Gründerinnen: Selbstbestimmung und Vereinbarkeit mit Familie wichtig

Vorarlberg ist das Land der Unternehmensgründerinnen, denn nirgendwo sonst in Österreich ist der Anteil an Jungunternehmerinnen größer als im Ländle. Für Frauen stehen, wie für Männer, Themen wie „Selbstbestimmung“ und „höherer Verdienst“ als Hauptmotive im Vordergrund (31 %). Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie liegt den Gründerinnen aber häufig mehr am Herzen (23 %) als den Gründern (13 %). Das ergab eine aktuelle Umfrage von IMAS im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen mit 400 Unternehmerinnen und Unternehmern.

Der starke Trend zur Selbständigkeit setzt sich in Österreich weiter fort. 2019 wurden in Österreich 32.386 Unternehmen gegründet, 1.103 davon in Vorarlberg[1]. Mit einem Frauenanteil von 50,4 Prozent1 ist die weibliche Gründerszene im Ländle größer als je zuvor und größer auch als in allen anderen Bundesländern (Österreich-Schnitt: 45,5 %). Oftmals ist für die Jungunternehmerinnen die familiäre Situation Auslöser für den Schritt in die Selbstständigkeit. So gaben 23 Prozent der weiblichen Befragten an, aus familiären Gründen ein Unternehmen auf die Beine gestellt zu haben. Im Vergleich dazu sahen in der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie nur 15 Prozent der Männer einen Gründungsanlass. Für sie ist eher eine prekäre Arbeitssituation ausschlaggebend für eine Unternehmensgründung (45%; Frauen: 31%).

Unterschiedliche Herausforderungen
Auf die Unternehmensgründung scheinen sich beide Geschlechter gleich gut vorzubereiten, sodass 78 Prozent der Frauen und 73 Prozent der Männer das Risiko bei ihrer Unternehmensgründung bzw. -übernahme als eher gering bis sehr gering einstuften. Dass man sich aber in der Gründungsphase mit viel Bürokratie herumschlagen muss, empfinden beide Geschlechter ähnlich unangenehm. Zusätzlich dazu machen Männer die finanziellen Voraussetzungen (31 %) mehr Kopfzerbrechen als Frauen (21 %) – vielleicht auch, weil Gründer doppelt so häufig eine Fremdfinanzierung für die Umsetzung von größeren Business-Ideen benötigen.

Gründerinnen wiederum betrachten fachliches Know-how (15 %) eher als Hürde als Männer (9 %) und wagen sich weniger gern an Technologie und Digitalisierung heran. 44 Prozent der befragten Gründer, aber nur 34 Prozent der Gründerinnen fokussieren bei ihrer Geschäftstätigkeit klar auf Technologie und Digitalisierung. Nicht zuletzt resultiert dieser hohe Unterschied auch aus den unterschiedlichen Branchenschwerpunkten der Geschlechter1: Sind Frauen deutlich stärker im Bereich Gewerbe und Handel vertreten, so engagieren sich Männer deutlich stärker im kostenintensiven IT-Sektor. Das eigene Unternehmen ökologisch auszurichten, ist allerdings für alle Newcomer gleichermaßen wichtig.

Sparkassen-Gründerinitiative
Erste Bank und Sparkassen sind die Bank der Gründerinnen und Gründer in Österreich. „Wir finanzieren täglich rund sechs Neugründungen in Österreich und täglich werden es mehr Frauen, die wir beraten und unterstützen dürfen, berichtet Mag. Martin Jäger, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bregenz. Die Sparkassen verstehen sich darüber hinaus auch als Schnittstelle zu öffentlichen und privaten Förderstellen, Geldgebern sowie externen Beratern und pflegen zahlreiche Kooperationen mit diversen Schulen, Fachhochschulen und Universitäten.

Das steigende Interesse von Frauen an Neugründungen zeigte sich übrigens auch 2019 bei i2b, Österreichs größter Businessplan Initiative. Wurden 2019 beachtliche 1261 Businesspläne eingereicht, so stammten 47 Prozent von Frauen. „Sehr erfreulich ist, dass der Frauenanteil im Finale bei 66 Prozent lag“, erklärt Martin Jäger. „Diesen selbstbewussten Trend des weiblichen Geschlechts wollen wir in Zukunft aktiv unterstützen. Wir sind überzeugt, dass Vielfalt ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor ist, den wir nicht nur in unserem Unternehmen leben. Diversität wird ein wichtiges Kapital für die Zukunft unserer Gesellschaft sein.“


[1] WKO Statistik, 2019

Download der Studie finden sie HIER.