Was ist noch übrig vom Hype um Renewables?
Im Coronajahr 2020 war der erneuerbare Energiesektor hip. Sinkende Kosten, billiges Kapital und spendierfreudige Politiker trugen dazu bei, dass die Kurse vieler Aktien dieses Bereichs durch die Decke gingen.1 Die Erwartung war, dass die Energiewende mit einer Menge profitabler Anlagechancen einhergehen sollte. Der Krieg von Russland in der Ukraine lieferte einen weiteren Grund, auf Unabhängigkeit von fossilen Energien zu setzen. Angesichts weltweit hoher Energiepreise könnte man meinen, dass das Geschäft inzwischen floriert.
Doch das Gegenteil ist der Fall. Brüchige Lieferketten und hohe Zinsen lassen die Kosten immer weiter steigen und stellen die Entschlossenheit der Akteure auf die Probe.1 Denn bis Projekte abgeschlossen sind, gehen die Unternehmen jahrelang in finanzielle Vorleistung.2 Dabei verteuern die gestiegenen Zinsen nicht nur die Finanzierung, sondern wirken sich auch negativ auf den Nettogegenwartswert der künftigen Cashflows aus.3 Die Hürde dafür, ab wann es sich wirtschaftlich lohnt, Projekte überhaupt umzusetzen, ist heute also viel höher. Deshalb sind die Projektentwickler vorsichtig geworden.1 Immer wieder verzögern sich Projekte oder werden ganz gestrichen. Teilweise hängt das auch mit langwierigen Genehmigungsverfahren zusammen. So etwa beim Bau der SuedLink-Stromtrasse in Deutschland.4 In den USA gibt es dagegen regelmäßig Probleme, fertige Anlagen zeitnah ans Stromnetz anzuschließen. Viele Firmen sind frustriert.5 Zudem hängen die Lieferketten oft von China ab.1 Gleichzeitig sind dortige Unternehmen aber auch Billiganbieter und damit Konkurrenten.2
Boom and Bust
Besonders die Installation von Windkraftanlagen hat sich wegen der stark gestiegenen Rohstoffpreise deutlich verteuert.6 Erst kürzlich kündigte die deutsche Siemens Energy an, ihr Geschäft mit Windturbinen infolge hoher Verluste zu restrukturieren. Gewinne erwartet man in diesem Geschäft nicht vor 2026. Da nützt es auch nichts, dass Aufträge im Wert von mehr als 110 Milliarden Euro in den Büchern stehen.7 Trotz der jüngsten Kurserholung notierte die Aktie mehr als 70 Prozent unter ihrem Hoch. Auch den Windkraftfirmen Orsted und Vestas weht eine raue Brise entgegen. Ihre Aktien sind ebenfalls weit von früheren Hochs entfernt. Doch auch die Solarbranche leidet. US-Firmen aus dem Sektor meldeten enttäuschende Quartalsergebnisse. Der Markt ist hart umkämpft, die Lager sind voll, die Margen schmal.8 Auch einst gehypte Wasserstoffaktien fielen an der Börse weit zurück.6 Insgesamt wurde so die gesamte Outperformance von vielen Aktien aus dem Erneuerbaren Energien Sektor seit dem Jahr 2018 wieder zunichte gemacht. Man könnte es als verkehrte Welt bezeichnen, dass traditionelle Ölgiganten wie Shell oder ExxonMobil dagegen auf Rekordkurs sind.3
Laut Internationaler Energieagentur wurden seit 2016 weltweit mehr als 10 Billionen US-Dollar in saubere Energien investiert.9 Die Hoffnung dabei war, dass Wind und Solar zur größten Energiequelle werden. Doch es ist noch lange nicht so weit. Nicht nur in den USA werden die für 2030 angestrebten Ziele bei nachhaltigen Energien wohl verfehlt.5 Auch in Europa ist das Idealziel von mehr als 50 Prozent erneuerbaren Energien bis 2030 in weite Ferne gerückt.10
Goodbye oder Good Buy?
Die Achterbahnfahrt der letzten Jahre hat auch so manche nachhaltigen Anleger:innen geprägt. So lag zum Beispiel das im Clean Energy ETF verwaltete Vermögen Ende 2021 bei 6,1 Milliarden Euro.6 Doch inzwischen spricht hier keiner mehr von Gewinnen. Allein die Top 3 Werte First Solar, Vestas Wind Systems und Enphase Energy mussten ausgehend von ihren Hochs rund 45, 55 und 75 Prozent Verlust hinnehmen. Entsprechend deutlich ist auch der Fonds gefallen. Viele Anleger:innen zogen die Reißleine und verkauften allein im Monat August Anteile im Wert von 765 Millionen US-Dollar. Ganz nach dem Muster von Boom und Bust floss das Geld unter anderem in den aktuellen Hype um Künstliche Intelligenz.11 Clean Energy scheint dagegen am anderen Ende von der Skala angekommen, also völlig out zu sein.
Genau darin könnte aber eine Chance für die Zukunft liegen. Denn im Zuge der starken Kursverluste haben sich die zuvor heiß gelaufenen Bewertungen des Sektors abgekühlt.12 Dabei hat sich an der grundsätzlichen, langfristigen Perspektive nicht viel geändert. Mit dem Green Deal und dem Inflation Reduction Act lassen die Europäische Union und die USA auch künftig massive Direktinvestitionen, Subventionen und Steuererleichterungen fließen.3 Dass die notwendige Energiewende noch lange nicht abgeschlossen ist, dürfte die Wachstumsaussichten also stützen. Mit der Zeit könnten sich die Unternehmen an die schwierigeren Rahmenbedingungen anpassen und Wege finden, wieder profitabel zu arbeiten.3 Dafür braucht es vielleicht nur etwas mehr Geduld. So wie auch bei der Energiewende insgesamt.
1 Quelle: Reuters; Stand: 22. September 2023
2 Quelle: ntv; Stand: 19. November 2023
3 Quelle: extraETF; Stand: 16. November 2023
4Quelle: Tagesschau.de; Stand: 24. Juli 2023
5 Quelle: Financial Times; Stand: 4. November 2023
6 Quelle: DAS INVESTMENT; Stand: 17. November 2023
7 Quelle: Financial Times; Stand: 15. November 2023
8 Quelle: Deutsche Bank Perspektiven am Morgen; Stand: 10. November 2023
9 Quelle: IEA; Stand: 21. November 2023
10Quelle: CAN Europe; Stand: 30. März 2023
11 Quelle: Reuters; Stand: 20. September 2023
12 Quelle: MSCI; Stand: 31. Oktober 2023
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Stand: Dezember 2023