10.02.2023
Privatstiftung Dornbirner Sparkasse präsentiert Jubiläumsfonds-Preisträger:innen
Dipl.-Vw. Andrea Kaufmann, Vorsitzende des Stiftungsvorstandes der Privatstiftung Dornbirner Sparkasse, mit Harald Giesinger, Vorstandsvorsitzender der Dornbirner Sparkasse und Mag. Roland Jörg, Kulturamtsleiter Stadt Dornbirn und Sprecher der Fachjury
Mit dem Jubiläumsfonds unterstützt die Dornbirner Sparkasse Bank AG seit 30 Jahren zeitgenössische Vorarlberger Künstlerinnen und Künstler. 2022 stellte die Privatstiftung Dornbirner Sparkasse, die zwischenzeitlich den Jubiläumsfonds übernommen hat, insgesamt 42.500 Euro für den Ankauf bildender Kunstwerke zur Verfügung. Im Rahmen der Stiftungsgala wurden gestern die Preisträgerinnen und Preisträger geehrt. Eine, eigens für diesen Abend aufgebaute Ausstellung präsentierte die angekauften Kunstwerke erstmals öffentlich. Andrea Kaufmann, Stiftungsvorständin und Dornbirner Bürgermeisterin, zeigte sich davon begeistert: „Wir sind beeindruckt von der Vielfalt und dem kreativen Reichtum der Vorarlberger Kunstszene und hatten sprichwörtlich die ‚Qual der Wahl‘. Die ausgewählten Kunstwerke repräsentieren einen breiten Querschnitt durch das zeitgenössische Kunstschaffen und bereichern die bereits bestehende Sammlung außerordentlich. Wir gratulieren den Preisträgerinnen und Preisträger herzlich.“
Auswahlverfahren und Preisträger:innen
Die Auswahl der Kunstwerke erfolgte auch 2022 in einem mehrstufigen Verfahren. Zwischen Juni und September nutzen rund 130 Kunstschaffende aus Vorarlberg die Gelegenheit und reichten mehr als 300 Kunstwerke zum Ankauf ein. Eine Expertenjury, bestehend aus Susanne Fink vom Amt der Vorarlberger Landesregierung/Abteilung Kultur, Thomas Häusle, Leiter Kunstraum Dornbirn, Roland Jörg, Kulturamtsleiter der Stadt Dornbirn, und Petra Zudrell, Leiterin des Dornbirner Stadtmuseums, unterstützte die Privatstiftung bei der Auswahl. Zum Zuge kamen folgende elf Kunstschaffende:
Linus Barta (Jg. 1987) ist bildender Künstler und Komponist, der in Bregenz und Wien lebt und arbeitet. Sein beinahe monochromes Werk „LB 3172“ (Öl auf Leinwand, 160 x 160 cm, 2022) entwickelt durch Duktus und Pinselführung eine beeindruckende malerische Kraft und Sogwirkung. Beim Betrachten verliert sich der Blick in expressiven farblichen Übergängen und Erhöhungen und löst sich auf in Zeit und Raum.
Astrid Bechtold-Fox (Jg. 1969) lebt und arbeitet ebenfalls in Vorarlberg und Wien. Ihre fotografische Arbeit „Introspective Landscape (Rose)” (Fine Art Print auf Hahnemühle Photo Rag, 100 x 120 cm, 2022) spielt mit Distanz und Unschärfe und wirkt wie eine entrückte Traumsequenz. Obwohl die Künstlerin analog fotografierte Blüten als Ausgangspunkt verwendet, entstehen sanfte Farbverläufe und zarte Übergänge, die jegliche Art von Gegenständlichkeit auflösen.
Doris Fend (Jg. 1966), bildende Künstlerin und Restauratorin mit Wohnsitzen in Vorarlberg und Wien, besticht mit ihrer vierteiligen Arbeit mit dem Titel „into the blue“ (Farbstiftzeichnung/Delfter Blau auf BFK-Rives Büttenpapier, 4 / 28 x 28 cm, 2021) durch die Kombination von grafischen und flächenhaften Elementen. Die gekonnte zeichnerische Ausführung erzeugt ein intensives und spannungsvolle Wechselspiel von Farbe und Weißraum.
Gabriele Fulterer (Jg. 1967), aufgewachsen in Vorarlberg, arbeitet seit 2007 mit Christine Scherrer (Jg. 1967) als Künstlerinnen-Duo zusammen. Das 2022 entstandene Diptychon ohne Titel (Holzrahmen, Acrylfarbe, Kunstleder, Metall-Ösen, 2 / 70 x 50 cm) aus der Serie „Studs“ interpretiert auf extravagante Weise Farb- und Materialkonstellationen. Die Funktionalität des Spannrahmens wird wörtlich genommen und zum mitbestimmenden Teil des Werks. Er trägt Farben und Formen und gibt den weiteren Bildelementen Funktion und Halt. Die Arbeiten beeindrucken in ihrer Reduktion und Präzision.
Elsbeth Gisinger-Fessler (Jg. 1958) lebt und arbeitet in Lauterach. Ihr skulpturales Wandobjekt „10:30:54 – 10:30:57“ spielt und bricht mit unserer erlernten Wahrnehmung von Gegenständlichkeit, Funktionalität und Materialität. Der Titel der Serie verweist auf die definitorische Dauer von 3 Sekunden eines Augenblicks. Die Härte der Materialien wird durch die fließende Gestalt spannungsvoll konterkariert.
Der in Vorarlberg aufgewachsene, österreichisch-kroatische Künstler Drago Persic (Jg. 1981) malt in technischer Perfektion Stoffe in klassischem Faltenwurf. Die zwei Arbeiten „Neapelgelb“ und „Ultramaringrün“ (Öl, Acryl auf Leinwand, 2 / 39 x 25 cm, 2018 - 2021) sind exemplarisch für eine umfangreiche analytische Werkserie „Ultramarin“, die den auf Pigmenten basierenden Farbraum vor dem Hintergrund unterschiedlicher farblicher Inszenierungen durchdekliniert.
Die 1985 in Bregenz geborene Künstlerin Selina Reiterer erzeugt in den 2018 entstandenen Werken „4“, „6“, „8“ und „11“ aus der Serie „spheres“ (Digitaldruck auf Baumwolle und Polyesterfeingewebe, 4 / 33 x 40 cm) durch die Überlagerung zweier unterschiedlicher bedruckter Textilien einen faszinierenden Moiré-Effekt. Zusätzlich führt die leichte Versetzung der überlagerten Motive zu einer auratischen farbintensiven Tiefenwirkung.
Der Deutsch-Österreicher Marco Spitzar (Jg. 1964) lebt und arbeitet seit den 1970er Jahren in Vorarlberg. Die kleinformatige Arbeit „Medizinflasche“ aus der Serie „Black Tears“ (Buntstift mit UHU auf schwarzem Karton in Leinenoptik, 30 x 40 cm, 2022) repräsentiert die charakteristische und einzigartige Technik des Künstlers, die auf der figurativ-zeichnerischen Verwendung von Flüssigklebstoff auf unterschiedlichen Bildträgern basiert. Die Verhärtung der Flüssigkeit führt zu außergewöhnlichen haptischen, visuellen und ästhetischen Effekten.
Die dänische Künstlerin Ronja Svaneborg (Jg. 1985) lebt und arbeitet seit 2018 im Bregenzerwald. Ihre vierteilige Wandarbeit „FARAWAY IN TIME, SPACE OR SENTIMENT (wall edition)“ aus dem Jahr 2021 (Inkjet Druck auf Packpapier, unterschiedliche Formate) interpretiert neu und originell historische Dioramen, wie sie vorwiegend in naturkundlichen Museen nach wie vor Verwendung finden. Ausgangspunkt für die Arbeit sind Fotografien arrangierter Szenen aus ihrem familiären Umfeld, die auf unregelmäßige gefaltete Packpapiersäcke gedruckt sind. Dadurch entsteht ein interessanter, dreidimensionaler Effekt.
Die 1993 in Lustenau geborene Künstlerin Klara Vith entwickelt mit der Arbeit „There Is A Violence To Such Emptiness“ (Knüpftechnik, 80 x 60 cm, 2022) ein doppelbödiges Spiel mit Erinnerungsräumen und heimatlichen Versatzstücken. Die Dissonanz zwischen Material, Technik und künstlerischem Inhalt erzeugt einen starken ironischen Spannungsbogen.
Kunst als Bestandteil des täglichen Lebens
„Unser Jubiläumsfonds stellt die Förderung heimischer Kunstschaffender im Vordergrund und nicht den gezielten Aufbau einer Sammlung. Seit seiner Gründung 1992 hat der Jubiläumsfonds Mitteln in der Höhe von mehr als 240.000 Euro zur Verfügung gestellt. Um dem auch für Künstlerinnen und Künstler aktuell schwierigen wirtschaftlichen Umfeld Rechnung zu tragen, hat die Privatstiftung Dornbirner Sparkasse das Ankaufsbudget 2022 sogar noch aufgestockt“, ergänzt Harald Giesinger, Stiftungsvorstand und Vorstandsvorsitzender der Dornbirner Sparkasse. Die, durch die aktuellen Ankäufe erweiterte Jubiläumsfonds-Kunstsammlung ist permanent in den Räumlichkeiten der Dornbirner Sparkasse ausgestellt.
Die Privatstiftung Dornbirner Sparkasse, die 2019 ins Leben gerufen wurde, verwaltet nicht nur die Aktien der Dornbirner Sparkasse Bank AG, sondern versteht sich darüber hinaus als Impulsgeberin für die Weiterentwicklung der regionalen und gesellschaftspolitischen Infrastruktur.
v.l.n.r.: Harald Giesinger, Vorstandsvorsitzender Dornbirner Sparkasse, Dipl.-Vw. Andrea Kaufmann, Vorsitzende des Stiftungsvorstands der Privatstiftung Dornbirner Sparkasse, mit den Preisträger:innen des Jubiläumsfonds 2022 Drago Persic, Elsbeth Gisinger-Fessler. Astrid Bechtold-Fox, Marco Spitzar, Gabriele Fulterer, Christine Scherrer, Ronja Svaneborg, Klara Vith und Linus Barta (vorne)
Linus Barta: „LB 3172“ (Öl auf Leinwand, 160 x 160 cm, 2022)
Astrid Bechtold-Fox: „Introspective Landscape (Rose)” (Fine Art Print auf Hahnemühle Photo Rag, 100 x 120 cm, 2022)
Gabriele Fulterer & Christine Scherrer: Diptychon ohne Titel (Holzrahmen, Acrylfarbe, Kunstleder, Metall-Ösen, 2 / 70 x 50 cm) aus der Serie „Studs“
Elsbeth Gisinger-Fessler: „10:30:54 – 10:30:57“ aus der Serie "3 Sekunden Augenblick"
Drago Persic: „Neapelgelb“ und „Ultramaringrün“ (Öl, Acryl auf Leinwand, 2 / 39 x 25 cm, 2018 - 2021) aus der Serie „Ultramarin“
Marco Spitzar: „Medizinflasche“ aus der Serie „Black Tears“
Ronja Svaneborg: „FARAWAY IN TIME, SPACE OR SENTIMENT (wall edition)“ (Inkjet Druck auf Packpapier, unterschiedliche Formate, 2021)
Klara Vith: „There Is A Violence To Such Emptiness“ (Knüpftechnik, 80 x 60 cm, 2022)