Davos 2024: Klimakrise, KI und Geopolitik im Fokus
26.01.2024
Mitte Januar kamen wieder zahlreiche hochrangige Vertreter:innen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zum Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos zusammen. Rund dreitausend Teilnehmer:innen tauschten sich bei der fünftägigen Konferenz im Schweizer Alpenort zu globalen Trends und Risiken aus.
Ein bestimmendes Thema war die geopolitische Lage, und hier vor allem der Krieg in der Ukraine und der Konflikt zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas. Daneben zählten aber auch KI, die Klimakrise sowie die Konjunktur- und Zinsentwicklung zu den beherrschenden Gesprächsthemen.
Laut dem vom WEF selbst publizierten „Global Risks Report“ macht die Klimakrise Expert:innen derzeit die allergrößten Sorgen.
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In einer Umfrage sehen 66 Prozent der für den Bericht befragten Expert:innen extreme Wetterentwicklungen als größte globale Bedrohung im Jahr 2024, gefolgt von KI-generierter Desinformation (53 Prozent) und gesellschaftlicher Spaltung (46 Prozent).
EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen: Europa muss sich bei KI ins Zeug legen
Auch die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte in Davos die Bedeutung der Klimawende. Sie sieht erhebliche Fortschritte bei der Abkopplung des europäischen Energiesystems von russischen Gaslieferungen. Heuer werde man erstmals mehr Energie aus Windkraft und Photovoltaik beziehen als aus Russland, sagte von der Leyen in Davos. Sie verwies zudem darauf, dass nach jüngsten Zahlen der Internationalen Energieagentur (IEA) das Kapazitätswachstum bei erneuerbaren Energien in der EU 2023 einen weiteren Rekordwert erreicht habe. Zugleich sei Effizienz des Energieverbrauchs um fast 5 Prozent gestiegen.
Bei der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) forderte die EU-Kommissionspräsidentin mehr Tempo in Europa. „Europa muss sich ins Zeug legen“, sagte von der Leyen in Davos. Mit den richtigen Investitionen könne die EU „den Weg für eine verantwortungsvolle Nutzung der KI weisen“, erklärte von der Leyen.
Die Kommission will KI-Start-ups fördern und europäischen Unternehmen Zugang zu Supercomputern geben, damit sie Modelle mit großen Datenmengen trainieren können. Für die Nutzung der Künstlichen Intelligenz soll in der EU zudem ein weltweit einmaliger Rechtsrahmen gelten. Die EU-Gesetzgeber hatten sich im Dezember auf eine Regelung geeinigt, nach der Entwickler:innen unter anderem KI-generierte Texte, Töne und Bilder eindeutig kennzeichnen müssen.
China wirbt in Davos um Kooperationen und Investitionen
Ein bestimmendes Thema war auch die Rolle Chinas in der Welt. Der chinesische Ministerpräsident Li Qiang hat in Davos zu internationaler Kooperation aufgerufen und sein Land als Wachstumstreiber der Weltwirtschaft präsentiert. Es gelte, Barrieren für die Zusammenarbeit abzubauen, betonte der Regierungschef. China bleibe „fest entschlossen“, seine Wirtschaft zu öffnen. Li warb um ausländische Investitionen und versprach, das Umfeld für ausländische Firmen zu verbessern. „Die Entscheidung für eine Investition in den chinesischen Markt ist kein Risiko, sondern eine Chance“, sagte Li in Davos.
Blinken will Zusammenarbeit mit China verstärken
Auch US-Außenminister Antony Blinken will in diesem Jahr engeren politischen Kontakt mit China suchen. Persönliche Gespräche von Top-Politiker:innen seien unersetzlich, insbesondere wenn es um China gehe, sagte Blinken beim Weltwirtschaftsforum. „Und ich kann mir vorstellen, ich weiß, dass Sie im kommenden Jahr noch mehr davon sehen werden.“
Dabei werde es nicht nur darum gehen, die Beziehungen zu stabilisieren und Unterschiede sehr direkt zu kommunizieren, damit es keine Missverständnisse gebe. Es gehe auch darum, „zu sehen, ob es trotz dieser Unterschiede, trotz des intensiven Wettbewerbs, nicht auch Bereiche gibt, in denen eine stärkere Zusammenarbeit im beiderseitigen Interesse liegt“.
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