Birgit Wedl – 

die Birkhahn-Dompteurin vom Ardetzenberg

Birgit Wedl sitzt an ihrem Lieblingsplatz – im Damwildgehege, unter den schattenspendenden Ästen des großen Apfelbaums. Sie gönnt sich gerade fünf Minuten Auszeit, genießt die Ruhe und beobachtet die Tiere, deren Heuraufe sie gerade mit frischem Futter ausgestattet hat. Kurze Pausen von der schweren körperlichen Arbeit, die sich die Tierpfleger:innen des Wildpark Feldkirch nur selten leisten. „Wir bewirtschaften eine Fläche von 10 Hektar und versorgen 150 Tiere 24 verschiedener Arten. Da gilt es anzupacken. Wir sind Tag und Nacht, Samstag und Sonntag, bei Sonnenschein gleich wie bei Regen und Schnee im Einsatz. Unsere Arbeit sehe ich nicht als Job, das ist mehr Leidenschaft“, erklärt die Tierpflegerin, die seit gut 2 ½ Jahren das kleine Team von Betriebsleiter Christian Ammann am Ardetzenberg bereichert. 

Marketing-Leiter Wolfgang Ender (Sparkasse Feldkirch) mit Tierpflegerin Birgit Wedl (Wildpark)

Marketing-Leiter Wolfgang Ender (Sparkasse Feldkirch) mit Tierpflegerin Birgit Wedl (Wildpark)

Die Begeisterung für Tiere entwickelte sich bei der zweifachen Mutter schon in Kindesjahren: „Mit sechs Jahren bekam ich mein erstes Pferd. Über die Jahre wuchs meine private Kleintierzucht auf 49 Tiere an. Das mag für den einen verrückt klingen, für mich bedeutet das Lebensfreude pur“. Ein großes Herz also, indem auch Platz für „wilde“ Tiere bleibt. „Der Steinbock wirkt so stark, ist aber feinfühlig und neugierig. Der Hirsch in der Brunftzeit und sein Gehabe sind beeindruckend. Der Luchs ist so eine schöne Katze, wie er daherschleicht und das Futter holt, einem aber auch zeigt wo die Grenzen sind. Oder auch die Ziegen, die sind der Hit, wie sie sich freuen und auf dich drauf springen“, kommt Birgit ins Schwärmen. Nur der Birkhahn, der selbsternannte König am Ardetzenberg, macht es der Tierpflegerin nicht leicht. „Er ist unser gefährlichstes Tier. Der hängt dir an der Hose, der pickt, der tut dir weh, der haut dich mit den Flügeln. Eigentlich ein total wilder „Siach“ und genau das macht ihn wieder so super spannend für mich“, erzählt sie mit einem Augenzwinkern.

Dass sie heute mit ihrer Leidenschaft auch Geld verdienen kann, verdankt sie ihrem Ehrgeiz und Durchhaltevermögen. „Meine berufliche Laufbahn startete mit einer Doppellehre als technische Zeichnerin und Maschinenschlosserin bei Liebherr. Dort war ich insgesamt 21 Jahre lang. Es war ein toller, fordernder Job, es hat mich aber immer wieder zu den Tieren gezogen. Also besuchte ich nebenbei die Landwirtschaftsschule. Jeden Freitag und Samstag, zwei Jahre lang, habe ich dort alles über Nutztiere gelernt. Mit meinem Engagement im Wildpark wurde dann noch die Ausbildung zur Tierpflegerin fällig, die ich letztes Jahr erfolgreich abschließen konnte“, resümiert die 39-Jährige stolz.

Mit jährlich circa 200.000 Besuchern zählt der Wildpark Feldkirch nach der Bregenzer Festspielbühne zum meistbesuchten Freizeitangebot Vorarlbergs. Damit das so bleibt und sich die Gäste an einem gepflegten Park und gesunden Tieren erfreuen dürfen, gibt es Allerhand zu tun. „Wir sind derzeit unterbesetzt und suchen dringend nach Verstärkung“, startet Birgit einen Aufruf. „Wildtiere sind keine Nutztiere, das habe ich auch lernen müssen. Sie reagieren anders. Du musst sie lesen können, dich nicht fürchten und ihnen trotzdem mit Respekt gegenübertreten. Der Job ist fordernd und belastend. Man muss auch mal bei einem Tier zupacken und nicht loslassen, selbst wenn man Schmerzen hat. Die wahnsinnig tollen Erlebnisse und Momente mit den Tieren entschädigen aber für alles“, schmunzelt die Tierpflegerin.

Finanziert wird der Wildpark durch das Land Vorarlberg, die Stadt Feldkirch, viele Förderer, Gönner und Vereinsmitglieder, heimische Unternehmen, hauptsächlich aber durch freiwillige Spenden der Besucher. „Wir sind unglaublich dankbar für die enorme Unterstützung. Dennoch schwimmen wir nicht gerade im Geld. Das Futter, die Instandhaltung der Zäune, die medizinische Versorgung der Tiere, das alles kostet viel Geld. Das „Menschengehege“ der Mitarbeiter müsste dringend modernisiert werden. Gerne würden wir auch weitere Tiere aufnehmen, dazu fehlen uns derzeit aber die personellen und finanziellen Ressourcen“, so Birgit.

Umso wichtiger ist das Engagement der Großsponsoren wie der Sparkasse Feldkirch zu bewerten. „Die Sparkasse unterstützt uns seit vielen Jahren mit großzügigen Spenden. Mit dem Sparefroh-Spielplatz haben wir gemeinsam den schönsten Spielplatz des Landes verwirklicht. Der Sparefroh-Erlebnistag lockte letztes Jahr über 200 Familien zu uns. Viele davon besuchten uns zum ersten Mal. Die Stimmung war einmalig, das sollten wir ab sofort jedes Jahr machen. Vöglein haben mir gezwitschert, dass bereits weitere gemeinsame Projekte in Planung sind, da bin ich schon gespannt“, zeigt sich die Feldkircherin dankbar.

Es bleibt also spannend und die Zukunft wird zeigen in welche Richtung sich der Wildpark entwickeln wird. Solange es im Team von Christian Ammann Menschen wie Birgit gibt, muss man sich über die Zukunft des Naherholungsgebietes über den Dächern Feldkirchs auf jeden Fall keine allzu großen Sorgen machen.