Robotaxis - Von Science Fiction zur Realität

InvestStory 13. Juni 2025, Kurt Prattes

Was passiert, wenn Autos plötzlich auch alleine fahren können


1939 präsentierte General Motors auf der New Yorker Weltausstellung ein Modell der Welt, wie sie 20 Jahre später aussehen sollte. „Futurama“ beinhaltete unter anderem ein automatisiertes Autobahnsystem.1 Das blieb zwar bis heute eine Vision - selbstfahrende Autos wie „K.I.T.T.“ aus der US-Fernsehserie „Knight Rider“ werden dagegen gerade Realität. Vor allem in US-amerikanischen Metropolen wie Los Angeles, Phoenix und Austin sowie in chinesischen Städten wie Peking, Schanghai und Guangzhou ist bereits eine zunehmende Anzahl an Robotaxis unterwegs.2

Inzwischen drängt eine ganze Reihe von Firmen in diesen Markt. Beispiele sind der chinesische Internetgigant Baidu mit Apollo Go, der zum Amazon-Konzern gehörende Anbieter Zoox und der von Intel übernommene Spezialist Mobileye.3 Selbst in Europa dürfte es bald losgehen. In Zürich plant der chinesische Entwickler WeRide in Kooperation mit dem US-Taxidienst Uber noch in diesem Jahr den Start des Robotaxi-Betriebs.4 Die Favoriten im Rennen um den fahrerlosen Individualtransport dürften jedoch der US-Elektroautohersteller Tesla und die zu Alphabet gehörende Waymo sein.5

Was ist der richtige Ansatz?

Die Ansätze der beiden Firmen unterscheiden sich stark. Tesla stellt seine Fahrzeuge selbst her, während Waymo überwiegend Autos anderer Hersteller mit eigener Technik aufrüstet. Tesla setzt dabei ausschließlich auf kostengünstige Kameras, während Waymo zusätzlich teurere LiDAR-Sensoren verwendet. LiDAR sendet Lichtstrahlen aus, um die Umgebung abzubilden. Das ist sehr präzise, verbraucht aber mehr Energie.6 Außerdem betreibt Waymo seine Robotaxis nur in vorkartierten Stadtgebieten, die ständig aktualisiert werden. Die Autos wissen also immer, wo sie sind. Das Ziel: Maximale Sicherheit.5 Das dürfte entscheidend für den Durchbruch sein. Einer Umfrage von McKinsey zufolge sind Sicherheitsbedenken das Haupthindernis für eine breitere Einführung des autonomen Fahrens.7 Laut einer Studie des Rückversicherers Swiss Re ist Waymo schon heute sicherer als die von Menschen gesteuerten Fahrzeuge.8

Teslas Ansatz klingt einfacher, ist aber umstritten. Unternehmenschef Elon Musk zufolge sind Kameras und KI-gestützte neuronale Netze der einzige Weg zu einer allgemeinen Lösung für autonomes Fahren. Schließlich fahren Menschen auch mit ihren Augen und biologischen neuronalen Netzen, erklärt der Tech-Milliardär.9 Dabei kann Tesla durch die enorme Anzahl an Fahrzeugen von unzähligen realen Fahrsituationen lernen. Sollte man mit dem kamerabasierten Ansatz hochautonomes Fahren erreichen, ließe sich das auf die ganze Flotte ausrollen. Waymos aufwendiger und teurer Ansatz könnte dann überflüssig sein.5 Momentan ist es aber der Goldstandard für selbstfahrende Autos. Die Technologie von Tesla hinkt dagegen „ein paar Jahre“ hinterher, wie dessen Leiter der Autopilot- und KI-Software kurz vor Start des geplanten Robotaxi-Dienstes eingestand.10 Tesla-Chef Elon Musk will dagegen weit und breit keine ernsthafte Konkurrenz sehen.11

Waymo fährt Tesla davon

Zwar hat auch Waymo noch seine Schwierigkeiten. So kam es vor, dass Fahrzeuge ihre Passagier:innen nicht ans Ziel brachten und sie sogar am Aussteigen hinderten. Zudem kam es zu Fällen von Lärmbelästigung, da autonome Fahrzeuge aufgrund kalifornischer Sicherheitsvorschriften beim Rückwärtsfahren ein deutliches Warnsignal abgeben müssen.12 Doch die Software von Tesla, die noch von einem Fahrer überwacht werden muss, machte größere Fehler. Zum Beispiel fuhr sie einige Sekunden lang auf einen Radweg und dann über eine rote Ampel.10 Das zeigt, wie weit Waymo voraus ist. Dessen Robotaxi fährt auf Autonomiestufe 4, bei der das Fahrzeug selbstständig navigiert, während Tesla nur ein Fahrerassistenzsystem der Stufe 2 hat.Robotaxis von Tesla sind derzeit noch nicht im regulären Einsatz. Laut Elon Musk soll der Start der ersten Fahrzeuge jedoch noch im Juni in Austin (Texas) erfolgen.13

Die Skala reicht von 0 bis 5. Auf Level 0 gibt ein Auto eingeschränkt Warnungen und Assistenz etwa bei einer Notbremsung. Stufe 1 bietet grundlegende Unterstützung beim Lenken oder Bremsen bzw. Beschleunigen, Level 2 eine erweiterte Assistenz. Stufe 3 ist bedingtes autonomes Fahren, etwa über den Stauassistenten. Der Fahrer muss aber jederzeit übernehmen können. Auf Level 4, dem hochautonomen Fahren in festgelegten Gebieten und unter bestimmten Rahmenbedingungen, ist das nicht mehr der Fall.13 Voll autonomes Fahren unter jeglichen Bedingungen auf Stufe 5 ist bislang noch unerreicht.5

Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Entwicklungen.

Trotz fehlender Profitabilität verzeichnet Waymo inzwischen über 250.000 bezahlte Fahrten pro Woche – in Städten wie Phoenix, San Francisco, Los Angeles und Austin. 2026 sollen weitere Metropolen wie Atlanta, Miami und die US-Hauptstadt Washington folgen.14 Um an diesen Punkt zu kommen, wurden Milliarden ausgegeben.15 Noch gilt Waymo als Nebenprojekt von Alphabet und wird in den Quartalszahlen unter „andere Wetten“ geführt.11 Doch die Rechnung könnte sich auszahlen. Im November 2024 war Waymo rund 45 Milliarden US-Dollar wert, in etwa so viel wie die deutschen Autobauer Volkswagen oder BMW.5 Tesla will dagegen zunächst nur mit 10 bis 20 Fahrzeugen starten.16 Dabei verspricht man seit 2016 eine autonome Fahrt quer durch die USA.10 Doch Elon Musk hat schon die nächste Vision: Tesla-Käufer sollen ihr Auto in der ungenutzten Zeit als Taxi zur Verfügung stellen und damit passives Einkommen erzielen können. Allerdings würde Tesla wohl an jeder Fahrt mitverdienen.5
 

Deutsche Autobauer setzen auf Sicherheit

Es gibt aber noch eine andere Spekulation: Dass Waymo gar nicht zum größten Robotaxi-Anbieter werden will, sondern sein Level 4-Fahrsystem nur perfektioniert, um es später an einen Autohersteller zu verkaufen.5 Dann könnten zum Beispiel die zwischenzeitlich etwas abgehängten deutschen Hersteller mit einem Schlag wieder im Spiel sein. Derzeit gehen sie unterschiedliche Wege. Volkswagen kooperiert beim autonomen Fahren mit Mobileye und dem Zulieferer Valeo.17 Mercedes-Benz ist mit dem „Drive Pilot” der einzige Hersteller in den USA, der ein Assistenzsystem auf Level 3 anbietet und somit weiter als Tesla ist. Ebenso wie BMW forscht man seit Jahren an Level 4, hat bisher aber keine Zulassung beantragt.5 Immerhin darf BMW in Deutschland Level 3 einführen.17 Insgesamt investieren die deutschen Autobauer vergleichsweise wenig in die Technologie des vollautonomen Fahrens. Sie setzen eher auf Kooperationen und fokussieren sich auf Sicherheit. Für Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz wäre es unvorstellbar, mit einem unausgereiften System in Serie zu gehen und unnötige Unfälle zu riskieren.18

Chancen und Risiken für Anleger:innen

Anbieter wie Waymo zeigen, dass Robotaxis in einigen Ländern bald zum Alltag gehören könnten. Neben den Anbietern selbst würden davon wohl auch Ruftaxi-Apps wie Uber profitieren. Schließlich werden über deren marktbeherrschende Plattformen unzählige Kund:innen erreicht. Dafür dürften die Apps einen entsprechenden Anteil von bis zu 30 Prozent der Buchungen einfordern.19

Doch Robotaxis sind nur ein Teil des Marktes für autonomes Fahren. (Teil-)automatisierte Assistenzsysteme für Nutzfahrzeuge, Lieferdienste und Autos befinden sich derzeit schon in fortgeschrittenen Testphasen. So stehen auch autonome Lastwagen an der Schwelle zum kommerziellen Einsatz auf öffentlichen Straßen in den USA und in China. Zudem ergeben sich in der gesamten Lieferkette der intelligenten Mobilität neue Wachstumsmöglichkeiten, etwa für Hersteller von Sensoren und Prozessoren.20 Einer McKinsey-Studie zufolge dürfte sich der weltweite Markt für autonome Fahrzeuge bis 2035 auf fast 350 Milliarden US-Dollar vervierfachen.21

Für Anleger:innen bedeutet das interessante Chancen, aber auch einige Risiken. Zu den Chancen zählt die insgesamt höhere erwartete Effizienz autonomer Fahrzeuge. Durch den Wegfall menschlicher Fahrer:innen könnten nicht nur die Kosten deutlich sinken, sondern auch Unfälle und Staus reduziert und Fahrtzeiten verkürzt werden. Die ganze Logistik könnte effizienter ablaufen und die Produktivität würde sich erhöhen. Ein Risiko ist dagegen, ob autonome Fahrzeuge wirklich in der Breite akzeptiert werden und ob die Menschen ihnen vertrauen. Mögliche Schwachstellen sind Softwarefehler, Ungenauigkeiten der Sensoren und Hackerangriffe. Gleichzeitig würden durch die entstehende Disruption öffentlicher Verkehrsmittel, Taxis und Lieferdienste zumindest vorübergehend viele Arbeitsplätze verlorengehen.22 Zudem hängt über dem ganzen Thema das Damoklesschwert, dass ein einziger tragischer Unfall das Vertrauen in die Technologie erschüttern und zu härteren Auflagen für alle Anbieter führen könnte.19

Anleger:innen, die auf die Entwicklung von Robotaxis und autonomem Fahren setzen möchten, könnten sich für Einzelaktien oder Fonds interessieren. Sowohl Tesla als auch die Waymo-Mutter Alphabet und der Zoox-Eigentümer Amazon sind beispielsweise über den s Aktien Plan investierbar. Eine andere Möglichkeit könnte der ERSTE TECHNO STOCK sein. Der aktiv verwaltete Fonds bildet neben anderen Themen auch die Entwicklung des autonomen Fahrens mit ab.

Hinweis: Bitte beachten Sie, dass eine Veranlagung in Wertpapiere neben Chancen auch Risiken beinhaltet.

Quelle: Die Angaben in der Tabelle stammen von den offiziellen Websites der jeweiligen Anbieter; Stand: 12. Juni 2025

1Quelle: Visual Capitalist; Stand: 5. März 2017
2Quelle: Statista; Stand: 10. Oktober 2024
3Quelle: Der Autopreneur; Stand: 9. Juni 2025
4Quelle: The Robot Report; Stand: 8. Mai 2025
5Quelle: The Pioneer; Stand: 1. Dezember 2024
6Quelle: Golem; Stand: 25. Mai 2025
7Quelle: McKinsey & Company; Stand: 3. Jänner 2025
8Quelle: Waymo; Stand: 19. Dezember 2024
9Quelle: X; Stand: 11. Oktober 2021
10Quelle: InsideEVs; Stand: 21. Mai 2025
11Quelle: Sherwood Media; Stand: 25. April 2025
12Quelle: t3n; Stand: 9. Juni 2025

13Quelle: derStandard.at; Stand: 11. Juni 2025
14Quelle: SAE International; Stand: 3. Mai 2021
15Quelle: Waymo; Stand: 5. Mai 2025
16Quelle: CBT News; Stand: 2. Juni 2025
17Quelle: Golem; Stand: 17. Mai 2025
18Quelle: automotiveIT; Stand: 25. März 2025
19Quelle: ADAC; Stand: 27. November 2024
20Quelle: Reuters; Stand: 4. Juni 2025
21Quelle: Robeco; Stand: 5. März 2025
22Quelle: Statista; Stand: 14. November 2024  
23
Quelle: Economics Observatory; Stand: 29. August 2024

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