Die Zukunft ihres Sohnes Max sah anfangs nicht sehr vielversprechend aus, denn in Österreich gibt es kaum schulische Fördermöglichkeiten für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung nach Beendigung der Schulpflicht. Heute hält er stolz seine Olympische Goldmedaille für Fußball in Händen und konnte schon viele Erfahrungen als Kindergartenhelfer sammeln. Hier ist Durchsetzungsvermögen, Ausdauer, Kreativität und viel #glaubandich gefragt.
Susanne Englmayr ist seit 33 Jahren in der Sparkassengruppe und unterstützt in der Holding das Team Longterm Funding and Execution. Ihre Aufgabe ist es, das Transaction-Management im Zuge von Anleiheemissionen auf der Kundenseite zu koordinieren. Sie ist Mutter von zwei Kindern - Max, 21, und Elena, 24, die Architektur studiert. Privat hat Susanne gelernt, für die Zukunft ihres Sohnes Max zu kämpfen.
Was war Ihr #glaubandich Moment?
Schon nach der Geburt meines Sohnes Max habe ich gemerkt, dass er sich langsamer entwickelt als andere Kinder. Ärzte konnten keine konkrete Diagnose stellen, Freund:innen haben immer gemeint: „Das wird schon“. Ich wohne am Land und dort ist das Angebot an sonderpädagogischen Einrichtungen rar. Ich habe dennoch immer wieder Möglichkeiten gefunden und geschaffen, damit Max bis heute eine Ausbildung bekommt.
Es war immer ein Behördendschungel, durch den ich mich kämpfen musste – da half nicht einmal meine Ausbildung als Mediatorin.
Trotz dieser widrigen Bedingungen bin ich meinen Weg gegangen und habe das Beste für meinen Sohn herausgeholt. Es gibt daher keinen speziellen Moment, sondern ich bin einen Weg mit vielen #glaubandich Momenten gegangen - weil ich an meinen Sohn und mich geglaubt habe.
Erzählen Sie uns von einer speziellen Situation.
Die Pflichtausbildung war für Max mit 15 Jahren offiziell beendet und nun gab es nur noch die Möglichkeit einer Tagesstätte, wo Max tagein, tagaus gleiche, einfache Tätigkeiten ausführen musste. Ich wusste, dass in Max noch mehr steckt und man ihn fördern muss, damit er noch mehr aus sich machen kann.
Er liebt die Natur und wir arbeiten gerne zusammen im Garten und pflegen unser Gemüsebeet. Max ist so ein sonniger, sozialer Mensch. Er mag sehr gerne Kinder und kann sehr gut mit ihnen umgehen. Da muss es doch etwas geben! Ich möchte schließlich eine Zukunft für meinen Sohn. Das, was er jetzt macht, kann er doch nicht sein Leben lang machen. Ich war verzweifelt, aber ich wusste, dass ich etwas tun musste.
Wie haben Sie die Situation gemeistert?
Ich habe recherchiert und habe eine Schule für Menschen mit Beeinträchtigung gefunden, die eine individualisierte Teilausbildungsmöglichkeit in Kleingruppen, anbietet. Hier kann man eine Fachrichtung wählen und eine hieß „Kindergarten“. Wir waren so glücklich! Max wurde aufgenommen und fühlte sich dort sehr wohl. Er durfte recht bald einmal die Woche in einem Kindergarten helfen.
Gab es noch einen #glaubandich Moment, den Sie mit uns teilen möchten?
Ich wollte Max eine Freizeitbeschäftigung organisieren. Er spielt gerne Fußball und obwohl viele sagen „mit deinen Füssen kannst du niemals Fußballspieler werden“, habe ich ihn bei einem speziellen Sportverein für Menschen mit Beeinträchtigung angemeldet. Max muss orthopädische Schuhe tragen und diese sind in diesem Verein für das Fußballspielen nicht vorgesehen. Ich war so enttäuscht, denn für Max wäre das ein toller Ausgleich und er würde dort vielleicht Freundschaften knüpfen. Ich wollte, dass Max motorisch gefördert wird und Freude am Leben hat und das kann ich nicht alleine schaffen.
Was haben Sie gemacht?
In Absprache mit allen Beteiligten wurden Spezialschuhe für Max angefertigt, mit denen er wunderbar spielen konnte und die auch der Sportverein akzeptierte. Max war selig! Sein Traum wurde erfüllt.
Aber nicht nur das, er war so gut, dass er diesen Sommer sogar an den Special Olympics Österreich, einem Wettbewerb für geistig beeinträchtigte Menschen, teilnehmen durfte! Dort hat er gemeinsam mit seinem Team die Olympische Goldmedaille gewonnen. Es ist so eine Freude, bei allem was wir durchgemacht haben, sein Strahlen in den Augen zu sehen!
Wie konnten Sie das alles neben Ihrem Job schaffen? Haben Sie jemals eine Auszeit genommen?
Nein, durch die Flexibilität in der Zeiteinteilung war das nicht notwendig. Ich habe immer in Teilzeit gearbeitet. Ich war stets da, wenn ich gebraucht wurde und genauso war das Team für mich da. Im Emissionsbereich gibt es Spitzenzeiten, und auf die habe ich mich eingestellt und mich privat entsprechend organisiert. Wenn ich aber wieder Behördenwege hatte oder Max krank war, konnte ich es mir immer gut einteilen. Mein Job gab mir vor allem in schweren Zeiten Sicherheit und das Verständnis meines Teams gab mir zusätzlich Kraft.
Was möchten Sie Ihren Kolleg:innen mitgeben?
Mittlerweile hat Max Epilepsie bekommen und startet wieder in einer Tagesstätte. Die Erfahrungen in den letzten Jahren haben Max und mich stark gemacht. Wir haben uns vorgenommen, dass wir uns nicht unterkriegen lassen und das Beste aus jeder Situation machen!
Es ist wichtig, auf sein Gefühl zu vertrauen und wenn man eine Entscheidung getroffen hat, sich nicht davon abhalten zu lassen. Das gelingt natürlich nur, wenn man Rückhalt hat. Ich war in all meinen Entscheidungen auf mich alleine gestellt, aber ich hatte Unterstützung durch meine Mutter, meine Tochter und durch meine großartigen Freund:innen und Kolleg:innen.
Und zuletzt: Man darf sich durch ein „Nein“ von Behörden oder sonstigen Institutionen nicht einschüchtern lassen, denn wo es keine Lösung gibt, muss man kreativ sein und eine schaffen!