Der US-Präsidentschaftswahlkampf geht in die heiße Phase: In weniger als zwei Monaten, am 5. November 2024, sind die Amerikaner:innen dazu aufgerufen, ihren neuen Präsidenten bzw. ihre neue Präsidentin zu wählen. Die Entscheidung fällt zwischen Kamala Harris von der demokratischen und Donald Trump von der republikanischen Partei. Sie absolvieren derzeit einen Termin nach dem anderen, um Wähler:innen von sich zu überzeugen.

Aus heutiger Sicht bahnt sich ein knappes Rennen an. Schon seit Monaten zeigen Umfragen kräftige Bewegungen in die eine oder andere Richtung. Nachdem US-Präsident Joe Biden im ersten TV-Duell mit Trump im Juni ein desolates Bild abgegeben hatte, rechneten Wahlforschungsinstitute mit einem Sieg des republikanischen Spitzenkandidaten.1 Infolge des gescheiterten Attentats auf Donald Trump schien dann der Sieg des Republikaners sogar ausgemachte Sache zu sein. Viele Amerikaner:innen fühlten sich an den „Reagan-Effekt“ erinnert: 1984 hat der Republikaner Ronald Reagan nach einem vereitelten Attentat wenige Jahre zuvor einen der deutlichsten Wahlsiege der Geschichte eingefahren.2

Allerdings wendete sich das Blatt dann wieder, als die Demokraten nach wochenlanger Debatte ihren Spitzenkandidaten austauschten und statt Joe Biden nun die bisherige Vizepräsidentin Kamala Harris ins Rennen schicken. Angetrieben von der breiten Unterstützung innerhalb ihrer Partei und einem stark steigenden Spendenaufkommen für ihren Wahlkampf stiegen die Umfragewerte beständig an.

Am 6. August, dem Tag an dem Harris Tim Walz als ihren Vize benannte, übernahm die Präsidentschaftskandidatin in landesweiten Umfragen die Spitze. Seitdem ist es ihr gelungen, die Führung zu behaupten.3 Dieser Trend könnte sich nach dem jüngsten TV-Duell zwischen den beiden Kontrahenten fortsetzen. Der US-Sender CNN ließ nach der Debatte eine Blitz-Umfrage direkt nach dem TV-Duell durchführen: 63 Prozent der Befragten fanden, dass Harris besser abgeschnitten hat als Donald Trump.4

Swing-States entscheiden

Am Ende kommt es jedoch vor allem auf die Swing States an. Das sind jene Staaten, in denen die Bürger:innen mal demokratisch, mal republikanisch wählen. Die letzten Präsidentschaftswahlen 2020 wurden „von etwa 40.000 Stimmen in den umkämpften Staaten entschieden“, schrieb Harris’ Wahlkampfleiterin Jennifer O’Malley Dillon kürzlich in einem Memo.5 Demnach sind die Staaten, auf die man in den kommenden Wochen am ehesten schauen sollte, Arizona, Georgia, Michigan, Nevada, North Carolina, Pennsylvania und Wisconsin. Aktuelle Umfragen sehen Harris in diesen Staaten leicht vorn, doch haben Umfragen in der Vergangenheit Fehlermargen von vier Prozentpunkten in den Umfragen gezeigt.5

Auch Anleger:innen beobachten den US-Wahlkampf mit großer Spannung. Schließlich könnte es je nach Wahlausgang größere Gewinner und Verlierer innerhalb der verschiedenen Branchen geben. Zudem könnte es erhebliche Auswirkungen haben, ob die Regierung nach der Wahl „einheitlich“ – wenn das Repräsentantenhaus, der Senat und die Präsidentschaft von einer Partei kontrolliert werden – oder „geteilt“ – bei der eine Partei den Präsidenten stellt und die andere Partei das Repräsentantenhaus oder den Senat kontrolliert – ist. Vorhersagen dazu lassen sich aus heutiger Sicht kaum treffen.

America First

Sollte Trump erneut Präsident werden, dürfte er seine protektionistische „America First“-Agenda fortsetzen. Dazu will der Republikaner unter anderem einen amerikanischen Staatsfonds ins Leben rufen, ähnlich wie in Norwegen und Saudi-Arabien. Dieser solle „in große nationale Vorhaben investieren wie Flughäfen und andere Infrastruktur, fortgeschrittene Verteidigungsfähigkeiten und medizinische Forschung“, sagte Trump kürzlich im Economic Club in New York. Der Republikaner stellte zudem in Aussicht, die Unternehmenssteuern von derzeit 21 auf 15 Prozent zu senken. Um davon zu profitieren, müssten Firmen jedoch ihre Produkte komplett in den USA produzieren.6

Zudem will Trump Kapitalvorschriften für Banken lockern und das Kartellrecht aufweichen. Außerdem steht auch Deregulierung im Finanzsektor auf seiner Agenda. Das würde Fusionen und Akquisitionen erleichtern und somit das Geschäft der Finanzinstitute ankurbeln. Auch klassische Energietitel könnten wieder in den Fokus rücken. Denn Trump möchte den Ausbau der heimischen Öl- und Gasproduktion vorantreiben und Umweltvorschriften aufheben.7

Harris als Klima-Kämpferin

Käme hingegen Kamala Harris ans Ruder, wäre eine Fortsetzung der von Präsident Biden initiierten Gesetzgebung mit Investitionen in Infrastruktur, Bildung und grüne Energie wahrscheinlich. Aktien aus dem Bereich Erneuerbare Energien könnten zu den Gewinnern zählen. Harris will den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft vorantreiben und in den USA die Produktion von „grünen“ Technologien wie Batterien und Solarmodulen weiter ausbauen.8 Spätestens seit Ende vergangenen Jahres zählt sie zu den „Klimakämpfer:innen“: Im vergangenen Dezember ist sie erstmals als „Klima-Kämpferin“ in Erscheinung getreten. Bei der Weltklimakonferenz (COP28) in Dubai hat sie eine Zahlung der USA an den Grünen Klimafonds (GCF) in Höhe von drei Mrd. Dollar angekündigt. Damit soll Entwicklungsländern geholfen werden, in widerstandsfähige, saubere Energie und naturbasierte Lösungen zu investieren.9

Beim Thema Steuern repräsentiert Harris das Gegenteil von Trumps Politik. Unter anderem plant sie, den Steuersatz für Unternehmen von aktuell 21 Prozent auf 28 Prozent anzuheben. Die Präsidentschaftskandidaten der Demokraten will vor allem die Mittelschicht stärken und die finanzielle Unterstützung für Familien und Kinder ausbauen. Außerdem will die Demokratin Mietanstiege begrenzen, Wohnraum schaffen und eine Preisbremse bei Lebensmitteln einführen.10 Von dieser Warte aus betrachtet, könnten Einzelhandels- und konsumnahe Unternehmen zu den Profiteuren zählen.

Was die Tech-Branche betrifft, fällt auf, dass sich in letzter Zeit immer mehr Vertreter der Technologiebranche öffentlich auf die Seite des früheren Präsidenten schlagen. Denn einige CEOs erhoffen sich von einer Trump-Präsidentschaft eine stärkere Deregulierung. Beispielsweise hatten zuletzt Kryptowährungen mit deutlichen Anstiegen auf Trumps Aussagen reagiert. Auf einer Bitcoin-Konferenz in Nashville hat sich der Republikaner als Fürsprecher für Kryptowährungen positioniert. Er werde die Vereinigten Staaten zum globalen Marktführer in dem Bereich machen und eine nationale strategische Bitcoin-Reserve anlegen.11

Ein gutes Verhältnis zu den Vertretern der Branche wird aber auch Harris nachgesagt. Sie gilt allgemein als vertraut mit prominenten Technologiemanagern und Investoren. Gleichzeitig hat sie in der Vergangenheit aber auch wiederholt auf stärkere Regulierungen in der Tech-Branche gedrängt.

Apropos Regulierungen: Egal, wie die Wahl ausgeht, dürften Unternehmen, die stark aus China importieren, tendenziell zu den Verlierern gehören. Denn Trump hat bereits durchblicken lassen, die Einfuhrzölle auf Güter aus dem Reich der Mitte massiv zu erhöhen. Zudem gilt es als wahrscheinlich, dass Harris Joe Bidens Kurs der Zölle, Strafzölle und Exportverbote gegenüber China fortführen wird.12

Fazit

Das Rennen um das Weiße Haus wird auf jeden Fall spannend. Gemäß dem Sprichwort „Politische Börsen haben kurze Beine“ haben Ereignisse auf politischer Ebene zwar in der Regel langfristig wenig Einfluss auf die Kursentwicklungen. Denn wie sich Märkte und einzelne Aktien entwickeln, hängt von vielen weiteren Faktoren wie den Zinsen oder den Unternehmensgewinnen ab. Kurzfristig kann es aber je nach Wahlausgang und Politik des künftigen Präsidenten oder der künftigen Präsidentin durchaus größere Gewinner und Verlierer innerhalb der einzelnen Branchen und auch auf Unternehmensebene geben.

1Quelle: Tagesschau.de, Stand: 28. Juni 2024 
2Quelle: Merkur, Stand: 15. Juli 2024
3Quelle: Statista, Stand: 6. September 2024
4Quelle: CNN, Stand: 11. September 2024
5Quelle: Handelsblatt, Stand: 5. September 2024
6Quelle: Handelsblatt, Stand: 6. September 2024

7Quelle: Deutschlandfunk, Stand: 6. September 2024
8Quelle: Tagesschau, Stand: 26. August 2024
9Quelle: Ad-hoc-news, Stand: 2. Dezember 2023
10Quelle: Tagesschau.de, Stand: 26. August 2024
11Quelle: Spiegel, Stand: 29. Juli 2024
12Quelle: n-tv, Stand: 31. August 2024

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Stand: September 2024

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