Sparkassen-Wirtschaftsdialog:
Über den Umbruch in der Arbeitswelt
Nach zweijähriger Pause war das wieder ein Wirtschaftsdialog der Tiroler Sparkassen, wie man ihn aus den Vorjahren kannte: Ein Get-Together der Tiroler Wirtschaft mit einem top-aktuellen Thema und einer spektakulären Location. 280 geladene Gäste aus klein- und mittelständischen Unternehmen sowie Leitbetrieben trafen sich auf 2.340 m Seehöhe, um Erfahrungen auszutauschen und neue Inhalte mitzunehmen.
v.l. Mag. Karin Kiedler, Armin Wolf, Katharina Wohlgenannt, MSc, Priv.-Doz. Dr. Monika Köppl-Turyna, David Narr, DI Max Kloger, Irene Wüster, Dr. Hans Unterdorfer
Foto: Thomas Steinlechner
Passend zur gewählten Location, dem Hoadl-Haus in der Axamer Lizum, wurde auch das Thema des Abends gewählt: „Arbeitswelt im Umbruch – mit Weitblick“. Hier wurde der Fokus darauf gelegt, entsprechend langfristige Lösungsansätze mit Weitblick und nachhaltigem Wirtschaften am Podium zu diskutieren.
Auftakt des Abends war eine brandaktuelle Studie der Integral Marktforschung im Auftrag der Erste Bank zum Thema „Arbeitswelten – eine Frage des Typus“, die auch als Basis für die darauffolgende Podiumsdiskussion diente.
Durch den Abend führte der stellvertretende Chefredakteur der ORF-TV-Information Armin Wolf.
Die Teilnehmer:innen waren nicht mit der Problemsuche beschäftigt, sondern diskutierten aktiv über mögliche Lösungswege seitens der Arbeitgeber:innen, aber auch auf gesellschaftlicher und politischer Seite. So war man sich auch rasch einig, dass mehr Geld, eine Viertage-Woche oder zusätzliche Freizeit nicht die alleinige Lösung sind. Vielmehr ist es in der heutigen Zeit wichtig, die richtigen Personen für die richtigen Positionen im Unternehmen zu finden. Dies wurde auch seitens Mag. Karin Kiedler, Leiterin Market Research Erste Bank, bestätigt, die einen Einblick in die noch nicht veröffentlichte, repräsentative Studie gewährte, in der die Einstellungen zu Leben, Familie, aber auch zur Arbeitswelt erhoben wurden, sodass unterschiedliche Attraktivitätsmerkmale für Arbeitgeber:innen analysiert werden können. „Es reicht dabei nicht, sich pauschal zu fragen, was die Generation Y und die Generation Z attraktiv finden,“ so Kiedler.
Dr. Hans Unterdorfer, Vorstandsvorsitzender der Tiroler Sparkasse, ist davon überzeugt, dass eine attraktive Arbeitgebermarke wesentlich dazu beiträgt, die richtigen Mitarbeiter:innen zu gewinnen und auch langfristig an das Unternehmen zu binden. „Ein gutes Betriebsklima, Aufstiegschancen innerhalb des Unternehmens sowie eine positive und wertschätzende Unternehmenskultur sind dafür essenziell. Auch das Thema der Nachhaltigkeit und Diversität verstärkt die Attraktivität der Unternehmen für bestehende, aber eben auch potentielle Mitarbeiter:innen. Mitarbeiter:innen sind viel mehr als eine Ressource, sie sind das Herz des Unternehmens,“ unterstreicht Unterdorfer.
Auch DI Max Kloger, Geschäftsführer von Tiroler Rohre GmbH, erkennt die Wichtigkeit einer attraktiven Positionierung von Unternehmen am Arbeitsmarkt: „Unternehmen müssen sich so positionieren, dass sie attraktiv für Arbeitnehmer:innen sind. Eine empathische Herangehensweise an die aktuellen und zukünftigen Mitarbeiter:innen unter Berücksichtigung der individuellen Rahmenbedingungen und Bedürfnisse sind dabei essentiell.“
Seitens der zukünftigen Arbeitskräfte gibt David Narr, Lehrlingsbeauftragter der Wirtschaftskammer Tirol und Prokurist bei Holly Kaffeesysteme GmbH, neuen Input, den es zu bedenken gilt: „Das Imageproblem der Lehrlinge ist nach wie vor ein Faktor, mit dem wir in der Gesellschaft zu kämpfen haben. Weiters macht ein sehr starker Zug zur höheren Bildung die Gesamtsituation am Lehrlingsmarkt nicht einfacher. Es bedarf einer stetigen Verbesserung der Ausbildungsqualität. Weiters wären die Implementierung des berufspraktischen (höheren) Bildungssystems und eine Gleichstellung der Ausbildung wichtige Schritte in die richtige Richtung.“
Immer wieder hört man im Zusammenhang mit Arbeitskräften die Termini Generation X, Y und Z.
„Unterschiedliche Altersgruppen, die auch unterschiedliche Bedürfnisse haben, und wo es umso wichtiger ist, aufeinander Rücksicht zu nehmen und sich auch auszutauschen.“ Davon ist Katharina Wohlgenannt, MSc überzeugt, die sich am MCI | The Entrepreneur School® in ihrer Masterarbeit genau mit diesem Thema auseinandersetzte.
Einen ähnlichen Lösungsansatz verfolgt Irene Wüster, Geschäftsführerin der JUWEL H. Wüster GmbH, die unlängst aus einem internationalen Konzern in die Geschäftsführung des elterlichen Betriebes wechselte. „Es liegt an uns Arbeitgeber:innen den Menschen weit mehr in den Fokus zu stellen – da hat sich einfach was verändert, mit dem wir umgehen müssen, vor allem in Bezug auf warum wir arbeiten gehen und was wir damit erreichen wollen: Sinnhaftigkeit. Auch als Gesellschaft müssten wir beginnen, uns zu fragen, wie man Bildung und Berufsausbildung unter einen Hut bringt. Eine flächendeckende Universitätsausbildung scheint erstrebenswert, keine Frage, aber ist das für uns als Gesellschaft auch „gut“?"
Als Direktorin von EcoAustria – Institut für Wirtschaftsförderung – weist Priv.-Doz. Dr. Monika Köppl-Turyna darauf hin, dass beispielsweise auch gesellschaftliche Vorstellungen über die Rolle der Frau in der Gesellschaft nicht überall dasselbe Verständnis aufweisen. „Oft mangelt es auch an der Infrastruktur, um Beruf und Familie unkompliziert zu vereinen. So sollten brach liegende Arbeitsangebote für Frauen oder ältere Arbeitnehmer:innen mobilisiert werden. Es muss ein Umdenken in der Arbeitslosenunterstützung erfolgen und der Fokus sollte auf Lifelong Learning gelegt werden, um das Arbeiten wieder attraktiv zu machen“, so Monika Köppl-Turyna.
280 geladene Gäste aus der Tiroler Wirtschaft konnten sich somit auch heuer wieder über einen gelungenen und inspirierenden Abend freuen. Ein Abend für Unternehmer:innen unter sich, ein Abend mit vielen neuen Ideen für das eigene Business zum Mitnehmen – mit freundlicher Unterstützung der Wirtschaftskammer Tirol.
Fotos: Thomas Steinlechner