Nachholbedarf im Land der Häuslebauer

Sparkassen-Wohnstudie Vorarlberg 2021

Das Zuhause spielt im Ländle traditionell eine große Rolle. Diese Tatsache hat die Pandemie nun noch verstärkt: Vier von zehn Vorarlbergerinnen und Vorarlberger (37 %) geben in der aktuellen Wohnstudie von Erste Bank und Sparkassen an, dass für sie der Stellenwert des Wohnens in den letzten Monaten viel wichtiger bzw. wichtiger geworden ist. Grundsätzlich zeigen sich nun 74 Prozent mit ihrer Wohnsituation sehr zufrieden. Vor dem ersten Lockdown waren es noch 70 Prozent. Gleichzeitig träumen aber immer noch viele von den eignen vier Wänden, denn nur 55,9 Prozent[1] in Vorarlberg leben tatsächlich in Wohneigentum. Die Eigentumsquote liegt damit zwar über dem österreichischen Schnitt (48,8 %1), deutlich aber hinter dem Burgenland (68,0 %1) oder gar dem Schnitt der EU-27 (70 %[2]).

Wohneigentum leistet einen wesentlichen Beitrag zur Altersvorsorge. Sobald eine Immobilie schuldenfrei ist, haben Eigentümerinnen und Eigentümer einen viel größeren finanziellen Spielraum. Und der macht sich vor allem im Ruhestand deutlich am Konto bemerkbar. Trotz anhaltend niedrigem Niveau für Kreditzinsen bremsen steigende Immobilienpreise, knappere Budgets durch Corona-Kurzarbeit oder -Arbeitslosigkeit und zuletzt auch Rohstoffpreise auf Rekordhoch die Realisierung von Eigenheimträumen.

Die Fakten1: In einem durchschnittlichen Vorarlberger Haushalt leben 2,3 Personen auf 98,4 Quadratmetern Wohnfläche. Verdienstmäßig liegen Herr und Frau Vorarlberger mit durchschnittlich 2.039 Euro netto pro Monat unter dem Bundesschnitt (2.042 Euro). Und obwohl in einigen ostösterreichischen Bundesländern das Lohnniveau höher liegt (z. B. Niederösterreich: 2.185 Euro), erreichen die Wohnkosten im Ländle Spitzenwerte. So musste man 2020 in Vorarlberg durchschnittlich 9,60 Euro Warmmiete pro Quadratmeter berappen. Etwas mehr ist nur noch in Salzburg zu bezahlen, wo der Quadratmeterpreis bei 9,90 Euro liegt. Wollte man gar eine Eigentumswohnung erwerben, so zahlte man in Vorarlberg 2020 durchschnittlich 332.600 Euro[3] – mehr als in jedem anderen Bundesland.

Wohnbedürfnisse unter der Lupe
Da seit letztem Jahr die Menschen Pandemie-bedingt mehr Zeit als sonst zuhause verbringen, ist die Wohnqualität in den Fokus ihrer Aufmerksamkeit gerückt. Auch wenn der überwiegende Teil der Befragten (70 %) ihre Wohnbedürfnisse zur Gänze erfüllt sieht, wurde – wenn möglich – fleißig neu eingerichtet (23 %), renoviert (22 %), neue Medientechnik installiert (21 %), ausgebaut (11 %) oder gar übersiedelt (5 %). Rund ein Viertel (22 %) wünscht sich aber nach wie vor mehr Platz zum Wohnen. 12 Prozent möchten in Zukunft gerne übersiedeln. Offensichtlich macht auch der Umstand, ob man in Wohneigentum lebt oder nicht, einen Unterschied: So zeigen sich Eigentümerinnen und Eigentümer deutlicher zufrieden als jene, die mieten.

Steigende Wohnkosten für die ältere Generation problematisch
Fragt man die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger, wie sich bei ihnen die Wohnkosten entwickelt haben, geben fast zwei Drittel (59 %) an, nun sehr viel mehr oder mehr für ihren Wohnraum bezahlen zu müssen (Österreich-Schnitt: 67 %). Die Zahl jener Mieterinnen und Mieter in Österreich, die sich die Anschaffung von Wohneigentum vorstellen kann, nimmt allerdings kontinuierlich ab. Im Jahr 2018 lag Wohneigentum noch für rund die Hälfte (49 %) im Bereich des Vorstellbaren. Im Vergleich dazu hegen 2021 nur mehr 39 Prozent den Traum von den eigenen vier Wänden. Ältere Österreicherinnen und Österreicher (60+: 74%), die zur Miete wohnen, können sich Wohneigentum aktuell gar nicht oder nur mit sehr starken Einschränkungen verbunden leisten. Benachteiligt zeigen sich vor allem die Mieterinnen und Mieter am Land (81 %).

Rechtzeitig Wohneigentum ansparen
Es ist ratsam, so früh als möglich auf Wohneigentum umzusteigen. Meist ist der richtige Zeitpunkt dann gekommen, wenn sich die Vorstellungen in Bezug auf die weitere Lebensgestaltung konkretisiert haben und ein geregeltes Einkommen vorhanden ist. Voraussetzung ist allerdings, dass Kreditraten langfristig leistbar bleiben und man über genügend Spielraum im Haushaltsbudget verfügt. Ein Eigenmittelanteil von mindestens 20 Prozent hat sich als solide Basis für einen Kredit erwiesen.

Dass Wohneigentum auf Dauer günstiger als Miete kommen kann, beweist folgendes Rechenbeispiel: Bei einem fiktiven Kaufpreis von 275.000 Euro, einer Gesamtbelastung von 246.605,42 Euro, einem Eigenmittelanteil von 55.000 Euro und einer Verzinsung von 0,95 Prozent p. a. (effektiv 1,1 % p. a.) ließen sich in einem Zeitraum von 30 Jahren Kreditlaufzeit bei monatlichen Mietkosten von 715 Euro rund 50.000 Euro einsparen[4].

[1] Statistik Austria, 2020
[2] Eurostat, 2019
[3] s REAL und Immounited, 2020
[4] Siehe Rechenbeispiel in der Präsentation