre spielen selbst beizubringen. Dabei fehlt es ihnen meist an zwei Dingen: Einem maßgeschneiderten Trainingsplan sowie der Möglichkeit, Feedback zu bekommen.

Durch die Kombination von Konzepten aus der Sport- und Musikwissenschaft konzentriert sich das Linzer Start-up Fretello, anders als Lernspiele, gezielt auf den Aufbau des Muskelgedächtnisses. Wertvolle Tipps und häufige Wiederholungen in kurzen Übungseinheiten helfen dem Musiker durch gezieltes Training der Feinmotorik – ähnlich wie einem Profisportler - sicherer, genauer und schneller spielen zu können. Mit einem Freemium-Abomodell (Kombination aus kostenlos und Premium) erwirtschaftet das Unternehmen regelmäßige wiederkehrende Umsätze.