28.01.2025
Vorsorgestudie Vorarlberg 2025:
Wie die Vorarlberger:innen ihre finanzielle Situation im Alter einschätzen
Mag. Sonja Brandtmayer (Generaldirektor-Stellvertreterin der Wiener Städtischen) und Mag. Martin Jäger, MBA (Sprecher der Vorarlberger Sparkassen)
- Bedeutung privater Altersvorsorge im Ländle weiterhin auf sehr hohem Niveau
- Österreichweit 250 Euro im Monat für private Vorsorge – 302 Euro wären machbar
- 7 von 10 Vorarlberg:innen glauben, dass staatliche Pension nicht ausreichend hoch ist
- 48 Prozent in Vorarlberg mit staatlichem Pensionssystem zufrieden
Die Vorsorgestudie 2025 im Auftrag von Erste Bank, Sparkassen und Wiener Städtische zeigt einen zunehmenden Zuspruch der Bevölkerung bei privater finanzieller Vorsorge. Dass dabei die auch aktuelle wirtschaftliche Situation sowie die unsichere geopolitische Lage, eine gewisse Rolle spielt, ist nicht von der Hand zu weisen.
Befragt man die Vorarlberger:innen, ob sich die wirtschaftlichen Verhältnisse und die Lebensqualität in den kommenden Monaten eher verbessern oder verschlechtern werden, dann erwarten 59 Prozent eine Verschlechterung, 37 Prozent ein Gleichbleiben der Situation und 5 Prozent eine Verbesserung. „Wenig verwunderlich also, dass in diesem Umfeld die private finanzielle Vorsorge mehr und mehr an Wichtigkeit gewinnt. So sagen 91 Prozent der Befragten in Vorarlberg (86 % österreichweit), dass die Bedeutung einer privaten Vorsorge für sie persönlich ‚sehr hoch‘ beziehungsweise ‚hoch‘ ist“, erläutert Sonja Brandtmayer, Generaldirektor-Stellvertreterin der Wiener Städtischen, die aktuelle Situation.
Vorsorge braucht mehrere Säulen
Was die Zufriedenheit der Vorarlberger:innen mit dem staatlichen Pensionssystem anbelangt, scheiden sich die Geister: 48 Prozent sind damit „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“. Gleichzeitig zeigen sich fast ebenso viele (46 %) „eher nicht zufrieden“ oder „überhaupt nicht zufrieden“. „7 von 10 Befragte gehen davon aus, im Alter keine ausreichend hohe staatliche Pension zu bekommen und fragen sich, ob sie sich den gewünschten Lebensstandard im Ruhestand werden leisten können“, sagt Martin Jäger, Sprecher der Vorarlberger Sparkassen: „Es gilt deshalb, aktiv Versorgungslücken oder gar Altersarmut vorzubeugen. Wir sprechen deshalb die Bedeutung frühzeitiger privater Vorsorge in unserer Beratungsarbeit verstärkt an.“
Um Bescheid zu wissen, wie es um die eigene finanzielle Situation im Alter einmal bestellt sein wird, gibt es seit dem Jahr 2005 für alle nach dem 1. Jänner 1955 geborenen Österreicher:innen das persönliche Pensionskonto samt Pensionskontorechner. Danach befragt, gibt rund die Hälfte (48 %) in Vorarlberg an, den aktuellen Stand des Pensionskontos zu kennen. Gerade einmal jede:r Zweite (51 %) davon ist auch damit „sehr zufrieden“ oder „eher zufrieden“. „Unzufrieden“ zeigen sich 47 Prozent.
Finanzielle Vorsorge unverzichtbar
Befragt nach ihren Vorsorgemotiven nennen 66 Prozent eventuelle Schicksalsschläge. 54 Prozent wollen sich nicht mehr ausschließlich auf die staatlichen Systeme verlassen. 46 Prozent geben an privat vorzusorgen, um Familie, Partner:in oder Kinder abzusichern. Sechs von zehn Befragte (59 %) gehen gar davon aus, später in der Pension weiter arbeiten zu müssen, um sich ihren Lebensstandard leisten zu können. „Hier zeigen die zuletzt stärker werdenden Diskussionen über die Finanzierbarkeit des staatlichen Pensionssystems Wirkung. Der Umstand, dass bereits heute jeder vierte Steuer-Euro in die Stützung der öffentlichen Pensionen fließt, verunsichert auch viele Menschen in Vorarlberg“, so Brandtmayer. Befragt, wie man einer möglichen Altersarmut gegensteuern könnte, sprechen sich 91 Prozent der Vorarlberger:innen (83 % österreichweit) dafür aus, bereits in jungen Jahren mit einer ergänzenden privaten Vorsorge zu starten.
Vorsorgebetrag weiter hoch – Klassiker gefragt
„Dass die Österreicher:innen bereit sind, etwas mehr als im Vorjahr, nämlich 250 Euro, in ihre private Pensions- und Gesundheitsvorsorge zu investieren, ist sehr deshalb sehr begrüßenswert“, so Jäger. Auch wenn der Betrag, den Frauen monatlich zur Seite legen, zuletzt von 170 auf 192 Euro gestiegen ist, investieren Männer mit 299 Euro pro Monat im Schnitt signifikant mehr. Befragt nach dem maximal vorstellbaren Vorsorgebetrag nennen die Befragten im Schnitt 302 Euro im Monat.
Vorarlberger:innen nutzen als Vorsorgeinstrumente auch 2024 die bewähren Anlage-Klassiker: Das Sparbuch bzw. die Sparkarte (55 %), Lebensversicherung und Wertpapiere (jeweils 35 %) und der Bausparvertrag (28 %). Es folgen Fondssparpläne, Immobilien und Gold und Edelmetalle. Aber auch an den neuen, von der Politik diskutierten Ansätzen, besteht Interesse: Ein „Vorsorgedepot“, bei dem die erzielten Gewinne nach einer bestimmten (Mindest-)Behaltefrist steuerfrei für die private Altersvorsorge zur Verfügung stehen sollen, wäre für 58 Prozent in Vorarlberg sehr interessant – 39 Prozent würden es auch nutzen, falls dies von der Politik beschlossen würde.
Zur Studie: Erste Bank, Sparkassen und Wiener Städtische beauftragten das Marktforschungsinstitut IMAS mit einer Online-Befragung rund um das Thema der privaten Altersvorsorge. Ende 2024 beantworteten 1.000 Personen zwischen 16 und 65 Jahren Fragen rund um ihre Vorsorgestrategien in turbulenten Zeiten, ihr konkretes Spar- und Vorsorgeverhalten, die Einschätzung ihrer finanziellen Situation im Alter sowie ihren Erwartungen für die Zukunft. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die österreichische Bevölkerung im Alter von 16 bis 65 Jahren.