Die Edelmetalle Gold und Silber sind die Überraschungskandidaten des bisherigen Börsenjahrs. Nur wenige Anleger:innen dürften damit gerechnet haben, dass die Kurse derart dynamisch ansteigen, wie es im März und April der Fall war. Seit Jahresbeginn bis einschließlich 29. April legte Gold in der Spitze rund 17 und Silber etwa 23 Prozent zu. Da der US-Dollar in dieser Zeit stärker wurde, waren die Renditen aus Sicht von Euro-Anleger:innen noch etwas höher. Gold erreichte im Intradayhandel neue Allzeithochs oberhalb von 2.400 US-Dollar bzw. 2.250 Euro. Diese Marken liegen mehr als 300 US-Dollar bzw. Euro über den vorherigen Rekordwerten. Zuletzt korrigierten die Preise etwas, blieben aber in Schlagdistanz zu ihren Hochs.


Die Edelmetalle Gold und Silber sind die Überraschungskandidaten des bisherigen Börsenjahrs. Nur wenige Anleger:innen dürften damit gerechnet haben, dass die Kurse derart dynamisch ansteigen, wie es im März und April der Fall war. Seit Jahresbeginn bis einschließlich 29. April legte Gold in der Spitze rund 17 und Silber etwa 23 Prozent zu. Da der US-Dollar in dieser Zeit stärker wurde, waren die Renditen aus Sicht von Euro-Anleger:innen noch etwas höher. Gold erreichte im Intradayhandel neue Allzeithochs oberhalb von 2.400 US-Dollar bzw. 2.250 Euro. Diese Marken liegen mehr als 300 US-Dollar bzw. Euro über den vorherigen Rekordwerten. Zuletzt korrigierten die Preise etwas, blieben aber in Schlagdistanz zu ihren Hochs.

Unerwarteter Ausbruch nach oben

Selbst für Expert:innen war der Ausbruch des Goldpreises überraschend. Denn auf dem Papier sprach vieles gegen das Edelmetall. Zum einen der starke US-Dollar, der höhere Preise für internationale Käufer bedeutet und deshalb oft den Kurs belastet.1 Zum anderen der Realzins. Da Gold kein Produktivkapital darstellt, erwirtschaftet es weder Zinsen noch Dividenden. Deshalb sollte es aus Sicht von Anleger:innen attraktiver werden, wenn der Realzins fällt und umgekehrt. Da der Realzins seit dem Jahr 2022 deutlich gestiegen ist, hätte man also schwächere Notierungen erwarten können.2 Zudem bekam das Edelmetall in seiner Funktion als Wertaufbewahrungsmittel zunehmend Konkurrenz durch Bitcoin. Passend dazu verzeichneten Gold-ETFs weltweit zuletzt zehn aufeinanderfolgende Monate mit Mittelabflüssen. Allein im ersten Quartal 2024 zogen Anleger:innen weltweit 6,5 Milliarden US-Dollar ab. Interessant dabei: Die Abflüsse konzentrierten sich vor allem auf Nordamerika und Europa. In Asien hingegen gab es in den letzten 13 Monaten nur Zuflüsse.3  Dabei steht China im Blickpunkt. Das Land fördert weltweit das meiste Gold, importiert das Edelmetall aber trotzdem in immer größeren Mengen. Volatile Aktienmärkte und die schwächelnde Währung scheinen dort Kapital in Anlagen zu treiben, die als sicherer gelten.4

Entscheidend dürfte aber die Nachfrage der Zentralbanken sein. Im Jahr 2022 erreichten deren weltweite Goldkäufe den höchsten Stand seit Beginn der Datenaufzeichnungen im Jahr 1950. Der Trend hielt 2023 mit fast ebenso hohen Zukäufen an.5  Dabei ist auch hier Asien, vor allem China, die treibende Kraft. Schon seit 17 Monaten, so lange wie niemals zuvor, kauft die People's Bank of China ununterbrochen Gold. Damit versucht das Land, seine Reserven vom US-Dollar weg zu diversifizieren und einer Währungsabwertung entgegenzuwirken.4

Man darf auch nicht außer Acht lassen, dass sich die geopolitischen Spannungen in den letzten Monaten eher verschärft als reduziert haben. In einem solchen Umfeld dient Gold nach wie vor als „sicherer Hafen“. Das zeigte sich anhand von Kursaufschlägen zu Beginn des russischen Kriegs in der Ukraine sowie bei der Eskalation im Nahostkonflikt. Daneben gingen wirtschaftliche Probleme wie die zwischenzeitliche Krise bei US-Regionalbanken im März 2023 mit einem höheren Goldpreis einher.

Hinweis: Die Entwicklungen in der Vergangenheit sind kein zuverlässiger Indikator für zukünftige Entwicklungen.

Ein Mix aus Chancen und Risiken

Doch wie könnte es nun weiter gehen? Denkbar ist, dass sich die Zentralbanken künftig veranlasst sehen, die Zinsen zu senken. Das wäre ein Szenario, in dem Gold profitieren könnte.4  Bislang sträubten sich EZB und Fed dagegen. Es häufen sich Stimmen, dass die Zielgerade der Inflationsbekämpfung holprig wird.6 In den USA liegen die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen bereits wieder nahe der Höchstwerte vom Herbst 2023.7 Das ist normalerweise ein Gegenwind für den Goldpreis.1 Zudem steht die Glaubwürdigkeit der Notenbanken auf dem Spiel. Nachdem sie zu Beginn der Inflation zögerlich reagiert haben, können sie es sich kaum leisten, erneut Schwäche zu zeigen. Also hält man vorerst Kurs.8

Andererseits könnten die Zentralbanken ihre Edelmetallkäufe weiter fortsetzen oder gar intensivieren. Früher oder später wäre denkbar, dass angesichts von Rekordpreisen die bisherige Verkaufsstimmung bei Gold-ETFs dreht, indem sich Anleger:innen in Europa und Nordamerika dem Trend aus Asien anschließen. Vielleicht aus ganz pragmatischen Gründen. Zwar bietet Gold keine laufenden Erträge, aber ist als Sachwert bekannt dafür, langfristig die Kaufkraft zu erhalten. Abseits eines physischen Diebstahls besteht zudem kein Ausfallrisiko wie bei einzelnen Aktien und Anleihen. Auch die Kapitalmarkttheorie liefert ein Pro-Argument: Die langfristig geringe Korrelation mit Aktien ermöglicht ein interessantes Potenzial zur Diversifikation im Portfolio.9

Allerdings ist der Goldpreis nicht so stabil wie oft vermutet. Eher im Gegenteil: Das Edelmetall durchlebt Zyklen von Boom und Bust.10 Das liegt auch daran, dass der Preis so, wie er in Krisen steigt, bei einer Entspannung der Lage meist wieder fällt. Dazu passt, dass die Absicherung von Portfolios gegen Abwärtsrisiken durch Gold mit niedrigeren Renditen erkauft wird.11 Ein weiteres Risiko ist die anhaltende Förderung, durch die sich das Angebot erhöht. Allein im Jahr 2023 wurden weltweit rund 3.000 Tonnen gefördert.12 Das Edelmetall ist also nicht zwangsläufig extrem knapp. Insgesamt wurden sogar bereits 212.582 Tonnen aus der Erde geholt.13 Das entspricht einem Würfel mit rund 22 Meter Kantenlänge. Dieser Brocken wäre zum Kurs von 2.350 US-Dollar je Feinunze rund 16 Billionen US-Dollar wert. Zwar wurden Schätzungen zufolge bereits etwa 80 Prozent des abbaubaren Goldes gefördert. Neue Technologien könnten es aber ermöglichen, in Zukunft bekannte Reserven zu heben, die derzeit nicht wirtschaftlich zugänglich sind.14

Möglichkeiten, in Gold zu investieren

Basierend auf dem Mix aus Chancen und Risiken sollten Anleger:innen entscheiden, ob bzw. zu welchem Anteil sie in ihren Portfolios auf Gold setzen möchten. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, dies umzusetzen. Eine Idee ist der Kauf von physischem Gold als Einmalinvestment in Form von Barren und Münzen. Eine große Auswahl und aktuelle Preise dazu finden Sie im Investment Center der Erste Bank und Sparkasse. Für Anleger:innen, die mit regelmäßigen Beträgen in das Edelmetall investieren möchten, gibt es mit dem s Gold Plan die Möglichkeit schon ab 50 Euro im Monat einen Goldschatz aufzubauen. Mit jeder Einzahlung erwirbt man dabei physisches Miteigentum an Münzen oder Barren. Gleichzeitig bleibt die Flexibilität hoch, denn Einzahlungen können jederzeit beliebig erhöht, reduziert oder ausgesetzt werden. Auf Wunsch ist zudem die physische Auslieferung ab einer Münze oder einem Barren möglich. Eine dritte Möglichkeit sind Gold-ETFs und Open End Zertifikate. Profis können auch auf Futures setzen. Zu beachten ist, dass bei allen Goldanlagen Kapitalverluste möglich sind und neben dem Kursrisiko der veränderliche Wechselkurs des US-Dollar zum Euro die Höhe der Gewinne oder Verluste beeinflusst. Zudem sollten Anleger:innen die Behaltefrist von einem Jahr im Auge behalten, nach der Gewinne von Barren und Münzen im Privatbesitz steuerfrei sind.15 Eine weitere Möglichkeit ist es, auf Aktien von Goldminenbetreibern zu setzen, um indirekt an der Kursentwicklung des gelben Edelmetalls zu partizipieren.

Hinweis: Die Entwicklungen in der Vergangenheit sind kein zuverlässiger Indikator für zukünftige Entwicklungen.

Vom kleinen Bruder übertrumpft

Eine Sache soll an dieser Stelle aber nicht unter den Tisch gekehrt werden: Während die Zentralbanken der Welt auf Gold schielen, lief Silber dem großen Bruder bei der Rendite seit Jahresbeginn den Rang ab. Man könnte vermuten, dass das Edelmetall von der Gold-Rally mitgerissen wurde. Aber es gibt Gründe für den starken Anstieg. Beobachter:innen verweisen auf die robuste weltweite Silbernachfrage vor allem aus der Industrie, während die Produktion stagniert oder gar rückläufig ist. So stiegen etwa Photovoltaikhersteller im Zuge der Energiewende auf Panels um, die mehr Silber benötigen.1

Allerdings täuscht der kurzfristige Renditevergleich. Langfristig betrachtet war Gold die bessere Wahl. Anders als der große Bruder ist Silber noch weit vom Allzeithoch entfernt. Die Diskrepanz zeigt sich auch im populären Gold/Silber-Ratio, das langfristig steigend verläuft. Dabei wird der Preis für eine Feinunze Gold durch den Preis für eine Feinunze Silber geteilt. Bei niedrigen Werten scheint Gold unterbewertet und umgekehrt. Das Ratio basiert meist auf Weltmarktkursen. Aus Sicht der Anleger:innen ist dagegen entscheidend, welchen Preis sie hierzulande beim Händler in Euro erzielen. Anders als bei Gold müssen Investor:innen beim Erwerb von physischen Silbermünzen oder Barren 20 Prozent Umsatzsteuer berücksichtigen. Auch Stückkosten sowie Kosten für Lagerung und Transport sind höher. Das Ergebnis sind niedrigere Werte beim physischen Gold/Silber-Ratio. Zum Vergleich: Am 29. April 2024 lag das physische Gold-Silber Ratio in EUR bei rund 71, das klassische Ratio betrug dagegen fast 86 USD.16

Historisch betrachtet sind diese Werte hoch und zeigen eine Unterbewertung von Silber gegenüber Gold an. Allerdings wäre es gefährlich, Anlageentscheidungen allein darauf zu basieren. Zu berücksichtigen ist auch, dass der kleine Bruder von Gold kein Investment für schwache Nerven ist. Denn die Kurse von Silber schwanken stärker, sodass es riskanter ist als Gold. Trotzdem könnte das Edelmetall für einige Anleger:innen als Beimischung im Portfolio interessant sein. Ähnlich wie bei Gold besteht die Möglichkeit, physisch in Barren oder Münzen zu investieren. Alternativ sind auch Open End Zertifikate verfügbar. Auch bei Silber sind Kapitalverluste möglich und da der weltweite Handel, wie bei Gold, in US-Dollar stattfindet, besteht für Euro-Anleger:innen ein Währungsrisiko.

1Quelle: Finanzen.ch; Stand: 22. April 2024
2Quelle: Federal Reserve Bank of St. Louis; Stand: 10. April 2024
3Quelle: World Gold Council; Stand: 9. April 2024
4Quelle: Fortune; Stand: 21. April 2024
5Quelle: World Gold Council; Stand: 31. Jänner 2024
6Quelle: Handelsblatt; Stand: 25. April 2024
7Quelle: Federal Reserve Bank of St. Louis; Stand: 24. April 2024
8Quelle: manager magazin; Stand: 8. April 2024

9Quelle: World Gold Council; Stand: 24. April 2024
10Quelle: Mining Technology; Stand: 26. April 2021
11Quelle: SSRN; Stand: 1. November 2023
12Quelle: Statista; Stand: 19. April 2024
13Quelle: World Gold Council; Stand: 1. Februar 2024
14Quelle: BBC; Stand: 23. September 2020
15Quelle: Erste Bank und Sparkasse; Stand: 25. April 2024
16Quelle: Gold.de; Stand: 29. April 2024

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Stand: April 2024

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