Quantencomputing
als Gamechanger?

InvestStory 28. Mai 2025, Klaudia Peter

Das Licht geht aus, der Vorhang öffnet sich wie von Geisterhand und auf einer mit ausgemusterten Computern überfüllten Bühne proklamiert Cyber-König Hamlet: „Sein oder Nichtsein, irgendwas dazwischen oder beides gleichzeitig – das ist hier die Frage.“ Und damit herzlich willkommen im Endspiel der klassischen Physik mit anschließender Morgendämmerung des Quantenzeitalters.

Zugegeben – ganz so weit ist es noch nicht, aber die Richtung scheint vorgegeben. So haben die Vereinten Nationen (UN) anlässlich des 100-jährigen Jubiläums seit Formulierung der Quantenmechanik, das Jahr 2025 zum „Internationalen Jahr der Quantenwissenschaften und Quantentechnologien“ ausgerufen.1 Auch in Österreich, das zu den führenden Forschungsnationen in der Quantenphysik zählt und mit Anton Zeilinger sogar einen veritablen Nobelpreisträger im Bereich der Quanteninformationswissenschaft stellt, wird „mit über 40 Veranstaltungen, Podcasts und Co. (…) breit gefeiert“, um das Verständnis in der Bevölkerung zu heben.2 Und mit Quantencomputing gibt es zudem einen illustren und vielbeachteten Anwendungsbereich, der sich anschickt konkrete Praxislösungen für die Wirtschaft zu liefern.

Qubits anstelle von Bits

Superposition, Verschränkung, Dekohärenz, Spin, Kollaps oder Kopenhagener Deutung sind nur einige Fachtermini aus der Quantentheorie, welche zugegeben komplex klingen, aber für ein prinzipielles Verständnis von Quantencomputing nicht unbedingt erforderlich sind. IBM formuliert erfrischend trivial: „Quantencomputing nutzt spezielle Technologien – einschließlich Computerhardware und Algorithmen, die die Vorteile von Quantenmechaniken nutzen –, um komplexe Probleme zu lösen, die klassische Computer oder Supercomputer nicht oder nicht schnell genug lösen können.“3 Während klassische Computer mit Bits als kleinste Informationseinheit rechnen, welche entweder den Wert 0 oder 1 haben, arbeiten Quantencomputer mit sogenannten Qubits, die 0, 1 oder ein beliebiges Verhältnis von 0 und 1 durch Überlagerung beider Zustände darstellen können. Die Zeitersparnis der Berechnungen mithilfe von Quantencomputer ist dabei frappierend – während ein klassischer Computer mehrere Millionen Jahre brauchen würde, um die Primfaktoren einer 2.048-Bit-Zahl zu ermitteln, können Qubits diese Berechnung in nur wenigen Minuten ausführen.4 Wenig verwunderlich, dass Tech-Großkonzerne wie Alphabet, IBM, Microsoft, Amazon oder Intel – um nur einige wichtige Player zu nennen – mit Milliardeninvestitionen in diesem verheißungsvollen Markt mitmischen. Die Prognose zur Entwicklung des Marktpotentials für Quantencomputing im Jahr 2040 reicht von 45 Milliarden USD im konservativen Szenario bis hin zu 131 Milliarden USD im positiven Szenario5 – das weckt Begehrlichkeiten und bewegt zudem die Finanzmärkte.

Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Entwicklungen.

Wettlauf nimmt an Fahrt auf

Alphabet verkündete im Dezember 2024, dass dem Tochterunternehmen Google mit der Entwicklung des Quantenprozessors „Willow“ der Durchbruch bei der Quantenfehlerkorrektur gelungen sei,6 im Februar 2025 stellte Microsoft mit seinem neuen Quantenprozessor „Majorana 1“ die weltweit erste Quantum Processing Unit (QPU) mit einem topologischen Kern vor, die bis zu eine Million Qubits auf einem einzelnen Chip aufnehmen kann7 und nur eine Woche später folgte Amazon Web Services (AWS) mit der Vorstellung seines neuen Quantencomputer-Chips „Ocelot“, der die Kosten für die Implementierung der Quantenfehlerkorrektur gegenüber aktuellen Ansätzen um bis zu 90 Prozent senken soll.8 Dabei ist vollkommen offen, welche Unternehmen am Ende mit welchen Produkten das Rennen um mögliche Standards setzen werden – das primäre Ziel für die arrivierten Tech-Giganten muss insofern lauten, sich frühzeitig im Zukunftsmarkt Quantencomputing zu positionieren und ja nicht ins Hintertreffen zu geraten oder gar den Anschluss zu verlieren. Auch der US-amerikanische Konzern Honeywell mischt über seinen Geschäftsbereich Honeywell Quantum Solutions kräftig mit und versucht sich frühzeitig Marktanteile zu sichern – wobei neben eigener Forschung und Entwicklung auch stets die Option besteht, sich bei vielversprechenden Unternehmen und Start-ups im Umfeld der Quantenforschung einzukaufen.

Quantum-Pure-Player

Neben den großen Tech-Konzernen gibt es auch kleine, fokussierte Spezialisten – sogenannte Pure-Player –, die sich ausschließlich mit Quantencomputing beschäftigen. Dazu zählen z.B. Rigetti Computing, IonQ oder das im US-Bundesstaat Kalifornien beheimatete Unternehmen D-Wave Quantum, das insbesondere aufgrund der fulminanten Kursentwicklung in den letzten Wochen und Monaten von sich reden gemacht hat. Ein kurzer Blick auf den Chart beweist gleichzeitig, dass mit empfindlichen Rückschlägen jederzeit gerechnet werden muss.

Generell bleibt festzuhalten, dass sich das Rad im Quantencomputing sehr schnell dreht. Nach neuesten Berichten dürfte sich Nvidia an einer Finanzierungsrunde am Quantencomputer-Start-up PsiQuantum in Höhe von 750 Millionen USD beteiligen, die von BlackRock angeführt wird.9 Bei einem Erfolg würde PsiQuantum mit fast sechs Milliarden USD bewertet werden. Dieser Schritt überrascht umso mehr, da Nvidia-Chef Jensen Huang noch im Januar 2025 mit kritischen Äußerungen hinsichtlich des Zeithorizonts die Aktienkurse von Quantencomputer-Unternehmen auf Talfahrt schickte. "Wenn Sie sagen, 15 Jahre für sehr nützliche Quantencomputer, dann ist das wahrscheinlich eher früh. Wenn Sie sagen, 30, dann ist das wahrscheinlich eher spät. Aber wenn Sie 20 sagen, dann würden das, glaube ich, viele von uns glauben.“10 Auf Nvidias „Quantum Day“-Veranstaltung am 20. März folgte dann die Rolle rückwärts und Huang mutierte vom Saulus zum Paulus, der von einem Fehler seinerseits sprach und sogar den Bau eines Quantenforschungslabors in Boston plane – spannende Zeiten oder um es mit den Worten von Oskar Painter, Direktor für Quanten-Hardware bei AWS, widerzugeben: „Wir befinden uns wirklich in einer sehr aufregenden Zeit des Quantencomputings, und man hört viel darüber, weil dies ein echter Wendepunkt ist.“11

Wertentwicklung seit dem Börsengang: Beispielhaft ausgewählte Quantum-Pure-Player

Wann erfolgt der Durchbruch?

Die kontroversen Aussagen von Huang verdeutlichen, dass Quantencomputing gerade mal in seinen Anfängen steckt und nicht realistisch abgeschätzt werden kann, wann die Technologie flächendeckend ihre Marktreife erreicht, zumal dies auch stark von den Einsatzgebieten abhängt. So beschäftigt sich BMW bereits seit 2017 intensiv mit Quantencomputing und fokussiert sich auf die Anwendungsfelder Materialwissenschaften, Engineering und Prozesse.12 Im Bereich der Chemie- oder Pharmaindustrie liegt der Schwerpunkt auf der Analyse komplexer molekularer Strukturen und der Simulation wechselseitiger Reaktionen von Molekülen und Atomen auf der Quantenebene13 und im Bereich der Cybersecurity ergibt sich die paradoxe Situation, dass Quantencomputing als Fluch und Segen zugleich betrachtet werden kann. Im Idealfall mag die neue Technologie durch verbesserte Verschlüsselungsverfahren schützen, im entgegengesetzten Fall bedroht sie hingegen bestehende Informationsinfrastrukturen und kryptografische Verfahren.14 Geht es wiederum um spezifische Anforderungen bei Prozessoptimierungen, wie sie im gesamten Wirtschaftskreislauf anfallen, so dürfte dies aufgrund geringerer Komplexität, in vielen Fällen schneller zu erreichen sein. Datensicherheit, Schnelligkeit und (Portfolio)optimierung sind zudem auch im Finanzwesen interessante Aspekte und legen auch hier den Einsatz von Quantentechnologie nahe. Die Non-Profit-Organisation Cloud Security Alliance empfiehlt Unternehmen dringend bis 2030 vollständig auf Quantencomputer umzustellen – im Finanzwesen werde es umso wichtiger sein, proaktiv auf die potenziellen Herausforderungen und Risiken zu reagieren, die Quantencomputer in naher Zukunft mit sich bringen würden.15

Ultimatives Must-have?

Ja, aber nicht zu jedem Preis – könnte es einem als erstes durch den Kopf gehen. An Quantencomputing scheint die Wirtschaft nicht mehr vorbeizukommen. Einer aktuellen Untersuchung von Naoris Protocol, einem Pionier im Bereich Post-Quanten-Infrastruktur, zufolge, planen IT-Leiter großer globaler Unternehmen ihre Budgets für Quantencomputing deutlich zu erhöhen, da sie tiefgreifende Auswirkungen auf ihre Branche erwarten. „Überwältigende 84 Prozent der IT-Leiter gehen davon aus, dass Quantencomputing innerhalb der nächsten fünf Jahre „enorme“ (29 Prozent) oder „große“ (55 Prozent) Auswirkungen auf ihre Branche haben wird, während nur 16 Prozent minimale Auswirkungen erwarten.“16 Gleichwohl befindet sich die Entwicklung immer noch in den Kinderschuhen, so dass Verzögerungen oder Rückschläge jederzeit einzukalkulieren sind. Zudem wurden in der Vergangenheit auch großzügig Vorschusslorbeeren verteilt – den finalen Praxistest müssen die Unternehmen allerdings erst noch in der Zukunft erbringen. Es empfiehlt sich bei aller Euphorie und sicherlich begründeter Zukunftsperspektive, die Vorsicht nicht außer Acht zu lassen. Reine Pure-Player können im Erfolgsfall zwar mit hohen Gewinnen aufwarten, enttäuschen sie hingegen, können sie kein weiteres Standbein zur Schadensminimierung vorweisen. Das kann bei Anleger:innen zu hohen Verlusten bis hin zum Totalverlust führen.

Breit gestreut in Zukunftstechnologien könnte man unter anderem mit dem ERSTE Stock Techno agieren, in den Quantencomputing über Werte wie Alphabet und IBM einfließt oder über die spezialisierte Technologiegießerei Skywater (Stand: 26.05.2025). Neben dem Vorteil der Diversifikation bietet der Fonds auch die Sparplanmöglichkeit, so dass man regelmäßig und schon mit kleinen Beträgen in Anteile investieren kann. Das gilt auch für den s Aktien Plan. Mit diesem kann Schritt für Schritt und mit kleinen Beträgen in Aktien von beispielsweise Microsoft, Amazon und Alphabet veranlagt werden. 

Hinweis: Bitte beachten Sie, dass eine Veranlagung in Wertpapiere neben Chancen auch Risiken beinhaltet.

1Quelle: LMU; Stand: 20. Februar 2025
2Quelle: Universität Innsbruck; Stand: 4. Februar 2025
3Quelle: IBM; Stand: 20. Mai 2025
4Quelle: Microsoft; Stand: 20. Mai 2025
5Quelle: Statista; Stand: 19. September 2024
6Quelle: Deutsche Welle; Stand: 10. Dezember 2024
7Quelle: Microsoft; Stand: 19. Februar 2025
8Quelle:: itmagazine.ch; Stand: 3. März 2025

9Quelle: Manager Magazin; Stand: 19. Mai 2025
10Quelle: Handelsblatt; Stand: 8. Jänner 2025
11Quelle: Business Insider; Stand: 21. März 2025
12Quelle: BMW; Stand: 4. Februar 2025
13Quelle: classiq; Stand: 20. Mai 2025
14Quelle: all about security.de; Stand: 28. April 2025
15Quelle: it-finanzmagazin.de; Stand: 8. Februar 2024
16Quelle: all about security.de; Stand: 20. Mai 2025
 

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Stand: Mai 2025

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