Studie zum Weltfrauentag 2024:

Finanzen zwischen Unabhängigkeit und veralteten
Rollenbildern

Auch nach 113 Jahren hat der Weltfrauentag nichts von seiner Relevanz verloren. Zu groß sind weiterhin die finanziellen Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Aktuell liegt der Gender Pay Gap in Österreich bei 18,8 (Statistik Österreich), in Vorarlberg sogar bei 24,7 Prozent. Noch größer sind die Einkommensunterschiede im Pensionsalter: Österreichs Rentnerinnen verfügen um 41,1 Prozent weniger Einkünfte als Rentner. Welche kurz- aber auch langfristigen Folgen die Einkommensunterschiede das für Österreichs Frauen hat, zeigt eine aktuelle, repräsentative Integral-Studie im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen anlässlich des heurigen Weltfrauentags.

Schon die Frage nach dem monatlich verfügbaren Geld nach Abzug der Fixkosten bestätigt das Phänomen „Einkommensschere“: Liegen die Durchschnittsbeträge bei Männern (758 Euro) und Frauen (725 Euro) bis 30 Jahren noch vergleichsweise eng beieinander, zeigen sich danach bereits massive Unterschiede. Während Frauen zwischen 30 und 49 Jahren durchschnittlich 631 Euro pro Monat frei verfügbar haben, können Männer derselben Altersgruppe mit 996 Euro disponieren. In der Altersgruppe der 50 bis 69-Jährigen wird die Differenz zwar wieder kleiner, bleibt aber dennoch deutlich sichtbar (Männer 839 Euro; Frauen: 617 Euro).

Rollenbilder beim Geld ausgeben
Wenn es ums Geld geht, ist die Rollenverteilung immer noch klassisch: „Ausgaben für den täglichen Bedarf“ (Männer: 4 %; Frauen: 70 %) sowie die „Gelderziehung der Kinder“ (Männer: 10 %; Frauen 43 %) ordnen die Befragten mehrheitlich Frauen zu. Wenn es allerdings um Themen wie „Vorsorge/Veranlagung/Sparen“ (Männer: 33 %; Frauen: 17 %), „Versicherungen“ (Männer: 46 %; Frauen: 11 %) oder „Finanzierung/Kredite“ (Männer: 52 %; Frauen: 5 %) geht, tragen Männer mehrheitlich die Verantwortung.

Mehr Einkommen – mehr Diversifizierungsmöglichkeiten
Österreicherinnen und Österreicher setzen gleichermaßen beim Sparen auf Nummer sicher und greifen deshalb bevorzugt auf Sparkonto (Männer: 61 %; Frauen: 63 %), Bausparvertrag (Männer: 42 %; Frauen: 38 %) und Lebensversicherung (Männer: 40; Frauen: 37 %). Hoch im Kurs bei Männern sind aber auch Fonds (34 %; Frauen: 21 %), Aktien (26 %; Frauen: 8 %) oder Kryptowährungen (11 %; Frauen: 4 %). Darüber hinaus geben 14 Prozent der befragten Frauen an, gar nicht zu sparen - aber nur 8 Prozent der Männer.

Hürde für Pensionsvorsorge
Sorgen bei den unter 30-Jährigen noch mehr Frauen (31 Prozent) als Männer (19 Prozent) mit einer Pensionsvorsorge vor, ändert sich dieses Verhältnis bei den 30- bis 49-Jährigen eklatant. Hier sorgen deutlich mehr Männer (44 Prozent) vor, während die Zahl der Frauen mit 29 Prozent sogar sinkt. Nur 29 Prozent bei den Unter-30-Jährigen und 27 Prozent zwischen 30 und 49 Jahren fühlen sich gut für das Alter abgesichert. Zum Vergleich: Bei den Männern sind es 52, respektive 47 Prozent.

Interesse an Finanzthemen wecken
Durch geschlechtsspezifische Veranlagungsstrategien verstärken sich die Einkommensunterschiede noch mehr. Männer (22 %) erachten Wertpapiere als eher spannend als Frauen (6 %)

Ebenso stimmen signifikant mehr Männer (23 Prozent) der Aussage zu, dass Wertpapiere „alternativlos sind, wenn man sein Geld gewinnbringend anlegen will“, aber nur 8 Prozent der Frauen. Immerhin sind aber – unabhängig vom Geschlecht – acht von in Österreich der Meinung, dass das Ansparen in Wertpapieren schon mit kleinen Beträgen Sinn macht.

Leider zeigen sich Frauen, wenn es um Finanzen als Ganzes geht, auch weniger interessiert (22 %) als Männer (45 %). Dementsprechend weniger gut kennen sich Frauen (13 %; Männer: 35%) bei Finanzthemen aus. Eine Thematik mit langer Geschichte: Die immer noch männerdominierte Finanzbranche hat viele der Inhalte auf Männer ausgerichtet, aber auch die Finanzbildung muss für Frauen leichter zugänglich werden. In der Studie geben nämlich 81 Prozent der Teilnehmerinnen an, persönlichen Kontakt bei der Vermittlung zu bevorzugen (81 %), während Männer sich vorzugsweise auf Websites, in Zeitungen oder Zeitschriften (68 %) informieren.