Der Sommer ist da – und mit ihm die beliebteste Reisezeit des Jahres. Vor allem Spanien steht bei den Urlauber:innen dieses Jahr hoch im Kurs. Gemäß Schätzungen des Tourismusministeriums werden in den Sommermonaten fast 41 Mio. internationale Tourist:innen erwartet. Das sind noch einmal 13 Prozent mehr als im Rekordjahr 2023.1
Auch der heimische Tourismus erlebte in diesem Sommer einen beeindruckenden Start. Im Mai stieg die Zahl der Nächtigungsbuchungen in Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 14,6 Prozent auf 9,5 Millionen „Das ist das höchste jemals erhobene Nächtigungsergebnis für den Monat Mai, betonte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.2
Besonders deutsche Urlauber:innen haben zahlreich gebucht. Aber auch immer mehr Österreicher:innen entdecken ihre Heimat für sich als Urlaubsland. Eine Erhebung der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) zeigt, dass 52 Prozent der Alpenrepublik-Bewohner:innen ihre freien Tage in diesem Jahr innerhalb der Landesgrenzen verbringen wollen. Im Rahmen der ÖHV-Umfrage gaben 29 Prozent der Befragten an, dass sie planen, einen Teil ihres Sommerurlaubs 2024 in der Steiermark zu verbringen. Somit führt die Steiermark das Beliebtheitsranking - der Sommerdestinationen Österreich 2024 - an, gefolgt von den Bundesländern Kärnten und Salzburg.3

Zurück auf Vorkrisen-Niveau
Insgesamt scheint sich damit das zu bestätigen, was die World Tourism Organization (UNWTO) bereits Anfang des Jahres prognostizierte. In einer Studie vom Jänner stellten die Marktforscher:innen für 2024 eine Erholung des internationalen Tourismus über das Niveau von vor der Covid-19-Pandemie in Aussicht.4 Die Zahlen zum ersten Quartal zeigen in die entsprechende Richtung. Laut UNWTO reisten im Zeitraum Jänner bis März mehr als 285 Millionen Tourist:innen ins Ausland – ein Plus von rund 20 Prozent im Vergleich zu 2023. Die internationalen Ankünfte erreichten damit bereits 97 Prozent des 2019er-Niveaus.5
Auch was die weitere Entwicklung betrifft, zeigen sich Marktbeobachter:innen zuversichtlich. Das Beratungsunternehmen McKinsey geht davon aus, dass weltweit die Zahl der Übernachtungen von 2023 bis 2030 von 27,4 auf 38,7 Milliarden steigen dürften. Die Ausgaben für Reisen dürften den Expert:innen zufolge eine ähnliche Entwicklung nehmen. Seine zuversichtliche Prognose begründet das Beratungsunternehmen unter anderem mit der generell robusten Entwicklung im weltweiten Inlandstourismus sowie der schnell wachsenden Mittelschicht in den prosperierenden Schwellenländern. Laut McKinsey entsteht etwa in Indien eine neue Generation von Reisenden, die zu einer prognostizierten jährlichen Wachstumsrate der Reiseausgaben von 9 Prozent pro Jahr führt.
Hinzu komme, dass Länder wie Thailand, Vietnam und die Philippinen durch vereinfachte Visabestimmungen und gezielte Marketing-Kampagnen immer mehr internationale Bersucher:innen anziehen. Diese neuen Hotspots bieten kulturelle Erlebnisse und Naturlandschaften, die sie vor allem für Weltreisende attraktiv machen, schlussfolgern die Expert:innen.6
Hinweis: Die Entwicklungen in der Vergangenheit sowie Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für zukünftige Entwicklungen.
Urlaub wird immer teurer
Die jüngsten Wachstumszahlen verwundern auf den ersten Blick: Denn Reisen ist aufgrund von Corona-Pandemie und Energiekrise in den vergangenen Jahren deutlich teurer geworden, wie auch ein Blick ins Nachbarland Deutschland zeigt. Laut Daten des Statistischen Bundesamts stieg beispielsweise der Preis für Pauschalreisen zwischen Februar 2021 und Februar 2024 um 23,3 Prozent an. Auch andere Kostenpunkte bei einem Urlaub sind größer geworden. Für Hotelübernachtungen etwa müssen Urlauber:innen gut 19 Prozent mehr als noch vor drei Jahren auf den Tisch legen. Gleiches gilt für Inlandsflüge und internationale Tickets.7 In Österreich sieht die Situation ähnlich aus: Berechnungen zufolge sind die Kosten der Beherbergungsdienstleistungen, also das Logieren in Hotels oder ähnlichen Einrichtungen, in den vergangenen vier Jahren um knapp 36 Prozent gestiegen.8
Reiselust ist ungebrochen
Dass sich viele Menschen dennoch nicht von „der Fahrt in die schönste Zeit des Jahres“ abhalten lassen wollen, erklären Tourismusexpert:innen unter anderem mit dem höheren Stellenwert von Urlaub nach den schwierigen Jahren der Pandemie.9 In der Folge verzichten sie offenbar lieber auf andere nicht unbedingt notwendige Konsumausgaben und größere Investitionen.10
Dazu kommt, dass die Beschäftigungssituation vielerorts unverändert gut ist. In den 20-Euro Staaten etwa betrug die Arbeitslosenquote wie im Monat zuvor 6,4 Prozent. Das ist der niedrigste Wert seit Bestehen des Währungsraums. In den 27 EU-Ländern war die Quote mit 6,0 Prozent ebenfalls unverändert.11 Zudem sollten die Einkommen 2024 in vielen Ländern dank guter Tarifabschlüsse wieder deutlich stärker zulegen als die Inflation – für die EU wird ein Plus der Reallöhne um rund zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr prognostiziert. Dadurch zeichnet sich eine Stärkung der Kaufkraft ab.12
Hinweis: Die Entwicklungen in der Vergangenheit sowie Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für zukünftige Entwicklungen.
Branche macht gute Geschäfte
Auch der Reiseanbieter TUI spürt bislang nichts von einer abnehmenden Reiselust. Insbesondere bei den Pauschalreisen und im Kreuzfahrtgeschäft läuft es rund, gab Konzernchef Sebastian Ebel bei Vorlage der Halbjahresbilanz bekannt.13 Auch sei nicht zu erkennen, dass die Kund:innen am Urlaub sparten. Im Schnitt gäben sie für die bisher gebuchten Sommerreisen sogar vier Prozent mehr aus als vor einem Jahr.14 Für einen zusätzlichen Schub bei TUI sorgte der Umstand, dass der Münchener Reiseveranstalter FTI, die frühere Nummer 3 Europas, letztlich wegen strategischer Fehlentscheidungen in der Vergangenheit im Juni Insolvenz anmelden musste.15 TUI hatte daraufhin erklärt, dass man dadurch rund 300.000 zusätzliche Kund:innen aus Deutschland gewinne.
„Die Urlauber:innen verteilen sich auf weniger Reiseveranstalter, dadurch verschieben sich die Gästevolumina“, erklärte auch Sven Schikarsky, Produktchef von Deutschlands zweitgrößtem Reiseveranstalter Dertour, dessen Unternehmen auch durch die FTI-Pleite für die Monate Juni bis September ein Gästeplus von 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ausweisen konnte.16
Aber nicht nur die Reiseveranstalter, auch die großen Onlinebuchungsportale wie z.B. Booking.com17, Airbnb18 oder Expedia19 berichteten zuletzt über steigende Umsätze auch wenn die Unternehmen bei den Gewinnaussichten für das Jahr 2024 vorsichtiger wurden, da die Verbraucher länger mit der Buchung von Urlauben warten und bei den Ausgaben vorsichtiger werden. Rekordumsätze und positive Ausblicke, trotz Bedenken hinsichtlich der gestiegenen Kosten, vermelden hingegen die Kreuzfahrtlinien wie Carnival, Royal Caribbean und Norwegian Cruise Line.20,21 Bei der Aida-Mutter Carnival hieß es sogar, dass die Buchungen für 2025 schon jetzt höher sind als im Rekordjahr 2024.22
Hinweis: Die Entwicklungen in der Vergangenheit sowie Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für zukünftige Entwicklungen.
Viele Berührungspunkte zu anderen Branchen
Anders als es vielleicht zunächst scheinen mag, gibt es neben dem Gastgewerbe, den Buchungsportalen, Reiseveranstaltern, Kreuzfahrt-Reedereien, Fluglinien oder Hotelbetreibern wie z.B. Marriott, Hilton oder Hyatt noch eine ganze Reihe weiterer Unternehmen, die direkt und indirekt Geld mit Tourist:innen verdienen.
Das Unternehmen Sixt etwa, das an über 2.100 Stationen in mehr als 100 Ländern gut 240.000 Fahrzeuge zur Miete anbietet und zudem über eine App seinen Kund:innen ein großes Netzwerk an Taxiunternehmen, Limousinenservices und Fahrdiensten zur Verfügung stellt.23 Oder die Kreditkartenriesen Visa und Mastercard sowie der Zahlungsabwickler PayPal, die im Urlaub nicht nur eine bequeme und sichere Zahlung ermöglichen, sondern bei Flug- oder Unterkunftsbuchungen auch häufig als Zahlungsmittel hinterlegt sind.24
Dass Reisen dank moderner Transportmittel und Technologien heute deutlich einfacher ist als je zuvor, hat außerdem dazu geführt, dass sich immer mehr Menschen spontan auch mal nur für ein paar Tage eine kleine Auszeit gönnen – sei es zum Shoppen oder für ein spezielles Freizeit-Erlebnis.25 Von erstem könnten unter anderem Luxusgüterkonzerne wie LVMH oder Hermès profitieren.26 Von letzterem Casinobetreiber27 wie Las Vegas Sands, Freizeitpark-Betreiber wie Disney oder Konzertveranstalter wie CTS Eventim.
Eine klassische Querschnittsbranche
Darüber hinaus gibt es viele weitere Wirtschaftszweige, die in einer zweiten Stufe von den Ausgaben und Investitionen profitieren, die für und rund um die Gästebetreuung getätigt werden. Hotels beispielsweise müssen errichtet, ausgestattet und instandgehalten werden – das sorgt für Umsatz im Baugewerbe, in der Möbelindustrie und vielen mehr.28
Vor allem im Zuge von sportlichen Großereignissen werden große Investitionen getätigt, um Tourist:innen ins Land zu locken. Die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris etwa sollen insgesamt 7,7 Milliarden Euro verschlingen, davon fließen allein 3,3 Milliarden Euro in den Ausbau von Infrastruktur. 29
Die Tourismusbranche ist also deutlich facettenreicher als auf den ersten Blick vermutet – etliche Wirtschaftsbereiche werden von ihr beeinflusst. Man nennt sie daher auch eine klassische Querschnittsbranche.30 In ihrer Gänze steht sie in vielen Ländern auch für einen beträchtlichen Teil des Bruttoinlandsprodukts (BIP).31
Hinweis: Die Entwicklungen in der Vergangenheit sind kein zuverlässiger Indikator für zukünftige Entwicklungen.
Doch nicht alles so rosig?
Nicht nur die großen Onlinebuchungsportale, auch in Österreich wollen einige Expert:innen beobachtet haben, dass die Gäste mittlerweile doch mehr auf ihre Ausgaben schauen. Johann Spreitzhofer, Obmann der Hotellerie in der Wirtschaftskammer, berichtete zuletzt von einem steigenden Anteil an kurzfristigen Buchungen im Inland, was die Vorausplanung für die Betriebe extrem schwierig mache. Hinzu kommen gestiegene Personal- und nach wie vor hohe Energiekosten, außerdem hohe Zinsbelastungen, die im Tourismus üblicherweise ein nicht zu vernachlässigender Faktor sind, erklärt Andreas Kapferer von Deloitte Tirol.32,33
Und da ist ja noch der Fachkräftemangel, der bereits vor Corona die insgesamt positiven Zukunftsaussichten der Tourismusbranche trübte. Laut ÖVP-Wirtschaftsbund gibt es allein in Österreich gut 30.000 unbesetzte Stellen im Sektor.34 Ob aus dem prognostizierten Wachstumspotenzial also tatsächlich Realität wird, wird sich erst noch zeigen müssen.
Hinweis: Eine Veranlagung in Wertpapiere birgt neben den geschilderten Chancen auch Risiken. Ein Kapitalverlust bis hin zum Totalverlust ist möglich.
1Quelle: Yahoo; Stand: 11. Juli 2024
2Quelle: Statistik Austria; Stand: 26. Juni 2024
3Quelle: ÖHV; Stand: 25. Juni 2024
4Quelle: UNWTO; Stand: 19. Jänner 2024
5Quelle: UNWTO; Stand: 21. Mai 2024
6Quelle: McKinsey & Company; Stand: 6. Juni 2024
7Quelle: Focus; Stand: 14. März 2024
8Quelle: Der Standard; Stand: 17. Mai 2024
9Quelle: WirtschaftsWoche; Stand: 31. Juli 2024
10Quelle: DRV, Stand: 29. Juli 2024
11Quelle: Yahoo; Stand: 2. Juli 2024
12Quelle: Statista; Stand: 24. Juli 2024
13Quelle: TUI Group; Stand 15. Mai 2024
14Quelle: Focus; Stand 15. Mai 2024
15Quelle: Capital; Stand: 11. Juni 2024
16Quelle: Der Aktionär: Stand: 29. Juli 2024
17Quelle: Booking Holdings; Stand: 1. August 2024
18Quelle: Airbnb; Stand: 6. August 2024
19Quelle: Expedia Group; Stand: 8. August 2024
20Quelle: Handelsblatt; 9. August 2024
21Quelle: Reuters; Stand: 31. Juli 2024
22Quelle: Investor’s Business Daily; Stand 25. Juni 2024
23Quelle: aktien.guide; Stand: 14. Juni 2023
24Quelle: GoCardless; Stand: Februar 2023
25Quelle: IBIS World; Stand: 2. Juli 2024
26Quelle: Capital; Stand: 4. März 2024
27Quelle: Funky Travel; Stand: 16. Dezember 2023
28Quelle: Die Tourismusbranche Bayern; Stand: 1. August 2024
29Quelle: Tagesschau; Stand: 26. Juli 2024
30Quelle: Deutscher Bundestag; Stand: 28. September 2023
31Quelle: Statista; Stand: 14. Juni 2024
32Quelle: Mein Bezirk; Stand: 5. Juni 2024
33Quelle: Salzburg24; Stand: 30. Juli 2024
34Quelle: gast.at; Stand: 30. Juli 2024
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Stand: August 2024