Aktueller Marktbericht zum Fall “Credit Suisse”
Im Bankensektor ist ein turbulentes Wochenende zu Ende gegangen: Am Sonntag willigte die Schweizer Großbank UBS ein, die in Schieflage geratene Konkurrentin Credit Suisse um 3,25 Milliarden US-Dollar oder rund 0,76 Schweizer Franken (SFr) pro Aktie zu übernehmen. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) teilte ebenfalls am Sonntag mit, sie werde die Übernahme mit umfangreichen Liquiditätshilfen unterstützen.

Quelle: Handelsblatt
Laut Medienberichten befanden sich beide Banken seit Mittwoch in Verhandlungen. Nachdem eine Kreditlinie der SNB über 50 Milliarden Schweizer Franken nicht ausreichend war, um den Kursverfall der Credit Suisse-Aktie zu stoppen und zu verhindern, dass Kund:innen weiter ihr Geld abzogen, schaltete sich die Zentralbank ein, um eine Fusion zu „erzwingen“. Übers Wochenende spitzte sich die Lage zu und die Spitzen von UBS und Credit Suisse haben am Sonntag unter Hochdruck und mit Beteiligung von Aufseher:innen und Regierungsvertreter:innen über eine Notfusion der beiden Banken verhandelt. Am Nachmittag legte die UBS ein erstes Angebot: Sie wäre bereit, die Credit Suisse für rund eine Milliarde Schweizer Franken oder 0,25 SFr pro Aktie zu übernehmen. Die Credit Suisse lehnte das Angebot ab, denn das Angebot hätte einen zu deutlichen Abschlag gegenüber dem Börsenwert bedeutet - zum Handelsschluss am Freitag war die Credit Suisse noch rund sieben Milliarden Schweizer Franken wert.
Am Sonntagabend war dann endgültig klar, dass die UBS ihr Angebot noch einmal nachbessern würde und die Credit Suisse für drei Milliarden Schweizer Franken übernehmen will (0,76 SFr pro Aktie). Den Preis will der Käufer in eigenen Aktien bezahlen. Die SNB unterstützte die Übernahme mit einer Liquiditätshilfe von 100 Milliarden Schweizer Franken an beide Banken.
Die Fusion der beiden Banken sollte den Fall “Credit Suisse” schließen, dennoch werden die Folgen für die globale Wirtschaft aufgrund der jüngsten Turbulenzen, vor allem im US-amerikanischen und europäischen Finanzsystem, zu spüren sein.
Bisher schienen die Leitzinsanhebungen der Zentralbanken in den USA und Europa kaum Auswirkungen auf die Wirtschaft zu haben. Die europäische und die US-amerikanische Wirtschaft entwickelten sich in den letzten Quartalen besser als erwartet, auch die von vielen erwartete Rezession blieb aus.
Dies änderte sich vor zwei Wochen mit der Insolvenz der Silicon Valley Bank (SVB), der der Abzug von Einlagen und Verluste auf kreditsichere Anleihen zum Verhängnis wurden. Es ist davon auszugehen, dass diese Vorgänge das Wirtschaftswachstum verlangsamen werden, und zwar vorrangig über zwei Wirkungskanäle:
- Die Kapitalkosten für Banken sind in den letzten Wochen gestiegen. Diese könnten an die Kund:innen weitergegeben werden. Höhere Kreditkosten wirken wachstumsdämpfend.
- Durch die verschärften Kreditvergabe-Standards der letzten Monate ist es schwieriger (teurer) geworden, einen Kredit zu erhalten.
Die Ereignisse dieser Woche sind nicht einfach von der Hand zu weisen - doch die Krisen bei der Credit Suisse und der SVB spiegeln vereinzelte, unternehmensspezifische Themen wider. Die Silicon Valley Bank konzentrierte sich stark auf die Kreditvergabe an Venture-Capital-Unternehmen und investierte übermäßig in langfristige, niedrig verzinsliche Staatsanleihen und forderungsbesicherte Wertpapiere. Die Sorgen um die Credit Suisse wurden von sehr spezifischen Faktoren dominiert, von denen die meisten seit einiger Zeit bekannt sind (Spionagekrimi, dubiose Geschäfte, Governance-Skandale, Managementwechsel, Restrukturierungen, etc.).
Das europäische Bankensystem ist insgesamt aber besser kapitalisiert als während der Finanz-Krise 2ausgereifter, die Zinssätze stützen nach wie vor die Rentabilität der Banken insgesamt und die europäische Wirtschaft selbst bleibt widerstandsfähig.
Auch in den USA gibt es derzeit keine klassischen Anzeichen für eine Ansteckung weiterer Institute, wie z. B. zusätzlicher Stress auf dem Interbankenmarkt. Laut Financial Times belaufen sich die geschätzten, nicht realisierten Verluste im US-Banken-Sektor auf ca. 620 Milliarden US-Dollar. Dem steht ein Eigenkapital der gesamten Branche von ca. 2,2 Billionen US-Dollar gegenüber.
Im Sog der Pleite der Silicon Valley Bank und der Credit Suisse-Turbulenzen sind in jüngster Vergangenheit Aktien von Banken weltweit teils um mehr als 30 Prozent in die Tiefe gestürzt. Mittlerweile hat sich aber die Situation am Finanzmarkt wieder etwas beruhigt und diverse Bank-Aktien weisen ein interessantes Kursniveau auf.
Günther Ebner, Product Governance Sparkasse OÖ
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