KMU-Studie: Vorarlberger Wirtschaft innovationsstark und optimistisch 

Im Ländle scheint man das Rezept zum Erfolg genau zu kennen: Eine aktuelle IMAS-Umfrage im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen ergab, dass 94 % der Klein- und Mittelbetriebe im Ländle  ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als absolut wichtigsten Erfolgsfaktor sehen. Die KMUs sind überzeugt, dass sie vor allem mit exzellent qualifiziertem Personal, Innovationsstärke (70 %), Digitalisierungs-Know-how (64 %) und Kostenführerschaft (63 %) im Wettbewerb bestehen können. Der Erfolg gibt ihnen Recht, denn immerhin konnte die Vorarlberger Wirtschaft 2016 zum fünften Mal in Folge überdurchschnittlich wachsen. Dabei ist für drei Viertel der Befragten (73 %) das Marktumfeld schwieriger geworden.

„Um wettbewerbsfähig bleiben zu können, wollen KMUs vor allem in Digitalisierung und Innovationen investieren“, so Werner Böhler, Sprecher der Vorarlberger Sparkassen: „So haben Erste Bank und Sparkassen im ersten Halbjahr 2017 bereits 5,4 Milliarden Euro an neuen Krediten an Firmenkunden vergeben, das ist gut ein Viertel mehr als im Jahr zuvor.“ Konkret plant in Vorarlberg derzeit ein Drittel der befragten Unternehmen eine Finanzierung in Anspruch zu nehmen – deutlich mehr als im Österreich-Schnitt (26 %). Dabei ist für 81 % der traditionelle Bankkredit nach wie vor die vorrangige Option. Rund zwei Drittel der Befragten halten den geförderten Kredit für geeignet, 50 % können sich eine Leasing-Finanzierung vorstellen und 50 % wollen sich über das Eigenkapital finanzieren.

Innovation ist Wachstumstreiber
Die Umfrage zeigt, dass der Begriff „Innovation“ für die Klein- und Mittelbetriebe unterschiedliche Bedeutungen hat. 37 % der Befragten verstehen darunter die laufende Produktentwicklung. 15 % bringen damit Effizienzsteigerung und 11 % Innovation mit neuen Technologien in Verbindung. Bei der Einschätzung der eigenen Innovationskraft im Vergleich zu anderen in der Branche schätzt sich mehr als jedes dritte Vorarlberger KMU (37 %) stärker ein als die Konkurrenz. Die Hälfte registriert, dass die Geschwindigkeit von Innovationen in ihrer Branche in den letzten zehn Jahren deutlich zugenommen hat.

Offensichtlich ist für viele Unternehmen (62 %) auch der Zusammenhang zwischen Innovation und Digitalisierung. Rund ein Viertel der Vorarlberger KMUs (27 %) beurteilt den eigenen Digitalisierungsgrad stärker ausgeprägt als in der Branche. Immerhin die Hälfte sieht sich in punkto Digitalisierung im Branchenschnitt. Wird Nachholbedarf geortet, so vor allem im Bereich des Rechnungswesens (88 %) und im Einkauf (75 %). Schließlich soll Digitalisierung in erster Linie Effizienzsteigerung (88 %) bringen. Aber auch Kostenreduktion (68 %) und das Erschließen neuer Märkte (66 %) stehen im Fokus von Digitalisierungsprojekten. Nur 15 % der befragten Unternehmen zielen damit konkret auf Personaleinsparungen ab. Überwiegend (65 %) herrscht in Vorarlberg die Meinung vor, dass die Digitalisierung gleich viele Arbeitsplätze vernichten wie schaffen wird.

„Wer wissen möchte, wie er den Innovationsgrad seines Unternehmens einschätzen kann, dem steht online unser „Innovations-Check“ zur Verfügung. Er gibt Aufschluss über die aktuelle Agilität und die Ausschöpfung des Potenzials in der Zukunft“, erklärt Böhler. Das Tool wurde gemeinsam mit erfahrenen Unternehmensberatern entwickelt und zeigt nicht nur wie innovationsfreudig ein Unternehmen ist, sondern gibt auch Umsetzungs-Tipps sowie Links und Buch-Empfehlungen zum Thema. Es soll den KMUs vor allem als Arbeitspapier dienen, um Schwachpunkte im Unternehmen zu schließen und Fortschritt voranzutreiben.

Förderungs-Know-how gefragt
Obwohl ein geförderter Kredit Platz zwei im Ranking der geeigneten Finanzierungsformen einnimmt, kennt sich nur rund die Hälfte der KMUs mit Unterstützungen von Investitionen durch den Bund, das Land oder die EU aus. Dabei ist dieses Wissen besonders für junge innovative Unternehmen mit guten Ideen aber wenig Sicherheiten wesentlich. Denn für diese Zielgruppe kann das Finden von Finanzierungspartnern zur Herausforderung werden. „In diesen Fällen erweisen sich die Garantieinstrumente der aws, der Austria Wirtschaftsservice GmbH, als besonders wirksam und treffsicher“, unterstreicht Werner Böhler. So können KMUs mit weniger als 500 Beschäftigten ihre Investitionen oder Betriebsmittel im Rahmen eines EU-Programms „InnovFin“ mit aws-Garantieübernahmen von bis zu 80 % günstig finanzieren. Böhler: „Dadurch erhalten die Unternehmen einen Preisvorteil von rund 30 Prozent.“ InnovFin gilt für Kredite bis zu 9,375 Millionen Euro, wenn diese der Herstellung oder Entwicklung von innovativen Produkten, Prozessen oder Dienstleistungen mit hohem technischem oder industriellem Risiko dienen.

Mit dem Fördercheck der Sparkassen kann man als Unternehmer online leicht herausfinden, ob für das eigene Unternehmen eine Förderung in Frage kommt. Ebenfalls hilfreich für eine rasche Übersicht über die österreichischen Forschungs- und Wirtschaftsförderungen ist der Förderpilot.

12 % der Vorarlberger KMUs beklagen sich in der Umfrage, dass sie in der Vergangenheit Innovationsvorhaben nicht umsetzen konnten, weil sie von ihrer Bank keine Finanzierung bekommen haben. „Bei Kreditvergaben spielen viele Faktoren wie beispielsweise die strengen Auflagen, die regulatorischen Hürden aber auch die Projektqualität zusammen. Aber unsere Türen stehen für alle offen, die mit ihren Investitionsvorhaben überzeugen können“, betont der Sprecher der Vorarlberger Sparkassen. 

Zur Umfrage: Erste Bank und Sparkassen beauftragten das Meinungsforschungsinstitut IMAS für eine KMU-Umfrage. In der Zeit vom 6.4. bis 25.4.2017 wurden  Klein- und Mittelbetriebe zum wirtschaftlichem Umfeld, Innovation und Digitalisierung befragt. Insgesamt wurden 900 Interviews mit KMUs in ganz Österreich durchgeführt (2 bis 50 Mio. Euro Jahresumsatz). Befragt wurden in erster Linie die Geschäftsführer (ansonsten kaufmännische Direktoren oder Finanzchefs). Pro Bundesland wurden 100 Firmen befragt, um eine getrennte Auswertung zu ermöglichen. Für die Insgesamt-Betrachtung erfolgte eine Gewichtung der Bundesländer auf ihr repräsentatives Niveau.

 

Research Report Österreich

Die Österreichische Wirtschaft zeigte während den ersten zwei Quartale 2017 das höchste Wachstum seit sechs Jahren (Q1: +2,5% j/j bzw. +0,7% q/q; Q2: +2,2% j/j bzw. +0,9% q/q). Die günstige Entwicklung des privaten Konsums, die 2016 der Haupttreiber des Wachstums war, unterstützt die Konjunktur 2017 immer noch, jedoch in einem etwas geringeren Ausmaß. Starke Wachstumsimpulse sind im 1.HJ 2017 auch von den Investitionen und Exporten gekommen. Die Belebung der Konjunktur in wichtigen Absatzmärkten Österreichs (osteuropäische Länder, Eurozone) hebt die Exportdynamik seit Anfang des Jahres. Gleichzeitig hat der Einfluss politischer Risiken in Europa auf das Vertrauen der Investoren und Konsumenten in den letzten Monaten deutlich nachgelassen. Das hat sich deutlich positiv auf Investitionen und den heimischen Konsum ausgewirkt. Analysten der Erste Group erwarten, dass sich die positive Entwicklung der Investitionen und Auslandsnachfrage auch in der zweiten Jahreshälfte 2017 fortsetzen wird. Der private Konsum sollte, trotz des Auslaufens der positiven Impulse der Steuerreform 2016 und steigender Ölpreise bei dieser allgemein hohen Konjunkturdynamik (und damit verbundenem Rückgang der Arbeitslosigkeit) und der Verbesserung des Konsumentenvertrauens, weiter auf solidem Niveau bleiben. Aufgrund der sehr günstigen Entwicklung der Konjunktur haben die Erste Group Analysten die Wirtschaftsprognosen für die nächsten zwei Jahre etwas angehoben. Für das Gesamtjahr 2017 erwarten wir nun ein BIP-Wachstum von +2,3% j/j (Erhöhung von 0,2% gegenüber unserer vorherigen Prognose). In 2018 erwarten wir eine leichte Abkühlung der Konjunktur auf +1,9% j/j (+0,2%).

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