Wirtschaftsstandort Österreich, Digitalisierung und ESG im Fokus der Treasury & Finance Convention
19.09.2024
Bei der Treasury & Finance Convention beleuchteten Erste Bank und Sparkasse gemeinsam mit Unternehmen unterschiedlicher Branchen die Themen Digitalisierung und ESG und warfen einen Blick auf den Wirtschaftsstandort Österreich.
Die vergangenen Jahre waren herausfordernd für Österreichs Unternehmer:innen. Auch wenn sich die Wirtschaftslage Schritt für Schritt bessert, verbleiben viele Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Um die 450 Unternehmer:innen und Finanzverantwortliche trafen sich kürzlich in Schladming, um bei der zweiten Auflage der Treasury & Finance Convention die neuesten Trends und Entwicklungen der Finanzbranche, die aktuelle Wirtschaftslage sowie zukünftige Herausforderungen zu diskutieren.
Vertrauen in Österreich und den europäischen Wirtschaftsraum
In seiner Keynote bei der #glaubandich Austria Night beschäftigte sich Ingo Bleier, Vorstand der Erste Group verantwortlich für Unternehmenskunden und die Finanzmärkte, mit dem Investitionsappetit in Österreich, der trotz sinkender Zinsen auf einem verhältnismäßig niedrigen Niveau verbleibt. „Österreich bietet viele Vorteile, angefangen bei einer ausgezeichneten Infrastruktur, einem guten Energiemix und insbesondere einer sehr guten Forschungs- und Entwicklungsquote im
Erste Group Vorstand Ingo Bleier: „In diesem großen Europäischen Binnenmarkt gibt es eine Vielzahl an Perspektiven. Wir sollten sie gemeinsam nutzen.”
europäischen Durchschnitt“, betonte Bleier und verwies auf das hohe Potential des europäischen Wirtschaftsraums: „In diesem großen Europäischen Binnenmarkt gibt es eine Vielzahl an Perspektiven. Wir sollten sie gemeinsam nutzen.”
Die Top-Prioritäten der CFOs
Beim CFO-Talk diskutierten führende, heimische CFOs zusammen mit Vertreter:innen der Finanzbranche welche Themen für Finanzverantwortliche in den kommenden fünf Jahren im Fokus stehen werden. Insbesondere die Herausforderungen rund um die Digitalisierung und ESG wurden eingehend diskutiert, sowie der mit diesen Themen einhergehende Wandel der CFO-Rolle.
Sowohl bei ESG als auch der Digitalisierung waren sich die Diskutant:innen einig: die Herausforderungen im Kontext dieser beiden Themen werden Unternehmen weiterhin in Atem halten. „Nachhaltigkeit und ESG sind gekommen, um zu bleiben“, betonte Manuela Waldner, CFO der ÖBB, und ergänzte: „Um die Mobilitätswende zu schaffen, planen wir unter anderem eine Verdopplung der Schiene bis 2040. Ein riesiges Unterfangen, das nur gemeinsam bewältigt werden kann.“ Die Mobilitätswende und der Druck zur Dekarbonisierung wurde von allen CFOs als ein zentraler Treiber für die Anpassung von Produkten, Prozessen und auch Finanzierungsstrukturen gesehen. Banken agieren im Bereich ESG vor allem als Sparring Partner: „Erste Bank und Sparkasse ist Partner auf Augenhöhe. Wir müssen die Geschäftsmodelle unserer Kund:innen verstehen, damit wir diesen Wandel gemeinsam meistern können“, erklärt Manuel Molnar, Vertriebsvorstand der Sparkasse Oberösterreich.
Im Bereich der Digitalisierung werden trotz der hohen Komplexität vor allem Chancen gesehen: „Die Digitalisierung ermöglicht eine noch bessere Steuerung des Unternehmens. Das bedeutet jedoch auch, dass wir im Finanzbereich neue Fähigkeiten und Qualifikationen brauchen. Daten sind das neue Gold und wir brauchen Analyst:innen, die diese interpretieren können“, beschreibt Michael Juen, Managing Director von Schwabe, Ley & Greiner, den Wandel. Als zentrale Gefahr stuften die Diskutant:innen die Vernachlässigung der Cybersicherheit ein: „Mit Entwicklungen rund um KI und Automatisierung werden wir signifikant die Effizienz steigern und Komplexität reduzieren. Der Sicherheitsaspekt darf aber dabei auf keinen Fall vernachlässigt werden.“ Auch Hans Unterdorfer, Firmenkundenvorstand der Erste Bank Oesterreich, betonte die hohe Bedeutung der Risikoabsicherung: „Wir sehen in vielen Branchen, dass das Thema Cybersicherheit an Relevanz gewinnt. Daher bieten wir mit George Business nicht nur eine optimale Plattform für alle Transaktionen, sondern auch eine besonders sichere Umgebung für die täglichen Finanzgeschäfte von Unternehmen an. “
Künstliche Intelligenz im Fokus
Ein Thema, das sich bei der Treasury & Finance Convention mehrfach fand war Künstliche Intelligenz (KI) und die Frage wie dessen Weiterentwicklung die Finanzindustrie und andere Branchen beeinflussen wird. „KI- Anwendungen können viele Kundenberührungspunkte verbessern. Wir reden hier nicht mehr von einfachen Chatbots, die vorgefertigten Entscheidungsbäumen folgen, sondern von Modellen, die vollständige Konversationen führen können“, erklärte Isabella Frey, Managing Director beim George Labs der Erste Group. Um dieses Potential zu nutzen, gilt es für Unternehmen sehr flexibel zu agieren und frühzeitig die richtigen Qualifikationen im
Unternehmen aufzubauen. „Unternehmen müssen jetzt darauf achten eine gute Datenbasis zu schaffen, denn die Qualität dieser Modelle wird am Ende des Tages von der zugrundeliegenden Datenqualität bestimmt.“
Als nicht zu übersehende Herausforderung sind insbesondere die rechtlichen Rahmenbedingungen zu sehen. „Das KI-Gesetz (AI-Act) steht vor der Tür und seine ersten Vorschriften werden im Februar 2025 in Kraft treten, und ab Mitte 2025 könnten die ersten Bußgelder zum Tragen kommen. Unternehmen, die mit Künstlicher Intelligenz und Large Language Models arbeiten, sollten rechtzeitig ihre Modelle auf ihre potenziellen rechtlichen Auswirkungen bewerten“, betonte Merve Taner, AI-Rechtsexpertin bei der Erste Group.
Effizientes Liquiditätsmanagement
Im Fokus aller Finanzverantwortlicher, insbesondere in herausfordernden Zeiten, ist das Thema Liquiditätsmanagement. Im Workshop mit der Erste Group Intermarket wurde die hohe Relevanz von effizienter Liquiditätsplanung diskutiert, sowie ein nicht zu unterschätzendes Werkzeug, um die Liquiditätssituation zu verbessern: die effiziente Nutzung von Skonto. „Mit Erste Confirming bietet die Intermarket Bank AG eine Plattform, die sowohl die Liquiditätslage von Lieferanten als auch von den Unternehmen selbst verbessert. Zahlungen werden zeitlich optimiert, Skontovorteile einfach genutzt und Kapital für zukunftsgerichtete Investitionen frei gemacht“, erklärte Christina Mayer, Vorstand der Intermarket Bank AG. Praktische Einblicke lieferte Gabriele Assenti, Treasury Managerin bei der Palfinger AG: „Zahlungen werden zeitlich optimiert, um Skontovorteile optimal zu nutzen. Gleichzeitig schaffen wir auch Vorteile für Lieferanten, die Ihre Zahlungen frühzeitig erhalten.“
Nachhaltige Logistik als Praxisbeispiel
Auch wenn das Thema ESG in aller Munde liegt, in der Praxis zeigen sich im Detail noch Schwierigkeiten bei der Umsetzung. „Die Logistikbranche zieht noch nicht ganz mit. Der LKW-Transport über die Straße ist nach wie vor zu günstig und der dabei entstehend CO2 Ausstoß noch nicht wirklich im Fokus“, betont Franz Blum, Geschäftsführer von Vega International Car-Transport. Das Unternehmen hat das fehlende Bindeglied für LKW zwischen Straße und Schiene geschaffen. Mit dem roadrailLink transportiert Vega mittlerweile bis zu 1000 LKW und Anhänger pro Woche über verschiedenste Bahnlinien in Europa und sparen dabei bis zu 500 Tonnen CO2 pro Woche. „Vega macht eines klar erkennbar: Der grüne Wandel bietet eine Vielzahl an Chancen. Als Bank sehen wir es als unsere Aufgabe unsere Unternehmenskunden bei ihrer grünen Transformation zu unterstützen und gemeinsam die Chancen des grünen Wandels zu realisieren“, beschreibt Markus Sattel, Vorstandsdirektor der Salzburger Sparkasse, die Rolle der Banken in diesem Wandel.