Premiere - Initiatoren und Jury beim ersten ESG-Award mit den Preisträger:innen. Im Bild v.l.n.r.: Prof. (FH) Dr. Kristina Kampfer, Asc. Prof. (FH) Mag. Monika Kohlhofer, Christina Hade-rer, Franziska Pohl, Vorstandsdirektor Klaus Felderer. Reihe hinten v.l.n.r.: Prok. Mag. (FH) Hannes Widmann, Prof. (FH) DDr. Mario Situm, Veronika Gaßner, Birgit Payek, Prof. (FH) Dr. Claudia Stura, Christina Schoder. Foto: FH

Erster ESG-Award von FH Kufstein Tirol und Sparkasse Kufstein verliehen: Nachhaltigkeits-Engagement von Studierenden ausgezeichnet

 

(FH) Premiere für eine zukunftsweisende Auszeichnung: Die Fachhochschule Kufstein Tirol und die Sparkasse Kufstein würdigten mit dem erstmals vergebenen ESG-Award herausragende Abschlussarbeiten, die sich mit den Themen Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung auseinandersetzen.

Insgesamt wurden 15 Bachelorarbeiten und 11 Masterarbeiten eingereicht. Die Auswahl der prämierten Arbeiten erfolgte durch ein mehrstufiges Bewertungsverfahren, durchgeführt von einer Fachjury bestehend aus Vertreter:innen der Fachhochschule Kufstein Tirol und der Sparkasse Kufstein. Der ESG-Award wurde von der Sparkasse Kufstein ins Leben gerufen, um herausragende Bachelor- und Masterarbeiten im Bereich ESG (Environmental, Social & Governance) zu fördern. Teilnahmeberechtigt waren Arbeiten, die seit dem 30. September 2022 mit „Sehr gut“ oder „Gut“ benotet wurden. Insgesamt wurde ein Preisgeld von 2.650 Euro vergeben.

Die feierliche Preisverleihung fand am 1. April 2025 im Innovationsraum Kufstein statt. Dir. Klaus Felderer, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Kufstein, eröffnete die Veranstaltung. In seiner Gratulation ging er auf die aktuellen geopolitischen Umbrüche ein und unterstrich dabei die immense Bedeutung von ESG-Themen – sowohl für die Bankenpraxis als auch für die gesamte Gesellschaft. Besonders hob er das Engagement aller Teilnehmenden hervor und sprach den Preisträger:innen ein großes Lob aus.

Prof. (FH) DDr. Mario Situm, Studiengangsleiter an der FH Kufstein, übernahm die Vorstellung der prämierten Arbeiten und rief die Preisträgerinnen auf die Bühne. Die Vielfalt und Tiefe der eingereichten Themen zeige, wie intensiv sich Studierende bereits mit Fragen der Nachhaltigkeit und gesellschaftlichen Verantwortung beschäftigen, so Situm.

Preisträger:innen Bachelorarbeiten:

1.    Platz: Franziska Pohl (Studiengang SKVM)

„Expectations and Satisfaction of Generation Z Event Attendees with Green Event Practices at Music Festivals“

Mit ihrer Analyse der Erwartungshaltung junger Festivalbesucher:innen traf die Arbeit von Pohl einen Nerv der Zeit. Anhand von Fokusgruppen zum Frequency Festival wurde aufgezeigt, wie wichtig ökologische Maßnahmen für Generation Z sind – auch wenn das Festivalerlebnis an erster Stelle steht. Erwartet wird jedenfalls ein ökologisches Mindestmaß, etwa durch Mülltrennung oder Pfandsysteme. Besonders wirksam seien laut Teilnehmer:innen einfache, sichtbare Maßnahmen. Die Arbeit zeigt, wie Nachhaltigkeit subtil, aber effektiv in Eventkonzepte integriert werden kann.

2.     Platz: Christina Haderer (SKVM)

„Motive von ehrenamtlich Engagierten und ihr Einfluss auf eine langfristige Verbleibentscheidung im Non-Profit-Bereich“

Die Herausforderung, ehrenamtliches Engagement langfristig zu sichern, beleuchtet Haderer in ihrer Arbeit anhand der österreichischen Bergrettung. Ihre fundierte Befragung zeigt: Neben altruistischen Werten ist vor allem das Verständnismotiv – also Lernen und persönliche Entwicklung – ausschlaggebend für das Commitment von Freiwilligen. Daraus leitet sie konkrete Handlungsempfehlungen für das Management von Non-Profit-Organisationen ab, die stärker auf individuelle Motivlagen eingehen sollten.

3.     Platz: Birgit Pajek (MKM)

„Zwischen Täuschung und ehrlicher Nachhaltigkeit: Greenwashing und Green Marketing in der Fast-Fashion-Industrie“
Greenwashing in der Modeindustrie ist das zentrale Thema dieser Arbeit. Pajek zeigt anhand einer Umfrage mit 450 Teilnehmenden, wie Konsument:innen auf Nachhaltigkeitskommunikation und wie sensibel sie auf irreführende Aussagen reagieren. Marken, die sich transparent und authentisch positionieren, werden langfristig positiver bewertet. Die Arbeit liefert wertvolle Einsichten für Marketingverantwortliche und plädiert für klare gesetzliche Rahmenbedingungen gegen Greenwashing.

Preisträgerinnen Masterarbeiten:

1.    Platz: Veronika Gassner (IBS)

„ SME Sustainability Reporting at EU Level: A Proposal Based on an Analysis of German Small and Medium-sized Entities’ Reporting Patterns“

Wie KMU in Zukunft den steigenden Anforderungen der EU-Nachhaltigkeitsberichterstattung begegnen können, steht im Mittelpunkt dieser Arbeit. Gassner analysierte vorbildhafte Berichte deutscher Unternehmen und entwickelte darauf aufbauend ein kompaktes, praxisnahes Modell, das speziell auf die Bedürfnisse kleiner Betriebe zugeschnitten ist. Ihr Konzept fördert nicht nur Transparenz, sondern auch Wettbewerbsfähigkeit – und leistet damit einen wertvollen Beitrag zur Umsetzung der CSRD-Richtlinie in der Praxis.

2.    Platz: Helena Jovanovic (IBS)

„Evaluation of the Financial and Sustainability related Performance of Europe’s Leading Airlines 2020–2022“
Die wirtschaftliche und nachhaltige Performance europäischer Airlines untersuchte Jovanovic mit einem kombinierten Analyseansatz. Neben klassischen Finanzkennzahlen analysierte sie ESG-Indikatoren und entwickelte ein Ranking mittels TOPSIS-Verfahren. Zwar zeigte sich kein starker Zusammenhang zwischen ESG und Profitabilität – jedoch ein negativer Zusammenhang bei hohem ESG-Risiko. Ihre Arbeit plädiert für mehr Transparenz und Einheitlichkeit in der ESG-Berichterstattung von Unternehmen.

3.    Platz: Christina Schoder (ENM)

„Hürden und Lösungswege beim Ausbau von Windenergie auf bestehender Infrastruktur in Skigebieten“
Die Idee, Windkraft auf vorhandenen Infrastrukturen in Skigebieten zu nutzen, steht im Fokus dieser innovativen Masterarbeit. Schoder untersuchte Machbarkeit, gesellschaftliche Akzeptanz und wirtschaftliche Realisierbarkeit solcher Projekte. Ihr Ergebnis: Technisch machbar, ökologisch sinnvoll – wirtschaftlich aber derzeit noch schwierig. Ihre Empfehlungen zielen auf bessere Fördermodelle, gezielte Forschung und eine nachhaltige Nutzung alpiner Energiepotenziale.

Dank an die Unterstützenden

Ein besonderer Dank gilt der Sparkasse Kufstein, die diesen Award ermöglicht hat, sowie der hochkarätigen Jury: Mag. (FH) Hannes Widmann, MSc, Prof. (FH) Dr. Kristina Kampfer und Alexandra Leber. Sie alle haben mit ihrer Expertise maßgeblich zur Qualitätssicherung und Fairness der Bewertung beigetragen.

Auch dieses Jahr gab es einen bunten Strauß an Themen: Einstellungen zum Mehrgenerationenhaus, die Rolle von Emotionen (Priming-Effekt) beim Immobilienkauf, Frauen als Führungskräfte in der Finanzbranche und der KI-Einsatz für die Immobilienkreditvermittlung und eine Analyse zur Einstellung gegenüber einer digitaler Zentralbankwährung.

Beurteilt wurden wissenschaftliche Qualität, wirtschaftliche Relevanz und der Innovationsgrad. Die Bewertung der eingereichten Arbeiten erfolgte durch eine Fachjury, die sich aus Vertreter:innen der FH Kufstein und Sparkasse Kufstein zusammensetzte.

Im Folgenden sind die diesjährigen Preisträger-Projekte kurz ausgeführt:

Bachelor - Platz 3: Celine Kirchmaier

Subjektive Einschätzung der Stakeholder:innen aus den Bereichen Bau, Soziales und Politik zur Thematik Mehrgenerationenwohnbau in Österreich

Problemstellung und Ziel:
In der Arbeit geht es darum, wie Fachleute aus Bau, Sozialem und Politik das Konzept des Mehrgenerationenwohnens bewerten. Ziel ist es, herauszufinden, ob junge Menschen kostengünstiger wohnen könnten, wenn sie dafür Aufgaben für ältere Mitbewohner übernehmen, um beide Seiten zu unterstützen.

Methodische Vorgehensweise:
563 Personen bekamen einen Fragebogen zu verschiedenen Aspekten des Mehrgenerationenwohnens. Die Antworten wurden analysiert, um herauszufinden, was die Befragten darüber denken.

Fazit und Empfehlungen:
Gemeinschaftsräume und gegenseitige Hilfe zwischen Jung und Alt werden von den Befragten unterstützt. Viele befürworten günstigeres Wohnen für junge Menschen im Austausch für Unterstützung älterer Bewohner. Eine gute Zusammenarbeit aller Beteiligten sowie politische Unterstützung sind notwendig, um diese Wohnprojekte umzusetzen.

Bachelor - Platz 2: Maria Gmeiner

Der Einfluss des Priming-Effekts auf die Immobilienbewertung: Eine Untersuchung im Bereich der Verhaltensökonomie

Problemstellung und Ziel:
Die Arbeit untersuchte, ob Emotionen die Einschätzung des Werts einer Immobilie beeinflussen. Ziel war es, herauszufinden, ob positive oder negative Gefühle die Marktwertbewertung und Kaufbereitschaft verändern.

Methodik:
150 Personen wurden in drei Gruppen aufgeteilt (positive, negative und keine emotionalen Reize). Anschließend bewerteten sie eine Immobilie. Die Ergebnisse wurden statistisch ausgewertet.

Fazit und Empfehlungen:
Emotionen beeinflussten die Wertschätzung nicht direkt, hatten jedoch Auswirkungen auf die Kaufbereitschaft: Ein positiver Eindruck der Immobilie erhöhte diese. Die Immobilienbranche sollte darauf achten, positive Eindrücke bei potenziellen Käufern zu fördern, um deren Kaufbereitschaft zu steigern.

Bachelor - Platz 1: Claudia Leimser

Förderung von Frauen in Führungsrollen der Finanzbranche: Employer Branding als Instrument zur Überwindung von Stereotypen und Stärkung der Gleichstellung

Problemstellung und Ziel:
Frauen sind in Führungspositionen der Finanzbranche oft benachteiligt. Ziel der Arbeit ist zu zeigen, wie Unternehmen durch Employer Branding Frauen besser fördern und ein gerechteres Arbeitsumfeld schaffen können.

Methodik:
Acht Interviews mit weiblichen Führungskräften aus der Finanzbranche wurden geführt und ausgewertet.

Fazit und Empfehlungen:

Employer Branding kann helfen, Frauen in Führungsrollen zu stärken, Stereotype abzubauen und ein inklusives Arbeitsumfeld zu schaffen. Wichtige Maßnahmen sind Mentoring, flexible Arbeitszeiten und faire Gehaltsstrukturen. Empfehlungen: Unternehmen sollten mehr auf Diversität setzen, Frauen gezielt fördern und durch Vorbilder und Unterstützung die Gleichstellung vorantreiben.

Master - Platz 2: Julia Lechner

Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Digitalisierung im Finanzdienstleistungsbereich: Eine Analyse der Effizienzsteigerung und Risikominimierung bei Kreditvermittlern

Problemstellung und Ziel:

Die Arbeit untersucht, wie Künstliche Intelligenz (KI) und digitale Technologien die Prozesseffizienz, Risikominimierung und Kundenbetreuung im Bereich der Kreditvermittlung verbessern können. Ziel ist es, die Chancen und Herausforderungen dieser Technologien speziell für unabhängige Kreditvermittler in Österreich zu analysieren.

Methodik:
Qualitative Untersuchung mit Experteninterviews, deren Inhalte mittels der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet wurden.

Fazit und Empfehlungen:
KI verbessert Effizienz durch Automatisierung (z. B. bei Bonitätsprüfungen) und reduziert Risiken durch präzisere Analysen. Zudem steigern KI-gestützte Tools wie Chatbots die Kundenzufriedenheit. Unabhängige Kreditvermittler sollten stärker auf digitale Technologien setzen, Prozesse automatisieren und KI für personalisierte Kundenservices nutzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Einhaltung von Datenschutz und IT-Sicherheit bleibt dabei essenziell.

Master - Platz 1: Sabrina Kaiser

Die Rolle der öffentlichen Meinung bei der Vermarktung von CBDCs: Eine Sentiment-Analyse
Problemstellung und Ziel:
Digitale Zentralbankwährungen (CBDCs = Central Bank Digital Currency") können das Finanzsystem verändern. Damit sie erfolgreich eingeführt werden, müssen sie von der Bevölkerung akzeptiert werden. Ziel der Arbeit war es, herauszufinden, wie die Menschen über CBDCs denken und welche Themen dabei wichtig sind.

Methodik:
Es wurden Beiträge aus sozialen Medien wie Reddit, Hacker News und 4Chan untersucht. Dabei wurden die Meinungen (positiv, negativ, neutral) ausgewertet und die Hauptthemen analysiert.Fazit und Empfehlungen:
Die meisten Menschen haben eine positive Einstellung zu CBDCs. Negative Meinungen betreffen oft Datenschutz oder technische Unsicherheiten. Banken und Behörden sollten die Öffentlichkeit besser über die Vorteile und die Sicherheit von CBDCs informieren. Offene Kommunikation kann helfen, Vertrauen zu schaffen und Ängste abzubauen.