„One Big Beautiful Bill“ – Was das neue US-Steuergesetz bedeutet
Die USA stehen erneut vor einer großen Steuerreform – und mit ihr vor einer entscheidenden Frage: Wie viel Schulden kann ein Land machen, ohne das Vertrauen der Märkte zu verlieren? Trotz bereits hoher Staatsverschuldung plant die republikanische Mehrheit im Repräsentantenhaus eine neue Runde von Steuersenkungen. Die Folgen könnten weitreichend sein – für den Staatshaushalt, die Finanzmärkte und die Kreditwürdigkeit der USA.
Steuererleichterungen mit hohem Preis
Das neue Steuergesetz, das von Donald Trump und Teilen der Republikaner forciert wird, könnte den US-Haushalt laut aktuellen Berechnungen in den nächsten zehn Jahren um 3,3 bis 3,4 Billionen US-Dollar zusätzlich belasten.
Die wichtigsten Punkte:
- Unternehmenssteuern: Der Körperschaftsteuersatz bleibt bei 21 %.
- Investitionen: Unternehmen dürfen Investitionen weiterhin sofort steuerlich abschreiben.
- Einkommensteuer: Die befristeten Steuersenkungen für Privatpersonen werden verlängert.
- Auslandsgewinne: Rückgeführte Gewinne aus dem Ausland bleiben niedrig besteuert.
Politische Uneinigkeit trotz republikanischer Mehrheit
Obwohl die Republikanische Partei im Repräsentantenhaus die Mehrheit haben, ist die Partei gespalten:
- Fünf Abgeordnete stimmten gegen das Gesetz, acht enthielten sich.
- Damit wurde die Reform zunächst blockiert.
- Die Demokraten lehnen sie geschlossen ab – vor allem wegen der hohen Kosten.
Das große Argument der Kritiker:innen: Die Reform würde zusätzliche 3,4 Bio. USD-Schulden verursachen – bei ohnehin rekordverdächtig hoher Staatsverschuldung. Das Gesetz konnte am 04.07.2025 dennoch mit knapper Mehrheit durchgebracht werden.
Kein akuter Staatsbankrott – aber wachsendes Marktmisstrauen
Ein Staatsbankrott droht trotz der neuen Schulden nicht – sie entsprechen etwa 10 % der aktuellen US-Gesamtschulden. Doch die Märkte reagieren nervös:
- Die Renditen für US-Staatsanleihen steigen, was bedeutet: Die USA müssen mehr Zinsen zahlen.
- Besonders betroffen sind kurzfristige Schuldtitel (Treasury Bills), deren Kosten bei steigenden Zinsen schnell wachsen.
- Die US-Notenbank Fed könnte eingreifen und Anleihen kaufen – doch das würde die Grenze zwischen Geld- und Haushaltspolitik weiter verwischen.
Ratingagenturen entziehen USA die Bestnote
Nach S&P (2011) und Fitch (2023) hat nun auch Moody’s im Jahr 2025 die USA auf „AA+“ herabgestuft. Zwar blieben akute Marktverwerfungen bislang aus – aber die Kreditkosten steigen langfristig, je schlechter die Bonität und je höher der Refinanzierungsbedarf.
In der nachfolgenden Grafik sehen Sie die Ratingstufen der Ratingagenturen, die seit 2011 eine Herabstufung der USA vorgenommen haben.
Quelle: Eigene Darstellung
Donald Trump fordert nun Zinssenkungen durch die Fed, um die Schuldenlast zu senken. Doch das könnte die Inflation anheizen – und das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Notenbank gefährden. Eine gefährliche Gratwanderung zwischen Geldpolitik und Haushaltspolitik
Ein riskanter Balanceakt
Die neue Steuerreform bringt kurzfristige Entlastungen – aber zu einem hohen Preis. Die USA bewegen sich auf einem schmalen Grat zwischen Wachstumsimpulsen und Vertrauens-verlust. Ob dieser Kurs aufgeht, bleibt abzuwarten.
Alen Obic, Sparkasse OÖ Kapitalanlagegesellschaft
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Erschienen am: 09.07.2025
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