So beeinflusst der Präsidentschaftszyklus die Kurse

So beeinflusst der Präsidentschaftszyklus die Kurse

2024 wird das bisher größte Wahljahr der Geschichte.1 Schon am 13. Jänner geht es mit der Wahl in Taiwan los. Diese könnte sich auf das Verhältnis zwischen den USA und China auswirken. Weitere wichtige Wahlen im Jahresverlauf finden im Mai in Indien, im Juni in Europa (Europäisches Parlament) und schließlich Anfang November in den USA statt. Insgesamt stehen im Jahr 2024 weltweit über 70 Wahlen an.2 Davon sind etwa 46 Prozent der Weltbevölkerung betroffen, der höchste je verzeichnete Wert seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1800.1 Auch in Österreich steht ein regelrechtes „Superwahljahr“ bevor. Mit Spannung wird hierzulande vor allem die Nationalratswahl im Herbst erwartet.3

2024 wird das bisher größte Wahljahr der Geschichte.1 Schon am 13. Jänner geht es mit der Wahl in Taiwan los. Diese könnte sich auf das Verhältnis zwischen den USA und China auswirken. Weitere wichtige Wahlen im Jahresverlauf finden im Mai in Indien, im Juni in Europa (Europäisches Parlament) und schließlich Anfang November in den USA statt. Insgesamt stehen im Jahr 2024 weltweit über 70 Wahlen an.2 Davon sind etwa 46 Prozent der Weltbevölkerung betroffen, der höchste je verzeichnete Wert seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1800.1 Auch in Österreich steht ein regelrechtes „Superwahljahr“ bevor. Mit Spannung wird hierzulande vor allem die Nationalratswahl im Herbst erwartet.3

Biden oder Trump?

Das Highlight des Jahres dürfte wohl die US-Präsidentschaftswahl werden, die für 5. November geplant ist. Politisch wirkt die Situation schon heute angespannt. Zwei Drittel der Bevölkerung glauben, dass das Land stärker gespalten ist als in normalen Zeiten.4 Expert:innen weisen aber darauf hin, dass es schon extremere Spaltungen gab, etwa während des Vietnamkriegs.5 Jüngste Umfragen sehen US-Präsident Joe Biden und seinen republikanischen Herausforderer Donald Trump in etwa gleichauf.6 Allerdings dürfte ein Teil der Wähler:innen noch unentschieden sein.7 In den Medien tobt derweil schon der Vorwahlkampf, die Stimmung heizt sich auf. Selbst den traditionell eher zurückhaltenden Demokraten sind inzwischen viele Mittel recht, um die Gegenseite unter Druck zu setzen.8 Zudem wird diskutiert, ob sich ein bahnbrechendes Urteil des Obersten Gerichtshofs in Colorado, dass Trump dort von der Wahl ausschließt, neben Maine auch auf andere US-Bundesstaaten auswirken wird.9 Grundlage für die Entscheidung war die umstrittene Rolle von Trump beim Sturm auf das Kapitol am 6. Jänner 2021.10

Die US-Präsidentschaftswahl ist auch aus geopolitischer Sicht wegweisend. Beobachter:innen erwarten, dass sich Russlands Präsident Putin kaum verhandlungsbereit zeigen dürfte, bevor der Ausgang der Wahl und in Zusammenhang damit die weitere US-Unterstützung für die Ukraine absehbar ist.11 Auch eine härtere Gangart gegenüber China scheint unter Trump denkbar.12 Ohnehin wäre ihm so ziemlich alles zuzutrauen. Auch eine Kehrtwende in der Klimapolitik. Schließlich leugnete Trump die wissenschaftlichen Erkenntnisse über den Klimawandel öffentlich. Erst Mitte Dezember sagte er, im Falle seiner Wahl eine Zusage der USA über 3 Milliarden US-Dollar für einen globalen Fonds, der Entwicklungsländern bei der Emissionssenkung helfen soll, nicht einzuhalten.13 Allerdings lief zum Beispiel das Ölgeschäft auch während des angeblichen „Kriegs gegen amerikanische Energie“ von Joe Biden in Wahrheit wie geschmiert. So stieg die US-Ölförderung dank Effizienzgewinnen zuletzt auf neue Rekordniveaus.14 Das zeigt, dass sich die freie Wirtschaft auch unabhängig vom ideologischen Kurs des Präsidenten entwickeln kann.

Traue keiner Statistik...

Eine spannende Frage ist, wie sich die kommende US-Präsidentschaftswahl auf die Börsenkurse auswirken könnte. Jegliche Aussagen dazu sind natürlich spekulativ. Allerdings können vergangene Wahlen analysiert werden, die auf einen Präsidentschaftszyklus hinweisen. Ein Problem mit Untersuchungen zu diesem und anderen saisonalen Effekten ist jedoch, dass die Analysen verschiedene Indizes und unterschiedlich lange Zeiträume betrachten. Auch die Methoden variieren. Mal ist das Kalenderjahr zuvor relevant, wenn es um das Vorwahljahr geht, mal sind es die 12 Monate direkt vor dem Termin. Wahrscheinlich gibt es auch deshalb widersprüchliche Ergebnisse. Rechtfertigen lassen sich beide Seiten: Eine erhöhte Unsicherheit vor der Wahl würde für niedrigere Renditen im Jahr vor dem Termin sprechen.15 Andererseits sind Konjunkturprogramme des Amtsinhabers für eine mögliche Wiederwahl ein Argument für höhere Renditen.16

Historisch betrachtet fielen Vorwahljahre in der Vergangenheit mit erhöhter Wahrscheinlichkeit besonders gut aus. So wies etwa der Dow Jones seit 1900 in diesen Jahren im Durchschnitt die mit Abstand höchsten prozentualen Gewinne auf.17 Auch der S&P 500 legte in Vorwahljahren seit 1926 mit durchschnittlich 14,2 Prozent stark zu, weitaus mehr als in den anderen Jahren des Zyklus. Zudem war es in Vorwahljahren häufiger der Fall, dass sich die Aktienkurse positiv von den Fundamentaldaten abkoppelten.18 Im gerade vergangenen Vorwahljahr 2023 bestätigte der S&P 500 die Statistik übrigens mit einem starken Plus von über 24 Prozent. Auch in den Wahljahren selbst zeigte die US-Börse mit einer historischen Gewinnwahrscheinlichkeit von 66 Prozent eine positive Performance, wobei der Großteil davon im zweiten Halbjahr erfolgte. Betrachtet man die Performance nicht über das komplette Kalenderjahr, in dem die Wahl stattfand, sondern die 12-Monats-Performance des S&P 500 vor den jeweiligen Wahlterminen, so war die Performance seit 1964, mit Ausnahme von 2008, stets positiv (siehe Grafik). Insgesamt muss man bei diesen Analysen aber auch das psychologische Phänomen der selbsterfüllenden Prophezeiung einbeziehen, da der Präsidentschaftszyklus an der Börse inzwischen viel Beachtung findet.17

Wissenschaftliche Untersuchungen kamen überwiegend zu dem Ergebnis, dass es in den USA eine „demokratische Prämie“ gibt. Die US-Aktienrisikoprämie ist demnach höher, wenn die Demokratische Partei im Amt ist.19 Der Präsidentschaftszyklus hat laut neueren Untersuchungen auch große Bedeutung für die internationalen Märkte. Demnach ist die demokratische Prämie in allen G10-Ländern positiv.20 Da die Wall Street nach wie vor die weltweite Leitbörse darstellt, ist das gut nachvollziehbar. Zum Einfluss der zwei Parteien ergab eine Untersuchung für den S&P 500 von 1928 bis 2022, dass eine geteilte Regierung mit einem demokratischen Präsidenten und republikanischer Kontrolle eines Teils oder des gesamten Kongresses für US-Aktien am besten war.21 Die Partei, die den Präsidenten stellt, scheint also gar nicht so entscheidend zu sein.

Ausblick

Anleger:innen sollten bedenken, dass unerwartete Entwicklungen und Ereignisse meist größere und direktere Auswirkungen auf die Kurse haben als die politische Agenda von Präsidenten.17 Auch Wirtschaft und Inflation haben in der Regel einen höheren Stellenwert als Wahlergebnisse, die von unzähligen anderen Faktoren überlagert werden können.22 Außerdem lassen Entwicklungen der Vergangenheit keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu. Es bleibt also abzuwarten, ob das große Wahljahr 2024 an der Börse so entscheidend sein wird, wie viele glauben. Nicht umsonst lautet ein altes Sprichwort: „Politische Börsen haben kurze Beine“.

1Quelle: The Economist; Stand: 13. November 2023
2Quelle: tagesschau.de; Stand: 20. November 2023
3Quelle: Heute; Stand: 20. Dezember 2023
4Quelle: YouGov; Stand: 30. April 2023
5Quelle: MSPA; Stand: 6. Juni 2022
6Quelle: FiveThirtyEight; Stand: 22. Dezember 2023
7Quelle: NBC News; Stand: 23. Dezember 2023
8Quelle: POLITICO; Stand: 20. Dezember 2023
9Quelle: The Lawfare Institute; Stand: 29. Dezember 2023
10Quelle: POLITICO; Stand: 21. Dezember 2023
11Quelle: Reuters; Stand: 29. November 2023

12Quelle: Morningstar; Stand: 13. Dezember 2023
13Quelle: Reuters; Stand: 22. Dezember 20233
14Quelle: CNN; Stand: 19. Dezember 2023
15Quelle: Forbes; Stand: 17. Oktober 2023
16Quelle: Investopedia; Stand: 12. August 2022
17Quelle: Consorsbank; Stand: 7. November 2023
18Quelle: Leuthold Group; Stand: 7. Juni 2023
19Quelle: The North American Journal of Economics and Finance; Stand: August 2006
20Quelle: SSRN; Stand: 16. November 2022
21Quelle: CXO Advisory; Stand: 24. Jänner 2023
22Quelle: U.S. Bank; Stand: 12. Dezember 2023

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Stand: Jänner 2024

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